Volltext Seite (XML)
WS»cntt,ch erschein.'» dccj Nummer». Pn>nu»!er^iions prei, 22) Sgr. (^ ^>r.) <1 tl t? r r auf diese» mcctelmhcii», z Lbir. „je 1 II BcN>I.>tt der .Illg. Pc. Siam«, da« ganze Jahr, ohne (>r- Zeitung ii, Berlin in der bi- bunq, in allen Ldtlle» Expedition (Mohren. Straße der Preußischen Monarchie . , Ar. ! '» der Provinz so ' sUr die wie >», Ausland- bei den Wodllobl. Post - Aemtern. Literatur des Auslandes. 132. Berlln, Montag den 19. Dezember 1836. Deutsche Literatur im Auslande. Friedrich von Raumer in England. Wie viele neuere Englische Autoren sind nicht in Deutschland eben so bekannt und hier säst noch mehr genannt, als in ihrem eigene» Vaterlande s Die Leihbibliotheks-Kataloge der kleinsten Märkischen Pro vinzialstadt machen die Namen Walter Scott, Bulwer und Marryat den ehrsamen Blirgcriöchtern dort eben so geläufig, als cs ihnen die Namen Spindler, Tromlitz und Henriette Hanke, geb. Arndt; sind. Nicht so aber ist es umgekehrt mit Deutschen Namen in England, so viel auch immer die Deutsche Literatur im Auslände seit einigen Jahren an Spielraum gewonnen hat. Wenn daher ein solcher Fall "einmal cintritl, verdient er auch wohl einer besonderen Erwähnung. Als Heer Professor von Raumer vor einiger Zeit von der ^uar- tvrl^-lioviun» ans höchst ungastliche Weise verunglimpft wurde, beeilten sich die achtbarsten und gelehrtesten Tories, wie z. B. Sir Robert Inglis, von jeder Theilnahme an diesem Attssallc gegen einen fremden Gelehrten, obgleich er von dem in der öffentlichen Meinung hochge stelltesten Orga» ihrer Partei ansgegangen war, sich loSzusagen. In einigen Englischen Blättern wurde sogar dem Deutschen Autor das Prognostikon gestellt, daß er nunmehr, nachdem er einen fv kolossalen Angriff erfahren habe', erst recht popnkair werden würde. Das Lob allein, meinte man, stelle einen Schriftsteller erst auf einen Fuß hin; komme aber auch noch der Tadel, und zwar ein solcher Tadel hinzu, so stände er aus beiden Füßen, und zwar so fest, daß es einer außerordent lichen Gewalt bedürfe, um ibn umzustoßen. In der Lhat Hai sich diese Vorbersagung auch bestätigt. Jetzt, nachdem in England ein anderes RanmersebcS Werk, und zwar ein solches, das nicht bloß ein vorübergehendes Interesse einstößt, nämlich eine Uebcrsctzung seiner,,Geschichte Europa's seit dem Ende des funf- ztl'ntcn Jahrhunderts"") erschienen ist, jetzt finden wir den Deutschen Historiker, eben so wie cs cinmal im Parlamente von Seiten des Lord Hohn Russell geschah, auch von den Organen aller Parteien als Auto rität angcsuhrl. Der momentane Eindruck, den die Briefe über „Eng land im Jahre lkW" gemacht, konnte allerdings »och siir keinen Be weis von erlangtem Einfluß "gelten, da die Engländer einmal , eben so wie die Nord-Amerikaner, die schwache Seite haben, für Alles empfind lich zu scvn, was rin Ausländer, dessen Name auch bis zu ihnen dringt, über sie drucken läßt. Das Aufsehen, das die „Briefe eines 2«erstor benen" und das Werk des ehemaligen Französischen Ministers, Baron o. Hausse;, in England gemacht, konnte ebenfalls als Beweis einer Empfindlichkeit gelten, die merkwürdiger Weise die eitelste Nation Europa'S nicht mit den Engländern und Nord-Amerikanern gemein hat. Vielleicht findet man aber auch gerade in ihrer Eitelkeit die Frage be antwortet, warum die Franzosen" das Urtheil der Ausländer über ihre gesellschaftlichen und politischen Zustände säst ganz unbeachtet lassen. Die Uebersetzung von Raumcr'S Geschichte Enroxa'S ist eigentlich nur ein Auszug aus derselben, lind zwar so weit sie die Geschichte Englands betrifft, doch sind auch die neuesten Untersuchungen, die der Deutsche Verfasser kürzlich über die Königinnen Elisabeth und Maria Stuart herausgegcbech bereits geliefert. Der Ucbersetzer hat cS für nölhig gehalten, seine Arbeit eine politische Geschichte von England zu nennen"), und zwar zur Unterscheidung von den vielen Special- Geschichten, welche die Briten bereits von ihrem Vaterl-ndc besitzen und die es mehr mit der Erläuterung der Thalsachen, als mit der des Gedankens, der ihnen im Zusammenhänge mit der allgemeinen Bildungs- Geschichte von Europa zum Grunde liegt, zu thun haben. Die Eng länder, die bekanntlich immer noch mit besonderer Vorliebe an der Re- aicrnng ihrer großen Elisabeth hangen, batiken es dem Deutschen Ge schichtsforscher nicht wenig, daß er bei weitem mehr, als ihre eigenen Historiker, die jungfräuliche Königin von manchem Flecken, den Zeit und Tradition ihr angehängt, wieder zu reinigen und sogar ihrem meistens verkannten Verhältnisse zu der unglücklichen Maria Stuart" eine richtigere Feststellung zu geben gewußt hat. Da man es sich in Leipzig hat angelegen seyn lassen, die feindselige Beurlheilung, die Raumer'« Briese übex England in Ler tzuartorl^- Kevio^v gefunden, vollständig z„ übersetzen und als ein besonderes Opus in den Deutschen Buchhandel zu bringen, so scheint es nicht uuange- ') Veivug, BrockhauS Der stillste Band des Deutschen Originals kam tm «or^en Jahre heraus und reicht bis ,um I. IS» **) IMe pvNelcai m-tor- ak kugtanct, Surtuir tbv UN», 17!l. av<t 18tti eeo- turie» »7 t-reUerielc vau »Lumer, kroiessor ok dlilorv in tbe dt»tv«r»ttv oi A,rll» 2 rot» Rialto», L8ZK messen, die Worte hier anzuführen, die ein unparteiisches Englische« Journal, der ^tlas, bei Gelegenheit der jetzt erschienenen „Geschichte von England", gegen jenen Ausfall gerichtet Hal: „Ler Ruf des Geschichtsschreibers der Hohenstaufen", sagt da« ge nannte Blatt, „gewinnt immer festeren Boden in England, und zwar der Diatribc zum Trotz, welche die tznärtnrl^-Roviorv gegen ihn ins Werk setzte. Es möchte hier-wohl am rechten Orte seyn , zugleich zu bemerken, daß die in jener Zeitschrift erschienene Kritik von.Raumer'« früherem Werke den Franzosen und den Deutschen von unserer Gerech tigkeit sowohl als von unserem Geschmacke keinen guten Begriff gege ben hat. Ausländer, die unsere tonangebenden Reviews in der Er wartung lesen, darin einen richtigen Maaßstab für den Stand der öffentlichen Meinung und für den Fortschritt der Literatur zu finden, sehen sich in die Verlegenheit und Unmöglichkeit versetzt, die schreienden Widersprüche, die handgreiflichen Entstellungen und die hämischen Re flexionen, von denen jene verantwortlichen Institute wimmeln, mit un serer Gcrechtigkeitsliebe in Einklang zu bringen. In Dingen, wo es bloß auf die Meinung ankommt, sind bedeutende Verschiedenheiten leicht zu begreifen; wenn jedoch Thalsachen, die jeder Prüfung fähig und zu gänglich sind, durch ein öffentlich ausgesprochenes Urtheil zwei geradezu einander widersprechende Formen erhalten, so muß die Moralität des kritischen Richtcrstuhls allerdings in einem sehr schlechten Lichte erschei nen. Aber nian sollte es aus dem festen Lande so allgemein bekannt machen, als es bereits in England ist, daß unsere vorzüglichsten Reviews — besonders aber dic Hnarkerl^. die einzig und allein von den per sönliche» Animositäten des Herrn Lockhart ihren Impuls erhält — nichts weiter als sklavische Werkzeuge der Partei-Politik sind, welche selbst die Verdienste eines Dichters oder Novellisten herabsetzt, von dem sie glaubt, daß er sich, durch seine Ansichten über öffentliche Angelegen heiten zur entgegengesetzte» Partei Hinneige. Zn solchen Zeitschriften eine ehrliche Kritik suchen, ist ein citeles Beiitühe»; die Regeln de« Geschmacks werden hier den Vorurtheilen der Partei geopfert, und der verdienteste Lorbeer wird durch einen gewissenlosen Kommentator her- unlergeriffcn. Solche augenscheinliche borruption verfehlt jedoch am Ende ihren Zweck; sie offenbart Widersprüche und giebt sich Blößen, dic ihren Einfluß von selbst unlergfaben, und jeder Verständige Heal bald einen unabwchrbaren Argwohn gegen die Kritik, die er sonst wohl als einscheidende Autorität zu"ehren pflegte. Herrn Raumer'« Briefe, welche der Kritiker zu vernichten strebte, sind unmittelbar nach dem extravaganten Ausfälle der Ou.irlaclv ein Gegenstand von popnlairem Interesse geworden. Gerade die Ungerechtigkeit, mit der der Deutsche Gelehrte behandelt wurde, machte die Neugier des Publikums ganz be sonders rege und trug nicht wenig dazu bei, den Absatz des Buche« erst recht bedeutend zu machen." ? Es ist dies gewiß eine glänzende Ehrenerklärung; aber noch größer darf man wohl die Genugtbuung nennen, die für Herrn von Raumer darin liegt, baß er der Erste ist, durch den das Ausland auch mit der neueren Deutschen Geschichtschreibung bekannt wird. Hat man doch hier und da schon in Frankreich und in England den Deutschen das Talent absprechen wollen, überhaupt Geschichte schreiben zu können! z. « Frankreich. George Gand an Giacomo Meyerbecr. (Fortsetzung.) Bei dieser Gelegenheit muß ich Ihnen, Meister, so lang auch meine Betrachtungen schon geworden sind, ein kindisches Erlebniß er zählen, welches zwar nur meine Person betrifft, aber wofür-ich Ihnen immer schon meine Erkenntlichkeit zu bezeugen Willens war. Bor zwei Jahren begab ich mich mitten im Winter auf« Land und brachte dort zwei der traurigsten Monate meine« Lebens zu. Ich batte den Spleen und war in meinen Anfällen nicht sehr fern mehr vom Wahnsinn. Damal« rasten in meinem Herzen alle Furien, alle Dämonen, alle Schlangen, alle zerbrochene und klirrende Kelten Ihre« Hexen - Sabbath«. Wenn diese Krise» nach dem bekannten Verlauf aller Krankheiten sich zu klä ren anfingen, hatte ich ein unfehlbare« Mittel, den Uebergang zu be schleunigen und in wenigen Augenblicken zur Ruhe zu gelangen. Ich brauchte nur meinen Neffen, einen jungen hübschen Menschen, ganz blühend, ganz gekräuselt, ganz ernst, voll sanfter Mönchs-Majestät, mit leidensreier Stirn und mit einer unerschütterlichen Gesundheit begabt, sich an« Klavier setze» zu lassen. Auf ein Zeichen, das er verstand, spielte er die wir so liebe Modulation Alicen« am Fuße de« Kreuze«, die mir