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WöamnllA «Meine» drei Nummern. PrZnumcratlcns- Peels 22j Sgr. l» Tdlr.) olcrcetlgbrllch, 3 Thio. sür das ganze Iabr, odne Ei- bbhuug, in alten Tbeilc» dti PreuSischcn Mon-rwic. Magazin für die Man »ränummrt ans diese« Beiblatt dir Mz. ?r. Staat«. Zeitung in Berlin in ter Cxrcditio» (Modern-Drake Nr. 34); in ter Provinz"^ wie ini kluilande bei den Wchttüdl. Post - Acmtren. Litcrarur des Auslandes. l? i4t. Berlin, Mittwoch den 23. November 1836. N 0 r v - Amerika. Wnshinolon Jlving'ö „Astoria". Da« vorliegende Werk, kessen Titel wahrscheinlich iiiaiichen Leser einen Noma» Hal erwarten lassen, ist eine« Ler vollendetsten, scheusten, malerischsten Erzeugnisse des ausgezeichneten Amerikanische» Schrlsistcllers. Auf Thatsachen gegründet, die zu crn merkwürdigste» und inlercssantesten in der Geschichte der Unternehmungen gehören, und ohne die nüchterne Wahrheit zu gefährden, kann diese Erzählung dennoch, mit ihren über raschenden Episoden, merkwürdigen Figuren, beamaufchcn Begebenheiten und herrlichen 'Panoramen, zu den romannschrn Lichtungen gezählt werden. Sie enthält die Geschichte der Aocntclicr eines Pelzbandtcrs, Herrn Astor, der eine Niederlassung an der Mündung des Columbia- Flusses auf der Westküste Nord-Amerikas zu begründen unternimmt. Diese Kolonie wurde zu Ehren ihres Stifters Astoria genannt; jetzt aber, nachdem sie den Briten in die Hände gefallenem sie unter dem Namen Fort George bekannt. Herr Johann Jakob Astor, ein Deutscher von Geburt, liest sich zu diesem Unternehmen Wests durch den grosien Ersolg der Britischen Peszwcrk-Compagniccn des Nordwcstcn und der Hudfous- Bap verlocken, Sheils durch die Vorihelle, welche, wie er glaubte, vffcii- dar aus einer solchen Mlstregel, sowohl in kommerzieller als in politi scher Hinsicht, sür die Nation entspringen müsticn. Ler Plan, den er entworfen hatte, war eben so grossartig angelegt, als ehrgeizig berechnet. Er schlug vor, eine ausgedehnte Lime von Posten zu errichten, vermit telst de>tn man einen beständigen Binnenverkehr über den Kontinent von Amerika unterhalten und die man als Stationen oder Ruvepuukle sür die mit den Indianern handeltreibenden Kaufleute, als Boliwc.ke gegen die Eingrbornen und als Handels.Depots benutzen könnic. Liese Posten sollten sich längs dem Missouri und Columbia und über die Kelle der Fclsengcbüge erstrecken. Las im Innern gcsammellc Pelzwerk sollte aus dem Columbia-FGß nach Astoria gebracht und dort nach den östliche» Märkten ringcsctstsst werden, und die rückkehecndcn Schisse sollten, mit Indianischen Waare» beladen, über das Borgebirge der guten Hossnnng nach New-Aork segeln und auf diesem Wege hin und zurück einen regelmästigen Berkehr Unterhalten. In Bcrbindung mit diesem großen Plan wurden noch manche Nebenvortbeste beabsichtigt, namentlich die Kolonistenng des westlichen Theils von Nord-Amerika; aber leider waren die Zwecke zu umfassend für die Mittel, die zu ihrer Verwirklichung angcckandt wurden Herr Astor nahm die Bestreitung »er Kosten ganz allein auf sich, denn obgleich eie Regierung icin Un ternehmen billigte und eine Gesellschaft zur Ausführung desselben zu- sammenwat, so siel koch die ganze Last auf den Urheber. Es ist daher nicht zu verwundern, daß die Sache mißglückte. Lacan war jedoch nicht etwa die Dürftigkeit der HülssqurUcn des Herrn Astor Schuld, kenn er setzte ein bedeutendes Vermögen bei dem Verlauf der Unterneh mung zu, sondern vielmehr eine Reibe von Ungsückssälle», die seine Pläne von Anbeginn durchkreuzten, und die Untbäligkcit der Agenten. Die ersten Abenteurer erduldeten große Beschwerden und Entbehrungen, und ungeachtet der Schwierigkeiten, die ihnen im Wege standen, gelang «S ihnen dock, eine Ladung Pelzwerk zusammenzubringen und jedenfalls die Ausführbarkeit des Planes zu beweisen. Unglücklicherweise aber wurde die Mannlchast des Fahrzeugs von einem Trupp Indianer er mordet und so die erste Hoffnung der Spekulanten vernichtet. Ler nächsten Reise, die nach Astoria unternommen wurde, stand ein eben so trauriges Schicksal bevor; das Schiff wurde von einem wüthendcn Or kan überfallen und „ach den Sandwichs-Inseln verschlagen Ein drit tes Fahrzeug scheiterte, ebe es seine 'Bestimmung erreichte, und nun vrr- zwciselien alle bei tiefem Handel belhstligie Personen an seinem Ersolge. Es seblte den Meisten an Erfahrung und Einsicht zur Erfüllung der Aufgabe, die sie sich gestellt bauen: dazu kam noch der euergifche Wetteifer der Nordwest-Compagnie und der Ausbruch des Krieges, um ihren Mutb vollends zu brechen. Die Englische Regierung landete in der jungen Kolonie, und Herr Astor, nicht im Stande, die Rechte zu vcriheidi- gen, in denen er sich kann, bcsestigt hatte, unterwarf sich ohne Kamps. Dies ist die wesentliche Grundlage der interessanten Erzählung. Wer aber das Buch nicht selbst liest, wirb sich keinen Begriff davon machen können, mit welchem Geschick und wie geistreich diese anscheinend trocke nen Tbatsachen verarbeitet sink. Lje Hauplqnellen, aus denen der Ver fasser schöpfte, sind die Papiere und Urkunden der Compagnie, die sich, als ein trauriges Andenken an die unglückliche Uuicruehmnng, in Herrn Astor'S Händen btsiitden. Washington Jrvlngs's Verkehr mit den Mit- .) ^-itnrt», or Ie»trepet-e d.zwnN tll. Nn-Izi ^tounkzm-. (Astoria oder die Unternehmung ieuselt« »er Felsengedirge > Z Bd«. New-Jork und London, l!M gliedern der Hudsonk-Bap-Compagnie, deren fürstliche Gasifrenndschast er oft genoß, und seine genaue Bekanntschaft mit den verschiedenen Klassen von Individuen, die in seiner Geschichte eine Rolle spielen, gewährten ihm außerdem noch manche Vorlbcile, deren er sich aufs beste bedient hat. Die Schilderungen der widerwärtigen Reise-Abenteuer zu Laude und zu Wasser, das Ersteigen der Gebirge, die kühne und neue Sccuerie der unerforschten Steppen und rauben Engpässe, die Ein« strchlunz von köstlichem, unwidcrsteblichem Humor und erschütterndem Pathos,, die Gegensätze zwischen großartigen Charakteren und wildem Leben, die sorlwährenden Kämpfe der Agenten, nicht nur gegen die wirklichen Hindernisse, die sich vor ihnen auflbürmen, sondern auch gegen solcbe, die sic sich selbst unter einander erwecke», dies Alles ist mit solcher Wahrheit und Meisterschaft gezeichnet, daß man unter den in neuester Zeit erschienenen Werken kaum noch drei so unterhaltende Bände finden dürste. In die eigentliche Erzählung sind eine Menge vo« untergeordneten Abenteuer» verflochten, die, ohne den Zusammen hang und Verlaus der Geschichte zu stören, nur dazu dienen, die Haupt- Handlung nm desto mehr bcrvortrcten zu lassen. I» der Einleitung wirst der Verfasser eine» Blick ans die Ge schichte des Pclzhandcls in den srühen Zeilen Amerika'«, der eben so die cigcnihümllche Beschäftigung des Nordens war, wie die Aufsuchung und Bearbeitung kostbarer Metalle die des Südens: „Der Pelzhandcl war in der Thal die frühzeitige NahrungS- und Lcbensqurlle ter Kanadischen Provinzen. Da ihnen die kostbaren Me talle fehlten, die damals das Hauptziel des Amerikanischen Unterneh mungs-Geistes waren, so wurden sic lange Zeil rom Mutlerlanke ver- »achläisizt. Doch bald fanden di« Französtschen Glücksritter, die sich an den Ufern des St. Lorenz-Stroms niedergelassen hailcn, daß ihnen der Pclzreichihum des inner» Landes eine Quelle des Gewinns karbot, die fast mit de» Goldgruben Menko's und Peru s welteifcrn konnte. Die Indianer, »och unbekannt mit dem eingebildete» Werlb, der einigen Gattungen von Fellen u» civilisirlen Leben dcigclegt wird, brachten die kostbarste» Acten in Menge herbei und vertauschten sic gegen Europäische Spielereien und wohlfeile Waaren." „Da kle wcNhvollen Pelze in der Nähe der Ansiedelungen bald selten wurden, so sanden die Indianer der Umgegend stch augespornk, ihre Jagdzüge weiter auszudebne»; gewöhnlich batte» sie auf diesen Erpeditioncn einige von den Händlern oder ibre» Unlcraebencn zu Be gleitern dic alle Beschwerden und Gefahren der Jagd «heilten und sich zugleich mit den besten Fang- und Jagd-Revieren, so wie mit den ent« fcrnltien Stämmen bekamst machten, welche letzteren von ihnen auf« gemuntert wurden, ihr Pelzwerk nach den Niederlassungen zu dringen." „Lurch diesen Handel entstand allmäilq eine »rnc. bcfoudkre Klaffe von Menschen, die man »»urnm!» <I<n hnin. Waldschw mer, nannte: ustprünglich Leute, welche die Indianer aus ihren Jagdzügen begleitet nnd cntlegene Landstriche und Stämme kennen gelernt hauen, und die nun , w zu sagen, Hansirer der Wildniß wurden. Diese Leute pflegten in Kähnen, die mit Waaren, mit Waffe» u»d Schicßbedarf wohl ver sehen waren, von Montreal anfzubrcchcn, die labvrintblsch sich schlän gelnden Flüsse binauszusahre», an den Gestaden der fernsten Seen ent lang zu segeln und unter den Eiiigeborencii neue Bedürsnisse nnd Ge wohnheiten zu wecke». Manchmal verweilten sie Monate lang bei ihnen und eigneten sich dann mit der glücklichen Französischen Leichtigkeit ibrcn Geschmack und ihre Sitten an, indem sie stch sogar halb Indianisch kleideten und nicht selten eine Indianerin zum Weibe nahmen." „Zwölf, fünfzehn, achtzehn Monate verginge» ost ohne Nachricht von ihnen, bis sie auf einmal, in vollem Jubel und ihre Böte mit Biberfelle» schwer beladen,, de» Ottawa bcru»iccgtfabrcn kamk». „„Staune» würde Einer"", sagt ein alter Schriftsteller, „„wenn er sähe, wie locker diese Haustrer leben, wen» sie zurückkebren; wie sie schmaiisen und spielen, und wie verschwenderisch sie nicht nur in ihrer Kleidung, sonder» auch gegen ihre Liebsten sind. Die Berbeiraihelen haben »och so viel Vernunft, daß sie sich bübsch in ihre Häuser zurück« zichen; aber die Junggesellen treiben cs gerade so, wie die Ostindienfahrcr und kie Piraten zu thnn pflegen; sie prassen, trinke», essen und ver spielen Alles, so lange sie noch etwas haben; ist nichts mehr da, so verkaufen sie selbst ihren Schmuck, ihre Treffen und Kleider. Ist dies czescbchen, so sind sie, um ihrer Subsistenz willen, genölhigt, eine neue Reise zu unlerncbmen "" „Um diesen Mißbräuchen Pi steuer» und den Pelzhandcl gegen mancherlei Unbilden zu schützen, welche diese losen Abenteurer verübten, wurde ein Befehl von der Fccwzösische» Regierung erlassen, der Jeder mann bei Todesstrafe verbot, ohne Erlaudniß nach dem Innern des Lankes Handel zu treiben."