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Wöchentlich erscheinen drei ?!ummern. Pränumeration?- Preis 22^ Sgr. (s THIr.) vierteljährlich, 3 Tblr. kür da« ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Morarchie. Magazin für die Man präuumerirt auf dieses Beiblatt der Alg. Pr. StaatS- Zeitung in Berlin in der Expedition (Mohren-Straße Nr. 34); in der Provinz so wie im Anstande bei den Wohllvbl. Post - Aemtern. Literatur des Auslandes. 125. Berlin, Montag den 17. Oktober 1836. Polen. Krltischc Uebersicht der Polnischen Literatur in den Jahren 1832—34. Nach der Polnischen Zeitschrift I'-nniolnUc ^<>cvs/.ocl>„)-. Die sonst, zu den Zeilen König Siegmund'?, so glänzende Polnische Literatur sing erst, nach ihrem Falle um die Mille des 17lcn Iahrhun- Lerts, unler der Regierung des König? Stanislaus August von neuem an, sich zu erheben; doch kounlc ihre Erhebung durch die damals allge mein gewordene Nachahmung der in ganz Europa als Muster aufge- stelllen Französischen Literatur nicht eben sehr begünstigt werden; ja, nm die Wahrheit zu gestehen, diese gereichte ihr nicht wenig zum Nach theil. Nach dieser Zeil rrsolgt nach Aushebung des Polnischen Slaais- Berbandcs allgemeines Verstummen. D:c Polen singen nun an, meist in Französischer Sprache zu schreiben. Erst um das Jahr I8IS bcsrrit sich die Polnische Literatur von den Fesseln der Französischen und er hebt sich von neuem. Unleugbar halte, außer anderen Umständen, die damals in schncllcm Wachschum begriffene nachbarliche Deutsche Littra- luc einen nicht geringen Einstuß aus die eben erst mil eigenen Kräften sich zu bewegen beginnenden Geister; cs traten bald ausgezeichnete Ta- lente ans, und insbesondere erhob sich die Poesie zu einer erfreulichen Stufe. Loch es ist nicht unser Zweck, hier eine historische Abhandlung über die Polnische Literatur zu geben; wir sind zufrieden, wenn wir nach Chroniken-Art eine Uebcrsichl derselben vom Jahre 1832 bis aus Lie neueste Zeil millhciien könncn, und wir werden uns im Folgenden nach Möglichkeit bemühen, diese uns selbst vorgeschriebene Schranke nicht zu überschreiten. Es versteht sich leicht von selbst, daß diese Ucbcr- stcht nicht vollständig scpz> kann, daß manches Werk ans dieser Zeit unerwähnt bleiben wird, lhcils weil es wcrchkos ist, lbcils einen zu ge ringen Werth besitzt, lhcils aus anderen wichtigen Rücksichten. Bei manchen ausgezeichneteren werden wir betrachtend länger verweilen; die Ergänzung des Uebrigen mag der Zukunft überlassen bleiben. In dem erwähnten Zeiträume erschien nicht nur kein neues Jour nal, welches sich mit dem Stande der Literatur beschäftigte, fanden, cs hörten auch die früheren zu erscheinen auf. Lie Krakauer Wochen schrift, welche neben politischen Gegenständen auch mi, der Literatur sich bcschäsligle, vermochte kaum, sich sechs Monate zu hallen, und die von Ossolinski gestiftete Zeitschrift für Wissenschaft Hörle »ach dem achten Heslc auf zu erscheinen. Nur in der Petersburger Wochenschrift und in den Lemberger Mannigfaltigkeiten fanden noch Nachrichten über die neuesten Produkte der Polnische» Literatur ihre Stelle. In die Reihe anderer zu jener Zeit erschienenen Zeitschriften gehören: das all gemeine Magazin, die malerischen Reisen, das Haus-Museum, Meyers Universum, Journal für Kinder (in Warschau), der Bolkssreund (in Lissa), weiche, außer dem letzteren, größlknthcilS Ucbcrsctzungen oder Nachahmungen ausländischer Zeitschriften, des !'<„»> . N». Häsin IHlloresczuo u. a. waren, mit der Tendenz, gründliche und nütz liche Wahrheiten allgemein zu verbreiten, und mail kann wohl sagen, daß Wohlfeilheit nicht ihre einzige Empfehlung war. Zu den halbpcriodischen Schriften gehören ferner die Wilnaer Zeit bilder und gelehrten Untersuchungen, davon (bis zum Jahre 183L) drei Theile erschienen sind. Jeder Theil bildet rin Ganzes; die Zahl der noch folgenden und die Zeit der Nacheinanderfolge sind unbestimmt. Lie Gegenstände dieser Sammlung sind Uebersctzunzcn im Felde der Kritik und anderer wissenschaftlichen Zweige ausgezeichneter Schrift steller. Mit Vergnüge» bemerken wir, daß, obgleich die Materialien, welche diese Schrift bilden, nur Ucbcrsetzungen sind, diese dennoch bei den Uebersctzern ein sehr gereistes Urtbeil über den Stand der heutigen Europäischen Literatur und den besten, reinsten Willen, die Nation aus guter Bahn zu leiten, voraussctzcn lassen. Der ästhetische und kritische Theil enthält: Betrachtungen über den Stand der gegen wärtigen Französischen Literatur; Aug. Wilh. Schlegel'? erste Borlcftng über die dramatische Kunst, mit rorausgefchicklcn Nachrichten über dessen Leben; über den Geist der Musik; literarische Abende, oder die Dichlcr- Gcsellschasi; vom gegenwärtigen Stande der Böhmischen Literatur. Die biographische Adihcilimg enthält: die Biographiccn von Goethe, Aug. Wilh. Schlegel, Zacharias Werner, Emmanuel Kant; hinter würdige Gegenstände, sowohl der Sache nach, als der Art nach, sie zu betrach ten. Ler Rest jedes Bandes enthält Mannigfaltiges und ist meist lriluchen Miuheilungen über die neu herauskommcnden Werke auf dem Geiammt-Gebicke Polnischer Zunge gewidmet; letzteres bildet einen nicht wenig schätzbaren Theil dieser Schrift, in einer Zeit, wo mau auf der- glcichcn Notizen wenig Werth zu lege» scheint? Zulrtzk müssen wir noch bemerken, daß diese Zeitbilder, wenn sic Fortgang finden sollten, wohl verdienen, allgemeiner als bis jetzt gekannt'zu sepn, als eine Schrift, durch welche wir in den Stand gesetzt werden, von einem all gemeine,; Europäischen Standpunkte über Sachen und Mensche» uns ein Urthcil zu verschaffe». Lie gleichzeitige Erscheinung von vier Polnischen Almanachen süc das Jahr 1834 verdient um so mehr einige Beachtung, da sie sich in dem nächst darauf folgenden Jahre nicht wiederholt bat. Nach vierjähriger Unterbrechung vier Almanache mit Einemmale! Die Morgenrölhc in Warschau, /»Gr in Wilna, Aincvnnia in Lem berg, illarxanua in Breslau. Es ist dies eine, wie cs scheint, erfreuliche Erscheinung in der Polnischen Literatur, die wohl verdient, daß man darüber einige Betrachtungen anstelle. Es wäre überflüssig, diese Almanache einer genanercn Prüfung zu unlcrwcrscn; interessanter möchte es scvn, Einiges über den in jedem derselben waltenden Geist zu bemerken; vielleicht gelingt cs uns, einige Strahlen aufzufassen, die nicht nur über die Gegenwart, sondcru auch über die Zukunft der Polnischen Literatur einiges Licht werfen. Bon diesem Standpunkte aufgcsaßk, bat jeder dieser Almanache einen entschie denen Charakter. Lei, wenigsten Wcrth in Hinsicht des Talents und der Sprache haben die Produkte des Breslauer Almanachs, der älar- ranna; dabei ist zu bemcrkcn, daß cs meistens Ucbersctzungcu sind. Dennoch verralhen die Serbischen Licdcr und das Mährche» von der fflareanna Elemente echt Slawischen Geistes und geben ein Zeug- niß, daß die Bersaffcr dieses Almanachs gewissermaßen instinktarlig den rechten Weg, den die Polnische Literatur cinzuschlagen hat, getroffen ha ben. UcbrigenS zeigt sich in diesem Almanache Slawischer und Deutscher Geist auf ähnliche Art gemischt, wie in dem Lande, dessen Boden er cnlsproffcn ist. Der Wilnaer Anier enthält, den Titel etwa ausgenommen, nichts LitlhauischeS. Loch darauf, könnte Jemand sagen, thmml's eben nicht an: wohl! aber der Anier enthält auch nichts Poetisches, als einige Uebcrsetzungen aus ausgezeichneten Dichtern dcS Auslandes, und ein Lebensbild Karpinski s, aus einem von ihm selbst geschriebenen Werke. Diese Arbeit KarpinSki's ist eine wahre Zierde des Wilnaer Almanachs uud kann, obgleich in prosaischer Form, als die schönste und naturge treueste seincr Idyllen bckrachlet werden. Für andere Dichtungen die ses Almanachs wäre vielleicht das beste Lob, wenn man darüber schwei- gcn könnte. Hier begegnet uns wieder die unglückselige Talimcne gleich einen, Vampir, ter sich des Gähnens der Leser nicht genug crsältigen kann, und seit Iabrcu wohlbekannt aus den Seufzern des allcrniiglück- scligstcn Emrod; hier finden wir in überschwenglich verlebte» Reimereien ncurr Dichter neu ausgestörlc Spuren des Mickiewicz, Odpnicc, Korsak u. A., als sie noch in Kinderschuhen bcrumgingen, uud welche Spuren längst von allerlei Unkraut überwachsen scvn sollten. Bei allem uns abgczwungenen sardonischc» Lächeln fühlen wir doch einen wahrhaften Schmerz darob in unserem Herzen, daß eben solche ncuaufgchcnde Ta lente nicht im Staute gewesen, diese Formen " dcr schon abgenutzten Sentimentalität abzuschüllclu und sür ihr jungfräuliches Gefühl etwas angcmcffcncrcs i„ dcr Lillbauischcn Natur aufzufindcn. Wenn die Göt tin der Dichtkunst sic nicht von diesem Pfade abfükrt, so bereitet euch nur ihr Leser auf eine neue Epoche dcr Empfindsamkcit, Bci der Warschauer llulrcenica (Morgenstern, Morgenrölhc) kann man nun wicdcr frische,, Alhcm schöpfen. Wer möchte sich nicht er- frifchr fühlen durch die Episote vom Savilra aus dem Indischen Ma- habaratra, voll der reinsten, cilifachstcn, großartigste» Poesie, so wie es das ganze damalige selige Weltaltcr gewesen, in Schönheit strahlend, wie das glückliche Klima Indiens; wer möchte sich durch die lieblichen Possen des Kasimir von Krolowka nicht erheitert fühlen, wo Freude zwischen Thräncn religiöser Sehnsucht hcrvorlachl, durch dicic von mil dem stillcm Lichte durchglühtcn Pocsiecn, wo aus dem tiefsten Grunde der offenen Seele sanfte Gefühle hcrvorlcuchtcn^ Außer den Poesiec» dieses längst allgemein beliebten Dichters findet sich hier noch von dem- sclbc» ein ästhetisches Fragment unter dem Titel: Schönheit und Er habenheit, eine überaus werlhvollc Arbeit, sowohl in Hinsicht des Ge genstandes als in Hinsicht der Behandln,igSweise. Auch die Beiträge anderer Schriftsteller sind von dcr Art, daß die Harmonie des Ganzen dieses Almanachs nicht gestört wird. So unter andere» die Metamor phose» von Minasowicz. Bon Erzählungen finde,, wir hier: die I„- gcndjahre Kopcrnik's, ferner biographische Notizen über Waller Scott, endlich eine Erzähluna unter dem Titel: die weiblichen Seelen und Hände. Bon alle» diesen drei Almanachen „»lcn'chcidct sich cnl'chiedc» die von Bielow-ki in Lemberg heransgcgebcne Aiocvonia durch ihr ccht