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Sie bewahrt noch ibre Schönheit und ihr jugendliches Acuzere; auch bot sie recht anmnibigc Monieren. Was ihre inneren Eigenschaficu betrifft, so konn ich mit Uebcrzcugung sogen, daß ich in ihr einen turch- tringentcn nnd ächt Fiorenliuischen Grist gesunden Hobe, Ler mit Sec- lcngrößc verbunden ist. Zn Regierung«-Geschäften zeigt sie Verstand und Einsicht Sic bot Slankhafngkcil gezeigt in den Widerwärtigkei ten, welche dieses Strich in Suchen ter Religion bestehen mußte, deren Ansrechtholtung sic sich zum Geschäfte macht, wie sic denn auch den .König und ibre anderen Söhne nach der Metl'ode der früheren.Könige zu unterweisen gedenkt. Ob dieser gute Wille der Königin die gc- wünschte Wirkung gehabt, davon später. Kochan na wurde in Gemäß- heil einer Beifügung der drei Stände Königin Regentin und regiert jetzt in Gcmeinschosl mit Navarra. Sie steht gern an der Spitze dec Geschäfte und will, daß Alles nach ihrem Kopse gehe. Antonio Navarra, früher Monseigneur de Bondomc, ein Bour bon und aus König!. Blute, ist gegenwärtig 46 Jahr alt. Er ist san gninisch-cholerischen Naturells und sehr schwächstes) von (rousiilution. Er Hal einen vorwiegenden Hong zur Schwelgerei, ein nicht sehr an- gktitdnies Acußere und laborirt ost an Unpäßlichkeit. Durch seine Frau, eine Tochter des Königs von Navarro, ist er König von Navarro qc- worten; doch besitzt er dieses Land nicht ganz, indem der Theil jenseit« der Pyrenäen dem katholischen Könige angebörl. Aus seinem eigenen Antheil kann er ungefähr lWMV Scudi jährlich beziehen. Er regiert in Gcmeinschosl mil der Königin und ist Gcncral-Ltculcnanl des Kö nigs. Er hol eine schwankende Sinnesorl und geringe Klugheit, ob schon er sich das Ansehen gicbl, als verstände er viel von Negicrungs- Geschälten. Im klebrigen "ist er ein gütiger und leutseliger Herr, der mit allen Großen in gutem Lcruchmrn zu bleiben sucht. ' Ich konn Eurer Durchlaucht mit gutem Gewissen betbeuern, daß ich in allen Verhandlungen über religiöse Dinge immer auf einer Bahn mich zu ballen gestrebt, die gulc Früchte verspräche und scrn von aller Ruhmredigkeit wäre. So ost mir die Gelegenheit günstig erschien, sprach ich mit aller Kunst, die mir zu Gebote stand, und zeigte den Glauben und die Hoffnung, daß die guten Gesinnungen der Königin, Navarra« und anderer Herren von der Regierung ans ein Mittel gegen solch' großes Verderben sie führen würden. Auch Hobe ich nicht er- mangell, der Königin Alles, was mir einer Erwägung würdig und zu einem guten Entschlusse erklecklich schic», grnou rorzustestrn. (üicozlilnro lt-Iiano.) Französische Uibcrfttznttgcu. (Fortsetzung.) Wir kommen jetzt zu einer anderen Ueberfctzung. deren großes Ber- diensi um so höher geschätzt werden muß, als die Schwierigkeiten un gleich größcr waren, — wir meinen die Ucberlragung Shakespearc'S durch Guizot. Hier bat der klebcrsctzcr cs sich, und zwar sehr richtig, zur Regel gemocht, Wort um Wort wickerzugeben z denn bei Shake- tpeare kann man allerdings keine Mittelstraßc ciuhaben: will und mag man nicht streng wörtlich sevn, so ihut man besser, sich's mit der Arbeit recht bcgucm zu machen und mehr eine Nachahmung als eine Ueber- trognng zu versuchen. Bild und Glcichniß, Form und Stil, jedes Glied und jeder kleinste Schmuck au Shakespeare'» dichterischen Schöpfungen ist so stark und deutlich mil dem Gepräge seiner naturkrästigcu Origi ualiläl, mit seiner Englischen Bolkschümlichkcit bezeichnet, daß cs nicht möglich ist, dies Alles einigermaßen erkennbar in erträglichem Franzö- sich wiederzugcben. Und wo wird Einer, ter den Shakespeare in seiner natürlich ursprüngliche» Sprache recht von Grundt aus versiebt, die Verwegenheit bernehmen, ib» in einer scemden Sprache reproduzier» zu wollen, für den lebendigen, energischen Bilderrcichthum seiner Diclion erträgliche Surrogate aufznlrciben und sich an das breite und mächtige Gezweig« des in hehrer Natur-Ueppigkeil wuchernden Baumc- mir der Kunstscheere des UeberarbeilerS zu wagen? Also kann der Ucbcrsctzcr Shakespeare'» vcrnünsiizer Weise kein anderes Ziel vor Auge» hoben, als die möglichste Treue. Freilich wird seine Arbeit dabei ungenießbar auSsollen, der Leser wird dabei mil dec Fülle und Frische des Shake» fpeoreschen Geiste« nicht vertraut werden; aber viellcicht l«ffl es sich so glücklich, daß hier und do ein Leser von tieferem Geiste, von kühne rem Ahnung«-Bermögen, dessen Phantasie und poetisches Berlongcn übcr die enzen Schranken seiner Nationalität hinausreicht, daß ein solcher Lcser an dec Uebcrsctzung Lust und Muth gewinnt, den großen Dichter in der Ursprache zu lesen.") Herr Guizot bat die» Alle« recht wohl cingcsebcn und sich daher bemüht, bei der Neberlrozunz seines Dichters die genaueste Treue zu beobachten. Gewiß, es kann Niemanden einfallen. an Herrn Guizot « gründlicher Gelehrsamkeit nnd kritischer Gcwisscnbostigkeit zu zweifln; seine Nebersetzung zeugt säst durchgehend« von umfassender und bis in« Einzelnste gebender Sprachkenntniß. Aber siehe da, auch Herr Guilvt läßt sich bin und wieder Berschen zu Schulden kommen, die man sich kaum zu erklären weiß, und zwar nicht bloß an solchen Stellen, welche durch ihre Schwierigkeit, Dunkelheit, Verwickelung oder Vielseitigkeit von jeber den Erklärer» zu schaffe» gemacht habe», sondern auch bei ganz einfache» Sätzen, deren Bedeutung jedem der Englischen Sprache Kundigen in die Augen springt. Der Leser uribeile selbst nach folgen den Beispielen, die ganz auf« Geralhewohl nnd nur au« zwei Shake speareschcn Dramen aufgrlescn sind. Daß hier »ur an Eranfische Uebeoi'etzunqe» des Skatcfveare «e- dacht wird, braucht unseren Lesern wobt laut» aesaqr ,u werden. Die Deutsche Zunge hat sich den Britischen Dichter so anzucignen gewußt, daß er ibr fast wie ein »andSmann erscheint. Aber doch immer nur rast - denn allerdings gehen auch bei der besten Ucberlragung sehr viel: Anmietungen, derbe sowohl als feine, des reiche» Original« verloren Gleich im Prologe zu Romco und Iulia, wo dcr Dickster da« Argument dcr Tragödie in aller Kürze angicbl, bat Herr Guizot den BcrS, welcher das tragische Schicksal der beiden Liebenden änder tet Ibe frarlul psssaxe »f tllele »ealh mache» love folgendermaßen übersetzt: I^o Passage crainlii' sie louo amnnr mar- sie i„»rt. So hat dcr Satz gar keinen Sinn. I'earl'ul bedeutet nicht oruintil', furchtsam, soudcrii terrible, surchlbar; auch wird dcr Sinn des Englischen pussago nicht durch da« glcichlauicnde Fran zösische Wort, sondern durch eours, stevolnppoinoiit (Verlaus) richtig wiedcrgegcbcn. Dcr Dichter will nämlich offenbar sagen: „Dcr enl- setzcnvollc Ausgang ihrer dem Tode geweihten Liebe." Die kaplllct's und Montague'« schlagt» sich in der Slraßc; ter Fürst von Verona kommt dazu und machl'deu beide» Partei-Häupter» Vorwürfe, daß sic dic Ruhe dcr Stakt störcu und ihre friedlichen Bürger zwinge» tn »!>>!<! olck Partisans, in bancks ss «ist, o.anhoreä will, ponco, das ist: „alle, von Fricdensrost zernagte Partisanen in altersschwacher Hand zu schwingen." — Golt weiß," in welcher Zer streuung Herr Guizot übersetzt bat: aZitant leurs riGIIes ballebarckos ckans cke vi'oilles mains rnnAÜes pur la puix. Wenn dcr alte Eapulei in dcr 2tcn Scene von seiner Tochter Julie sagt: l'ks ezirt!» Itutit all mv i»ut 8!>e, 8tie in ttie tll>l>etu! vk in) eanl,, so übersetz! Herr Guizot: I,a lorro a cnzlmNi tonlos irres aulre« ospöosncos: eile ist e» ospöranco la mailrcsse cko INES leeres. Dabei ist nicht allein die wöriiichc, sondern auch die poetische Bedeu tung zu Grunde gegangen. Dies leeres würde im Englischen nimmer.- mchc ,nv eaeth, sondern in;- lancks, i»)' ckominions heißen: noch viel unrichtiger ist bopei'nl durch en ospörunco übersctzl. Dcr Sinn der Stelle ist offenbar: all' meine Hoffnung ruhl auf ihr, sie ist die bossiiungsvollt Königin meiner Well, was nicht allem richli ger, sondcrn auch poetischer lauici. Wcilcrdiu, in dcr 4len Scene, läßt Herr Guizot den Bcnvolio, wie er eben zum Maskenball cinlrcie» will, sagen: löinus n'aurans nuint cke Gupickuu avee SON lwnckeall et san öokarpo, «an are ä la Partare, pour viser les ckanres an Ilasarck coniine UN prononv sie corbesux. Da« verstehe, wer da kann: wie kommen die Rabrn- fänger dazu, aus die schönen Damen zu zielen? Und was hat Kupido mil einem Rabcnsängcr gemein ö Sich! man im Englischen Lcrl nach, so finde! mail, daß cs bcißl: 8c:nin^ lln- lailies liüe a oroG-lrciper. k. i., „er erschreck! die Damen, wie eine Krähenscheuchc." (.'earv-ßee- per stebl nämiich eiwaS ungewöhnlich für seare-erurv, wie da« Ding ,m gewöhnlichen Englisch bcißcn würdc, "In König Heinrich lV. (Tb- I. Ali I. St. 2). rusl Falstaff, wie er die Kauflcuic anfälll: Ikocvn xvi!l> ilxin! tliov Imin ns vnnik! k. i. „schlag! sie nieder, die Kcrl«, sic mögen uns junge Burschen nicht leiden;" und der Spaß lieg! darin, daß dcr aste, dirkc Falstaff sich noch immer zu den junge» Bnrschcn zählt. Dieser komische Zug verschwin det aber in Herr» Guizot « Ucbersetzung: ils naus ckötoslenk, mos onkans Zu Ende des Stückes hält Prinz Heinrich dem Falstaff, der aus dem Schlachtselde lirg! und sich lodt stell!, einen Leichen-Sermon und spricht: l coulck bavv boller spurest a boller mun, d. ist, „eiucii Besseren bällc ich eher missen mögen." Damit ist gemein!: Du Freund Falstaff, langtest zwar gar nicht viel, und doch irarst Du mir unem- bchrlichcr, als mancher bessere Mann. Welcher Sin» ist dagegen in dcr Ucbersetzung, wo der Prinz sagt: j'uuruis stü lrailer inioux «zue lui UN bommo, nui vuluil mioux. Gleichfalls in König Heinrich lV (Th. II. Akt l. Sc. 2.), ruft Falstaff: Is I sto, siMp »>o xvitb u ikree-man beeile. Herr Guizor läßt ibn sagen: 8i j e» luis rie», je veux bien gu'on me lierne s»r lu enuverture st'im eossre: kl gesteht aber in cincr Note, daß er dic Slellc nicht verstanden, und daß cr versilchl habe, ihr eine ähnliche Bedeutung unterzuschicben; das Verbum lUbp soll nämlich ein Kin verspiel bedeuten, wobei eine Kröte aus da« eiuc Ende eines im Gleich gewicht schwebenden SlockcS gesetzt und durch eiiie» Schlag aus das andere Ende in die Luf, geschnellt wird. Da« nenne ich doch gar zu mühsam" und nach dem Sprüchwort: cberckeo misti ü »pi.itor?^ kon- ros. Da« Wörtchen tn nllip bedeutet ganz einfach: na senil über», und a tlireo-mun-biollo ist ei» großer, schwerer Hammer, den drei Menschen regieren müssen. Falstaff'vcrmißl sich: „Wenn ick da« lbue, so geb! mir mit einer Ramme Nasenstüber." Diese Ansübriingcn mögen genügen; der Leser wird daran lernen können, welche Bcwaudniß es mil dcn Versehen nnd Irrungen Hal, beb denen leider auch die besten Ucbcrsctzer sich bclrclcn lassen. Guizot'« Mitarbeiter, dcr Ucbcrsctzer Bvron'S, Herr Amedöe Pichel, zeichnel sich gleichfalls durch Gewisseiihasligkeit und Sprachkcnnlnlß vor seinen Kollcgc» vorihcilbasi aus. Man sieh! wohl, daß er seinen Autor vcrstchi, und daß e« »ich! am Mangel an Cprachkcnniniß l:cgi, wbnu er ihn nichl iminer aus« glücklichste wiedergiebi. Sinkst Vormurs ver- dicnt skiiic Ucbkrsctznng Bvron'S allerdings: cr ist den Schwierigkeiten, die nicht im unmillcidaren Sprachvcrständniß, sonder» in der Färbung und Ausprägung des Stils lagen, allzuoft au« dem Wege gegangen. Gerade dic am mcisten prägnante» und charalteustische» Eildkc, dic originellsten und kräftigsten Gleichnisse Byron'S ha! Herr Pichot bei sei ukr Ucbcrsctzung der geringsten Sorgfalt gewürdigt. Er ermüdet gar zn leicht im Rmgen mil seinem Stoff und gicbt sick zn'riedtii, wenn er sich dem Ausdrucke von fern «»näher», wenn er von einem nachdruck«» vollen, lebendigen Bilde eine trivial farblose Kopie geben kann. Dafür bietet lins die Tragödie Manfred mehr al« Ei» Beisvi,!. Du Ende der ersten Scene, wo dcr Geist dem Manfred flucht: k) tltV untstitoms^ sE* ot p'"!«.,