Volltext Seite (XML)
-452 hinabzuwerjen, U!,d nicht mit Nnßschaalcn und Psianmensieiiien w.-rfcn^ wie kits cben dir Jahreszeit mit sich bringt. Wir wisse» os sch^», daß dir Siltcn und Gcdrä»chc drr Bcsuchcr drs ziuul.stllor nicht Eie zartesten und rcinsten sind; kieic Hcrrcn von dcr B'onse, dicsc Ritter in Hcmdsärmeln srhcn mit einem gewissen Neid ans dicstnige-.: Personen, die etwas sorgfältigere Toilette gemacht haben, nm in's Theater gehen zu könncn. Sobald sic eine Dame sehen, deren Hut sich durch einige Eleganz anszeichnct, oder einen jungen Mann, stossen Anzug gewählt ist, — verhüte Golt, daß er gar hell- sar'rnge Handschuhe trüge! — werden sie auch dicsc Lcnlc zum Ziel ihrer Angriffe wählen, überglücklich, wenn sic kenn neuen Kleide oder dem modischen Hut cnnge Flcckcn dcibringcu tönncn. — Ich habe selbst einen jungen Mann in der Nabe kcs Orchesters stehen srhcn, dem man einen Apfel an den Kopf warf: die Frucht ward mit solcher Vehemenz hcradgcfchlcukcrt, d.N er cinc Beule kavontrug. Und was Halle dieser junge Mann verbrochen? Er hatte nach der Meinung jener Hoch- gebietenden ein stuhcrmäsigcs Ansehen. Ach, mrinc Herren, Sw wer den bei der Ausübung Ihrer Vergnügungen sehr ungerecht-! Merken Säe ans! In säst allen Dramen, die uier gegeben werden, rühmt man Ihre Tugend, Ihre guten Eigrnfchaslcn, Ihrc GcrcchligkcttsUcbe, Ibr gefühlvolles Herz.... und doch können Sic sich darin gefallen, wah rend der Zwischenakte solche Bombardements anznstcllrn? Man kann mir vielleicht cinwerscn, tag Aufseher eingestellt sind, die dergleichen Erzcffe verhüten sollen, aber in diesem Falle versehen jene Herren ihr Amt sehr schlecht. cs ja auch am Kostüm sehen Alles historistch. Armer Puritaner! Armer Puritaner! Nicht wahr, . Ja, unbezweifell; Du kannst ger bleibt es ein hübsches Kostüm. . . mein Schatz, cs sind doch Puritaner k Eines ter g öüicn Vergnügungen dieses Sonntags-Publikums ist, wenn zumllig aus einer der oberen Gallrriccn eine Plätze in das Par terre hinibsällt. Blau wirst sic sich zu, und sämmllichc Zuschancr neh men Theil am aügemeinen Sviel. Sic stiegt, einem Federball gleich, von einer Hand in die andere, von einem Winkel in den autcrcn, und wcnn sie glücklich wieder an den Ort gelangt, von dem sic berabgckom- mcn ist, crhebt sich ein wicherndcs Eclächlcr, daß die Wände tcs Saales crbrbcn. Der eigentliche Besitzer dieses Kopfschmucks kann sich versichert halten, baff er sein Eigcnlhum erst in dein Augenblick, wo kcr Borhang sich hebt, wieder empfängt. S>hr svaßhasl sind cic Bemerkungen, die über das Stück gemacht werden, naincnili.ch aber über die Schauspieler, kic von der Handwerker-' Klasse vorzug-weise gelickt, ja verehrt werden. Schleicht Euch hinter jenen Herrn, der mit ansgespcrrtcm Munke, stieren Augen und ans den -Arm gestützt nach dcr Bühne sicht; er sitzt nahe bei einer Dame von ungefähr fünfzig Jahren, die reich, aber ohne Geschmack gekleidet ist; Beide haben den! Stücke die ungethkilicste Aufiuerkfamkcii zugcwenkct. Sich einmal, was jener Spitzbube für ein schönes Kostüm anhat! . . .. Es ist durchweg historisch gestickt, mein Kindl.... Ach! ich mag jenen Bösewicht, der die Frau des guten Herrn Glcnarvon vcrsührcn will, nicht mrbr anschcn, er setzt ihr gräßlich zu Nichisdcstowcni- Saze mir doch, mein Schatz, was sind denn das für Menschen, Purj- taucr? .... Wick Was? Ei, zum Tcuscl! Du hast nicht auf das Stück Acht gegeben, wcnn Du das nicht weist; di.-sc Puritaner sind Lrntc, lnstcrifchc, leigt das; es ist Alkes historisch hier, denn Puritanicn liegt in England. Sich nur die kur, abgeschniltenrn Haare, so trug sich die NaiionKgarkc zu jener Zeit. Alles historisch. Herrlich!.... Ach. mein Schatz, Du weißt nicht, jener Herr, dcr den Baler spielt, ist neulich in meine Bude gekommen und hat eine Blendlaterne gekauft Da hättest Du mich doch rufen sollen Du warst änSgegaugen Und Du hast mir nicht einmal etwas davon gesagt k ../. Laß koch nur, ich bin außer mir, kaß ich einem Puritaner eine Blcnklatcrnc ver täust habe Du hast ihm koch wohl kic beste gegeben, kic wir hatten?.... Ganz gewiß.. . t . Hast Du ihm gesagt, daß Du ihn wic- dcrkannlcst?.... Nein, aber ich lächelte, als ich init ihm sprach Ach. wie lhut es mir leid, daß ich nicht zu Hause war. Wic ging er gelleidit k . . . . Er batte einen nußbraunen Urberrock an, fast'so wic dec Dcinigc Was Du sagst! Sehe ich ihm ähnlich, wenn ich mei nen braunen llcbe-creck trage?.... L ja, wenn Du nicht so dick wärest. «... Ja, Dii hast Neckt, ich di» ciwaS dick. Aber scp still! Sie san gen Wirker au: horch! Das ist wieder ganz historisch. Etwas weiter hin slüstcrn zwei Gusellen mit einander: Der, wel cher dcn König spielt, ist mir kicfen Morgen begegnet Warum -weht gar! ... . Ich habe ihn recht gut wieder erkannt?. . . . Wic siebt S außer dem Theater aus? .... Siecht hübsch. Ec hat mich im Vor beigehen angesehen. .... Ich sür mein Theil werde ehester Tages aus einen Ball geben, wo stbr viele Schauspieler hinkommen Ach, wic vergnügt wirst Dii scvn! Kannst Du mich nicht mitncbmcn? , Zm zweiten Range sind cS vornehmlich zwei alte Weiber, mit große» Mützen auf dem Kops, dic sich ihre Bcmrrknngcn ziemlich laut link n-rgrzwungen mittbeilcn. Es ist ein einziges Stück, cinc höchst vortreffliche Arbeit! — Ach, mein Goll, ker zweite Akt Hal mir kaS Herz in ter Brust zusammengcscknürt. — Stoßen Sic mich nicht so tchr, Mamsell!.... Ich-stoße Nicmankcn, vielmehr werde ich tüchtig sicknuffl Bleibcn Sic gcfälligst ans ihrcm Platz, und weinrn Sie mich nicht so »naß. Wcnn man scntimcittale Stücke sehen will, muß maii sich ein S-Hnnpsinch milbringen Ich brauche niemals rin Schnup'luch Mcincn Sic nicht auch, daß dcr jnngc Prinz über dic boshafte» StreiEw jenes BvscwichlS, dcr ihn noch obencin anznkla- geil wagl. lriumphirckc wird ? .... Plan must es abwarlen; mir ist es einerlei. Alle diese Stücke machen keinen solchen Eindruck aus mich, als das Melodram .H!i,m". das ick im anoion bmbipu gescheit habe. Ach, meine Liebe, wic intcressant war das. Ein Stummer, bei dessen Anblick man Gänsehaut bekam, und ein Bösewicht, sclzrecklichci und entsetzlicher, als alle die Bösewichter, die da vor uns aus den Brcttern nmbcrlaliic», zusammengenommen. Truguelin hieß kaS Unge heuer, wie habe ich vor ihm gezittert! Seit der, Zeil nenne ich allc 2cnlc, dic ich nicht ansstchcn kann, Truguelin. Wie viele Akte sind denn noch ? Wissen Sie cs?.... Noch drei Aktc Das wird wie der bis Mitternacht spielen Haben Sic dcnn schon einmal teil Herrn Taulin spielc» sehen?. -. . Ganz gewiß Das ist ein schö- »cr Mann! Wissen Sic noch, was cs sür ciucn Effelt macht, wcnn er als Tikilv scincn Soldätcn zurufl? „Kmbcr", rnst er, seht ibr diesen Hcliii- busch? Nun deim! Er wird riich z,im Führer ans der Bahn des Ruh mes dipncu." So etwas, dergleichen sagte er, und alle Damen erhoben sich, um ihm zu applcukircu. .... Aber, Mamsell, ich sage Ihnen noch mals, bleiben Sic ruhig aus Ihrem Platze, oder ich rust nach einem Munizipal-Gardisten. Ich habe Euch das Senntazs-Publikum gezeigt, wie es ist, mit Icincm Lärm, seine» Zänkereien, seinen Acpsei- und Nußschalen und seinen übrigen unangenehmen Eigenschaften; nun muß ich aber, um ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, auch sagen, das dies Publikum so wohl sciuc Schauipicler, als die Stücke, dir diese ihm bicicn, wohl zu beurthellen versteht. Dieser Masse kcs Bolkcs, kic aufmerksam zuböri, vhne ein Wort zu verlieren, dic sich ganz mit drm ikeittisszirt, was auf dcr Bühne vorgrhl, ist jede Koketterie fremd; sie gicbl sich ganz dem Eindruck tes Augcnblicks hin und läßt dem Guten, was ibr geboten wird, dic vollstc Gerechtigkeit wikcrsahre». Bcrstebt dieser bunte Hanko auch nicht allc Einzclhcitcn und Fcinhcilcn cineS Stückes, so gcrälh er bei allen Momenten, kic scin Herz crgrcisen, vor Jubel außer sich; wenn ihm kagegen cinc langwciligc Inlriguc, rin saker Dialog nnd verschrobkiic Ehäeatlcrc zcboleii wcrkcn, crkaltcl cr sichtlich. Auch lre- lcn kic Schaui'picicr ungcrii aii ciucm Sonntag in einer ncucn Nolle alt», kciiii um zu gefalle», muß ihre Partie selbst das lcbhaslestc Inlcr- rssc cinstößen occc sie miiß vo» Laune überspriikcln. - Das SonnlazS-Publikum ist »ach dem Alle» ei» ganz eigener Schlag; das sind nicht dicsclbcn Gestatte», nicht dieselbe» Mcuiicren, wic in kcr Wochc; aber cs wird von dcn Direktorc» alle» aiidrrcii vcr- gezogcii, dcnn cs ist ein bcrciiwillig zahlcndeS Piiblikum. Bibliographi c. lv.ütö z>r:tti>zui! <I,:s :><»<.* el inoilülo.-; ,!o lous Io* octo«, tunt oivil* ,j,iu cniiiinoitinuv. — Bon L. Dialcpevrc. 2 Fr. Eno)ol<>istdio <Iu *iöo!o. — Erster Theil. A —Ada. i>b Fr. I.opon* <!'»» lröro :> 5» *<>oilv *nv Ilntzitniro Nülurollo, *uo I:c < Isiinio ot *uo l'm*!r«nninio. — ! Bkc. mit Knp'ern, ä tt Fr. M a n ir i g f a l l l g c s. — I.o Ilonin »In stui-i*. Das Iki< ilonnairo <Io la VONVI r-ialioci sag! in einem seiner neueren Hefte: „täamin ist nicht sowohl cin Französisches Mort, cs ist mchr als Französisch: eS ist cin Pariscr Wort. Um richtig zu sprcchcn, muß mau gleich immer ,.Io zaini» <Io I'-'ri* sagen. In dieser großen Stadt, wo allc Gcstaltcn dcs mensch lichen Elends sich bcgezncn, trifft es sich zuweilen, daß ein ehrlicher, aber armer und ruinirlcr Mann, ein alter Soldat oder el» verhungerter Künstler einen Sob» hinterläßt, dcr scincn Namen trägt, eine» armen Inngcn, dem man, bei allem seinem Elend, koch seinen ekleren Ursprung ansicht. Boni Kops bis zur Zehe ein Pariser Kink, ein Abkömmling kcs Bolkcs, cin ehrlicher Sproßling kieser großen Stakt, mitten unter Geist (o.*z>rit) unk Elcnk geboren, wartet ein Aaini» do I'avis aus kic Zeit, wo cr Diann sch» wirk. Der ^.-uni» sto ?aii.-r, bevor er ciiicii eigeiikii Stand hat, vernicht es aui's Gerathcwobl mit allen Ständen. Er paßt zu Allem, er weiß Alles, cr ist Allcs. Aber auch in seiner verwegensten Ausgelassenheit, bei seinci, unglaublichsten Schcl- mciistrcichen bleibt dcr pamin du ITn-i*. ohnc cs zu wollen, ja vielleicht vhuc cS zu wiffcn, cin ehrlicher Kcrl. Eincn andcren x.-iirii» sie I'abi* kcnncn wir nicht. Er ist cin rmmin vo»! flebentcu bis zum vierzchntcn, zuwcilcn bis zum sechzehnten Jahre, aber nicht länger. Der p.imin voii acktzcbn Jahren ist kein .pamiu mehr; das ist ei» Müßiggänger, cin Faullrnzcr, cin nmnvui* sujol, eiii Dicnsch, aus dcm nichts Gnies wird Uiid ker früher oder später auf den Bänken dcs Zuchipolizci- Gcrichls itiid dcr Assiscn paradirt. Dcr wahre ^aml», mag er »nn Joseph ober Napoleon heißen, suhlt sich und weiß seine Würde zu be wahren. Es ist srcilich ein tolles Kerlchen, der Schrecken und dir Geißel aller scincr Nachbarn, aber^cr bleibt bei alledem doch dic Freude nnd ein Liebling des ganzen StaklvicrlclS. Der zamin do ITn-m sin ket sich, eben so wie kic wabrc xoisetto, nur in Paris; cr ist cin Produkt kicscr Stakt, uiid allc ankere ^:>iniii.-; siiid schale schlechte Nachdrücke keS graziöse», witzige». muthroUcn, spöttische», ge»ügsamci, und sorglolc» pamin (Io IVri.*. — Fltisck-Eoiisiimtio» i» Dioskau. Aiikraffoss, dcr ciiie Statistik vo» Dioskau hcrauSgcgcbe» hat, behauptet, daß i» dieser Hauptstadt vcrhältnißmäßig mehr Fleisch konsumirt werke, als in Lonkon uud Paris. Während iii London ein Ochse 2U30 Eiiiwohncr criiährt, genügt er in Paris sür ZiM, reicht aber in Moskau nur für I07tt Eiittvobiier hiii. Was die Hammel bclrifft, so lhut eS sreilich Loiidon de» beiden anderen Hauptstädten zuvor, denn in London essen immer All Einwohner einen Hammel aus, während sowohl i»,Paris als in Dioskau .T-g» Menschen davon satt werden. Es versteht sich von selbst, kaß hierbei dic Durchschnittszahl dcr täglich gcschlachiclen Ochst» und Hammcl zu Grunkc gclcgt ist. In Moskau, kaS im Ichrc I8Zi lllüWtt Eiiiwohncr zäbltc, kamcn im I. 1II2,E.,7 Ochst», so wik 27/<i7 Hammcl >i»d Kälber, zur Schlachtbank. .Hcran-oezebcn p.'i> btr Nedarlioii brr ?illi. Prc:>ß. StaatS-Zeitung. Ncbigirl von I. dchmai!». Gedruckt bei A. W