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45V eröffnete, betrachten. Ungefähr vor hundert Zähre» «ar die Oper in Paris ein elendes kleines Tbeater im Palais Royal; es brannte bis ans den Grund nieder, und ein zweites, auf derselbe» Stelle errichtetes, erlitt ein gleiches Schicksal. "Nun wurde ein neues, von einer Dame, Frau van Momasier, erbaut und im Zähre 1794 von der Negierung übernommen. I» dem Zeitraum, von dem wir jetzt sprechen, war diese Luhne noch in einem traurigen Zustande; das Gehalt der erste» Lan- ;er war außerordentlich niedrig; das Corps de Ballet beschränkte sich auf 16 Hauplmitglieder und wenige Figuranten, auch wurden nicht mehr als drei neue Stücke während der ganzen Saison vorgestcllt. Scene», Dekorationen und Kostüme blieben von einem Jahr zum anderen un verändert, und das ganze Tbeater fand keine Theilnahme im Publikum. Zwei Französische Tänzerinnen allein gelangten in der Mille dieses Jahrhunderts zu einiger Bcrühmlheil: Mllc Prevost und ihre Schüle rin, Mllc Camargo, waren zu gleicher Zeit die einzigen Kandidalinnen der Gunst des Publikums und hie bitterste» Nebenbuhlerinnen. Mile Camargo starb im Jahre 1776. Sie Hal sich, als Crsinderin der „Sprünge", wie Grimm sagl, für das Ballcl unsterblich gemach«, und diese Kunst bat Allard in unseren Tagen zu dem höchsten Gipset der Vollkommenheit erhoben. Sie war es, die cS zuerst wagte, in kur zen Röcken auf der Bühne zu erscheinen, und diese Mode ist, wenn auch anfänglich sich viel Stimme» dafür und dawider erhoben, bald von allen Tänzerinnen angenommen worden. Die Talente ter Camargo standen mit ihrer Perlon und ihrem Betragen in offenbarem Widerspruch; sie war weder-schön, noch groß, noch wohlgebildet: aber der Stil ihres Tanzes war brillant, voller Hei terkeit und Ausdruck; auch tänzle sie immer nur nach de» lebhaftesten, munlersten Melodieen. Sie war wirklich der einzige ätherisch luftige Geist, der diese schwerfällige, dumpfe Masse, die sie umgab, belebte; doch in dem Augenblicke, wo sie die Bühne, auf der sie das Publikum durch ihr Genie bezaubcrl Halle, vcrließ, nahm ihr ganzes Wesen der« Ausdruck der liessten Melancholie an, uud sic wurde ernst und traurig. Die Nachfolgerin der Camargo war ein junges Mädchen, Namens Salb', deren Stil als rein, leidenschaftlich und ausdrucksvoll geschildert wird. Die Naiveläl der Mllc. Sallc ist noch nicht vergessen, sagt No- serre in einem seiner früheren Briefe; und wir erinnern uns noch mit Entzücken ihres graziösen Benehmens; alle affeklirlc, gezwungene Be wegungen der Tänzerinnen in ihrer Art können niclft das Andenken an die edle, harmonische und zarle Einfachheit in den Manieren dieses jungen liebenswürdigen Mädchens aus unserem Gedächtnisse tilgen. Sie kam nach England, und Garrick erzählt, daß das Volk mit ein ander kämpfte, um Zutrift zu ihrem Benefiz zu erhallen, und das; cS aus allen Logen Gold und Banknote» zu ihren Füßen auf die Bühne herabregnele. Diese beiden Heldinnen interesfirlen selbst Voltaire, und er richtete folgende Zeilen an sic: (Schluß folgt.) Bibliographie. praoticsl treutisc ctc. (Praktische Abhandlung über den Bau der Spitzbögen.) Äon Z. Hart. 6 Sh. Instruction« tc> nuckcvives «tc. (Anweisungen für Hebammen und Ammen.) Von W. Campbell. 6^ Sh. lftilic.il rcm.iobs an nie snst nun). (Kritische Bemerkungen über Leben und Geist.) Von Zahn Roberlson. 2^ Sh. Psi» anatomist's inslructor. (Anatomischer Leitfaden.) Bon F. Z. K'nor. 4j Sh. 1'tie jurisckiction anci practice os t!>« Oonrt of Huart<w-8essions. (Gerichtsbarkeit und RechtSbrauch des Quarial-SessionShofeS.) Von z. ?- Archbold. 14 Sh. Ilio princPIcs ane! Practice ns tüo oftstetric meüicinn. (Grund sätze und Praris der Geburtshülfe.) Von Oo. Davis. 2 Bände. Mil Kupfern. 4 Pfd. 4 Sh. Frlventnres nl Dilherrar Pfturlanck. (Bilberrv Thurland's Aben- reu-r.) » Bde. I P,d. 1!^ Sh. 8a»A? anll i^rical Poems. (Lieder und lyrische Gedichte.) Bon Ro bert Storv. Sj Sh. Dänemark. Dänemarks Sagcngcschichte.") Non 9k. M. Petersen. Dänemark Hal lange eine Geschichte entbehrt, welche den Forde rungen der Zeil und den Ansprüchen des Volkes in einem Lande ent sprach, wo die Spezial-Unlersuchung über eine Menge Gegenstände in nerhalb der Sphäre der historischen Wissenschaft den Weg geebnet und bic Schwierigkeiten eines noch unbearbcileten Materials für den netten Geschichtsschreiber beseitigt hat. Die Ur- und mittelalterliche Sprache des Nordens war durch die Bemühungen der Gelehrten bekannt und nach den Gesetzen ihrer Organisation, nach den Momenten ihrer Uebcr- ganzSperioden verdeutlicht worden; die Uebrrrestc der Mythe» waren in kritischen Editionen mit bcigcsüglcn Ucbersctzungen und Anmerkungen erschienen; die Zsländischen Sagen waren sorgfältig bearbeitet, und durch ihre Verdolmetschung war zugleich ein Muster des einfachen hi storischen Stils gegeben. Alles wartete nur »och aus her(-Geschichts schreiber, der das Formlose ordnen, Leben in das tobte Material brin gen und das kostbare Icugniß von den; Leben und Wirken der Bvräl- *> Oanmari - S a gnhistori: Kaveoh v;sn. 'BL tern retten sollte. Subm's großes Werk, mehr eine reiche Schatzkammer für tc«i Forscher, als eine Geschichte fürs Volk, schreckte die Menge durch seinen Umfang zurück nnd brsricdigle die Gelehrten nicht, wegen der noch uneniwtcketten oder schief gebildeten Kritik, wie sie die Zeil, wo er seine Sagcngeschjchle aus arbeitete und in welche seine erste, kraft volle Wirksamkeit fiel, nstbwendig voraussctzcn muffte. Er entbehrtt: den größte» Tbeil der Hülssmitlcl, welche jetzt einem Schriflstcllcr zu Gebote stehen, und hierin liegt auch rin Grund, warum der Manu aus einer anderen Zeit einige Sinsen niedriger steht, als die Glücklicheren, die jetzt von den Höhe» ter Forschung über die Nordische Wett hin- ausblickcn. Batcn's Dänische Geschichte ist trotz ihrer vielen Ver dienste nicht befriedigend, weil cs dem Verfasser an Unparteilichkeit i;> der Auffassung des Geistes und des Strebens verschiedener Zeilen scblt. Herr Petersen, der Versasser der vorliegenden Sagcngeschlchtc Däne marks, zeigt sich im Besitze vieler zu einer historiog apbischcn Wirksam keit nolhwcndigcu Brdingungcn; cr rcrbindet mit einer warmen Liebe für seiiicn Gegenstand, welche seinem Vorträge Leben und Schwung verleiht, eiuSgcbrefttte Kenntnis; im Gebiete der Alicribumskunde und Vorstudien, von denen seine linguistischen und geographischen Arbeite!! Icugniß geben und welche durch ihr glückliches Resultat unsere Hoff nung von ihm als Geschichtschreiber rcchlseriigcn. Noch haben wir zwar keine Spuren des ticsen Geistes gesehen, der, ganz und gar frei von alle» versehlien Drumngen der mvihiichen Hieroglyphen, es versteht, mit einem prophetische» Blick (wenn dieser sowohl ans die verschleierte: Vorzeit, als auf die Zukunft angewendet werden kann) die unter ein ander geworfenen Elemente in dieser Quelle ter Allerthnmskunde zu sondern. Der Weg, dcu der Versasser bei seiner Darstellung einschlägt, ist der, das; er die Sage» mit aller ihrcr Eigenthümlichkcit nach de» besten Qurllcn erzählt nnd ihren wahrscheinlichen Ursprung nnd Zusam menhang darstellt. Von den alten Dichtungen wurden die eingreifend sten nach iluem Halipiinhalle ausgenommen, da dcr Umfang des Stosses sie alle anszunchmen nicht zulicß, und bei der Darstellung derselben suchte der Verfasser die Einfachheit - ll»d Kürze wieder cinzuführeu, welche die Zsländischen Sagen ursprünglich cdaraklcrisirt. Um unsere!, Lesern eine kleine Probe von dem Buche selbst zu geben, wollen wir Einiges über Siarkoddcr, „den Herakles des Nordens", ansnehmcu. „Jedes Volk, in welchem einige Eigcnthümlichkcit sich ausgcdrückt hat, besitzt in seiner Jugend seinen HeroS; in der Schilderung dessel ben erkennt man den Charakter des Volkes wieder. So wie Erik der Beredte bei den allen Nordbewobucrn das Muster der Klugheit uud Beredsamkeit war, so ist Siarkoddcr bei ihnen die unerreichbare Starke lind Tapferkeit. Als Held nnd Dichter ist cr Alles, was der Nordbc- wohncr seyn konnte. Selbst seine Laster zeigen uns die dunkle Seile der Gesinnungen des Volkes; aber sehr bedeutungsvoll werten diese Thor und Odin zugeschrieben. Nur die gegen Ale begangene Schanb- that streitet so sehr wider des Nordländers ehrliche Treue gegen seine» Herrn, das; keine Reue sie auslöscheu kann, Jnieressant ist die Verglei chung zwischen Siarkoddcr, HcraklcS und Simson, wenn man zugleich den Nordbcwohner, de» Südländer und den Orienialen betrachtet, welche in diesen Mothe» dargestcllt sind. Starkvddcr'S reine Eilte» siebe» iu^ starken Gegensatz gegen des Orientale» Leidenschaftlichkeit; sowohl Stark- odder wie Herakles begeben »»geheure Verbrechen; Beide müssen sie sühnen, aber dieser sübnk sie durch Sklaverei, jener durch Kamvs; Bei der Tod ist eine Versöhnung, aber Starkoddcr'S ist »ur die Auslösung der schon verschwundenen körperlichen Kraft, Herakles Tod dagegen der Uebergang zu einer ewige» Zuge»d. Zener rrpräseniirl der körperlichen Stärke Allmacht und Ohnmacht, dieser die Unvcrgänglichkeit der Phan tasie. Starkodder gehört nicht nur Dänemark, sondern dem ganze» Norden an; Norwegen, Schweden und Dänemark sind der Schauplatz seiner Tbaten, aber besonders haben Norwegen uud Dänemark, als bis fagenrcichstcn Länder, uns Denkmäler seines Schicksals hinterlassen. Sei» Lebe» ist, wie wir schon bemerk! haben, mhthisch; es beginnt von! Geschlechte der Riese» (Zälten) und erstreckt sich durch ciiieu Zeitraum von drei Jahrhunderten Er ist überall dabei, wo eine Großtbat verübk wird: an den Norwegischen, Schwedischen und Dänischen Köttigshöfen, bei de» Bolsungern und in der Bräwallaschlachl. Das Wunderbare i» feinem Leben ist also dadurch entstanden, daß die Sage» aller Länder vermischt sind; jedes wollte ibn besitzen, jedes ans seine Weise. Dis Norwegischen und Dänischen Sage» 'sind die vollständigsten und mit Vorliebe behandelt." Die Sage von den Göltcrqaben, welche Starkodder's gnte und böse Eigenschaften, sei» Glück und Unglück bestimmten, wird solgcndtr- maßen erzählt: „Er lag mit König Viger während einer Fahrt von Ayder nach Hördaland und wartete auf Wind, als man das Oralcl zu Bör be fragte lind cs so aussift, daß Odin einen Mann zum Opfer verlange. Es wurde das Loos geworfen,'und dieses fiel aus Viger selbst. Allo verstummten, und man beschloß, den nächste» Tag Rath z» hallen. Aber gegen Mitternacht weckte Roßbaarsgrane seinen Pstegesob» Stark odder und befahl ihm, daß er ihm folgen solle. Ans einem Boole ru derten sie hinaus nach einer Insel; hier gingen sie i» den Wald nnd fanden in diesem einen offenen Platz, wo eine große Menge Mensche» versammelt war und Tbing gehalten ward. Eilf Männer saßen hier ans Stühlen; der zwölfte Platz war ledig. Sie traten In das Thjyz vor; RoßhaarSgranc setzte sich auf den zwölften Stuhl, «»d Alle be- grüßlcn ihn als Odin. Er verkündigte, daß die Richler Starkoddcr'S Schicksal bestimmen sollten. Da nahm Thor daS Wort: Seine Mal ter zog einen Zöten dem Asa. Tbor vor; nie bekomme er deshalb Sohn oder Tochter, sonder» cr seh der Letzte seines Geschlechts ! Da verlieh ibm Odin die Fähigkeit, drei Menschcnaftcr zu leben. Aber in jedem Menschenalter übe cr eine Schandthat, süglc Thor hinzu. Odin schenkte ibm die beste» Waffen lind Kleider; abrr cr bcsitze weder Land noch Wasser, bestimmte Tbor. Sieg nnd Mntb solle» ibn in jedem Kampfe begleite», sagte Odin; aber keine» Kampf, fprach Thor, verlasse