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412 Nord-Amerika. Life »k klack kavk etc. (Da- Leben des Schwarzen Fal ke« oder Makalähmischikiakiak, nebst einigen geschichtlichen Ueberlieferungen von seinem Stamm und Beschreibung der Indianer-Kriege, an denen er Theil genommen. Von ihm selbst diktirt.) Skew-Hock und London, I8Z6. Der Name „Schwarzer Falke" ist den Zeiumgslcsern hinreichend »ekanut, denn in den lctzlverfioffencn Zähren »ahm er einen bedeutenden Platz in den Amerikanischen Blätter» ein. Der Schwarze Falke (ec sollte eigentlich nicht klaolchank, sondern PnmaliaevL, Streitaxt, beigen) N »in Zndianer-Häuptling von dem Stamme der Sack- und Fuchs-Zn- bianer; er wurde 1767 geboren, und nachdem er sich früh „ausgezeich net", welches so viel bedeutet, als daß er sehr jung schon einen Feind stalpirte, wurde er sogleich unter die „Tapferen" aufgenommen. Zn den Kriegen zwischen den Stämmen legte er großen Muth und Blutdurst an den Tag, so daß er nach dem Tode seines Vaters diesem als Häuptling folgte und aus den Händen des Volkes den Arznei-Beu te! empfing, der das Zeichen der Oberherrschaft ist. ES folgten nun serschiedene Kriege; bei einer Gelegenheit führte er seine Tapferen ge- Zen die Amerikaner, um den Tod eines Knaben zu rächen, den er an Kindesstalt angenommen haue, und was für eine ausgesuchte Stache er »ahm, werden wir gleich Horen. Endlich verdrängte aber doch das Borrücken der Amerikaner gegen die Indianischen Wildnisse diese Stämme »ach und nach aus ihren alten Wohnplätzen. Verschiedene „Unterre dungen" wurden gepflogen und von beiden Seiten so manches Zndivi- »Mm auf eine grausame Weise gemordet. Zm Zähre 1812 verbanden steh der Schwarze Falke und sein Volk im Amerikanischen Kriege mit den Engländer», weil sic von den Amerikanern in einem Vertrage be- »vgen worden, durch welchen sich die Sack- und Fuchs-Indianer, die schlechte Diplomaten zu sepn scheinen, so schlau sie sich auch sonst in ihrem Verfahren zeigen, gegen eine jährliche Entschädigung von tausend Dollars zur Abtretung desjenigen Theils ihres Landes, der östlich vom Misfiistppi und südlich vom Zeffreo» liegt, lhörichler Weise bereit erklärt hatten. Einige Zähre später brachten die Agenten der Vereinigten Staaten mit den verschiedenen Stämmen, die noch immer in jenen Ge genden hausten, einen Vertrag zu Stande, durch welchen sich diese Letz teren verbindlich machten, auf das westliche User des Mississippi zurttck- zuwcichen; doch der Schwarze Falke wollte keinen Theil an einer An ordnung nehmen, die sie nöihigte, ihr Eeburtsdorf zu verlassen, die Ruhestätte der Gebeine ihrer Vorällcr», die ihnen durch Bande der Verwandtschaft und durch die Ueberlieferung ihrer Namen und Lhaten tbericr waren. Dies ist der einzige Anklang von Poesie und menschlichem Gefühl in der ganzen Erzählung; und wenn wir uns mit Schauder von den empörenden Details der Zndianischen Kriegführung, der grim- migen Rache und wilden Lcrräthecei abwcnden, so verweilen wir gern äei der Heimathslicde „des armen Wilden, dessen ungelehrter Geist Golt m de» Wolke» sieht und im Sturme Hörl", als bei einem Glanzpunkte, der einen mildernden Schein auf sei» rohes Naturell wirft. Aus der Weigerung des Schwarzen Falken, sein Dorf zu verlasse», entsprang ein »surr Krieg, in dessen Verlauf eine Menge von Abscheulichkeiten ver übt wurden. Nach manchen Wechselfällen mußte sich der Schwarze Falke zuletzt doch ergeben und ward 1832 eingekerkerl. Das folgende Zahr setzte man ihn jedoch wieder in Freiheit, und er hat sich nun mit stimm Stamm an den Usern des Mississippi angesiedelt. Ler vorlie gende Band enthält seine Lebensbeschreibung, von ihm selbst erzählt und durch einen Dolmetscher i»S Englische übertragen. Wir könne» nicht vorherwisscu, welche Ausnahme ein solches Werk m den Vereinigten Staaten finden wird, wo der Nord-Amerikanische Indianer noch mehr unmittelbares Zntereffc eircge» muß, als in Europa, gswiß aber wird dies Buch, in welchem die Abenteuer unseres Häupt lings mitgetheilt sind, auf dieser Seite des Oceans keine vortheilhafte Meinung von dem Charakter jener „Kinder der Wildniß" begründe». So ein Bursche, wie der Schwarze Falke, deffe» höchster Begriff von Ruhm in der Anhäufung von Kopfhäuten besteht, mag in der Dichtung .°md Verschönerung des Romans wobl als ein ganz dezanbcrnder Wilder erscheine»; hier aber haben wir die Wahrheit, die nackte Wahrheit, nichts ÄS die Wahrheit, im einfachste» Styl erzählt, ohne die mindeste Nach hülfe von Seilen der Einbildungskraft. Hier finden wir keine Schil derung erhabener Leidenschaften, um dem Gemälde eine Atmosphäre zu geben, keine Kriegslieder, keine Lodlengesänge, keine hochtönende Reden »ter poetische Nebenumstände; sondern jedes Ding wird brschrieben, so wie es sich zutrug, ohne irgend eine Ausschmückung, und zeigt die Wildheit des Original-Charakters in ihrer ganzen Blöße. Es kommen zwar auch ein oder zwei Lichtblicke von jener leichtgläubigen Einfachheit aud iinirschlltterlichen Redlichkeit vor, welche wir jenen Völkern beile ge», die noch nicht von den Lastern unseres sogenannten künstlichen Lebens besteckt sind, aber das ist auch Alles, damit endet ihre ganze fktliche Schönheit. Ein Beispiel von Zndianischcr Ehre mag hier an geführt werden, weil cs unserem Zdeal von den Urbewohnern entspricht. Zwei Zndianische Stämme halten einen Vertrag geschloffen, krasl dessen sie sich verbindlich machten, sich gegenseitig Zeden aus ihrer Mitle aus- zzukiefern, der einen vcn der anderen Nation tödte. Ein junger Mann mm lödtete einen von der anderen Partei, und sein Stamm war be- »it, ihn sogleich auSzuliesern. Er war betrübt, aber doch willig, zu zähen; sein Bruder wollte jedoch seine Auslieferung nicht zugcben und stellte sich für ihn. Diese Handlung heldenmüthiger Aufopferung wurde -brr von der Gegenpartei durch eine freiwillige Verzeihung belohnt und der brave Bursche, mit Geschenken beladen, zu seinen Freunden zurückgesandt. Solche Züge sind jedoch sehr selten in der Erzählung des Schwarzen Falken, welche, mit Ausnahme de« Theils, der die ver- räthecische Handlungsweise der Weißen auScinandersktzl, die einigermaßen sein eigenes Thun rechtfertigt, nicht« als eine beständige Aufzählung der empörendsten Metzeleien enthält. Hier ist feine erste Heidenthal, durch die er berechtigt wurde, sich zu bemalen und Federn zu tragen, und durch die er in die Zahl der „Tapferen" ausgenommen ward. Sie wurde in einer Schlacht gegen die Osagen vollführt. „An meines Vaters Seite stehend", erzählt er, „sah ich, wie er seinen Feind lödtete und ihm die Kopfhaut abzog. Entflammt von Tapferkeit und Ehrgeiz, stürzte ich mich wüthend auf einen Anderen, streckte ihn mit meinem Tomahawk zu Boden, rannte ihm meine Lanze durch den Leib, beraubte ihn seiner Kopfhaut und kehrte im Triumph zu meinem Vater zurück! Er sagte nichts, aber er blickte mich freund lich an. Das war der erste Mann, den ich lödtete! Der Verlust des Feindes bei diesem Handgemenge war so groß, daß er sich sogleich zu- rückzvg, wodurch der Krieg für den Augenblick beendigt war. Wir kehr- len in unser Dorf zurück und tanzten auf den eroberten Kopfhäuten. Daö war das erste Mal, wo mir gestattet wurde, an einem Siegestanze Theil zu nehmet,." Das ruhige Selbstgenügcn, womit der alte Mann seine Thaten er zählt, ist einer der charakteristischsten Züge,'durch den sich dieses Buch von alle» anderen Büchern unterscheidet. Seite vor Seile begegnen wir einer Auszählung der durch seine Hand Gelödlcten, und obgleich er uns beständig versichert, daß sein Volk nie Frauen und Kinder mordete, so sehen wir doch bei mehr als einer Gelegenheit, wie man Knaben ohne Gnade umbrinal und skalpirt. Der größte Ruhm seines Lebens besteht darin, Kopfhäute abzuziehcn und darauf zu tanzen. Wir wollen hier und da einige Bruchstücke herausbcben, die uns diesen Zug feines Charakters in seiner ganzen Abscheulichkeit malen. Diese Auszüge sind aus dem Kriege mit den Osagen. AIS die Sack-Zndianer einst die Spur ihres Feindes aufzesunden halten, waren sie fest entschlossen, nimmer mehr ohne ein Siegeszeichen zurückzukehren. > „Wir verfolgten sie", heißt es, „einige Tage, tödteten einen Mann und einen Knaben und kehrten dann mit den Kopfhäuten zurück." Ec war noch nicht ncuuzedzi Zahr alt, als eine Hauptschlacht staltfand. „Bei diesem Gefecht", sagt ec, „lödtete ich fünf Männer und eine Squaw (Frau), und ich halte das Glück, allen von mir Gelödteten, bis auf Einen, die Kopfhaut abziehen zu können. Des Feindes Ver lust betrug in dieser Schlacht ungefähr hundert Mann, der unsrigc nur neunzehn. Wir kehrten nun, sehr zufrieden mit unserem Erfolge, in unser Dorf zurück (man möchte glauben, sie sehen auf die Zagd aus- gezogen oder um die Aerudle rinzusammeln) und tanzten auf den erober ten Kopfhäuten." Zn der nächste» Schlacht lödtete er drei Männer und verwundete mehrere; kurz darauf erzählt er uns, daß er sieben Männer und zwei Knaben mit eigener Hand umgebracht, und im folgende» Feldzug fie len nicht weniger als dreizehn Krieger durch seine Waffen. Um sich Data zu einer interessanten Betrachtung zu verschaffen, könnte man wohl auf den Einfall kommen, d-'S ganze Buch in dec Absicht zu durchflie gen, um die Total-Summe aller menschlichen Wesen zu ermitteln, welche der blutdürstige Häuptling nach seinem eigenen Geständniß gelödtet Hal, aber man würde gewiß bald von diesem Vorhaben adlassen, wenn man aus den fünfzehn ersten Seilen, die größlentheils mit den Traditionen seines Volles und der Aufzäblimg der Häuptlinge, die vor ihm waren, angesüllt sind, schon fände, daß er bereits als junger Bursche nicht weni ger als 34 Menschen gelödtet hatte! Wer würde diese gräßliche Rech nung weiter verfolgen wollen! (Schluß folgt.) Mannigfaltiges. — Die geselligen Verhältnisse zu Mailand. ES liegt mir bei meinen gleisen stets außer meinem Zwecke, Bekanntschaften zu machen; es kostet Zeit, und die Stunden waren mir gezählt. Es währt mindesten« etliche Tage, ehe man in einen geselligen Kreis wirklich zu- gclaffcn wird; au« der Zuvorkommenheit und Herzlichkeit der ersten Begegnung darf man keine Hoffnung für das künftige Verhältniß ab- nchmcn; Einladungen empfängt der Ankömmling in der ersten Zeit we nig oder gar nicht, so daß man erst nach längerem Aufenthalte die ge selligen Verhältnisse eines Ortes einigecmaßen beurtheilen kann. Was ich daher über den häuslichen Charakter der Ztaliäner zu sagen weiß, ist blutwenig und beruht auf den Mittheilungen einiger Ztaliäner, deren Gefälligkeit meiner Wißbegier entgegen kam. Zu Mailand halt Zeder sein Haus der Well verschlossen, nur'im Kreise der nächsten Verwandten und Vertrauten besucht man sich. Die Mailänder fürchten, sobald sie ihre Häuser Fremden offnen sollten, in ihren eigenen vier Pfählen nicht mehr frei zu schn^ sic würden Aufpasser und, was den immer witzigen und Geist sprühenden Mailändern noch erschrecklicher Vorkommen muß, sie würden einfältige Gesellschafter unter sich haben. Darum öffnet kei ner seine Thür, damit kein Fremder über die Schwelle trete; sie verkeh ren öffentlich nicht mit einander, auf daß namentlich kein Deutscher sich zwischen zwei Freunde, die ihre Gedanken austauschrn wollen, eindränge. Sie sehen und grüßen einander auf den öffentlichen Spaziergänge», sic knüpfen ein Gespräch in ihrer Loge an. Sie berauben sich dadurch vieler Annehmlichkeiten des Leben«, aber sie zwingen auch die ihnen nicht anstehenden Gäste zu einem eintönig vergnügungslosen Leben, und so rächen sie sich. (äsl, 1)o Karis ä Caples.) Herauszegcben von der Redaciion der Allg. Preuß. Staat«-Zeitung. Rcdigirt von Z. Lehmann. Gedruckt bei A. R. Hayn.