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358 »a« gcht noch an, das läßt stch noch mit Verstand anbören. Lon Einem pim Anderen kommen ste denn doch bei der drillen, vierlen, fünften Frage auf ihren Lieblings-Autor, den sie im Herzen sitzen haben: „Und Paul de Kocks" platzen sie heraus. Es kosiel wirtlich Mühe, den Leuten begreiflich zu machen, daß das ein ganz anderes Ding isi. „Nun ja, er mag recht schöne Eigenschaften haben; ich mrine es auch, aber ich kenne ihn nicht genug, ich habe ibn eigentlich noch nicht gelesen." Kurz und gut, unser Engländer hat sich von vorn herein nicht beson ders glücklich orienlirl; er lieft wohl so mancherlei durch einander, und obwohl es uns leid thut, daß er stch so ein bischen böotisch introduzitt, so werden wir doch dem derben vornehme» Herrn den Gefallen nicht thun, ihm den richtigen Weg zu weisen, den er bi« zur Stunde nicht erspäht bat. Wem geschähe auch ein Gefallen damit? Uoy liezuiftm imtniri tun Uh UL azutuw! (Schluß folg!,) Schweiz. Der Paß von Anlernc. (Schluß.) Der Führer, eiu schlichter Gemsenjäger und nur gelegentlicher Weg weiser, ohne einen Beruf daraus zu machen, also nicht, wie die Führer von Chamonir, mit den Sillen und Gewohnheile» der Reisenden be kannt, begriff immer weniger, mit wem er es zu Ibun habe. Da es ihm aber im Grunde nur auf seine Bezahlung ankam, so war er nicht weiter zudringlich mit seinen Erklärungen, sondern zog eine ungeheure Pfeife, mit Taback vollgepfropft, aus seiner Tasche, nahm sic in den Mund und fing an, Feuer zu schlagen. Klara zu Mvlord: „O. welch' abscheulichen Geruch wird es geben, wenn dieser Burscht seine Pfeife rauchen will!" — Mvlord zu Klara: „Es ist mir noch kein so unerträglicher Mensch vorgekommen." Zum Führer: „Ich verbiete Ihnen, Führer, zu rauchen, <In simner, z>uui- onoi, rnon iilo. il craigiiü Io zroriiuino, weil meine Tochter den Fusel furchtet." — „Es ist kein Fusel, es Ist guter Taback, sehr guter!" — „Es ist ein schlechter Fusel, ich verbiete es Ihnen!" — „Nun. dann nehmen Sie bin, das Thier ist sicher, ich will hinten nach bleiben." — Klara: „O, o. nicht den Maulesel verlassen, no «zuittö ;>as la iniulelte!" — Mylord: „Verlassen Sie ihn nicht! Oli«! nlmt krllu» cvn liave tliorc! (Mil dem Kerl sind wir schön angtkommen!) Ich verbiete Ihnen, zu rauchen; wenn Sie rauchen, verweigere ich Ihnen absolut die Bezahlung! 8i vouL lium,'- jo roluoö ahsolimncud Uo zia^er Vuk!" — ,stl> hen! Das sind Menschen!... Lieber doch Lieb zu Markle treiben", sagic der Führer und sieckic seine Pfeife wieder in die Tasche. „Nun vorwärls", fügte er hin;», „das Weller wird unwirsch, wir müssen machen, daß wir über den Schure kommen." In der Thal Halle der Himmel stch von neuem ganz «il Molken überzogen; alle Gipfel waren verhüll!, und der Wind «rieb den Stand schon in viel heftigeren Wirbeln aus den Schluchten herauf Wir stie gen bereits nabe an drei Stunden, und doch schien die Höhe des Passe« noch fern. Seitdem wir den Fuß der Fiz-Felsen erreicht und damit zugleich die letzten Spuren von Vegetation hinter uns gelassen ballen, entzogen im« diese Felsen, um die wir herumzu biegen ansingen, die Aussicht auf das Thal von Servoz Die Scene batte sich also ver ändert; link- steile.Felscnspitzcn, rechts die Bast« des Mont Burt, voll kis und kahler Steine, rings um uns eine öde traurige Gegend, deren Anblick nur durch die wriße» Schneeteller belebt wurde, die mit jedem Augenblick zahlreicher wurden, um bald in eine ununtcibrocheue Fläche zusatmnenjuslicßcn. Mvlord zu Klara: „Ich glaube saft, der Kerl weiß den rechten Weg nicht." — „Ich auch", antwortete Klara mit ängstlicher Miene. — Mylord: „Eie führe» uns einen schlechten Weg, Führer;, von euonö UOL ciairs iu»e inauvaiso ollömin!" — „Hier? Das gehl »och sehr a». Warle» Sic nur, wenn wir erst oben sevu werden! Vorwärl», vorwärls." — Klara zu Mylord: „O, ich habe große Furcht, mein Baler!" — „Vorwärls, vorwärl«, Sie wollten mich gestern nicht hö ren; jetzt müsse» wir sehen, wie wir forlkommen." — „äo vonlö ri- tornor! Ich will umkchren, durchaus umlthren!" ries die junge Miß sehr erschreckt. — „Unmöglich, Mamsell. Aber das ist sicher, daß es für uns besser wäre, wen» wir jetzt schon die andere Seite erreicht hüllen." — „Hallen Sie de» Maulesel au, Führer, hallen Sie", sagle Motord. Der Führer, ganz mit seinen Gedanken beschäftigt, achtele nicht aus diesen .Befehl. „Frrölor', wiederbolle die junge Miß. „Firreler", schrie Mylord, ..tntlo Luide,' lulle! Hallen Sir ib» aus der. Stelle an!" — Der Führer ließ stch dadurch nicht irre machen, sondern betrachtete, ohne zu antworten, den Himmel hinter uns. „Das ist bös", murmelte er, hielt dann ungestüm die Maulesel au und sagte: „Monsieur, Mamsell, Sie müssen abstcigen." — „Absteigen", schrieen Beide mil einem Laut, — „Und das schnell! Umzukcbren ist nicht möglich. Hier biuler uns ist schon das Ungewitter; der Wind jagt e« uns im Gallop heran. Es bleibt uns jetzt nichts übrig, al« zu sehe», wie wir ihm entwische» können. Der Paß isi noch weil; wollen wir da hinüber, so sind wir verloren, noch ehe wir dort anlanzen! Wir müsscn diese» Sleiz links hinemklimmcn, er sühn einen kürzeren Weg; jenseits sind wir außer dem Bereich der Winde«. Herunter, die Maul esel werden schon nach Hause finden, herunter also!" Die Kaltblütigkeit dieses Mannes machte Eindruck aus Mvlord, wznn auch seine Worte ihm große Besorgniß verursachten. Er stieg ab, »hu« ein Wort zu sage». Jetzt näherte ich wich; die junge Miß zillerle an alle» Gliedern Ohne um Ertaubiiiß zu frage», half ich ihr au« de« Sättel, iirdem ich einige beruhigende Worte an sic richtete. Als ihr Vetter sah, wie sie mit ihren zarten Füßrn tief in de» Schnee sank, mal», sich ein Gefühl des Entsetzen« auf seinem Antlitze. — „Führer", sagte ich sogleich zu dem Männe, der eiligst di« Steigbügel an den Sattel dec Maulesel befestigte, „Sie müssen un« hi» heraushelfrn. Ich habe von Ihrem Muth, vo» Ihrer Stärke gehört; Sie sind Feli- saz, dec geschickteste Jäger de« Thals, wir verlassen uns aus Sie." Daun zu Mylord mich wendend: „Seyen Sie außer Sorgen, wein Herr, ich habe auch Kräfte und bin das Gebirge gewohnt. Dieser brave Mann und ich werde» Mademoiselle schon aufrechl hallen, wenn sie nnler dem Uebermaß der Ermattung zusammenfinken sollte." — „Oblistxe, sehr verbunden", erwiederle er, von seiner heftigen Aufregung ganz zerstreu!. Wen» auch nicht so verwirrt wie der Engländer, so war ich doch nicht minder besorgt. Die Erzählungen des Hirten, auf die ich am Abend vorher kaum gehört hatte, traten wieder vor mein Inneres und ließe» mich unsere Lage als sehr gefährlich ansehen. Dieser Mann halte mir die Umstände, die de» Tod des jungen Engländers und den von Pierre'« Frau begleiteten, nach ihrem ganzen Hergänge geschildert; e« schien mir, al« sähe ich sie sämmtlich mit schreckeiisvollcr Wahrheit sich wieder erneuen! Die Unglückliche ball«, als sie mit ihrer Gefährtin dem Gipfel schon nahe war, keine Kräfte mehr gehabt,-um zu entfliehen, und nach wenigen Augenblicken halte sie in dem Wirbelwinde den Tod gefunden; dies ist ein Sturm, der sich in de» Krümmen dieser engen Schlünde verfängt, mit fürchterlicher Wulh darin umherrast und un geheure Schneemassen losreißt, unter denen dann alle Gegenstände, über die er hinwegtobt, begraben werden. Svlch' ein Wirbelwind war es nun, der hinter uns wie aus den Tiefen de« Thales herauszog und nn« in wenig Minuten zu erreichen drohte. Sobald der Führer ihn erblickt halte, und ehe wir die Gefahr noch ahne» konnten, ließ er ihn nicht mehr ans den Augen; mil scharfer Genauigtcil berechnete er seine Ent fernung, sah seine Richtung vorher und fand nun, vermöge seines eben so sicheren al« scharfen Blicks, daß wir, nm nicht umzukommen, eiligst de» Abhang binauffleitern müßttn, de» er uns zeigte. Wir machte» u>is an die Arbeit. Die Maulesel hatten sich kann» frei gefühlt, so waren sie, den Kopf in die Höhe gestreckt und die Nüstern gegen den Wiud gekehrt, schnell aus und davon gelaufen. Von ihrem Instinkt geleitet, verließen sie de» Fußsteig, ans welchem wir ge kommen waren, stürzten sich nach links, um der Wassrrhose auszuwei- chen, und rannten in einen dunklen Abgrund hinab, wo wir sie bald aus den, Gesicht verloren. „Vorwärts! damit wir die Höhe erreichen!" rief der Führer uns unaufhörlich zu Aber der Abhang war so steil, daß es ohne de» Schnee, der sich unter unseren Füße» ballte, auch dem geschickteste» Jäger unmöglich gewesen wäre, sich aufrecht zu erhalten. Dieses günstigen Umstande« ungeachtet kamen wir nur mil Blühe vor wärls, und die dringenden Auseuerunge» de« Führers machlen uns eher verwirr!, als daß sic un« sorthalfc».' Die junge Miß unierdrückle ihre Angst, um das Einsetzen, das ihren Vater ganz zu umstricke» schien, »ich! noch zu vermehren; sie strengte sich über alle Maßen au, um sich aus den Füßen zu erhallen, aber ihre Kräfte schwanden immer mehr, und nachdem sie anfangs ans natürlicher Säicu einige Verlegenheit gc- zeigl hatte, als sie die Unterstützung meiner Hand anncbmen sollte, hing sic jetzt schon ganz an meinem Arm und überließ mir sehr ost die Sorge, sie zu halten, ja saft sie zu tragen. Obgleich ich selbst erschöpft war und jede» Augenblick glaubte, daß e« mit meinen Kräften zu Ende sevn würde, so belebte doch die äußerste Gefahr, in ter stch tiefe junge Dame befand, meinen Muth wieder, und ich machte noch einen angestrengten Versuch. Endlich langte sie auf ter Höbe des Abhangs au, wo wir sie ließen, um ihrem Vater, der unsere« ganzen Beistandes bedurfte, zu Hülfe zu eilen. Ein besonderer Zufall Halle die Angst dieses arme» Manne« aufs Höchste gestriger!. Während er das steile Aiisstcigcn de« Abhänge« da durch zu verminter» suchte, daß er im Zickzack hinankllmmte, hatten ihn seine Schrille auf einen unlcr dem Schnee verborgenen und, wie es ztiweilr» vorlömml, bloß auf seinem Gleichgewicht ruhenden Felsen« block geführt. Die Last des Körper« hatte diese ungcheure Masse ein wenig zum Schaukeln gebracht, und der Schrecken Mvlord« war so plötz lich und gewaltig, daß er über den Fel« nicht hinüber zu kommen ver mochte, sondern zitternd und bebend, mit bleichem entstellten Antlitz, in die Knice sank. Seine Tochter, die ihn von der Höhe de« Passe« in diesem Zustand erblickte, stieß einen Schrei der Verzweiflung aus, und wir selbst wußten nicht gleich, was wir lhun sollte». Laßt mich, ries er un- zu, und rettet mein Kind! Der Führer aber sagte: „Muth, mein wackerer Herr, cS bat nicht« zu bedeuten", und zu inir gewandt, setzte er hinzu: „wir wolle» ihn trage»!" — Durch unsere vercuuen Bemühungen gelang es uns denn auch, obgleich mit uiieiidlicher An strengung, den Gipfel mit ihm zu erreichen. Auf diesem Gipfel befand sich ei» Raum vo» einigen Fuß, der, beständig vom Winde gefegt, von Schnee entblößt war. Dort sahen wir un« alle vier vereinigt. Da« Ungewitter kam immer näher. „Wir dürfen hier nicht grau werden", sagte der Führer; „ich nehme Mon sieur aus mich, er ist der schwerste; Ihnen übergebe ich Mamsell. WiE hatten nun bloß noch hinabzufteigkn, aber über 2l> Fuß hohen Schuec. „Sie setzen Alle Ihre Füße in die Spuren der meinigen. Vergessen Sic da« nicht; es ist, um die Löcher zu vermeiden, die sich ring« um die Felsen befinde». Muth, mein braver Herr! Mulb, Mamsell! E« Hal nicht« zu sage»! Hier ist elwa« zu Ihrer Stärkung!" — Bei diesen Worte» zog der Führer eine alte lederne Kürbisflafche, worin sich noch einige Tropfen schlechten Landbraunlwein« befanden, aus der Tasche hervor. „Ländlich, sittlich", sagte er und reichte zu gleich seine Flasche den Lippen der jungen Miß dar. Diese kostcie den Liqucur und gab di« Flasche mit dankbarem Lächeln zurück. Der Führer ließ dann Mvlord trinken und reichte die Flasche auch mir. Sie war ziemlich liicht. „Das für Sie Führer", sagte ich. — „Trim kc» Sie nur", vsrsetzte er, indem «r sich zum Ausbruch anschickic, „wenn Sie noch elwa« darin fiickcn." Dann schaute er über sich und rief plötzlich: „Auf den Marsch!" als hätte ihm der Anblick des Himmels den größten Schrecken verursacht. Wirtlich nabte sich die Wasserhose« einer Ungeheuern Säule gleichend, in schräger Richtung, und schon ver«