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Zoscphinr kaufte Wölmaise», und wie theuer würbe Beiden dieses Gul! Bonaparte atopeu« die Kinder seiner Gemahlin; es war rin liebens würdiger Familronkreis. Madame Centtpan übernahm mil Freude die Erziehung der beiden Kin der Josephineu«; Bonaparte vertraute ihr auch seine Schwestern a». Die 'Pension«-Anstalt war in St. Germain, zwei kleine Meilen von Mal- maiso», und die Frequenz zwischen beiden Orlen nalürlich nichl gering. Bei der Preisreitbeilung wurdrn Lustspiele, dir Aliffan de Chazet zu diesem Zwecke verfaßte, aufgeführt. Diese Gesellschaften waren wirklich glänzend. Generale und Financiers, alle Männer, die Anspruch auf Ruhm oder Reichthum machen konnten, bemühlen sich um Zutritt zu den Zirkeln von St. Germain. Die lluverbeirathrtrn wählten ihre Frauen unter den Elcviunen; cs war rin Widerschein von St. Evr in diesem Kreise, freilich nicht so fromm, aber um so a»mulhiger und gewandter. Diejenigen 'pcnsiouairinncn, welche bei der jährlichen 'preis- verlheilung den Sieg davontrugcn, dursten zur Belohnung acht Lage in Malmaison in der Gesellschaft ihrer Hortensia, ihrer guten licben Hor tensia zubriugen; dann wurden 'Partien, zu 'Pferde gemacht, man mu- sicirte, und der ganze, jetzt so verciusamlr 'park war damals der Tem pel des Frohsinns und der Heiterkeit. Josephine folgte ihrem Gemahl nach Italien, aber sie ging nicht mit ihm nach Acgpplcn. Den größten Theil ihrer Zeit verbrachte sic in Malmaison; cs war ihre Freude, zur Verschönerung dieses Ortes beizutragcn; sic vergrößerte seine Umgebungen, gründete nach und nach eine Eallerie für Gemälde und Bildhauer-Arbeiten, einen botanischen Garten, eine Bibliothek, ein nalurbistonfchcs Kabinct und eine Schäsc- rci. So wußte sie sich die Zeit während Bonaparlc's Abwesenheit zu vertreiben und ihre Mußestunde» angenehm auszufüllen. Die Erpcdilion nach Acgpplcn Halle manche« Fabelhafte. Bean Hal sic in litt Bänden erzählt und beschrieben; aber dennoch habe ich in Malmaison Lhalsachcn, deren man nirgends später erwähnte, ansüh» ren hören. Nach dem eilftcn Angriff aus St. Jean d'Acre ließ Bonaparte Caffarelli kommen. Nun Gencral, was denken Sic davon? Isi s ge nug k fragte er ihn. Die Festung war gegen Caffarelli'« Meinung rin- geschlossen wordcn; dennoch antwortete dieser kalt: Nein, Gencral! Sie haben angcsangcn, Sie müssen auch sorlsahrcn . . . Six haben ja nur die Hälfte Ihrer Leute verloren... Nur die Hälfte! wictcrholte Bonaparte, dcr Borwurf war bitter... Befehlen Sie den Angriff, ich werde dabei scpn . .. Dcr zwölfte Angriff sand in dcr Nacht statt. Caffarelli, dcr schon früher ein Bein verloren hatte, büßte sein Leben dabei rin. Dcr lZle Angriff am anderen Tggc war noch fürchterlicher und nutzloser. Die Belagerung mußte aufgehoben wcrdcn. Bonaparte be weinte Caffarelli, wie er später auch Lannes beweinen sollte; er war ei» Muster dcr ganzen Armee, großmüldig, gewandt, lapsrr und von nncrmüdlichcr Tbäligkeil gewesen. Die Disziplin in dem Heere war bewunderungswürdig. Als sie in Kabira ankamen, entflohen alle Nei chen, und 'palläsie voll Gold und Edelsteinen standen den Franzosen offen. Wie sollte man die Kostbarkeiten ausbewahrcn und ein Jnvcu- tarium davon machen? Bonaparte war einen Augenblick in Verlegen heit und fragte Monge um Rath. Ein Lichtstrahl! rief dieser, sich vor die Stirn schlagend, au«; Sie haben die Zöglinge der polvlcchnischcn Schule, gewisscnhaftc junge Leute, die rechnen löuncn; beauftragen Eie kiese mit der Arbeit, und Alles wird in den Schatz stießen. — Gut, gut, sagte Bonaparte, übernehmen Sie das. — Monge und seine Ele ven machten sich mil Eifer an das Werk, nahmen die Jnvcntaricn auf, und 0 Tage darauf lagcn dir Berechnungen vollständig und genau vor den Augen des Ober-Generals. Bald darauf schrieb Siövcs, dcr in 'Paris geblieben und zum Mitglied dcs Dircktoriums ernannt worden war, an Bonaparte und machte ihn mit dem Ungemachc, das in Frankreich hcrrschlc, bekannt. Der Gencral verließ Aegpplcn und kam in einer Nacht in Malmaison an. Hier sand er Josephine, von den ausgezcichnetstcn und bcrühmtc- sien Männern umgeben. Zwar bin ich nicht dcr Meinung, daß Frauen Las Zepter ergreifen sollen, doch müssen sic die herrschende Gewalt un- trrsilützcn, sic bclicbt machcn und auf diese Weise befestigen. Das war die Aufgabe, die Josephine sich selbst gestellt Halle, und die sie mit bewunderungswürdigem Geiste ersülltc; alle ausgczcichnrlc Männer in 'Paris wußte sie sär Bonaparlc's Partei zu gewinnen. Siövcs, dcr damals ein klcincs Haus in Marlv bcsaß, besuchte sic häufig. Ost ver ließ cr schon srüh, unter dem Vorwande, dcr Zerstreuung zu bedürft», das Direktorium und giug nach Malmaisott,-um dort lauge Konferen zen mit denjenigen zu ballen, welche, wie cr, schleunige Bnändcrungni en dcr Verwaisung des GouvcrncmcnlS hcrbcisührcn wollten. Siövcs hatte den Königsthron Umstürzen bclsen, und jetzt denkt cr darüber nach, in Frankreich wieder etwas Aebnlichcs ausznbaucn. Siövcs prics Bonaparte laut, und dafür stieß ihn dieser später zu rück. Wir lieben einmal diejenigen nicht, denen wir Verpflichtungen schuldig sind; ihre Gegenwart scheint uns ein Vorwurf; die Geschicklich keit, die sie zu unserem Besten «»wendeten, verräch unsere eigene Schwäche; so bescheiden sic auch sevn mögen, wir hallen sic sür stolz und bilden uns ein, daß ihre Ansprüche ihren Diensten gleichen, wir fürchte» sic schon ihres Wissens wegen, vermeiden sic, wcil wir sic sürch- kcn; ihre Blick- allein schon sind störend; das Gängelband erschreckt uns, wie die Kinder. Alle diese Triebfedern leiten den Menschen, diese Gcsübic sind in seinem Herzen, diese Undankbarkcil ist ihm so natürlich; Niemand entgeh! ihr. Bonaparte bedurfte wohl JoscphincnS, um sich andere Freunde zu erwerben, als dic, welche Siövcs ihm versprach. — Sie war sein, ge wandt, geistreich, großmüthig und ihm ganz ergeben; ihr glühender Eiser führte wohl fast eben so gut, wie die geheimen Wege dcr Politik, jenen 18. Brumaire herbei, der die Gestalt des ganzen Landes verändern sollte. Das Konsulat war aus de» Ruinen dcs Direktoriums hcrvorgegan- gen, und au« der Schale dcs Konsulat« stieg in vollem Glanze da« Kaiserreich empor. Man versuchte Alics; und während zehn Jahre» lheille Jozephine alle Ehre, alle Glückseligkeit; sie wurde in Pari« als Kaiserin, in Mailand al« Königin gekrönt, man umgab sic mit allen Herrlichkeiten der Erde; aber weit entfernt, von so vielem Glanze be rauscht zu werden, bestand ihr höchstes Glück immer nur darin, nach Malmahou zurückznkchren, um sich in ihrer lheuren Einsamkeit zn ver bergen. Ecrcmonicn und Etikette waren sür sie Hosdicnst; mil dcr licbenswürdigstcn Grazie ersülltc sie auch diese'Pflichten; aber ihre ganze Freude, ihr ganzes Glück bestanden sür sie (wie num ihr wohl glauben tonnte) in dcr Ruhe, dcr Freundschaft und den Blumen. Wie ihre Vorgängerin, Marie Antoinette, deren Diadem sie trug, haßte auch Josephine alles Geräusch des Hose«, dessen salschcn Glanz sie fürchtete; dic 'Poesie, die Künste, das ländliche Leben und dic Un terhaltung mil liebenswürdigen Leuten waren ihre angenehmsten Zer streuungen, und ihr über Alles lhcuer. — Wenn Napoleon von seine» Feldzügen zurückkchrlc, kille cr zu ihr nach Malmaison. Um Zcscvhi- nen Freude zu machcn, vergrößerte er da« Gut fast täglich; bald durch einen Wald oder rine Wiese, bald durch einen Weinberg, so daß dcr 'park und dic Meierei jetzt schon eine zicmlich weile Ausdehnung ballen. Ganz nahe bei Malmaison Halle eine vornehme Dame eine Besitzung. Nichl nm die ganze Well hälle diese dem Kaiser ihr Gul abgetreten, denn sic haßle Josephinen wie Napoleon; da fick cs dcr Kaiserin ei», sie für ihre Ungerechtigkeit zu bestrafen und einen zicmlich bedeutenden Hügel dem Hause dcr Widcrspcnstigcn gegenüber auftahrcn, ihn mit Ra sen bclcgcn und mit Bäumen bepflanzen zu lassen, so daß die Amstcht nach dem 'parke ihr gänzlich entzogen wurde. Die Arbeiten gingen schnell vorwärts, sogar in dcr Nach! wurden sic bei dem Schein dcr Fackeln fortgesetzt, und das schwankende ungewisse Licht dieser itylercn, in der Mitte der Dunkelheit, veranlaßte ein seltsame« Unglück. Die Schloßbesitzerin aus dcr Nachbarschaft, eine schon sehr alte und fast blinde Dame, war neugierig, den Fortschritt dcr Arbcitcn auf dem feindlichrn Tcrrain zu bcobachlen und ging deshalb rincS Abends ganz allein aus, immer dem Schein dcr Fackel» folgend und unbcdachl- sam vorwärts schreitend. So denkt die Unglückliche nicht an ein gro ßes vor ihr liegendes Bassi», stößt gegen bei, Naud desselben, verfielt das Gleichgewicht, stürzt hinein und ist schon sterbend und ertrunken, «IS aus den Hülferuf ihrer Domestiken die Arbeiter herbeieilen und ihr alle» nur möglichen Beistand leisten, ohne sic ins Leben zurückruscn zu könne». Dic Erben verkauften das Gul an Napoleon, und Malmaison ver größerte sich so immer mehr und mehr. Man pflanzte Alleen und Ge hölze, zog Barriörni und Gräbe»; aber Alles blieb dem äußercn nach einfach, und wenn dcr Kaiser dic Schwelle seines LieblingSgutc« über schritten balle, warf cr 'prachl und Würde von sich und entledigte sich mil der Hcilcrkcil eines Kindes aller drückenden Feierlichkeit dcr Tuilc- ricen. Dcr Kaiser speiste gern auf dem Grasplätze vor dcm Schlosse. Das nannte cr seine» Bivouac: Marschälle, Minister, Adjutanten fan- dcn sich dort ein; die Familiariläl gehörte damals zum guten To». Man plauderte frei über Theater, Romane und Gedichte de« Tage«, und das Glück oder Unglück dcr Schrisistrllcr hing ost von dem Nr- thcil ad, das in dicscui Krcise gefällt wuidk. DaS Genie war am Hose hochgeschätzt; das Budget war ihm günstig. Man schmälerte »ich:, wie jetzt, dic 'Pensionen, und cs gab wohl keinen in dir Wissenschaft ausgezeichtteten Mann, der nichl :i —6000 Franke» an den Staats schatz jährlich fordern konnte, ohne dic besonderen Eralificalioncn zu rechne». Las Volk bezahlte und klatschte Beisall; es halte damals Sinn für das Ideale; seine Industrie war ter Ruhm. „Dcr Ruhm", rics Napoleon oft aus, „dcr Ruhm ist mcin Ab gott!" und die ganze Nation strebte nach ihm, wie er. — Ofl wurdet» auch in Malmaison, wenn dic Gesellschaft mir aus dem engeren Aus schüsse seiner Freunde bestand, 'Pläne zn Feldzügen und Eroberungen entworfen. Courierc wurden cmpsangcn, Befehle crthcill und daS Schicksal ter größte» Striche ost in diesem kleinen, jetzt leider so ver einsamte», friedlichen Winkel dcr Erde entschieden. (f,u ironmnim <>.) Mannigfaltiges. — Van Diemcns-Land. Die schwarzen Ur-Einwohner diescS Landts sind jetzt ganz und gar aus demselben cnifcrul und ans eine: Insel in ter Baß-Straße (Oreal Islaml) zu einer Kolonie vcrrinigr worden. Um diese dem Landban und der Industrie ungemein gefährlich gewesenen räubcrischcn Horden unschädlich zu mache», Hal man zu einer List seine Zuflucht genommen, indem der bei ihnen in großem Ansehen stehende Engländer Bateman, über dessen merkwürdige Wiedcrausfindung, nachdem er viele Jahre lang unter den Wilden gelebt, wir kürzlich br- richiclen, beauftragt wurde, sie unlcr mancherlei Versprechungen nach Hobart-Town zusammen zu locken. Hier wurden sie zwar von dem" Obersten Arthur allerdings sehr freundlich ausgenommen und beschenkt, jedoch nichl wieder »ach ihrer Hrimalh entlassen, sondern unlcr dem Kommando dcs Lieutenant Darling nach jcncr Insel cingcschifft, wo sie in einem Dorfe beisammen wohnen und auch bereits eine gewisse Gesittung augenommcn haben, indem sic zum Thcil nur mit Eincr Frau lebe». Kleidung tragen und den Boden aubauen. Am liebsten gehen sic jedoch immer noch der Känguru-Jagd und dcr Fischerei nach. Ihre Zahl bc- liiuft sich jetzt nur noch aus »ngcsähr 200, von denen der kleinere Theil aus Frauen besteht. Ihre jetzige Lebensweise scheint ihnen nicht zu-' «täglich zu scpn, da sich ihre TodcSfälle durch neue Erbnrlen nicht wie der ganz ansgleichen. HeranSgegeben von der Redaktion der Allg. Preuß. Staats-Zeitung. Rcdizirt von I. Lehmann. Gedruckt bei A. W. Havn.