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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pranumeraiions- PreiS 22^ Sgr. (^ Thlr.) vierteljährlich, 3 Thlr. sür das gxnze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Prenhischen Monarchie, M Literatur a g a z i n für die Man prännmcrirt ans dies«'! Beiblatt der Allg. Pe. Sm»» Zeitung in Berlin in der Expedition (Mohren - Sircar Nr. 34); in der Provinz fr wie im AuSlande bei d„ W-Hllöbl. Post - Acnitcr». des Auslandes. 47. Berlin, Montag den 18. April I83C Westindien. Mitcheilungcn ans der Neger-Republik Haiti.") Wie ein Durstiger in Ermangelung eines vollen Bechers dankbar einige Tropfen Wasser binnimmt, so lägt sich auch das wissenschaftliche Bedürfnis nach Belehrung über einen speziellen Gegenstand, wenn es sich nicht an einem stattlichen Quartanten mit minutiösen Anmerkungen und statistischen Tabellen befriedigen kann, gern mit einer kleinen Dar bietung abfinden, wäre sie auch nur so fragmentarisch und winzig, wie das vorliegende Bündchen des Herrn Hanna. Herr Hanna begleitete den Capitain Owen, als dieser Haiti besuchte, nm die Südküste der Insel näher kenne» zu lernen; er selbst hatte keinen weiteren Zweck, als die Herstellung seiner Gesundheit. Las Buch ist kaum mehr, als das flüchtig hingeworfene Tagebuch eines Reifenden. Den 13. Januar landeten sie bei einem Städtchen, ungefäbr dreiund- zwanzig Engl. Meilen vom Cap Tiburon. Die ersten Eindrücke, welche die Bewohner aus sie machten, sind sehr gemischter Art. Der Ver- saffer sagt: „Wir trafen mehrere Personen am User, einen langen Neger und drei bis vier Farbige. Sie batten ein Fahrzeug, mit Pisang, Kokus- nüffen, Citronen und Eiern beladen. — Zwei schwarze Frauen schloffen sich uns an. Las Bolk ist viel besser bekleidet, als die Neger von Jamaika an Werkellagen. Die Frauen besonders sind bequem und gut angezogen. Frauen sowohl als Männer trugen Tücher von Madras in Hellen Farben um den Kopf gewickelt. Wir verlangten Mancherlei, — Milch, frische Butler, Eier, Kokusnüffe u. s. w. Sie waren sehr höf lich und wolllen sich Mühe geben, da« Gewünschte an das Ufer zu schaffe». Nachdem wir die Küste entlaß gegangen und einigc Muscheln ausgelesen, bemerkten wir, daß unsere Offiziere die von ihnen beabsichtigten Messungen beendet batten und eben an Bord zurückkehren wollten. Wir schifften uns demnach ebenfalls ein, als eine Masse von Steinen be trächtlicher Größe, von einer Höhe herabkommend, längs dem Boote in da« Wasser fielen. Woher sie kamen, konnte Niemand von uns im erste» Augenblicke sagen Endlich gewahrten wir, daß sie hinter einigen Bäumen hervorkamen, welche aus einem Hügel, ungefähr bunderlund- sunfzig Fuß über dem Ufer, standen. Zn demselben Momente lralen zwei Männer hervor auf die Spitze des Hügels und wurde» von un serer Schiffsmannschaft als fremde Schwarze erkannt, — nicht zu denen gehörig, mil welchen wir bisher verkehrt, und aus einem entgegengesetz ten Quartier kommend. Diese halten das Boot und die Mannschaft bemerkt, und dadurch mabrscheinlich sehr beunruhigt, zogen sie sich zu rück und erstiegen den Hügel, von dem aus sie uns angegriffen, auf einem Umwege. Einige Steine fielen gerade m das Boot und würden, ans einer beträchtlichen Höhe geschleudert, ein bis zwei Pfund schwer, eckig und rauh wie sie waren, uns schwer verwundet haben, wenn sie uns getroffen hüllen. Glücklicherweise ward keiner verletzt, und wir segelten rasch aus ihrem Bereiche. Die BootSmannschaft war ohne alle Waffe», und selbst wenn sie deren gehabt hätte, war ihre Anwendung in diesem Falle nicht gerechtfertigt, 'obgleich das Verfahren gegen uns ein ver- ratherisches war. Zur Entschuldigung der Angreifer muß indessen be merkt werden, daß sic in großer Furcht waren, es möchten die Fran zosen eine Landung versuchen, weil nämlich die im Jahre 1828 ver tragsmäßig stipulirle Summe nicht bezahlt worden, und gewiß beumu- higte sie 'unser ohne Umstände ihnen gemachter Besuch, während ein Kriegsschiff ungefähr eine halbe See-Meile von der Küste vor Anker lag." Zunächst besuchten die Reisenden Le« EaheS; hier landeten sie zwei Tage nach jenem ungastlichen Empfange. Herr Hanna erzählt: „In dem Hafe» sahen wir drei oder vier Französische und Amerikani sche Dreimaster; außerdem noch eine Anzahl kleinerer einheimischer Fahr zeuge, die nach verschiedenen Richtungen zerstreut waren. Die Mann schaft auf einem derselben, ans lauter Schwarze» bestehend, ries, als wir vorüberschjfftcn: „Englisch Kriegsschiff kommt an!" Wahrscheinlich war in diesem Satze ihre Kenntniß der Englischen Sprache erschöpft. Der Ausladeplatz war mit Schwarzen und Farbigen bedeckt, „pour voir les «trnnzers' Sie »ahmen sich sehr höflich gegen unS; mehrere von ihnen waren gut, die meisten ordentlich gekleidet. Ein großer Theil von ihnen schien Soldaten. Bon diesem Platze gingen wir eine Straße entlang, die mit dem Ufer parallel lief und dann nach der Hauptstraße der Stadt in das Hans des GouveriirurS. Ein Schwarzer begleitete ') bivtex »f „ e» .«umr os n»!ll l» 3»ouLr7 «»s ISLü. Von dem Prediger S- W. Hanna. Lando«, I8K> uns als Cicerone. Die Straße selbst ist hübsch und breit, aus großen hölzernen Häusern bestehend, die weder Reichlhum noch Pracht zeige», jedoch sauber und anständig auSsehen. In den unteren Geschossen die ser Häuser befinden sich Läden mil allerlei Waaren, besonders gedruckten Kattunen, Musselinen, seidenen Zeugen in bunten Farben. Die Kauf leute sind Neger und farbige Weiber, deren viele sehr glänzend herauS- gcputzt sind, wenigstens in Hinsicht der Farbenpracht, und ihre Bänder und Seidenstoffe, ihre hellgelben Kopszcuge und himmelblaue Schuhe sind bunt genug anzusehen. Ich fragte in einige» dieser Lade» »ach den Preisen der Waaren und fand überall, ob ich gleich Nichts kaufte, das Volk höflich und zuvorkommend. Als wir durch eine andere Straßt gingen, ries ein Mann in Mililair-Unisvrm unserem Begleiter zu und fragte ihn, wer wir sehen. Dieser erwiedrrle; „Leute von einem Kriegs schiffe." „Bon welcher Nation?" war die nächste Frage. „Engländer", war die Antwort. — „Daun könnt Ihr passire»!" sagte der Frager. Dieser war, wie wir erfuhren, der Capitai» des Hasen«. Bor dem Kommandanten-Hause sanden wir eine Ehrenwache von sehr u» kriege risch ausschenden Soldaten in blauer Uniform, mit Mützen, an denen rothe Kordons und Troddeln hingen. Sie saßen auf Stühlen und lan- gen Bänken. Das Auf- und Abgeben schien ihre Sache nicht zu sehn. Wir wurden sofort vor den General geführt; sein Name ist Borgella. Er bot unS sehr höflich einen Stuhl an. Der Man» ist fast von weißer Farbe, und ich hätte ihn sür einen Weiße» gehalten, wäre ich nicht vom Gegcnlheile unterrichtet gewesen; er ist hoch bei Jahren und von an sehnlicher Korpulenz. Das Zimmer waz gut möblirt, di« Möbel mehr glänzend, als werihvoll. Auf dem Kaminsims stand eine sehr schöur Französische Pendeluhr; an den Wänden hingen mehrere ziemlich gelun gene Abdrücke Napoleon'«. Im Vorzimmer zeigte uns der General ejrr Bild des Columbus, von einem alten Meister verfertigt; dies Gemälde, wie er uns erzählte, fand er in der Stadl San Domingo, als er di» Gvuverneurstelle an diesem Ort erhielt. Es war eben von Frankreich zurückgekommen, wohin er es geschickt hatte, um es kopirc» und in Kupfer stechen zu lassen." Lieser Borgella scheint einer der unterrichlelste» und bestgestnnttn Männer der Intel zu sepn. Eine Anekdote, die im Verlaufe des Buches von ihm erzählt wird, spricht wenigste»« sehr zu seinen Gunsten. „Im Fe bruar 1812 nahm Sir Jame« Heo, damal« Commandeur des „Southamp ton", eine große Haitische Fregatte, mit vielen Soldaten besetzt, die er. nach Porl Rohal auf Jamaika brachte. Diese Fregatte gehörte dem Borgrlla und seinen Anhängern und war dem schwarzen Christoph ab- genommen worden; sie Halle ein Regimen! von einem Theile der Insel nach einem anderen bringen sollen. Borgella selbst war eben nicht an dem Orte, wo er das Kommando führte, als die Nachricht von der Wegnahme de« Schiffe« dort einlraf. Da es am Bord ter Haitischer! Fregatte ein großes Gemetzel gegeben hatte, so war die Partei de« Bor gella darüber auf das Aeußerste in Wuth. Sie ergriffen die dort woh nenden Engländer und schleppten sie aus einen offenen Platz, um sie ohne Weitere« zu erschießen. Lin Streit über einen Punkt der Etikette, der sich unter den Offiziere» erhob, gewährte den Unglücklichen indessen einige Frist. Inzwischen kam Borgella an, und sem erste« Geschäft war, die schleunige Befreiung der Engländer und die Wiedererstattung ihres Eigenthume zu befehle». Er wußte, daß sie an Sir James Heo « Verfahren keinen Theil halten, und war zu redlich und mensch lich, um sie sür fremde Schuld büßen zu lassen." Herr Hanna spricht sich mehrmals sehr günstig über die Eingebor- nen ans, mit denen er während seine« Aufenthaltes zu Les Cape« ver kehrte. „Sie erscheinen im Allgemeinen gebildet und in vielen Punk ten, namentlich von praktischem Interesse, so wie in den AlltagSgeschäf- ten de« Lebens, keineSweges unerfahren." Bei dieser Gelegenheit führt er einen anderen Zug des National-Charakters an, welcher die Bast« alle« Großen und Edlen bildet: „Gestern Abend", erzählt er, „ver sicherte un« unser Wirth, Herr Roberts, — der so voller Borurtheil gegen da« Volk ist, daß sein Zeugniß in diesem Punkte gewiß von der größten Kraft ist — daß man ganz unbesorgt durch da« Land reisen könne mit den beträchtlichste» Summe» Geldes. Ich kann, so drückte er sich au«, von hier nach Port au Prince — ein Weg von drei Ta gen durch da« Gebirge — mit tausend Dollars reisen, ohne die geringste Belästigung zu befürchte», gleichviel wie ich reise und welche» Weg ich einschlage." Die folgende Anekdote indessen zeigt schon die Schattenseite des Gemälde«: „l)r. Daglish, der gestern mit uns speiste, ei» leidenschaft licher Vogelfänger, schoß gestern drei bi« vier Paar Schnepfen. Einen der Vögel nahm ein Schwärzt oder Farbiger, der ebenfalls mil azif den Vogelfang ausgegangen war, für sich in Anspruch. I)r Daglish