Volltext Seite (XML)
192 einige Paras geben; allein er tbat es «ich! und ging, hocherfreut über leine mir bewiesene Geschicklichkeit im Feilschen, nm mir nach Pera zurück." England. Sin Englischer Kriegsgefangener in Frankreich. Zwar etwas spat, aber doch nicht ohne Interesse dafür zu erregen, bat ein Herr Richard Langton kürzlich die Geschichte seiner Gefangen schaft in Frankreich während der Jahre 1809 bis 1814 berausgegeben.") Der Zeitraum, in welchen die Erzählung fällt, ist einer vou höchstem Interesse, nicht bloß für das Vaterland des Gefangenen, sondern für ganz Europa; und obgleich die Schilderungen des Herrn Langton haupt sächlich seine persönlichen Leiden und Abenteuer zum Gegenstände ha be», so sind sie doch so belehrend über den Charakter des damaligen Krieges und über die Einrichtungen der Franzosen, das; sie sicherlich pon Allen mit Nutzen gelesen werden, welche künftig über die wililairi- schen Begebenheiten dieser denkwürdigen Zeit schreibe» wollen. Für die zahlreichen i» Verdun -verhaftet gewesenen Ausländer, und noch mehr für die, welche die Gefahren und Leiden des Verfassers selbst ge lheilt haben, mutz das Buch noch von besonderem Interesse sehn. Herr Langton schreibt nicht im Geiste eines bloßen Tagebuches, sondern schildert in lichtvoller, gedrängter Darstellung die fünfjährige Pe riode, während welcher er in verschiedenen Gefängnissen schmachtete, zu grausamen Strafen vernrthcilt war, angestrengte Märsche von Stadt zu Stadt machen mußlb und mehrfache vergebliche Versuche zur befreienden Flucht machte, bis der Sturz Napolcon'S endlich dem ganzen Europa den Frieden und ihm und seinen Leidensgenoffen die Freiheit gab. Herr Langton wurde im Mai 1809 ans der nach Westindien se gelnden Brigg „Scorpion", welche von zwei Französischen Linienschiffen, dem PolonaiS" und dem „Couragcuz", aufgebracht worden, zum Ge fangenen gemacht. Man behandelte die Schiffsmannschaft und die Passagiere aus dem ganze» Wege »ach Cherbourg im höchsten Grade grausam und übergab sic hier den Militair-Behörden. Von Cherbourg schleppte man sie nach der Ciladellc von bambrai, und hier machten einige Gefangene den Versuch zur Flucht. „Wir entdeckten", sagt Herr Langton, „ein rundes Loch in der Mauer, dessen Oeffnung wahrscheinlich nicht geahnt wurde, da sic mit langem Grase und Unkraut überwachsen war; wenigstens war keine Schildwache in der Nähe. Diese Oeffnung war mit Ziegelsteinen aus- gclegt und schloß einen der unterirdischen Gänge, die in Festungen zum Ausfälle benutzt werden. Natürlich schloffen wir, daß diese Oeffnung nach der äußeren Mauer des Hauplwallrs führen müsse, und nahmen Maßregeln, um die Richtung und Ausdehnung des Ganges zu unter suchen. Ein See-Kadet erbot sich freiwillig zu dem Umernchmen; er kroch auf Händen und Füßen im Finstern ungefähr 100 Ellen weit, wie er glaubte, wo ec durch eine Mauer von Ziegelsteinen aufgchaltcn wurde. Auf diese Aussage beschlossen wir eine"zweite Rckognvszirung, bei welcher der Kabel von einem Freunde begleitet war. Mit einem Eisen gelang eS ihnen, einen Ziegel der Mauer loszubrcchen, und das dadurch hcrcinfallcnde Licht zeigte ihnen den Wallgraben, welcher von der Oeffnung aus nicht tiefer als einige Ellen zu sehn schien. Sic setzte» de» Ziegel sorgfältig wieder ein und Iheiltcn die Entdeckung einigen Wenigen und mir mit. Wir entschlossen uns, noch diesen Abend, kurz vor der letzten Runde der Ausscher, den Versuch zu wagen. Die Vereinigten bestanden aus zwanzig Mann, und zwar aus sämmtlichen Gesangcnc» eines einzigen Zimmers, weil bei solchen Gelegenheiten die in dem verlassenen Zimmer Zurückblcibcndcn gewöhnlich hart bestraft werden. Alles glückte den ersten Abend. Die Besich'ligu»gsru»de wurde gemacht, und die Herren Aufseher sanden zu ihrer großen Ueberraschung da» Zimmer Nr. 2 von seinen Bewohnern verlasse». Alle Trommeln wirbelte» sogleich, der Komman dant, der bei der Nachricht die Entweichung noch bezweifelte, eilte her bei, untersuchte Alles, ließ schnell die Truppen unter das Gewehr treten und schickte starke Wachen auf den Wall und den Graben. Eine Ka none auf dem westlichen Flügel der Ciladellc wurde abgcfcucrl zum Signale für das Landvolk, daß eine Entweichung der Gefangenen stall- gefunden habe. In dem verborgenen Gange blieben wir bis Mitter nacht, weil wir "den Wachen in die Hände zu fallen fürchten mußten, die nur wenige Schrille unler uns im Graben sich öfter hören ließen. Um 12 Uhr des Nachts ward Alles still, da nahmen wir die Ziegel weg und stiegen ohne Hinderniß in den Graben. Aber es wurde von unserer Seite ein großes Versehen begangen; cs hätte Jemand von uns zurückblkiben müssen, um die Ziegel wieder in ihre Stellen zu legen; er hatte ruhig bis zum nächsten Abend in dieser Lage bleiben können. Dieser Mangel au Vorsicht brachte den folgenden Morgen die Wache gleich auf den Schluß, daß wir von hier aus entkommen sehn müßten; sie fand nämlich die Oeffnung und umher gestreute Zirgclirummcr im Wallgraben. Die Nacht war sehr finster, so daß wir die Spur, welche zur zweiten Parallele führte, nicht vor Tagesanbruch finden konnwn. Auch diese Schwierigkeit ward glücklich überwunden, und wir erreichten das freie Feld zu unserer eigenen Verwunderung, da das Signal der Kanone die Stadt- und Landbewohner zur'Ausmerksamkcit und Jagd auf uns ermahnt hatte. Doch die Unbeständigkeit des Glückes pflanzt ihre Wetterfahne nicht bloß auf der stolzen Laufbahn des Ehrgeizes, sondern auch auf dem stillen Pfade des seinen Fesseln entkommenen Kriegsgefangenen auf; i» wenigen Tagen waren wir, mit Ketten a» den Händen, wieder an den Pforten unseres Kerkers." *) of L o.iptivitv iu kianee, srom 48M to 4814. k) kroll. tdu. 2 vnls. Doudou, 48Z6. Nach diesem unglücklichen Ausgang« brachte man Herrn Langton und einige seiner Freunde nach Auhvnne, wo er mit einem Begleiter wieder einen Versuch zu entkommen machte, der anfangs noch glücklicher als der erste war, aber dcnsclbc» Ausgang hatte. Nachdem sie mit erstaun lich gutem Glücke alle Hindernisse in der Stadt überstiegen batte», durchzogen sie, ohne im geringsten beunruhigt zu werde», das Land; nur ein einziges Mal stießen sie auf eine» enideckungssüchtige» Beam ten, der aber seine Entdeckung, wegen einer sich ihm unversehens dar- bietendcn numismatischen Untersuchung, nicht weiter verfolgte. Sic drangen bis zur Sceküste, erhielten ein Boot, wurden aber bald gefan gen und nach Valenciennes gebracht, von dort nach Cambrai, dann wieder zurück nach Auronne und endlich nach der Festung Bitsch. Das Bild von de» großartigen Festungswerken dieser kleinen Stadt und ihrer damaligen Besatzung ist ausgezeichnet schön. Unser Gcsangencr machte hier wieder verschiedene Versuche, sich zu befreien, aber alle vergeblich. Die Gefangenen wurden nachher »och »ach Verdun gebracht, wel ches damals von Engländern wimmelte; man subrle sie von dort nach Chermont, nach CbalonS und endlich nach Guercl, wo der Sturz Na- polcon's ihre Fesseln brach. Bibliographie. 0» tlw ona^sis ns tbo blooü anü »eine in Health a»cl ckiseaze. (Das Blut und der Urin in gesundem und krankem Zustande.) Von G. O. Rees. 5z Sh. Savini stiselosure» etc. (Maria Monk, die schwarze Nonne von Montreal.) 2) Sh. Phe civU »ar ns?«AnAaI. (Der Bürgerkrieg in Portugal und die Belagerung von Porto.) Von einem Britischen Husaren-Offizier. 9 Sh. 8z>ain Ikvisitcü. (Ein zweiter Besuch in Spanien.) Von dem Vers, von „Ein Jahr in Spanien". 2 Bdc. 2k Sh levo visit8 ta !sse»-ZcaIanfl. (Zwei Besuche aus Neu-Seeland im I. 1834.) Von W. B. Marsball. 7z Sh. ^phorismü ok üunius. (Aphorismen aus den Briesen des Junius.) Von C. T. Fisher. 2z Sh. Mannigfaltiges. — Nevue ilc k'arin. Der in Brüssel bei A. Dumont erscheinende Nachdruck dieser Pariser Zeitschrift zählt, nach der Versicherung Belgi scher Blätter, mindestens eben so viele Abonnenten als das Original in ganz Frankreich. Augenscheinlich macht also der Nachdruckcr ein sehr gutes Geschäft, und zwar bereits seil sieben Jahren. Inzwischen hat er sich doch veranlaßt gesehen, den Preis seiner Ausgabe, die bisher nur den siebente» Theil des Preises der Original-Revue kostete, um 2 Franke» zu crböhc». Damit aber Deutsche Leser nicht auch auf die Idee kommen, sich, statt der letzteren, den Brüsseler Wiederdruck (cöim- ziression, wie eS höflicherweise von den Belgiern zur Vermeidung des satalen Wortes Nachdruck f cantrclaxnn f genannt wird) anzuschaffen, machen wir ihnen bemerklich, daß die Brüsseler Ausgabe nicht wie die Pariser in Wochen- sondern in MonatS-Lieferunge» erscheint und obenein von Drucksehlern so sehr wimmelt, daß ein Deutscher, dessen Französisch nicht ganz fest ist, bei solcher Lektüre es ganz und gar verlernen kann. — Das Gesetz, die Presse und das Ccremoniell in Nord-Amerika. Nirgends ist das Gesetz so schwach, so biegsam und so der Zeil und den Parteien dienend wie hier. Da die souvcraine Macht meistens in der Hand des Pöbels ist, so ist cs kein Wunder, daß überall Gewalt und Unterdrückung neben oder über dem Gesetze stehen. Diese Gewalt aber ist nicht etwa kühn und beraussorderud, sondern kriecht und meidet das Licht der öffentliche» Meinung. In England spricht die Presse als Richterin über Unthaten der Behörden und Privatpersonen; in Amerika giebt cs auch eine Presse, aber sic ist immer in den Fesseln einer Partei, sobald vou Politik die Rede ist (ist dies nicht aber auch in England der Fall?), und in Privatsachcn in den Händen des Klügeren, des Gewaltigeren. Sie empfängt überall her Einfluß, nur nicht von der Hand der edlen Indignation oder der festen Unabhängigkeit. Der Herausgeber einer Zeitung muß zu Allem schwei gen, wenn der Schuldige Gelb ober Freunde genug hat, seine persön liche Sicherheit oder seine pecuniaircn Verhältnisse zu bedrohen. Alle Zeitung»-Nedacleuie sind daher käuflich und schmeicheln überall, wo etwas zu gewinnen ist. Der Ausländer findet natürlich unler solchen Umstanden bei der Presse gar kein Recht. Wenn nun ber Arme überall von der Gewalt zu leiden hak, so kann inan sich vorstelle», wie die ar men freien Färb igen unter einer Gerechtigkeit und Presse wie in Ame rika zu leiden haben. Man kann sich keinen Begriff machen, wie die Farbige» in den nördliche» Staate» verachtet u»d mißhandelt werden. (In de» südlichen Staate» ist dies nicht in solchem Grade.) Als Bei spiel mag nur Folgendes angeführt werden. Ein junger Engländer au» meiner Bekanntschaft kam als Voloutair zu einem reichen Pflanzer, dessen Bücher er führte. Nach einigen Lagen kömmt ein Farbiger ins Comptoir, um seinen Pachtzins zu bezahlen. Der Farbige war in Pa ris gewesen und halte ganz das feine Französische Benehmen. Mein Landsmann reichte ihm einen Stuhl, damit er sich »iedcrsctze, bis die Quittung geschrieben seh, und der Farbige setzte sich Kaum war er aber weggegangcn, als der Herr seinem Buchhalter die bitterste» Vor würfe über diese Höflichkeit machte und erstaunt darüber war, daß es der Mulatte gewagt habe, den Stubl anzunchmeii. — Er setzte hinzu, der Engländer möge sich künftig hütem solche Höflichkeilen zu wiederho le», denn aiis diese Weise setze man sich leichi außer aller Achlung bei den Farbige», u»d diese sev vor allen Dinge» in Amerika nokhwenbig. . (Iss. ül. DI.) Herausgegeben von der Redaction der Allz. Preuß. SlaalS-Zeilung. 'Rcdigirl von I. Lehmann. Gedruckt bei A. W. Hayn.