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147 unseres Simon. Hier finden wir ibn ganz damit beschäftigt, seinem Wvbnhanse da» Ansehen einer Jtaliämschcn Villa zu geben; er wandelt die Faxade des Gebäudes uni, schlägt die alten gnillolincnaNigen Fen ster ans, läßt die Windladcu grün anstrrichrn, fuhrt eine Art Portier- Loge aus, die er seiner Wäscherin überlässt; der Kuhstall wird sorgfältig verdeckt, die Schweine werden in den Hintergrund eines entlegenen Fel des verwiesen, und der niedrige Hof erhält eine bedeutende Erweiterung und Ausdehnung. Kurz, Alles ward von oben nach unten gekehrt, und wenn der Ochse zu brüllen, der Hahn zu krähen und das Huhn zu gackern begann, gcrielh unser vornehmer Herr in die bitterste Wuth. Lie impertinenten Thiere hätten beinahe das Gchcimniß des Herrn ver lachen und mit einem Male dem so geschickt angelegten neuen Adel die Kehle abgcschnillcn. Der arme Simon! Vergeblich waren alle seine Anstrengungen; ter Stall verbreitete immer noch seinen gewöhnlichen Geruch um sich her, und ein von dem entfernten Misthose entronnener grünlicher Strom erstreckte sich bis zu dem mit Sand bestreuten Wege, der zum veredel ten Parbtgulc führte. Niemals hatten die Drescher in der Scheune mehr Geräusch gemacht; niemals schienen die Schaft und die Schweine mehr dazu aufgelegt gewesen zu sehn, ihre blökenden und grrmzendcn Stimmen hören zu lasse», als gerade jetzt. Simon empfahl unaushör- tich Stillschweigen; aber die Schäferinnen sangen mit Hellen Stimmen lauter als je, und die Pächtcrburschc» drohten mit ihren derben, kräf tigen Fusstritten alle Treppen zu zertrümmern; kurz, unser Simon war sehr unglücklich! Aber Jedidiah war es noch bei weilein mehr. Es war für ihn nöibig geworden, die Herrlichkeit Simon's wo möglich etwas berabzu- setzcn und dessen Kutsche mit den schönen Pferden durch ein elegantes .Kabriolet mit zwei munteren Siennpserden zu verdunkel». Er mußte große Länderstrecken verlaufen und vortrefflichen Gclraidcboden aus- opfcrn, lediglich um sich einen Chincsischcn Pavillon aussähren zu lassen. Jcdidiab's Frau putzte sich mit Spitzen und Sammeibändcrn heraus. Während Simon die neuen Anlagen aus seinem Gute zu häufigen Festen und fröhlichen GeftllschaslSzirkeln benutzte, suchte Jedidiah durch eine eben so großartige als unkluge Gastfreundschaft zu glänzen und gab Konzerte, zu denen er die ganze Stadl Mickleton cinlud. Milten un ter diesen verschwenderischen Ausgaben aber, die ibn ruinirten und die ibn davon abhiellcn, die ttöthige Sorgfalt auf sein Landgut zu ver wenden, ward Jcdidiab plötzlich von der Gewalt des Unglücks wie von einem Donncrschlagc getroffen. Weniger vorsichtig als sein gewandter Rival, halte er cs versäumt, die Gebäude und Anlagen aus seinem Gute aufputzen und umgcstaltcn zu lassen, und trotz aller seiner Anstrengun gen war er doch immer noch ein Landmann geblieben. Das Comiiü von Mickleton hatte steh'daher endlich dabin entschieden, daß Jedidiah, obwohl er Eigcnthümcr sep, dennoch nicht in die heiligen Reihen des Klubs ausgenommen zu werden Anspruch habe, und daß hingegen Simo», ter zwar nur Pachter, aber ein fashionablrr Pachter seh, sogleich zu dem Range der vornehmen Aristokratie der kleinen Stadl erhoben wer ten solle. Diese sür Simon Growse so glücklich ausgefallene Entschei- tung konnte es indessen nicht verhindern, daß er i» kurzer Zeit ganz rninirt war. Der Klub halte ihm seine ganze Zeil geraubt. Die Ge- schichle seines Ehrgeizes endigte, wie cs bei so manchem Ehrgeizigen zu gcbcu pflegt, zulctzl mit dem Armcnhausc. Es ist höchst wahrscheinlich, daß er eines Tages auch Jedidiah dort anlrcssen wird, der zwar sein schreckliches Geschick mil Standhaftigkeit ertrug, dessen hcrouchc Ent schlüsse aber nichtsdestoweniger seinem Wohlstände den Gnadenstoß ver setzten. Jedidiah ließ keine Klage vernehmen, sondern gleich Achill zog er sich in sein Zelt zurück und brütete hier über Rache. Der Klub und . das ComitL wäret, aristokratisch; er aber, er will von nun an eine Stütze der Radikalen werden. In allen Schcnkstuben nnb Wirths- häuscrn predigt er fortan den bilftrstcn Has; gegen den Adel. O'Cennell und Burdett habe» nie so republikanische Prinzipien verkündet. Aber diese Politik und dieses unaufhörliche Treibt» aus den öffent lichen Platzen und in den Schenken führten Jedidiah endlich cbr» da hin, wohin der stutzcrische Dandhsmus und die Verbindung mil dem adeligen Klub seinen Kollegen und Rivale» schon früher versetzt halte». In dem Augenblicke, wo wir dieses nicderschreiben, sind vielleicht unsere Englischen Pachter-Achilles und Hcklor in der Nabe des Osens in der Armen-Anstalt damit beschäftigt, sich von ihren ehemaligcn Ergötzlich- ktilcn und Genüsse» zu nnlerhalten und »och jetzt die nebcnbuhlcrischen Eitelkeiten geltend zu machen, die sie Beide mS Unglück gestürzt. (ftrovinciul Lleelchcs.) Bibliographie. Lxaruinatiun oic. (Prüfung der Berichte des Pros. Barlow über die Eisenbahnen.) Vom Lieutenant P. Lecount. 7, Sh. Pheor) öl' stuuls. (Theorie der Flüssigkeiten.) Von Webster. 9 Sh. <>» tbc Inr^nzzmmus 8tri<lulu8. — Von Lev. 13 Sh. «io. (Versuche über einige Gegenstände von allgemeinem Interesse.) loj Sh. Phv »88emhlost cammon.8. (Das Unterhaus im I. I83K.) 8 Sh. Pho '»il^sical snil intoiioc tnul nonslilmlinn »I nm». (Die kör perliche und geistige Ecnstilntion des Menschen) Bon Edward Mervon. 6 Sh. Lnauiit-8 nf tbn caml ns (."Hories I). (Schönheiten vom Host Karl s II.) Mit Tert von Mstrs. Jameson. 48 Sh. Spanien. Drei Monate im Dienst der Britischen Hulfs-Logion in Spanien. Glus dem Tagebuche eines Veteranen. August, Sevrember und Oktober UM) Gelockt vo» den Versprechungen, daß Disziplin und Reglement link« der Mannschaft, die in den Dienst der Königin von Spanien einträle, ganz cben so sch» sollten wie unter den Britischen Linientrup- pcn, ließ ich mich am 18. Juli vorigen Jahres auf der Isis ol I)ozs cinsckrciben, und gewiß Hal sich nie Jemand einem bunteren Hausen an geschloffen; Falstaff s zerlumptes Regiment koiuilc als Vorbild dazu gelten; die Leute bekamen übrigens ihre Ralioncn, Stroh, das einmal rein gewesen war, zum Lager und 4h Pence täglich; dies und die Frei heit, iu der Sonne zu faullcnzen, erhielt sic leidlich ruhig, und am 22stcn desselben Monats um vier Uhr Morgens ward Rcvrille geschlagen, sic mußten aufbrechc» und sich ohne weitere Vorbereitung auf die Böte begebt», die sie a» Bord eines Schiffs-Rumpses brachten, wohin frei lich viele von ihnen schon längst gehört hätten!") So geheim man die Zeit der Einschiffung gchaltcn, so hallen doch einige der Lcule davon Wind bekommen, und als zu einer für sie so ungewöhnlich frühen Stunde die Trommrl erscholl, nahmen ihrer mehr als vierzig Reißaus und begaben sich vcrmulhlich zum größeren Tbeil in ein anderes Depot, um dort dasselbe Spiel zu wiederhole». Nachdem wir achlu»dvierzig Stunde» an, Bord des Rumpfes vor Deplford gewesen, wurden wir aus de» „Lord Lhucdoch", einem ehema ligen Lsnndicnsahrer, übcrgcschifft, und hier begann nun eigentlich un ser Dienst. Ich will de» Lcscr nicht mil den Schilderungen der Rcisc belästi gen, die ihm edcn so langweilig scpn möchte, wie uns die Ucbcrfahrt verdrießlich war; genug wenn ich sage, das; uns siebzehn Tage lang nichts als Mißgeschick begegnete. Unser Capilain fiel plötzlich, als wir vor Deal waren, auf der Gallcrie des Verdeckes todl zu Boden. An den Sainis vor dcr Französischen Küste gcrielh das Schiff auf den Grund, und die Mannschaft wurde aufrührerisch, wcil sic ihrc Ralioncn flicht gehörig empfing. Nach den Maßregel», dic der Adjulant, jetzt Capilain Kccvill, ein trefflicher Offizier, ergriff, der fünfzig dcr wider- spänstigk» Burschen aus einem Dampsboot, welches uns mit Vorrälhen nachgeeilt war, nach England zurückschicklc, langten wir ohne weiteres Unglück, außcr daß drci Leute durch die ungeschützten Fallthürcn hcrab- sturztcn und sich dic Bcine brachen, endlich in Santander an; man Halle unser Schiff übrigens mit dcr unverzeihlichsten Nachlässigkeit iu See geschickt, so daß cs dcr Mannschaft an allcn Bcdürsniffcn und Be- quemiichkeitc» gebrach; man Halle weder für Belten noch Hängematten, noch Decken irgend einer Art gesorgt. Wir landeten in Santander an einen; Sonntag Morgen gegen sechs Uhr und wurden von denjenigen Einwohner», welche dic Neugicr bcrbeigetricben balle, um ihre neuen Verbündelcn zu begaffen, mit einigen VivaS empfangen. Als wir zwei Stunden unter Waffen gewe sen waren — denn man Halle uns an Bord mil Waffen, Rüstzeug und sonstigem Kriegsbedarf ansgestailel — mußlcn wir ungefähr andenbalb Meilen wcil nach cincm großcn Klostcrgcbäudc marschirc», wclclicS frü- hcr als Kascrne gedient Halle und jetzt thcilwcisc von dem stcbcnlcn oder Irländischen leichten Infanterie-Regiment besetzt war. Hier sanden wir nichts als kable Wände nnd cine Anhäufung von Schmutz, den unsere Vorgänger zurückgclaffcn batten, und von dem sich dcr Leser lcicht eine Vorstellung wird machen können, ohne daß ich so undclikat zu sehn brauche, ibn zu schildern. Dic Rationen wurden erst an; Abend ausgclheilt, das Halle aber weniger zu sagen, da die Mann schaft am Tage vor ihrer Ausschiffung ihre Gralificalioncn, ein Jeder zwei Sovereigns, erhalten hatte: und da uns Geldwechsler ans dcr Sladt gesolgi waren, so süllle sich dcr Palio odcr dcr Hofraum dcS Klosters bald mil Händlern, die uns Früchle, Milch, geröstete Fische und Aqua ardcnle scil boten. Jctzl begannen dic Salurnalicn, und kaum waren vier Stunden nach "dem Einrückcn in unsere Kaserne verflossen, so warcn drei Viertel der Leute entweder viehisch betrunken odcr mit cinandcr bandgcmcin. Die Seitengewehre blieben natürlich dabei nicht in dcr Scheide, und es gelang den Offizieren und Feldwebeln nur mil großer Blühe und nicht ebne Gesahr, alle Waffen zusammen zu bringen und unter Wache in; Appell - Saale auszustcllcn. Zwei Tage lakig war noch keine Musterung, sondern nnr srüb und Abends Appell; am drillen aber fing das Ercrziren an. Der komman- dirende Capilain schien zu glauben, daß cs cben so lcichl scv, einen ge- mcincn Mann zum Soldalcn zu machen, wie cinen Edelmann zum Ritter zu schlagen, denn er begann schon mit den Gewehr-Exerzitien,' ehe die Leute noch ihrer Halinng ganz Herr waren, und sic mußten sich durch Einzcl- und Pcloton-Fcucr bindurchpfuschcn, cbc sie noch vier Mann hoch sieben oder ein geschloffenes Quarrte bildcn konnten. Ihr Unterricht beschränkte sich auch nicht etwa bloß aus den Feld- dicnst des Soldaten; nein, sie mußten auch compagnieenweise ihre Ban deliere und Flinten putzen, ihre Tornister packen und ihre Mantel schnü ren lernen. Dic Mußestunden verwendeten sic natürlich zu Spaziergän gen in dcr Umgegend, und Manche von ihnen schient» leidenschaftliche Vogelsteller zu sehn, denn ans cine Meile im Umkreise von dcr Kaserne konnte kein Hab» in Sicherheit krähen, nnd die junge Brut der Schweine wurde ost in ihren Ställen vermißt, ob»e daß die Eigentbümcr cs sich zu erklären wußten, wo sie hingekomnicn, worüber ihnen iudeß Mancher von ihren fremden Nachbaren leicht hätte Aufschluß geben können. Es schien, als ob die Leine an den Zweigen der Kriegs-Wissenschaft, in bene» sie unterrichtet wurde», nicht ge»ng hätten, nnd sich anch in dcr Fouraqier-Kunst pervollkommnci; wollten, um nöthigenfalls zum Dienst als Jäger geschickt zu sevn. °°) Kurz, all das Gesindel, welches in das Westminster-Regiment ei»- getrctcn war, schien jetzt seinen natürlichen Neigungen freien Laus las sen zu wollen, und nicht zufrieden damit, den; harmlosen Landvolk Fe dervieh und Obst zu rauben, fing es an. seine eigenen Kameraden zu plündern. Tornister wurden geleert, Taschen abgeschnitten und sogar ') Bekanntlich werden alte abgenutzte Schisse als Zucht Gefäng nisse sür Marine-Straflinge gebraucht. , . ") Ei« unübersetzbares Wort,viel mit welches einen Schari- schützen dcdeutet, wahrend das Zeitwort w rltw auch rauben und plün dern heißt.