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Wöchentlich erscheinen drei Rummern. PrönumcrativnS Drei« 22^ Sgr. (j TLtc.) rierreliLbrti», I Thlr. für La» ganze Jahr, ohne Er dvhung. m allen Theilen Ler PrcuSischen Monarchie Magazin für die Man vränumenrt ans Liese« Beiblatt Ler Mg. Pr. StaatS- Aeitung in Berlin in Ler EipeLition (Mohren - Straße Nr. 34); in der Provinz so wie im Auslände bei Len WohNöbl. Post -Remtern. Literatur des Auslandes. 27 Berlin, Mittwoch den 2. Mürz 1836 ML! Mexiko. Das Land Teras in Nord-Amerika.') Die Zeitungen baden in den letzten Wochen viel von einer Revo lution in Teras erzählt, und mancher Leser hat vielleicht bei dieser Gelegenheit den Namen Tera« zum ersten Male nennen hören und ge- fragl, wo denn dies Land liege. So viel wird man jedoch bald au« den Zeitungen ersehen haben, daß cs eine Provinz von Meriko ist, daß von Zeit zu Zeit Englisch. Mcrikanische Bürger dorthin «„«gewandert sind, daß dies- ein kriegerisches Geschrei von ihren Siechten, Tiden und Verfassungen erhoben und daß die Patrioten, ein Oberst F. S. Austin an ihrer Spitze, bei den Bürgern der Vereinigten Staaten Hülse und Unterstützung gesucht. „Komme nur Jeder", so saget, ste, „mit einer guten Büchse und mit hundert Schuß Pulver und Kugeln hierher, und er wird Land die Fülle zum Geschenk erhaltet,; Millionen Morgen un seres besten Bodens haben noch feinen Herrn und liegen zur Auswahl ossen." Bei der Aufmerksamkeit also, welche diese« Land jetzt auf sich gezogen bat, dürfte es wohl für den Leser nicht uninteressant sehn, etwas von demselben zu erfahren und zu hören, unter welchen Bedingungen ein, wie oben bezeichnet, auSgcsiancler Mann dort Grundbesitzer werdet! kann, und was es mit jenen Siechten und Verfassungen für eine Bc- wanduiß hat. Bor zwanzig Jahre,i war ans unseren Karten zwischen Louisiana und Meriko noch ein leerer Raum von etwa hundcrllausend Quadral- Mcileu, und dieser Raum ist das Land, welches jetzt Teras heißt. Ss erstreckt sich fünfhundert Englische Meilen an der Küste "des Mexikani- schen Meerbusens entlang von, Sabine-Fluß bis zum Ri» Grande. Dies Land war, als im Jahre 1803 Louisiana an die Vereinigten Staaten abgetreten wurde, noch so wenig bekannt, daß sich die Frage erhob, ob cs in den Verkauf mit eingeschlossen seyn sollte oder nicht, und es ist mehr a!« wahrscheinlich, daß sich damals die ganze zerstreute Bevölkerung aus nicht mehr als 7 — 10,000 Seelen belief. Der junge Freistaat Meriko, ihatiger und unternehmender als dic alle Spanische Monarchie, sah sogleich, daß hier eine der schönsten Provinzen der Union unsruchlbar und nutzlos kaiiege. TS wurden daher unverzüglich Ko- lonisirungS-Gcsetze angenommen, dic den Tinwandernden und den Spe kula,,len, dic sich konlraklmüßig anheischig machen wollten, eine gewisse Anzahl von Familien ans diesem Gebiete anzusicdel», große Vortheile darbolen. Tiner der ersten und unternehmendsten der letzteren Klaffe war ein Amerikanischer Bürger Namens Austin. Schon im Jahre 1821 erhielt er von der Mexikanischen Regierung die Erlaubnis!, dreihundert Familien cinzusübren; Strapazen und Unannehmlichkeiten aber zogen ihm einen frühzeitigen Tod zu, und die weitere Verfolgung dcr Plane, welche dem abgeschlossenen Kontrakt gemäß anSgeführl werden sollten, ging nun auf den Sohn über. Dieser gründete unverzüglich eine Ko lonie am BrazoS-Flussc, hatte aber wider Erwarten mit großen Schwie rigkeiten zu kämpfen; zwei Schisse, die von Ncu-Orleans aus mit Vorrälhcn und Lebensmitteln abgefertigt wurden, gingen nach einander verloren; die Ansiedler mußlcn sich eine Zeit lang von dem Fleisch der wilden Pscrdc nähren, dic sie in den Steppen fanden; Viele kehrten daher wieder in ihre frühere Heimath zurück; Andere zerstreuten sich und siedellen sich, getrennt von cinandcr, in verschiedenen Theilen de« Landes an. Endlich jedoch wurden die Bemühungen des Oberst Austin mit Erfolg gekrönt, und er ist seitdem Besitzer vieler einträglicher Land striche in mcbrer-n Theilen dcr Provinz gcwordcn. AIS Austin s Glück bekannt wurde, folgten ihm bald andere Bür ger der Bereinigten Staaten, besonders aus dem Süden und Westen der Union; Kapitalisten legten ihr Geld in solchen Unternehmungen an, ja in der letzten Zeit sind diese Ansiedlungs-Projekte völlig ein Gegen stand der Speculation nnd des Handels geworden, und es baden sich Gesellschaften in New-^ork gebildet, tim die den Kontrahenten ange- dotenen Vortheile zu benutzen. Sehr ungelegen mag es daher gekommen sevu. daß, gerade als dtlse Spekulanten „ach Europa Abgesandte auSgc- schickt halten, „m zur Auswanderung nach diesem „zweiten Eden" zu locken, die Nachricht einlraf, eS sch cinc Revolution dort anSgebrochen. In Deutschland ist kürzlich ein Werk unter dem Titel: „Reise nach Texas" erschienen, für Deutsche, dic sich nach Amerika begeben wollen, und nun kömmt ein Professor dcr Universitär von Indiana, dcr uns mit einem „Wegweiser" nach diesem irdischen Paradies« beschenkt. Als Leitfaden ;u diesem Artikel diente» die beide» »achsteßenden Werke, » r,«t,o (Ein Betuch i» Lira»., New Bork und London, rsrs "No- M-Mo m (Der Wegweiser nach Teras,' Von Nr. N I. 0'Neill, Prowssor an der nnivergtat von Indiana. London, tM wo eS ..keine Zehnten, keine Armen-Steuern, keine übertriebene Zinsen, keine lästige Beschränkungen" gicbt. Diese Umstände sollen wir für den Hauptgrund »„sehen, der den I)r. O'Neill bewogen, bis von Indiana herzukommcn, um uns auszuklären; er will dabei so reine und unei- genuützigc Motive gehabt haben, wie die Herren Hewitson, Clarke, M'Mullen und M'Gloim, die aus „Liebe zu der armen unterdrückt«» Bevölktrunz Europa s" so gütig gewesen, sich unter die Kontrahenten aufnchmen zu lassen. Nun soll es auch diesen letzteren Herren bei ihrer Bekannlschasl mit unserem Europäischen Geschmack gerade geglückt sehn, einen recht passenden Fleck ausschließlich sür ihre Landsleute der allen Welt auszuwählcn. „Keine Gegend", sagt t)>. O'Ncill, „kann zum Anbaucn schöner nnd malerischer gelegen sehn. Di« User sind kühn und erhaben nnd bilden die herrlichsten Flußlandschastcn, dic ich jemals ge sehen. Wald und Wiese, welche die eigcnlhümlichc Schönheit einer Landschaft in Teras bilden, wechseln miteinander ab; hier hängen glän zende Zweige über den Rand des Flusses, dort wuchert das üppige Gras, so weit das Auge reichen kann. Es schlt nichts als zierliche weiße Wohnhäuser, um das Gemälde vollständig zu machen. Dic natürlichen Waldplätze sind so aumulhig, wie dic Kunst sie nur schaffen könnte; und dic Bäume, die hier in' Gruppen zusammensteben, dort wie Alleen gereiht sind, sehen aus, als wären sie von dec Hand eines verfeinerten Geschmacks zugcstutzt. Sonne und Lust scheinen hier lcuchlender und milder zu sevu als sonst wo. Man wird unvermerkt von Texas bezau bert und fühlt sich zu dem Ausruf gedrungen: „Hier ist es gut sevn, hier laß uns Hüllen bauen!" Unglücklicher Weise ist dies dasselbe Gc- biek, wo so eben dcr Mexikanische General Coß gelandet ist, so daß wahrscheinlich bald die Pflugschar des Krieges über die« schöne Land hingchcn wird. Doch abgesehen von den möglichen Folgen der Revolution, die nur von vorübcrgcbcndcm JMcrcsse ist, und all das Gcprahle mit „patrio tischen Beweggründen" und das Gewäsch von „keinem Zehnten, keinen Armen-Steuern" beiscilgesetzt, ja, wenn wir auch die Hcrrcn Mac « nur als Land-Wucherer und die Herren O'S als Marktschreier betrachten, so ist doch nichtsdestoweniger die Auswanderung nach Texas eine anzie hend« Frage, und wenn der Missionair von Indiana in seinen Berich ten offen und ehrlich wäre, so müßten ihm alle EmigralionSlustigen Dank wissen. Was die natürliche Beschaffenheit des Landes anbetrifft, so könnte man wohl den Spekulanten darin bcistimmcn, daß Teras dem Auswan derer unermeßliche Vortheile barbieret; die Leichtigkeit des Transports möchte vielleicht nirgends größer scvn. Wenn dcr Auswanderer die Küste der Vereinigten Slaaicn erreicht bat, muß ec meist noch an tausend Meilen und darüber in s Innere des Landcs ziehen; ko wie er aber in Teras landet, ist er gleich an Ort und Stelle; cr bringt, sobald er in sinem seiner Häfen ängelangl ist, Familie und Gepäck auf Böte und schifft geradcswcgcs nach der Stelle bin, oder doch in di« unmittel bare Räbe derselben, wo er sich anzusiedcln beschlossen bat. Da würde nun, nach t)r. O'Ncill, die Zeit schwer aus seinen Händen lasten, wäre nicht jener „uralte Fluch"; so abcr müssen zum Glück, „obgleich da« Land buchstäblich von Milch lind Honig übcrsticßl, die Kühe gemelkt und der Honig gesammelt, Häuser geheim und Zäune angelegt, dic Reb« und Hirsche gejagt, die wilden Hühner geschossen und dic Fische gcsanr gen werden." Aus diese Weis« wird der Auswanderer über Jagen, Schießen und anderen Europäischen Zeitvertreib bald die Kuh imd die Kartoffeln seiner Heimath vergessen. Mail braucht gerade nicht in den hohen To» des t)o O'Neill ein- zustimmcn, wicwobl nach den Berichten nüchterner und uneigennützi ger Augenzeugen zugegeben werden mag, daß der Boden, das Klima sind die sonstigen Vorzüge von Texas gegen die Eigenschaften keines anderen Landes der Welt zurückzustehen scheinen. Hiermit möge der Leser vor dem eigennützigen Enthusiasmus des I)r. O'Neill hinlänglich gewarnt sevn, und wir wollen nun einige einzelne Stellen aus seinem Werke mittheilen. „Wenig: Gegenden des Erdballs", sagt der Verfasser, „hat Mutter Natur mit so reichen Gaben beschenkt wie dies herrliche Land, da« so eben aus dem Dunkel hcrvorlaucht. Sein fruchtbarer Boden, sein köst liche« Klima, seine Lage am Ocean, seine vielen Ströme, die sich in diesen ergießen und den woblseilstc» Transport sür die Produkte des LandcS därbieten, die« Alle« sind Vortheile, die man wohl selten ir, geiidwo in gleichem Grade vereinigt findet, und vermöge welcher die unternehmenden Einwanderer, welche jetzt dorthin strömen, Lcra« zum glücklichsten Fleck dcr Erde wcrden machen können. Da« Gebiet zwischen dem Sabine-Fluß und dem Rio Grande schließt «in Gestade von unge fähr SM (Englischen) Meilen Läng« ei»- Aus dieser Strcckc befinden