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130 schiede»« Freunde; in beiden Falle.: jedoch waren diese Gefühle, diese psychischen Anregungen, mir den physischen Bedürfnissen der Menschen innig verschmolzen, irrst als der Zustand der menschlichen Gesellschaft so weit vorgeschritten war, daß das reine Idol seinen Ginfluß verlor, wandle sich die Bildhauerkunst zu verfeinerten Gefühlen. Ernst und Majestät ruhte aus der Stirn eines Jupiter Olvmpius, .Kraft entfaltet sich im Farnesischen Herkules, Jugend und Anmuch im Apollo von Belvedere; der Ausdruck des Denkens ergießt sich durch die Mienen der Minerva; das abstrakte Ideal der Schönheit gestaltet die Glieder der Mediceischen Venu«; die Statue wird nicht mehr als die sichtbare Gegenwart der Gottheit angebciel, nicht mehr als die Wohnstätte der menschlichen Seele leidenschaftlich umarmt, sondern sie wird als das Werk des vergötterten Verstandes, als eine Schöpfung verehrt, bei de ren Hervorbringung die Hände des Menschen nur die Instrumente sind. Erst jetzt wird der veredelnde und erhebende Einfluß der Bildhauerei wirklich gesuhlt; in dem jetzigen Zustande der Gesellschaft ist des Men schen Herz und Gemülh erst fähig, die volle Wirkung jener Begeiste rung zu fühle», unter deren Einflüsse der Meißel des Bildhauers zu den geheimen Umrissen der Gestalt geleitet und der formlose Marmor z» dem unvergänglichen Denkmal gebildet wird, das de» Eindruck eines augenblicklichen Gedankens in viele Jahrhunderte bleibend hinuberlrägt. I» Roni ward in den lctztcn Jahren jeder Frxmdc, der den Palast Barberini und dessen berühmte Gallcric anfsuchte, zu den niederen Wohnungen in den Straße» links bingezogcii; eines dieser reizlosen Häuser war da« Atelier Thorwaldscn's, und wie sehr auch die fürstliche Sammlung lockte nnd blendete, so knüpfte sich doch an die Wohnung des Dänischen Bildhauer« ein lebendigeres und höhere« In teresse. Unter anderen prächtigen Werken zeichnete Lhorwaldscn hier sm Jahre -838 da« große Monument zum Andenken Guttenberg'«, welche« in Mainz errichtet werden soll. Der Vertreter der Englischen Kunst in Rom ist ei» sich selbst überlassene« Genie, Lough, rin Bild hauer, von welchem sein Vaterland die höchste» Erwartungen hege» darf. Er besitzt glühende Begeisterung, einen enthusiastischen Eifer, ein künstlerische« Streben, da« die schönsten Ergebnisse verspricht. Er ist noch jung, doch hat er schon viel gelhan, und hoffentlich werden die Wunder Italien« und Griechenlands nicht ohne bedeutenden Einfluß aus seinen Geist sehn. Der Englische Bildhauer F. B. Smith starb zu Ansang de« Jah res 1838. Da England noch Cha»trcy, Bailey, Wcstmacoil»nd viele andere verdienstvolle Namen besitzt, so ist nicht von ihm zu be haupten, daß c« die Bildhauerei nicht pflege; doch St. Paul und West minster könnet! darthun, wie viel Feit und Geld für diese Kunst ver schwendet wordkii ist. Roubillac und Cibber stehen zwar weit hinter den Künstlern unserer Tage, und ihre unmittelbaren Nachfolger können auch noch keine Vergleichung mit diesen aushallen; doch wir habe» noch viel zii lhun, um das Höchste zu erreichen. Die Ströme der öffentlichen und Privat-Unterstützung müssen freier fließen, der Volks- geist muß besser gebildet seyn, bevor die Englische Skulptur ihr Meister werk zu liefern im Stande ist. Auch der Geschmack sür die Schnitzkunst lebt wieder aus und kann, wenn er durch einen ökonomischen Geist nicht zu sehr beschränkt wird, leicht wieder zu der Höhe gelangen, welche sic i» England unter Gibbins erreicht Halle. Die schönsten Proben der alten Englischen Bildschnitzerei wurden hcrvorgesucht und ausgestellt, und das Publikum bewunderte besonders die Statuen der protestantischen Resormatoren, ein Werk Brustolini's, dessen Name wegen dieser Holzbilder unter den altsgezeichnclste» Künstlern de« Mittelalter« genannt z» werden ver dient. Die Literatur wurde mit einem Versuche über Holzschnitz kunst bereichert. Ein andere« Werk Illnslralions of 8oulz»ure von T. K. Harvey unterblieb an« Mangel an Unterstützung. Die Malerei hat im Laufe des Jahre« 1838 nicht viele Fort schritte in England gemacht. Die Königliche Akademie berief in ihren Rath die Herren Clarkson Stanfield und William Allan nnd nahm die Herren S A. Hart und D. M'Clise zu ihren Mitgliedern aus. Der Britische Maler Thoma« Heaphy starb im Oktober, und Gilbert Stewart Newton, ein Amerikanischer Maler von vielem Geschmack«, Mitglied unserer Königlichen Akademie, starb am 8. August im vierzigsten Jahre seine« Alters. Da« Französische Institut erwählte Wilkie zum Mitglied«; der König der Belgier belohnte Martin mit dem Kreuze de« Leopold-Orden«, und die Kritiker und Beschützer der Kunst auf dem Festlande legten ihre wachsende Bewunderung der En glischen Malerschule an de» Tag. Diese Anerkennung von Seilen des Auslände« macht den abstoßende» Geist, der bisher die Verwaltung unserer Königlichen Akademie charakterisirte, noch auffallender. Die Ausstellungen erregten ungewöhnliche« Jntercssc. Wilkie'« »euer Stil errang sich wieder die Bewunderung. Zwischen seinen frü heren besten Arbeiten aber und den zuletzt ausgestellten Gemälden, dem predigenden John Knox nnd dem Columbus, kann keine Ver gleichung stattsinden. Die Arbeiten Land feer«, Leslie'«, M Cli se'S n. A. beweisen, daß unsere historische und dramatische Malerschule nicht inner dem Niveau der Landschafts-Malerei steht, wo Turner, Danby, Stanfield, Colcvtt, Collin n. A. rühmlich hcrvorra- g«n; i» der Portrait-Malerei, worin wir viele ausgezeichnete Meister habe», steht Brigg« billig oben an. Fast jeder Zweig der Malerei ist reich an einheimischen Talenten. Die Verlegung der Königlichen Akademie von Somerset-House nach der neuen National-Gallerie in Trasalgarsquare ist ein Ereigniß, dem man mit Interesse emgeaensieht. Die" Schätze der Nalioualsammlung sind unterdessen vottheühastcc al« früher in einem dazu gemielheten Privalhause aufgcstcllt. Die Sammlung wurde bereichert durch Ankauf der herrlichen Werke C orreggio's — des «cce !>«»>-> und des Mer kur, der den Amor unterrichtet, aus Londonderry'« Gallerie. Diese Prachtstücke wurden mit der Summe von II,ONO Pfd. Sterling sür die Nation wohlfeil erkauft Wir würden uns sehr freuen, könnten wir vom Jahre 1838 sage», daß au« den Kabinetten unserer vornehme» Kunstliebhaber durch Schenkung oder Vermächtnis;, wenn auch nur ein Gemälde, in die National-Gallerie übergcgangen wäre. Doch vo» den vielen Englischen Gallerie-Besitzern, welche im Lauft des Jahres zu ihren Vätern versammelt wurden, hat auch nicht Einer dem Briti schen Volke ei» Bild ans seiner Sammlung vermachen wollen. Dage gen ist die herrliche Sammlung de« Marschall Soull dem Französischen Volke für die Gallerie de« Louvre durch Königlichen Ankauf gesichert worden. Die Kunst de« Grabstichels Hal unter allen sogenannten schönen Künsten die meiste Gunst de« Publikums erhalten. Neue Erfin dungen, wodurch der Prozeß des Abdruck« erleichtert wird; der Gebrauch der Slahlplalten, wodurch da« Werk de« Künstlers mehr vervielfältigt werde» kann; die Verbesserung der Lithographie, die de» Zeichner in den Stand setzt, sein eigene« Werk abzudrucken, und die Anwkudnng metallischer Vorlagen auf Holzschnitte, welche durch Wohlfeilheit mehr verbreitet werden, habe» Jedermann i» den Stand gesetzt, in einem größere» oder geringeren Grade sich die Produkte des Englischen Grab stichels anzuschaffcn. Dies« Thalsachen geben einen Begriff von dem Umfange, den diese Kunst bei uns erlangt Hal; doch wollle man Hon uns verlangen, unter den zu Hunderten erschienene» Kupferstichen auch nur sechs zu bezeichnen, die einer besonderen Heraushebung würdig wä ren, so würden wir in der That ein wenig in Verlegenheit gerathcn. Da« Publikum ist in dem Streut zwischen wirkliche» Künstlern und bloßen Stahlstich-Fabrikanten nicht interessirl; denn cs gewinnt, wie bei allen anderen aus mechanischem Wege vervielsallizlen Fabrika ten, durch die Wohlseilhcit und selbst durch die vrrhältnißmaßig gute Quali tät der Arbeiten. Die Personen, welche darunter leiden, sind die wenigen Kupferstecher, welche ihr Leben solchen Werken widme», die ihren Ruhm verbreilen und ihr Vermögen vermehren sollten. E« ist jedoch notorisch, daß der Kupferstecher, dessen Grabstichel häufiger vrr dem Publikum er scheint, nicht nur größere Popularität gewinnt, sonder» auch eiueii bedeu tendere» Namen. Wie Wenige sind dagegen mit dcni Namrn des besten Kupferstecher« bekannt« Golding « Werke sind, wir behaupten eS dreist, die einzigen Kupferstich«, welche selbst von seinen Kmistgenoffen häufig gesucht lind gekauft werden. Er hat seit dreißig Jahren in Lon don gelebt und gearbeitet und hat nur wenig« Werke von unvergleich licher Vortrefflichkeil hervorgcbrachl; aber sie kommen uns nur feilen zu Eesichl, wie die Kometen nach einer langen Abwesenheit. Jedoch wer ist, außer dem unmittelbare» Kreise der Kunstkenner, mit dem Na men diese« Engländer« bekannt, dessen Nus unter den echten Kunstrich- tern Europäisch ist « Die akademische» Kupferstecher haben e« unternommen, die schön sten Gemälde der National-Gallcric im erhabensten Stile und au« Liebe zur Kunst in Kupferstichen bcraukzngebeu. Einige dieser Arbei ten sind außerordentlich gelungen. Die schönsten Platten sind Wilkie'« herrliche« Gemälde „John Knox", Leslie« „Maitag unter der Königin Elisabeth", wobei Janies Watt seincn bewundernswürdigen Grabstichel angewandt Hal; Lcslic'S bestes Werk ist die „Herzogin in Don Quixote, die auf Sancho'« Erzählung von seinem Herrn horcht." In dieser fluchtigen Skizze de« gegenwärtigen Zustandes der schö nen Künste in England haben wir BjAe« auslassen müssen und sind über Manche« leicht hinweggegangen; doch haben wir uns bemüht, mehr »ach Gegenständen de« Lobes, al« de« Tadel« zu suchen. Wir haben an« dem Vergangenen die sichere Hoffnung für künftige glän zende Tage der Britischen Kunst in allen ihren höheren Zweigen schöpfen können. Böhmen. Ueber die Bewegungen und Richtungen in der Neu-Böhmischen Literatur. (Schluß.) Mil soliderem Forlgange gestallel sich ein geistiges Leben inmillen de« Böhmischen Klern« durch die vom Prager Konsistorium seit 182ü herausgegebcne Böhmische theologische Zeitschrift sür katholische Geist lichkeit, mit zugleich hcflweise beigegedenen Uebcrsetzungen der christlichen Kirchenväter. Die Ausstattung dieser Zeitschrift, iu Beziehung auf ihr Aeußere« und auf die Reinheit der Sprache, ist durch die Bemühungen ihre« gegenwärtigen Redakteurs, de« Herrn Kanonikus Pessina, wahr lich musterhaft zu nennen Die Thcilnahmc, sowohl der Schreibenden (im vergangenen Jahre hatte» nicht weniger als 82 Autoren Beiträge geliefert) ais auch der Lesenden (die Zahl der Pränumeranlcn war ge gen RB), gewähren einen erfreulichen Blick auf diese geistige Bewe gung. Für Böhme» ist dieser Ausschwung desto wichtiger, da sein Kle rus, vermöge seiner Bestimmung und Stellung, einen ungemeine» Ein fluß ans die Erziehung de« Volke« und der Heranwachsenden Genera tionen ausiibt, auch sonst gewissermaßen den Stamm des Böhmischen Lese-Publikum« ausmacht und durch viele treffliche Schriftsteller au« seiner Mitte die vaterländische Literalnr zu kulliviren bestrebt ist. Es wäre zu wünschen, daß die sür den pädagogischen Kreis bestimmte, von Ziegler rcdigirle Zeitschrift: „Freund der Jugend" bald auch einen ähn lichen Schwung wie die theologische erfahre» möchte, was nur durch deiiselben achtbare» Kleru« am besten in Stand gesetzt werden könnte. Die gewöhnliche unterhalieiide sowohl als belehrende Lektüre ist seit einige» Jahren in einem bedeutenden Zuwachs begriffen, was ans eine erfreuliche Unterstützung von Seiten de« Publikums hmdeuiel. Namcnllich befleißigen sich die Herausgeber eines mi,unter recht splendiden Drucke«, so daß darin, im Vergleich mi, früheren Jahren, ein bedeu tender Fortschritt gemacht worden ist und sich di- neueren Zeitschriften und Bücher in Hinsicht der äußeren Ausstaltung ungescheut mit deueu anderer gebildeter Nationen in Europa messe» können Am meiste« Verdienst haben sich darin erworben die Buchdrucker Pospischil, Spiute^