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Neber diese beide» Vermögen hinaus erhebt sich der Glaube, der moralische Instinkt des Geschlecht«, der dnrch die Offenbarung zur Ge wissheit gesteigert ist. Der Mensch, der den Glauben hat, ist durch diesen einen Besitz ans die erste Stufe der Bildung erhoben, weil er durch den Glauben befreit ist von der eitlen Unruhe und den wüsten Mirren, von denen die Zeit gepeinigt und zerrissen wird. Alic« sonst ist positiv falsch, oder, Alles sonst ist nur relativ wahr, beides läuft in der Anwtndung ziemlich auf eins hinaus. Die moralischen Institutionen des menschlichen Geschlechts reduzi- ren sich also auf eine sehr kleine Anzahl von Prinzipien des Instinkts oder der Lehre. „Time keinem Anderen, was du nicht willst, das dir gelhan werde", sagt Jesu«. „Liebel euch unter einander", sagt der Apostel Johannes. — La« ist die sociale Wahrheit. „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist", sagt Jesus ferner. „Un terwerft euch der Regierung", sagt der Apostel Paulus. — Las ist die politische Wahrheit. Wer sich mit dem, was hierüber hmaiisgeht, viel zu schaffen macht, ist nicht klug und setzt seinen Geist an unfruchtbare Worte und hohlen Schall. Vorl>a, vooes, nihil. Was darüber hinaus liegt, das ist da« weite legitime Gebiet de« Skeptizismus; ich meine nicht jenen stolzen Skeptizismus de« eitlen Sophisten, der den Zweifel auch bis auf seinen moralischen Instinkt ausbehnt und an Allem zweifelt, dem Nichts mehr fest und heilig ist, sondern den sokralischcn Skeptizismus des echten Weisen, der nur an Allem, was über seinen moralischen Instinkt binausgeht, kluglicherweise zweifelt, weil er nichts davon weiß, al« nur die«, daß er nichts davon wissen kann. In diesem Sinne ist Montaigne'«: Was weiß ich? tief philo sophisch, wie-es auch im innersten Grunde moralisch und religiös war. Und in diesem Sinne haben wir auch jenes herrliche Spanische Sprüchworl zu nehmen, das, wenn die Spanische Nation danach han deln wollte, ihr gegenwärtig viel Unheil und blutige Kampfe ersparen würde, und das wohl Zeit wäre, in unauslöschlicher Schrift über alle gesetzgebenden Kammern, über alle Gerichtshöfe und Schulen gesetzt zu werden: (5H. Kodier. Schweden. Graf Georg Adlersparre. Der Lod des Grafen Georg Adlersparre"), der am 23. September <835 erfolgte, gab in Schwedischen Blattern zu vielen Mittheilungcn an« dem Leben dieses merkwürdigen Mannes Bcranlassung, die sowohl in Bezug auf ihn selbst, als auf die Negierung«-Veränderung in Schwede», an der er so lhäligen Antheil genommen, interessante Bei träge enthalten. Es ist daraus unter Anderem auch zu erfchen, daß Adlersparre es nicht war, von dem, wie oft geglaubt wird, der Plan zu den Ereignissen des Jahres 1800 ausging. Wer der ursprüngliche Ur heber derselben gewesen sch, darüber ruht noch ein Schleier, den viel leicht selbst die Nachwelt nicht mehr zu beben vermag. Adlersparre (so erzählt die Schwedische Literatur-Zeitung) war um diese Zeit Befehlshaber in der Provinz Wcrmland und Zeuge der auch hier bei allen Klaffen der Bevölkerung über die verzweifelte Lage des Vaterlan des herrschenden Uuzufriedeicheit und Aufregung. Als er in den Plan zur Regierungs-Umänderung eingeweihl wurde, gab er nur uuter den für ibn ehrenvollen Bedingungen seine Einwilligung, daß kein Blut vergossen, kein Volks-Auslauf erregt werde, und daß das Heer zu nichts Anderem gebraucht werden solle, als die Zusammenberufung der Reichs stände zu beschirmen. Atts diese Weise also ward Adlersparre, wie Karl Xlll. ihn scherzend nannle, „cm echter Revolulionsmachcr." Merkwürdig ist das Schreibe», welches er am 2l. März 1802 durch seine» Adjutanten, Freiherr» Aukarswärd, an den damaligen Reichs-Vorsteher, Herzog von Södcrmanlaud (später Karl XIII ), er ließ, und worin cs heißt : „Sollte nicht die Schwache und Unschlüssig keit, welche jeder Schwedischen Regierung, an deren Spitze kein König ist, «»hängt, baldigst, kräftig und rechtmäßig aus deni Wege geräumt werden können? Ich glaube nicht, daß Inlrigueii und Kabale», un- zertreimlich vo» einer großen politische» Umwälzung, auf andere Weise beseitigt werde» können. Ich bin sogar ubcrzcugt, daß die Kabale» in der kurzc» Zwischenzeit zwischen der geschehene» Veränderung und dc. Zusammenkunft der Stande gefährlich werde» iönncii, wenn nicht ei» kräftiger Schritt gethan wird. Dieser Schritt, der nach meiner llcbcr- zeugung Schweden retten wird, wäre folgender: Den Laz nach der Ankunft der Truppen dürften Ew. König!. Hoheit cs für gut bcstndcn, Ihr Eonseii zu verändern. — — Dem Conseil werden zwei Priester, zwei Bürgcr und zwei Bauern, die beim Belke i» Ansehen stehen, hin- zugesügt. — — De» Tag nach dieser für das Allgemeitic erwünschten Veränderung stellen sich alle Truppen und die bewaffnete, vorher von der Sache in Kcnntmß gesetzte Bürgerschaft ring« um das Schloß anf. Lie 50 Aeltestc» versammeln sich auf Ihrem Zimmer. Ew. König!. Hoheit reklamircn in der Sitzung des Consci!« Ihr Erbrecht zur Schwe dischen Krone, erklären sich in Folge dieses zum König von Schwe de», erbieten sich, vor den Ständen ihr Erbrecht durch Aktenstücke zu erweisen, trage» ihnen auf, einen adoplirten Thronfolger nach ihrem eigenen Wohlgefallen zu erwählen, verkündigen dies den Bürgern und dem Misitair und werde» als König von Schweden ausgcrnsen. Hier. *) Geb in Jemttand, den W. Marz 1760. mit wird ein seliges Ende allen Inlriguen, aller Schwache, allem Schwanken bereitet. Wird der Thronfolger dann auch aus Französischer oder Dänischer Fabrik verschrieben, so wird doch der Einstuß dieser Mächte da« National-Gefühl Schweden« nur wenig verletze», fo lange Sie, Herr Herzog, e« regieren; und der adoptirlc König hat Zeil, sich bei uiis zu »aturalisiren. Schweden bekömmt wenigsten« für diesen Augenblick einen König, wie ihn Schwede» haben will und muß; und dieser König ist vom Wasa-Geschlecht, ist wegen seiner friedlichen Gesinnung und seiner Liebe zum Baierlande bekannt, hat Siege erfoch ten und fuhrt den Namen Karl. Ich weiß wohl und begreife cs auch, daß Sie, der Sie frei von Herrschsucht sind und nur da« Vaterland und Ihre Ruhe lieben, wenig geneigt fevn werden, diese Erhebung an- zunehmen; aber ich weiß auch, und dies ist mir Trost und Hoffnung in dieser für Millionen großen Angelegenheit, daß Ihnen keine Auf opferung zu schwer, keine Bürde zu drückend ist, wen» Schweden mit Sicherheit gerettet werden kann." Adlersparre (fährt die oben genannte kritische Zeitung fort) war ein Mann von wahrem, unerschütterlichem Patriotismus und erhabenen Gesinnungen, dabei vo» der liebenswürdigsten Persönlichkeit, und man kann das Gemälde seine« Lebens mit einer nordischen Landschaft ver gleichen, mit ihren hohen Gebirge», ihren klaren Quellt», ihre» ernsten Wäldern, um deren Gipfel die Sonne ihre lächelnden wohlthuenden Strahlen wirst. Doch hatte er auch seine Fehler, und noch in seinen letzten Lebensjahren bat er sich einem scharfen Tadel ausgesetzt, als er in seiner „Sammlung geheimer Memoiren" nicht nur mehrere für die Oeffentlichkeit noch nicht reise Staat«-Aktenstücke, sondern auch seinen Briefwechsel mit Karl XIII., dem Prinzen Christian August, den Grasen von Engeström und Wetterstedt und anderen noch lcbendcn Personen her ausgab, weshalb er auch im Jahre 1831 vor Gericht gezogen ward. Adlersparre war auch Schriftsteller, und vorzüglich hat er sich als Prosaist einen ehrenvollen Namen erworben. Sein Stil ist erncrgisch, klar, wohltönend und hat da« Auszeichncnde, daß er, wie da« Sprüch- wort sagt, den Nagel immer auf den Kopf trifft. Unter seinen hcraue- gegebenc» prosaischen Schriften sind besonders bcmerkenswerlh: „Blick anf die Wasa-Könige", die Zeitschrift: „Unterhaltung über verschiedene Gegenstände (Läsiiing i b landabe ämncn)", „KricgS-Dcnkwür- digkeiten", „Historische Memoiren" u. s. w. Durch Herausgabe eben ge nannter Zeitschrift, die in einer die Oeffentlichkeit nicht so begünstigende» Zeil wie die nusrige begonnen und fortgesetzt ward, legte» Adlersparre und seine Freunde und Mitarbeiter Leopold, Silfverstolpe, Lehnberg und der berühmte Arzt David Schulzcnheim viele Freimulhigkcit an den Tag. Seine Briese, die Muster von Klarheit und Einfachheit sind, gehören mit zu den besten, die die Schwedische Literalur auszuwciscn hat.' Auch ist sein nachgelassener Briefwechsel noch besonders schr inlercffant, weil er mit den vorzüglichsten Personen Schwedens, mit Hellgren, Rosen stein, Leopold, Calonins ^), Bcrzeliu«, Tingstakins °"), Madame Len»' gren "°°), Franzön, Geijer, Tcgnör und mehreren Anderen geführt ward. Auch als Dichter ist Adlersparre ausgetreten, doch ohne besonderen Ruhm als solcher einzuärndtcn. Noch aus den, Todtenbeile dichtete er ein Le bewohl an das Vaterland und seine Freunde, das seine letzten Gefühle und scine letzten Wunsche enthält. Bibliographie. Nya Teckningar utur Hwardagslifwct. (Nene Skizzen nach dem täglichcn Leben.) Zweiter Theil. Minne och Poesi. (Erinnerungen und Gedichte.) Von Samuel Ioban Hedborn. Linköping. Winterblommor sör nr 1836. (Wimcrblumcn.) Gesammelt von G. H. Mellin. Taschenbuch auf das I. 1836. Stockholm. Historisk Oswersigt as den äldrc och nyare Lilteraturen. lllcbcrsctzung von Friedrich von Schlegel s Geschichte der Literatur.) Skara. M a ri n i g f a l r i g e s. — Französisches Drama. Die Pariser Theater brachten im vorige» Jahre nicht weniger al« 221 neue Stücke, worunter sich 150 Vaudevilles befanden. 183 verschiedene Autoren hatten an die sen Neuigkeiten gearbeitet — so daß auf jeden Vers durchschnittlich l^ Drama kommt. Scribe, der jetzt zum Mttgliede der Akademie er wählt worden, gehört zwar noch immer zu den Fruchtbarsten, wirb aber, wie selbst seine Freunde zugebe», mit jedem Tage eintöniger und fader. Insofern man annehmcn kann, daß in Paris jetzt auch suc alle andere Europäische Theater, die ihrerseits noch armseliger als das Französisch? sind, gearbeitet wirb, sind jene 183 Schriftsteller die ein- slußrcichstcn in der Welt; denn keine« Menschen Ideen sind wohl so, wie die ihrigen, gleichzeitig in Lissabon und in St. Petersburg, in Stockholm und in Neapel, verbreitet und freundlich ausgenommen. Deutschland dürfte kaum den vierten Theil von jener Anzahl drama tischer Schriftsteller auszuweiscu haben, besonder« wen» diejenigen nicht mitgczählt werde», die fast mir au« dem Französischen übersetzen. Von den eilf Pariser Theatern führte bas „Baubeville" im vorigen Jahr/ die meisten »enen Stücke (27) auf; da« Thö-Nrc Franxais zahlte deren 10, und zwar: Chatterton, Drama; Richelieu, Lustspiel; Charlotte Brown, Lustspiel; Angelo, Tyrann von Padua, Drama; die beiden Muhammedaner, Lustspiel; die Präsentation, Lustspiel; Iakob II., Drama; Lavalcr, Drama; Don Juan d Austria, Lustspiel", und die vernünftige Ehe, Lustspiel. *) Calonins, Professor zu i/lho, war ei» berühmter AechisgeleUrter ") Joh. Ad. Tinastadius, Bischof von Uvsala, war einer der aeigreichsteu und gelehrtene» Manner Schweden«. ,, . Anna Lennqren, eine lyrische Dichterin Heremsgegeben von der Redactio» der Allg. Preuß. Staats-Zeitung. Redigirt von I. Lehman». Gedruckt bei A. W. Hay».