Volltext Seite (XML)
600 gierig «ar, die bis dahin unter den Trümmern ihrer antiken Paläste und Göttertempel unbeachtet gelegen, veranstalteten sie große Münzen- Sammlungtn, die der numismatischen Wissenschaft einen mächtigen Schwung gaben. Das berühmte Werk Don Antonio Augnstin's, Erz- bischofs von Tarragona, welcher den Nutzen der antiken Münzt» mit eben so viel Eleganz als Scharfsinn einleuchtend machte, spornte die Forscher Europas zur Erwerbung dieser kostbaren Denkmäler, die selbst von der Ailes zerstörenden Zeit säst unberührt geblieben sind. I» dem ganzen gebildeten Europa erschienen numismatische Werke; nur Spanien fehlte noch eine vollständige Sammlung seiner Münzen. Unter der glücklichen Regierung Karl s III. schrieb Agustino Hen rique Florcz sein höchst schätzbares Werk über die alten Kolonicen und Mnnizipalstätte Spaniens, dem er als Anhang eine Beschreibung der jenigen Münzen beifügte, welche die alte» Golhischcn Könige vor der Maurischen Invasion schlagen ließen. Auch Lastanosa, Vclazqucz und andere gelehrte Spanier schrieben über Numismatik, und die Königliche Bibliothek zu Madrid halte ihren Perez Baver, der die Samaritanischcn Münzen zum Gegenstand seiner gelehrten Forschungen machte. °) Es war sein Borsatz, auch über die Alt-Spanischen Münze» zu schreibet,; allein der Tod überraschte ihn vor der Aussührung. Zwei andere bei der Königlichen Bibliothek eingestellte Gelehrte, Wamba und Busta- menle, machten sich ebenfalls uni die Münzenkunde verdient; ihre Werke liegen aber noch imgcdruckl in dem Museum der Bibliothek. Bei ter folgenden Ucbcrsicht betrachten wir die Münzen der Ma drider Bibliothek nach den Scclionen, in welche sic vcrlhcilt sind. Erste Sektion. Diese enthält zunächst die Münzen des alten Hispanicns, nach sei ner Eintbeilung in Lusitanica, Boüika und Tarragoncnsis. Kann fol gen die Münzen des alten Galliens, nach seiner Eintbcstung in Aqui- tania, Lugdnucnsis und Narboncnsis; diesen zunächst die (spärlich vor handenen) Münzen der alten Völker und Könige Germaniens und Bri- tanienS; und dann die prächtige Sammlung von Münzen des alten Italiens, nach seinen verschiedenen Staaten, als: Latium, Samnia, Brutium, Campania, Nmbria, Hetrurien, Sicilien und Syrakus, mit ihren Königen und Tyrannen. Nur Rom ist ausgeschlossen, weil man diesem, als Haupt und Grundstein der von den Archäologen sogenann ten zweiten Epoche, eine andere Stelle angewiesen hat. Den Jtaliäni- schcn Münzen folgen die aus dem Archipelagns, aus Griechenland und Asien, von dem höchsten Allerlhum bis aus die Zeitcp der Rönur-Hcrr- schaft. Man findet hier Münze» der Satrapen und Könige Persiens, Mediens, BilbvttienS, Cappadocicns, Armeniens, des Pontus, Makedo niens, der Ptolomäer, des Lystmachos und der übrigen Nachfolger Aler- anders des Großen. Auf unserer Wanderung durch Liese Mccaillen- Welt, die bis jetzt"') von Westen nach Osten ging, wenden wir uns nun südlicher und kommen so, von Ost »ach West gehend, dem Punkt der Abreise wieder nabe. Dieser Rückweg führt uns an den Münzen Phönikiens, Palästinas, Aegyptens und der allen Staaten Nord-Asri- kaS in seiner ganzen Ausdehnung vorbei. Wo verschiedene Städte eines und desselben Reiches ihre besonderen Münzen haben, sind sie alphabetisch geordnet. Zweite Sektion. Diese beginnt mit dcn gewichtigen Asses, der ältesten Münze, welche die Römer besaßen, den Semisses, Quadraülcs, Scrtarien, u. s. w. Zunächst folgen die Konsularischen nebst denen der Römischen Familien," und dann die kostbare Sammlung von Goldstücke» aus der Kaiser-Periode, die Silbermünzcn und die bronzenen von jeder Größe, von Julius Cäsar bis auf den Byzantiner KonstantinuS XI V.; ei» Zeit raum, ter vierzehn Jahrhunderte begreift. Diese zweite Sektion enthält auch eine Reihe von Talismanen, Hebräischen und Talmudischm Mün zen, Sitten n»d anderen Geldsortcch die von den Christen der ersten Pe riode geprägt wurden, Neuere Münzen. Die 'neueren Münzen folgen derselben geographischen Ordnung, wie die erste Sectio», d. h. man gebt wieder von dem äußerste» Westen (Portugal nnd Spanien) aus." Die erste Stelle nehmen die Mün zen der Sucvcn, Vandalen und Gothen ein; dann folgen die der Ara ber, und zuletzt die Spanischen bis aus dcn heutigen Tag. Ein Sach verständiger könnte vielleicht einen Mißgriff darin finden, daß man zwi schen die Gethische» und Spanische» Münzen Lie Arabischen eingcscbo- bcn hat, da doch die Könige des späteren Spaniens von de» Gotbischc» Beherrschern abstammcn. Die erste Abtheilung schließt mit König Ro drigo, der in der Schlacht bei Euadaletc die Herrschaft über Spanien verlor; und die letzte mit dem Jnfantcn Pelayo, dem Mcdcrhcrstcllcr der Gothischcn Monarchie. Zwischen beiden befindet sich die Samm lung aus der Maurischen Periode, von Abdurrahman, dem ersten Kö nige Cordova's, bis auf Boabdil dcn Kleinen, den letzten der Könige Granada's. Nach den Spanischen Münzen kommen, die Münzen Frank reichs, nämlich die der Ostgolhischen, Longobardischcn, Normannischen Kö nige, des Mittelalters und der »eueren Zeit. Diese» reihen sich die Münzen der kleinen Jtaliänischcn Staaten an; scrner dic Englischen, Deutschen, Russischen, Türkischen u. s. w., und endlich dic Gcldsortc» der neueren Staaten Afrika s und Asiens. Ucbcrall ist man streng chronologisch zu Werke gegangen. Medaillen. ' Die kostbare Sammlung von Medaillen au^ jeder Art Metall, die zum Andenken an denkwürdige Begebenheiten geschlagen worden, bilden Man kennt s. G. Tvchsen's «Professors in Aostock» Streit mit Naver, ter dem Deutschen onentalisten eben nicht zur Ehre gereichte. "I tgvln brnc: nicht i,l der Aufzählung, sondern im Lokale. die letzte Sectio» des Kabinettes. Bei Anordnung derselben ist man wieder derselben geographischen und chronologischen Ordnung gefolgt, wie in dcn obgenannten Sektionen. Man findet hier unter Anderem eine schöne Sammlung silberner Medaillen, die an alle Großlhaten Na- poleon's erinnern, und die ganze Reihe goldener, silberner und bronzener Schaustücke der Päpste und Kardinäle. Außer dcn Münzen und Medaille» enthält das Kabinct eine reiche und schöne Sammlung von Abdrücken in Siegellack und Gpps, welche dem, der Numismatik studiren will, zur Anleitung übergeben werden. Endlich bewahrt es noch eine kleine Anzahl Medaillen aus feinen Holz arten mit herrlichen Reliefs und einige aus Stein. Die Münze» sowohl als die Medaille» liegen in ihren rcspcklivcn Kasten und Kartons ohne Unterschied des Metalls, aus dem sie geschla gen sind. Ma» ging nämlich bei der Classification von dem Grund sätze aus, daß cs eine kindische Spielerei wäre, Münzen von einerlei Metall aus Kosten der Chronologie an einander zu reihen. Wo es je doch zulässig war, bat man auch dafür gesorgt, daß das Auge durch dcn Anblick der Münzen erfreut werde, wie z. B. bei dcn Gold- und Sil- berstückc» der Cäsaren, bei denen der Griechen, der Gothe», Araber und des neuere» Spaniens. Die Zahl der Münzen und Medaillen des Museums beläuft sich auf 90,227. Darunter sind: 2072 goldene; 30,672 silberne; 81,186 bronzene; 30 hölzerne; 835 aus Siegelwachs, und 4380 aus Gvps. Alle diese Stücke liegen i» I4ZS Kasten aus Nußbaumholz, die in 38 großen Bücherschränken aus Mahagony, mit vergoldeter Skulptur und kostbaren krystallenen Thüren, verwahrt werden. Die Malereien an der Decke des Saales stellen de» Streit um dcn Apfel und andere Scenen au« der Mythologie dar. Die äußeren Verschönerungen dieses Lokals, wie der großartige» Königlichen Bibliothek überhaupt, verdank! man dem Bibliothekar Gonzalez. Mannigfaltiges. — Die heiligen Stiere in Indien. Es gewährt ost einen traurigen Anblick in Indien, Tausende von armen Menschen vor Hun ger umkommcn zu sehen, während die der Gottheit Suva geweihten Stiere in solchem Ueberfluß erhalten werde», daß sie nichts als dic aus- gcsuchtcstcn Speisen zu sich nehme» wollen, und zwar lbun sie dies ge wöhnlich mit einem angenschemlich schon halb abgestumpften Appeiil. Diese Stiere sind nur klein, aber sehr schön; ihr Hals strotzt ost von Fett, das ihnen bis über die Beine hcrunlcr hängt. Es läßt sich bci solcher Gelegenheit die schmerzliche Wahrnehmung gar nicht unterdrücken, daß dic reiche» Hindus mit grausamer Gleichgültigkeit auf das Elend ihrer NebcttMcnschcn blicken, wahrend sie dem ihren Gottheiten geweihten Vieh, so wie den empfiudungslosc» Holzblöckcn, welche das widerwärtige Bild ihrer Götter darstcllc», so viele Nabrimgsmittel Vorsitzen, als nö- thig gewesen wären, um ganze Familien vor dem Hungcrlodc zu bewah ren. Dic Brahmancn-Stiere sind gewöhnlich vc» ter Große unserer zweijährige» Kälber; doch in einigen Distrikten, namentlich in Guzcrat, findet man sie zuweilen so groß wie dic Ochsen von Durham. M»n sicht sic häufig i» dcn Basaren, wo sie, ohne Umstände zu machen, in die Läden cintretcn, das dort zum Verkauf ausgestellte Getraide zu fressen ansangen und ost Alles umwerfen, was ihnen im Wege steht. Ler gute Hindu, Lem der Lade» gehört, ist zwar darüber etwas ver drießlich, sieht aber doch den Er;esse» des Thiercs mit religiöser Gelassen heit zu, da er es nicht wagen würde, sich dem heiligen Vieh zu wider setzen. (Oriental 4»»»,st.) > — Brabmanen - Enten. Die Reisenden pflegen viel von den heiligen Slicrcii und Affe» der Brabmanen zu erzählen; was mich be trifft, so habe ich Gelegenheit gehabt, Brahmancn-Enten kennen zu lernen. Ich wußte mir nie zu erklären, wodurch wohl dicsc Schwimm- vögcl in dcn Lins der Heiligkeit gekommen scyn mochten. Folgende Legende verbreitet einiges Licht über dcn Gcgcnstand. Dic Seelen der Sünder, so wird erzählt, scpcn einst in die Leiber der Einen gefahren, in welcher neuen Gestalt sic mit einem so heftige» Geschlcchtslriebe ge straft wurden, daß sic in Folge desselben die unsäglichste Pci» und Qual erleiden. Das Mäunchcn und das Weibchen wcrdr», wie man sagt, durch eine unwiderstehliche Gewalt sorlgcrisscn, sich mit Sonnen untergang von einander zu entfernen; sic fliegen bcide cntgsgcngesitzicn Ufern zu, während jedes von ihnen sich cinbildct, daß sein Galle das Nest mulbwillig verlasse», und daher mil dem ängstlichsten Schrei dcm- sclbcn flchenllich zurufl, sich nur bald wieder bci ihm cinfindcn zu wollen. Die unglückliche Lage dieser jammernden Tbicrc bat das Mit leid der wohlwollenden Brabmanen gerührt, und sic haben demnächst da« Loos der dem Zorn der Götter anhcimgesallcnen Geschöpfe durch die Ehre und dcn Schutz ihres Namens einigermaßen lindern wollen. (Viirvs ok lustia, iiln>!teut<»l 3Iiss liohvrtn.I — Eine neue Handelsstraße in dcn Vereinigten Slaa- len. Binnen kurzem wird in dcn Bereinigten Slaalcn eine neue Straße zwischen Neu-Jork und Neu-Orleans eröffne! werden, die dcn Namcn ..ättuntie «oa bumil I!nv" sübrcu wird Ein Vcrcin von Bostoner Kapitalisten bat von der Regierung von Florida die Erlaub- niß erhallen, eine Eisenbahn anzulegcn, die das Gcbicl zwischen dem ani Meere gelegene» El. Augustin und der Mündung des Flusses „Suwanev", der sich in dcn Gols von Mcrico crgicßl, verbinden soll. Aus der andercn Seile werden Kaufleute von Nen-Hock und Charleston ver mittelst Dampfschiffen oder anderer Fahrzeuge dic Communicattoii zwischen den cben gcnanitten beiden Städten, und eine andere Gesellschaft die Bcrbiuduug mil Savcnmab, so wie endlich Kapitalisten von St. Augustin die Communicalion zwischen dem Meerbusen von Mcriko und Neu-Or- leans unterhalten. (A. k. <1. V.) HerauSgezeben von der Redaktion der Allg. Preuß. SioatS-Zeiumg. Gedruckt dei A. W. Havn.