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504 De-: Triumph der Ghibell!»k» bei Montapcrti und die große Niederlage der lNiclsc.,, welche „die Arbia roth färbic", ereignelc sich fünf Jahre ece Geburt Daute «, weicher die Epocpc scincr Nictersahrl iu« Reich der Todlcn vierzig Jahre spälcr stritt. Ho rin ata dcgli Ubcrli, der an dem Siege bei Moutapcrti den größten Anstml balle und die Zcr- siö.ttiug von Florenz verhiudctte, crseyeint al» ein Ricscnschallcn in ecr Fcucrstatt nnd aus dem Felde voll Grabern, welche der Dichter der göttlichen Komödie beschreibt. „Farinata", sagt Sismondi, „ist einer von jenen großen Edaraklercn, wie ne nur das Alicrlhum nnd das Mittelalter dcrvorgebrachl baden. Als Herr der Ereignisse wie dec Menschen, scheint er das Schicksal selbst zu beherrschen, nnd die Qualen dec Hölle selbst stören seine hochmülhigc Indifferenz nicht. Er malt sich wunderbar in dem Gespräche, das ibm Dante in den Mund legt: sein ganzes Interesse konzenuirl sich noch aus das Vaterland und seine Famen, nnd die Verbannung der Gbibellineü macht ihm größeren Schmerz, als das Lager, auf welchem er ruht." Der Verrät der, nach welchem diese zweite Novelle benannt ist, stgurirt ebenfalls in ter ilieino Gounnoiliu. Es ist ter Florentiner Bocca dcgli Mati, welcher, von den Gbidellinen bestochen, an Jacopo dcl Vacca, von dcr Familie Pazzi, der die Standarte dec Gneisen trug, herantrat, ihm die Hand abbied und die Veranlassung war, daß vier tausend seiner Griebsen nittergemetzell wurden. Dante sperrt diesen Verworfenen in den eisigen Pfuhl Auttnora, wo die Verräther, das Antlitz nach »nlen gekehrt, fcststcrkcn; er tritt ihn mit Füßr», packt ihn bei seinem Haar und reißt ibm mehrere Buschel aus. Der Verfasser läßt »ns an dcr Hand ter Geschichte in scine No velle eittlrelen. Zurrst hören wir den Lon dcr Martinen«, d. b. dcr Glocke, mit welcher die Floreutinischcn Gneisen den Ghibcllinen von Siena Krieg aukündigen. Es erscheinen die beiden Minorilcn, Werk zeuge des schlauen Farinata, welche die Florentiner glauben machen, daß die Sicnenscr ihnen ein Thor der Stadl übergeben wollen. Wir trete» in den Rath der Großen und des Volkes, und hören den Dis put über die Frage, ob man gegen Siena ausrücken solle oder nicht, Legghiajo Aldobrändi, dessen Stimme, wie Dante sagt, „in dcr Ober welt Beifall verdient hätte", erhebt sich von seinem Sitze und wider- räth den Krieg; er wird verhöhnt und verspottet. Jetzt will Eecc bei Gberardini die Meinung Leggbiajo's in Schutz nehmen: dir Aellesicn verbitten ibm das Wort bci ciner Strafe von kW Lire; der Ritter scheut die Strafe nicht. Die Acltcsten verdoppeln die Geldbuße; sie steigen bis auf 400 Lire: dcr Ritter bleibt unerschrockcn. Endlich ver bietet man ihm das Reden bei Todesstrafe, und das hochmülbige un besonnene Volk ergreift den schlechteren Theil. Dcr Autor Hal in diese Tbalsachcn eine Licbrsgeschichlc eingcwebl: Jacopo del Vacca und Bocca hegst Adali entbrennen Bride für Eacilie, die Tochlcr des Ecce dei Gberardini. Dcr Erstcre studcl Erwiederung seiner Glutb, und die beiden Liebenden schwören einander ewige Treue. Bocca wird, wie sich von selbst versteht, grimmig eifersüchtig und stößt in dcr Kirche St. Reparata furchtbare Drohungen gcgcn Lacilicn aus. In dcr Schlacht von Montapciti übergicbi dcr sterbende Jacopo dem Bocca, den er nicht kennt, einen Edelstein, damit er ibn Eäcilicn zu- sielle. Mil barbarischer Freute macht sich dcr Vcrrälhcr aus den Weg und kündig! Eäcilicn den Tod ihre»-Geliebten an. Die Unglncklichc muß ihrem Gram unterliegen, wahrend die Gbidellinen iriumphirend in Florenz einzirben. In der dritten Novelle werden wir aus ein Schloß der Aprnninrn geführt, das Pittramala beißt Sein Besitzer, der beinahe 100jährige Greis Pietro Saccone de' Tarlati, besrcbll, cbe cr die Augen schließe, seinem Sobne, das Schloß Gressa zu stürmen, weiches den ihm feind lichen Nberlinern gehörte. Da er aber seinen Zweck nicht erreichen kann, stirbt er vor Unwillen (wie Suleiman vor Sigclb). Dcr Cba- rakter dieses Menschen kann weder Achtung noch Svmpalhic erwecken. Er ist ein großer Parteigänger, ein eiserner Gbibellinc, der sich an dcr Spitze eines Räuberhaufcn» im Schlosse Pittramala verboliwerkt und von dort ans dann und wann gleich cinem Adler auf seine Nachbarn nicdcrsäbrt, ein Mensch, dcr ans Partciwutb seit! gegrbcncS Wort bre- chcn kann, tapfer und umsichlig im Kampfe, ober besser zu Räubereien und plötzlichem Ueberfall, denn zu offener Fehde tauglich. Der Ver fasser schildert diesen kraftvollen, immer unruhigen, gcgcn die Faulheit seines Zeitalters sich empörenden Greis, scine Familie und scine Narre» mit vieler Lebendigkeit; allein dieser Vorzug ist nicht hinreichend, um dcr Novelle ein lebhaftes Jntcressc zu gebe». Frischer und von reicherer Mannigfalugkcit ist die vierte Novelle, betitelt: län sinnoizie (ein Fürst). Sie schildert uns die wundcrschöuc Isabella del Fiescp, welche sich in dcr blühendsten Jugend mit dem bercsts hochbejahrten Lncchwo Visconti von Mailand verbeiralbtt und, für Ugostno Gonzaga in Liebe entbrennend, ihrem Manne verspiegelt, daß sic, cinem Gelübde zufolge, die Si. Markus-Kirche in Vcncdig besuchcn wolle. Sie erhalt die Einwilligung des Galten, der sie mit der-prächtigsten Eskorte abrciscn läßt. In Verona, in Padua und Mailand wird sie festlich empfange», nnd auf dcm ganze» Wege ist dcr geliebte Gonzaga ihr zur Stile. Isabella verstatlele ihren Gcscllschasls- Damen große Freiheit, damit, diese, als gleicher Sünden schuldig, die Verbrechen ihrer Gebiricri» verschweigen. Glcichwohl erfuhr Lucchino Alles, wie man glaubt, durch Mastino dclla Scala, dcr de» Herrn vo» Mailand gegen die Gonzaga'« ausreizen wollte. Lucchino ruft aus: „er werde in kurzem da» größte Werk der Gerechtigkeit ihn», das je mals in Mailand vollbracht worden", nnd — stirbt, durch Isabellen vergiftet. Die Reise ter Fürstin, ihre Eskorte, dcr Pomp und die Fest lichkeiten, mit denen man sie überall empfängt, gebe» dem Verfasser Stoff zu reizenden Schilderungen. HL,,c cr nur auch die Grabstätte de« unglücklichen Lucchino mit einigen poetischen Blümlein bedacht! Gcben wir nun dem Leser einige Proben von dem Sille des jun gen Novellisicii, dcr, wie schon beincrkt. im Ganzen großes Lob ver dient. Wie lrcsscnd ist dcr alte, im Kreise seiner Söhne am Hcerdc sitzende Saceouc mit folgenden Worten geschildert: „Dic Flamme warf cincn bluthrothcu Schein auf sein Antlitz. Marco und Arrighetlo bc- irachittcn ihn unbeweglich und staunend, als ständen sie vor einem lebenden Bilde dcr Zeit, von dcm sic eine mystische Weissagung erwarteten." ' Wie viele Schildcrungcn haben wir nicht von der Nacht und von den Gefühlen, die sic in uns ausregt! Dennoch lesen wir dic folgende, dic uns dcr Vcrfaffcr gicbl, mit neuem Vergnügen: „Unlerdcß wurde das Tageslicht düstcrer; am Himmel fnutclicn schon einige Sterne, und dic Natur nahm zcue unbeschreibliche Farbc an, dic unsere Blicke so unwiderstehlich fessclt und eine sanfte, süße, zur Betrachtung einla dende Rube über uns ergießt. Wcr könnic in ciner Abcndstundc zum Himmcl ausbhckcn, ohne von einem tiefen Gefühl dcr Licbc und Fröm migkeit durchdrungen zu scpn! Dieser sanfte, leise Uebergang vom Tage zur Nacht vccsinnbildct das Ende unseres Lebens, das ja auch wie c,u Lag vorüberzilht. Oft beruhigt sich das Herz in dieser Stunde, und wär' cs nur auf Augenblicke, nachdem cs cincn ganzen Tag mit der Außcnwell gerungen und lausend innere Stürme bestanden Hai. O, wie oft wird in dieser Stunde unser Sebnc» zum Kcbcic, zum Flehen um Ruhe und Vergessenheit aller Seclenpein, wcnigstcn« für die bevor, stehende Nacht!" Bibliographie. Di nzui »eh» UN f-u-eio (Von jedem Kraut ein Bündel.) Almc^ nach für 18Z5. Zweite« Halbjahr. Leue big. »z>rr« stil ziikturo » z,I„licator<- k-->ullenr>n borrnri. (Dit Werke Ferrari'»? Gezeichnet und gestochen von Pianazzi; heraus-, gegeben und beschriebe» von Bordiga. Erstes Heft. Mailand. Pr. jede« Heftes 3 Lire. Oz>»rv »reit« ili Ltetann s-innoffo Alinea. (Aliora's vermischte Schriften.) Erster Theil. Prosa. Alessandria. 2 L. 80 E. parizi»». — Trauerspiel von A. Somma. Venedig. prnzinstu cki nlcuno oorreeinni c-ll a^iunto ist voeshulario llella Ou-ioa. (Verbesserungen und Zu,atze zu dem Wörtcrbuche der Akademie della Erucca.) Bon Vincente Monti. Piacenza. jJst ei» Nachdruck des früher erschienene» Original«.! li-iocnll-, lli innlli <I> stiro ilNiani ocl in^h-m. (Sammlung Jia» liänischcr und Englischer Retcn«aricn.) Nach der von Baretti in London veranstallclcn Ausgabe vermehrt und verbessert von F. S T. Turin, 6 Lire. Mannigfaltiges. — Seeleute in den Bereinigten Staaten. Die Zahl der Seeleute, welche zu den Vereinigten Staate» gehören, beträgt nach möglichst genauer Schätzung Nllk.E. Von diesen befinden sich aus Schiffen, dic mit dcm Anslande verkehren, Lsi,0M; beim Küstcnbandel, auf Schiffen von ctwa« mehr odcr weniger als tUO Tonnen, 25,000; bei dcr Kabeljau-Fischerei, 5000; aus Dampfschiffen, 1000; aus der Flotte der Vereinigten Staaten, VON). (l„ si.) — Joice Heth, die Amme Washington s. Diese angeblich 120jährige Frau macht jetzt in den Vereinigten Staaten großes Auf sehen. In einem Amerikanischen Blatte wird Folgende« über sie berich- ict: Sic bat ganz das Anscbcn einer lebenden Mumie. Mrn lönntr ihren Körper wirklich schon sür abgestorben balle», wein, ihr lelchler und freier Albem, ihr seines Gehör und ihre freilich sehr malle Sltmme nichl vom Gegnilhcil überzenglen. Ich kannie einen Mann in Schott land, der. wie aus dem Kirchcnbuche sich ergab, in seinem NSlen Jahre starb. Er hatte kein so ausnehmend vccwilleric« Ansehen, wie diese Alic. Thoma» Parr, dessen Monumenl in der Wcstminster-Ablei stehl, soll anderlhalb Jahrhnndcrlc gelcbl haben; dennoch konnte er ei» paar Tage vor seinem Tode noch ausgchen. Als ich Joice Helb vor kurzem besuchle, sagte ich zu ihr: „Joice, Jbr müßt erst siebzehn Jahre gezahlt haben, als Washington <I7li2) zur Welt kam. Wie konntet Ihr damals schon seine Amme scvn?" — Sie: „„Ich war dei seiner Geburt zu- gcgrn; ich wickelte ih» und war scine trockene Amme (Wärterin).""' Ich: „Welches ist Euer Glaube?" — Sic: „„Ich bin cinc Bap tistin; ich wurde vor mehr als hundert Jähren in den Polomak ge. taucht."" — Es waren außer mir auch einige Damen zugegen. Diese fragten sie, was sür ein Loos sie nach dem Tode „erhoffe? Sic ant». worlelc: „Mcinc ganze Hoffnung ruht in Jesu Elwisto." — Die Damen stimmten eine geistliche Hvmne an, um dic Alic angenehm zu zerstreuen. Die herrliche Melodie wirkte wahrhaft elektrisch auf dies lebende Gerippe; sic stimmtc mit Grabeslöncn in dcn Hvmnus rin und faltcle dabei ihre Hände, deren knöcherne Finger und lange Nägel sich fast wie Adler- krallen ausnebmen. Joice Helb war von Kindheit an eine starke Ta- dacksrauchcrin; bei ihr bat sich also dcr Rauch des Tadacks gewiß al« ein scbr langsames Gist bewährt, „och langsamer tödtcnd, als der starke Genuß des Kaffees bei Vollaire. — Ein ökonomischer Seelenbirl. Im Jahre 1765 starb Seine Sürwürden. Herr Mattison, der 60 Jahre "lang zu Paitendale in Westmoreland Vrcdiger gewesen war. Das erste Kind, welche« er taufte, wurde in der Folge seine Frau. Er hatte einen Sohn und drei Töch ter, die er in seinem Sprengel pcrdeiratbeic. Seine Besoldung betrug in den ersten 40 Jahren zwölf Pfund und in den letzte» 20 nicht volle 20 Psd. Dennoch hinterließ er, al« er im 8,'lsten Jabr« starb, baare 1000 Psd. Sterl., von welcher Summe vier FünNbril« «» feiner Besoldung erspart waren. (s,. p.) Hrrausgegkben von der Rrdaclion her Allg. Preuß. Staats-Zeitung. Vebrackl bei «. «. Ha,».