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WSLcnlUch «rswcinen dr-t Nnmmern. Pomumerakions- Preis 22' Sgr. Lhlr.» »icikcliiibrliip, Z '^p!r. ftrr das ganze Zabc, odnc Ee- döduiig, in allen Tdnlcn der Pecaßlschcn Monarchie, a g a für die Man prinumerir« auf diese« Beiblatt der Lllg. Pr. DtaatS- Zeitung in Berlin in der Expedition (Mohren-Straß« No. ZH; in der Provinz sa wie im AuSlande bei den» WohIISbl. Post-Semtern. Literatur des Auslandes. 126. Berlin, Mittwoch den 21. Oktober 183S. Spanien. Der KriegSschanplay in Spanien. Die Baskischen Provinzen und Navarra. — Beschaffmbeir dck Lande«. — Klima n»d Produkte. — Gesetze, Sitten, ieharakter und Lebensweise der Bevölkerung. Der Landstrich, welcher jetzt der Sitz de« Krieges im nördlichen Spanien ist, dcstebl aus einem Gebirgszuge, der sich ungesäbr IM kng- lischt Meilen in die Länge und t>0 bis 90 in die Breite erstreckt. Er umfaßt die drei Baskischen Provinzen (oder, wie sie gewöhnlich genannt werben, Biscaya) und Navarra. Die Baskischen Provinzen unterschei den sich von der übrigen Halbinsel durch die Sprache und Lebensweise ihrer Bewohner, welche, wie man glaubt, von den alten (selten abstam- nen und unter allen Umwälzungen, welche Spanien erlitten hat, durch die Römische, Gotbische und Maurische Aera hindurch, seit undenklichen Zeiten ihren ursprünglichen Namen und ihre alten Institutionen in den Pyrenäen-Gebirge» bewahrt Haden. Lie physische Beschaffenheit dieser Provinzen ist merkwürdig. Die Gebirgskette der Pyrenäen verzweigt sich hier und bildet, indem sie gerade durch Biscava und an ter Nordlüste Spanien» entlang laust, einen ungeheuren Kamm, dessen E»de das Cap Fiuisterre ist, und von dem wieder mehrere Bergrücken ausgcbcn, die da« Land »ach allen Seiten bin durchschneidcn und sich ins Meer verlaufen. Ebener Boden ist also in Biscava wenig zu finden. Das Land besteht aus Berg und Thal und dielet, von einer Höbe aus gesehen, ein unermeßliches Hügel- netz dar, in welchem immer ein Rücken den anderen überragt, bis zu den höchsten Spitzet, und Kuppen hinauf, die sich im blaue» Aclhcr verlieren. Zwei Bergketten zeichn.» sich besondere an» und verdienen bei einer allgemeinen Beschreibung dieser Gegend vorzüglich dcrvorgr- Aobcn zu werden: die Sierra d'Oco, weich' sich zwischen dem Ebro und der Statt BurgoS Hinsicht, die südliche Mauer von Biscaya bildet und nur durch ein enge» Desilö, der Paß von Pancorvo genannt, zuzäng- lich ist, n»b die Sierra de Orduna, welche das eigentliche Biscava von ter Baskischen Prooiu, Alava treunt. Diese letzte Kette erhebt sich bi» zu einer Höhe von JOOO Fuß. Navarra liegt au den Wurzeln der Pyrenäen. Diese Provinz ist zwar im Allgemeinen eben so böckrig und wild wie Biscaya, doch hat sie «cilere Tdälrr und Strecken ebenen Landes. Nngeachlkl der widerwärtigen und unwirtbsamen Beschaffenheit die ser Hochländer gieol cs doch keinen Theil von Epanien, wo der Ver kehr leichter und das Reisen bequemer wäre, denn die Laudstraßen sind hier ganz vortrefflich und gehörcn jedenfalls zu den besten in Europa. Dies ist einer der vielen Beweise von dem Unternehmungsgeist und der Betriebsamkeit der Basken. Obgleich sie Gebirge zu übersteigen und Felsen zu sprengen hallen, brachte» sic doch eine »ollständige Commu- nicationslinie zwischen allen ihre» bedeutendsten Städten zu Werke und halten dieselbe, stets vortrefflich im Stande. Drei große Straß!» lausen durch diese Provinzen. Die wichtigste darunter ist die, welche von der Französischen Gränzstadl St. Zcän de Luz über Irnn, Astigarraza, Tolosa, Billafranca. Mondragon, Salinas, Bitloria und Miranda de Ebro nach Burgo« sührl. Diese Straße zieht sich ütz Spanische Meilen weit durch die Provinzen Gujpuzcoa und Alava. Die zweite ist die Heerstraße des eigentlichen Biscava'», die II Spanische Meilen weit laust und von Bilbao nach Billoria gebt. Sie führt über die Sierra de Orduna, den höchsten Wall des eigentlichen Biscaya's, und trifft in Vittoria mit der Straße nach Burgos zusammen. Diese letztere ist, wenn auch nicht die kürzeste, so doch die bequemste für diejenigen, welche sich von Bayonne nach Bilbao begeben wollen, denn die, welche von Sl Sebastian an der Küste hinläuft, ist gefährlich. Lie dritte Straße dnrchschncidek Navarra und zieht sich «ach Aragonien hin; sic beginnt bei dem Engpaß von Stoncesvallcs und geht über Pamyelon» und Tudela. Doch bei weitem mehr noch durch den Charakter seiner Einwohner al« durch seinen unzugänglichen Boden zeichnet dieser Theil der Halb insel sich au»; diese unterscheiden sich von denen des übrigen Spanien« in Sprache, Sitten, Gebräuchen und Gewohnheiten de« Leben». Die Gebirge« - Völker Biscaya's und Navarra'« sind stark, kühn, lebhaft, frei und betriebsam. Sie haben durch alle Zeiten der Europäischen Ge schichte einen und denselben Charakter beidehalten. Die Guerillas, deren wir täglich erwähnen hören, stammen noch von demselben Bölke her, welche« der Nachhut der Armee Karl « de« Großen in der Schlacht bei Nonc,«valle« den Weg abschnilt. Alte Gewohnheiten find ihre Regie- sie hänge« mehr an ihren Familie» «I» au ihrem Lande. Ihrs gemeinsame Abkunft und ihre erblichen Häuptlinge erhalten Zucht und Ünlerwürfigkcil und einen ritterlichen Geist, der die Seele der Gebirge- Kriege ist, unter ihnen aufrecht. Ihre Anhänglichkeit an ihren Stamm und ihr Festhalten an ihren allen Sillen haben in allen Jahrhunderte» da« Ansehen der Spanischen Gesetze hier geschwächt, und Spanien« Monarchen konnten ihre übertriebenen Forderungen unter den Baski schen Klanen und Navarrtsischen Baronen niemals geltend machen. Za, ihr Land ist so nuüberwindlich, und ihre Privilegien sind so au«- gedchnt, daß die Spanischen Monarchen fast nur dem Namen nach eine Oberhcrrlichkeil über sic ausübtc». Die kigcntlichkn Bcwcggründr ihre« jetzigen Widerstande« gegen die Königin sind weder Vorliebe für Don Carlo«, noch Abscheu vor einer coastilulionnellen Regierung an und für sich selbst, sondern dir Besorgniß, daß man ihnen ihre Abgaben - Privilegien entziehen, ihre unabhängige Gesetzgebung vernichte» und ihre Nationalität in der con- stitulionnellen Monarchie Spanien«, wie sie jetzt geformt ist, untergeben lassen möchte. Zch werde über diesen Punkt späterhin ausführlicher sprechen. Biscaya ist in drei Provinzen oder Merindad« gelbeilt, deren jede eine besondere und von de» anderen unabhängige Gerichtsbarkeit Val. Diese Provinzen sind da« eigentliche Biscava, Guipuzcoa, welche« an der Küste liegt, und Alava, ei» nach innen zu gelegener Landstrich. Das eigentliche Biscava oder Zl Scnorio, wie di« Eingeborenen e« nenne», ist von Oste» nach Westen ungefähr 60 Englische Meilen lang und 40 bis JO breit. Die Sierra de Orduna trennt e« von LUava. Es enthüll HZ,000 Einwohner. Der bevölkerlste Theil von. Biscaya ist das Thal zwischen Bilbao und Durango, welches jetzl der Kriegsschauplatz ist oder es doch vor kurzem »och war. Dieses Tba! ist ein ununterbrochen foNlaufcndcs Dors. Die Provinz besteht ganz, aus Hügeln und Bergen, die so zahlreich sind, daß das Land wir ein vom Sturm bewegtes Meer aussiebt. Lie Gestalt und Decke dieser Hügel ist sehr mannigfaltig, einige sind oben flach, andere uneben, einige waldig, andere täblz vier steigt ein Abhang fanft empor, dedeckl mil blühenden Gesträuchen, dort lbürmt sich ein steiler Fels. Aus den Spalten Ler Berge kommen unzählige Bäche und Quellen hervor. Dir Thäler sind mit Weilern und Dörfern dicht besäet, und auf vielen Hü geln reicht die Bebauung bis an de» Gipscl. Dit große Schönheit dieses Landes besteht in der reichen Manniqsaltigkeil der Pflanzen, na mentlich der Frnchlbaume. Anstatt der Fichten oder Lannen, welche die einzige Decke der Alpen siud, findet mau die Hügel Biscaya'« an ihrcn steilen Abhängcn ganz mit Apselbänmrn, Kastanicn, Hagtbnticn, Nuß. und Feigenbäumen bekleidct, die im üppigsten Landwerk und voller Früchte prangen. An Geiraide ist das eigentliche Biscaya nicht reich. Die« liegt an der Beschaffenheit des Bodens, der hart und thonig ist, dem gewöhnlichen Pflügen widersteht und nur dnrch eine jehr mühsame Arbeit mil den Händen überwnnden werden kann. Er wird nämlich mit einer eisernen Gabel zerstochen und so pulverisirt. Diese« langwei lige Geschäft sicht mau gewöhnlich Las Landvolk in großer Anzahl a» den Abhängen der Hügel verrichten. Aber trotz de« unermüdlichen Fleißes der Bevölkerung von Biscaya gewinnt dieselbe doch nicht so viel Geiraide, al« sic zu ihrem Unterhalt bedars, sondern muß «ine be trächtliche Quantität aus LUava beziehen. Türkischer Waizen gedeiht noch am besten, denn diese Gctraidcarl kömmt aus leickuew und trocke nem Boden soll und wird daher hier sehr stark angebani. Liese Fruchl, nebst Bohnen und Erbsen, ist auch die Hauplnabrung de« Volkes. Zn der Umgegend von Bilbao und Orduna befinden sich Weinberge, au« denen die Grnnd-Eigcnlhümer ihre banplsächlichsteu Einkünfte zie hen. Ler Cdacoli-Wein, wie man da» Produkt dieser Weinberge nennt, wird von den Einwohnern Biscaya's sehr gepriesen und gewährt -ihnen das Mittel einer wohlfeilen Belustigung, der sie sich denn auch bi« zum Uebermaß dingeben. Dic wichtigsten Erzeugnisse Biscava's sinh Wollt, rohe Häute und Eisen. Die Ausfuhr von Wolle aus Bilbao war jederzeit beträchtlich; sie ist stark und langhaarig, aber nicht so sein wie die an« den südliche» Provinzen. Obglcich man hier und da in de» Thäler» und auf den nicdrigeren Hügel» grüne Grasplätze mit reicher üppiger Weihung findet, so bieten diese Stellen doch nicht hinreichendes Futter für die zahlreichen Heerde» dar. Meistens werden Laber Lie Schafe ans die Gipfel der steilsten und höchsten Gebirge zur Weibe geführt, wo sie eine Art vocv Piattau mil guten Kräutern finden. Auch Hornvieh giebi r« sehr viel in diese» bergige» Gegenden, und ungeachtet de« rohen und für Li« Fabrikation ungünstigen gesellschaftlichen Zustanbe« war doch in Bilbao- früher einmal die Gerberei i» bedeutendem Flor; stil langer Zeit aber ist dieser Industriezweig in Verfall gekommen.