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456 Dlc Steinart, deren man sich zum Bau de« Hafcnbamme« und der Walle bedient Hal, beuch! aus Korallen, welche man aus dein Meere herausboll. In Veracruz giebt es keiye Ziegelei, und die >um Bau und znr Mchesichuug der Häuser »Lthigen Ziegelsteine muffen auf Goclcitm von Tlacoialpan, einer kleinen, zwanzig Ns sänsundzwanzig Meilen enlsernlen Stadt, hc-beigeschaffl werten, Dura) die Transpcrl- Kosirn und die Höhr des Arbciislohn« kon:mcn die Bauten so lbeuer zu sieben, daß viele Eigrnthümer es gänzlich unterlassen, ihre Halo ver fallenen und unbewohnbaren Hauser herzustellen. Es giebt in de: Statt seor viele Fontaine», Brunnen und Eisler nen; dock ist das Wasser ziemlich schlecht und lrägl nicht wenig, wie es Heigl, znr Erzeugung der Krankheiten bei. Man behauptet, daß man nur das aus den Eistern?» ohne Hesabr trinken könne. Aus dem Markl sind Lebenswille! und Früchte aller Arl zu haben; man sicbr daselbst die Erzeugnisse Europa'« und die der tropischen Xander, die Baiiane und die Pfirsich, die Weintraube und die Ananas. Die arbeitende VolkS-Klasse in Veracruz, wenn sie dem gelben Fieber entgcbl, führt hier vielleicht ein glücklichere« Leben, als sonst wo; sic ist freilich keiner langen Dauer desselben sicher, doch das beunruhigt sie wenig; sie hat aber gute Einnahmen, woran ihr viel mehr liegt. Einem Tischler bringt ein Tag Arbeit wohl zehn Franken ein, einem Maurer ost selbst fünfzehn, und fo gebt es bei allen Handwerken. Zn den Hospitälern finden die kranken Arbeiter Verpflegung und Hülfe. Wenn sie genesen, so können sic durch etwas Sparsamkeit sich nach einigen Zabren eine so wohlbabcnde Lage gründen, daß sie für den übrigen Theil ihres Lebens des Arbeitens überholten sind. Durch seine Lage ist Veracruz der allgemeine Stapelplatz für den ganzen Handel Mexiko'«. Es versteht aber auch, von diesem Umstande VoribeU zu ziehens und von allen Waarcn, die im Hafen ankommen, um in s Innere versendet zu werden, so wie von allen, die man von dort aussübrt, erhebt es einen ziemlich beträchtlichen Zoll; auch ist es darum immer den Feindseligkeiten und der Eifersucht der übrigen ver bündeten Slaalen ausgesetzt. ES scheint fast, al« hätten dir letzten Unruhen in Meriko sogar weiter keine unmittelbarere Ursache gehabt. Die angesehensten Kauileutc Mexiko'« und ter anderen großen Städte der Republik haben Korrespondenten in Veracruz; boch giebt cs noch außerdem zahlreiche Handel-Häuser, deren Verbindungen sich über die neue und alte Welt erstrecken. Jeden Tag kommen im Hafen Schiffe von fast allen Nationen, mit den verschiedensten Waaren bela den, an; der lebhafteste Handel wird mit Weinen aus Bordeaux, Spanien und Portugal, mit Olivcn-Oel, mit Kattunen, mit Geweben aller Art, mit Zucker und Kaffee getrieben. Die beiden letzten Produkte werden zum Theil von den Antillen nach Meriko gencserl; sie gedeihen zwar sehr gut im Staate Veracruz, doch wird ihr Anbau zu sehr vcr- nachlälsigt, um den Bedürfnisse» der Mexikaner genügen zu können. Die Ausfuhr-Artikel von Veracruz bestehen nur in Vanille, Eochcnillc, Zalape und Saffaparillc; die meisten Europäische» Schiffe sind daher genöihigt, ihre Ladung an den Küsten von Hncatan oder anderswo zu vervollständigen. Von Veracruz nach Mexiko sind achtzig Meilen. Der Weg ist 'hön und gut unlerbaltrn, so daß von Xalapa bis zur Hauptstadt Meriko die Wagen ibn ganz ungehindert zurücklegen; von Veracruz »ach Talapa aber ist die Straße so ungleich, daß der Transport der Waaren allgemein durch Maullhiere bewerkstelligt wird. Täglich geben von Veracruz Karawanen ab, die sich über alle Punkte von Mexiko verbreiten. Die Maulihicr-Trcibcr, welche sie führen, lagern sich in den Wäldern, machen sich selbst ihre lorkillo« ober Maiskuchen, die den meisten Bewohnern Meriko'S als Brod dienen, und bereuen ibre Nahrung auf freiem Felde, wie die Spanischen §it->n<>«. Die Reisenden werden oft von den Dieben, welche die Wege unsicher machen, ausgeplündert, und in Veracruz versichert man sich gegen die Straßen-Räuber, wie man eS in Frankreich gegen die Feuersbrünste zn thnn pflegt. Unter den Einwohnern von Veracruz herrscht großer Luxus. Die reichen Bürger richten sich ganz nach den Französischen Moten; an den Werktagen gehen die Frauen zckwarz, Sonntags aber und an Festen weiß gekleidet. Die, welche von Europäern abstammen, sind meisten« von mittlerer Größe, ivohlgebanl und recht niedlich. Das schwarze Mäntelchen, welches ihr Gesicht halb bedeckt, hebt die Weiße ihres Teints außerordentlich hervor; leider ist aber ihre Anzahl sehr gering, denn der größte Theil der Bevölkerung, besonders in den unteren Klas sen, besteht aus farbigen Männern und Frauen. Zu jeder Tageszeit bieten die Straßen der Stadl einen bunlcu und ltbendigen Anblick dar. Die Bewohner sind nicht jener Art von pbvsischcm und moralischem Stumpfsinn unterworfen, der in den tropi schen Ländern so gewöhnlich ist; da« kömmt daher, weil in Veracruz sich Individuen von allen Nationen, Franzosen, Deutsche, Spanier, Ilalianer, Engländer und Nord-Amerikaner ansballen; und von all diesen Fremden, die sich hin und her zerstreuen und mit den Einwob- »ern .vermuchen, jsi immer eine hinreichende Anzahl beisammen, um in ihrer Landestprache reden zu können. Gewöhnlich siebt man, die Fest tage ausgenommen, mir wenig Frauen aus den Straßen umherwandern. Die vornehmere,i Damen »übren ein sehr zurückgezogene« Lrben, sic ver lassen ihre Wohnungen nur, „m j» dir Kirche zu geben, und besuchen weder die Spaziergänge, noch die öffentlichen Lustbarkeiten. Bei den ländlichen sanflanros, die alle Sonntage in der Umgegend staltfinden, erscheine» nur farbige Frauen. Da« Spiel ist die vorherrschende Leidenschaft der Meritaner. Zn Veracruz wird e« bi« zur Raserei getrieben. Zwei Meilen von der Stadt ist ein BergnügungSort, wo sich die Spieler versammeln. Sonn tag« und Feiertag« begiebt sich die ganze kaufmännische und finanzielle Aristokratie von Veracruz, denn eine andere giebt cs hier nicht, zu Wagen nach jenem Lustschloß. Hier, in ter Einsamkeit de« Walde«, sinkt so mancher glänzende Wohlstand, die Frucht de« Zufall« oder der Anstrengungen vieler Zähre, vor einem Pique- oder Careau-A« in den Staub; hier wird in einem einzigen Tage der Reiche in« Elend ge stürzt, während der früher ganz Arme einen Rcichtbnm erlangt, der ihn zu Würden verhilft. Man nannte mir einen Französischen Kaufmann, der so die Leiter de« Glücke« und dadurch auch die der khrcnstellen erklimmte. Die Drpntirten-Kammer von Veracruz (I Lilaelo libro 5 «obe- r->n<>) versammelt sich in Xalapa, wo sie wahrend der Dauer der Session gegen das gelbe Feeder gesichert ist; aber das Staat«-Oberhaupt rest- dirt zu Veracruz mit drei oder vier Znfanterie-Regimentern und meh reren Eompagnieen Artillerie, ohne die Soldaten mit einznrechnen, die in las Castillas stehen, von wo jeden Morgen bei Tagesanbruch und jeden Abend um acht Ubr ein Kanonenschuß ertönt. Die Soldaten sind sehr gut ausgerüstet. Zwei von den Regimentern haben ein ganz vor treffliche« Musik-Corps. Der Anzug drc Hoboisten ist mit Orienta lischer Pracht ansgestallet. Der Gencralstab scheint eine Ehre darin za suchen, sic mit Aufwand zu kleiden, wie e« in Frankreich mit de» Tam bour-Majors der Fall ist. Zn der Stadt selbst findet man eine be deutende Anzahl Kasernen, einen Artillerie-Park, voll Bomben und Haubitzen, »cbst mehreren gegossene» Kanone», deren schönste da« Französische Königs-Wappen trägt und au« der Zeil Ludwig'« Xl. hcrrührt. Sieben Klöster, von denen die Mehrzahl verödet ist, sind in den verschiedenen Stadt-Vierteln zerstreut. Zuweilen bewohnt ein einziger Mönch in seinem Ordenskleidc ganz allein die düflern Gänge de« Klo ster«. Die Kirche» dieser Klöster, so wie auch die Haupikirche, sind geräumig, sauber und schön geschmückt, doch bemerkt man in ihnen sehr wenig Gemälde; sie sind auch fast beständig geschlossen. Nur in der Kathedrale versammelt sich Sonn - und Feiertag« eine ziemlich bedeu tende Anzahl von Gläubigen. Am größten ist das Gedränge während der Messe, bci welcher dir Musiker von zwei Regimenter» abwechselnd ernste und feierliche Stücke ausführen, die mit der Heiligkeit des Orte« vollkommen übercinstimmen. Zn Veracruz sind die Reisenden nicht wie zu Alvarado und Tla cotalpan in Verlegenheit wegen ihrer Einkehr; man findet daselbst sehr gut eingerichtete Gasthäuser (snnckm), wovon mehrere Französische Wirthe haben, bei denen man, für ein oder zwei Piaster täglich, sehr gut lebt. Nacht« schläft man auf Gurt-Beiten, ohne Matratze und Strobsack, unter einet» Gaze-Zelt, imvillnn genannt. Ohne diese leichte und durchsichtige Hülle, die aber für die Müstito« undurchdringlich ist, würden diese Iusekten jeden Schlaf unmöglich machen. Oft ist man selbst trotz aller Vorkehrungen nicht im Stande, ein Auge zu schließen, so wird man durch die Suche und das Summen einiger derselben ge plagt, denen es gelungen ist, bi« zu dem Leger zu dringen. Zn diesem Zustande ist e« dann höchst drückend, die Wirkung der Nacht auf seine Augenlieder zu spüren und den Seseno zu hören, der, die Laterne in der einen, die Hellebarde in der anderen Hand, die Stabt durcheilt, indem er die Stunden absingt, und der, nachdem er den gewöhnlichen Gruß: äl-iria zuirissima, mit wohlklingender und lauter Stimme gesprochen, die entmtttbigendcn Worte ertönen läßt: l.» mach', sie nnclie^ e« ist Mitternacht. Peinigend ist e«, die dumpfen Stimmen der Schild wachen zu vernehmen, die auf den Wällen Wache halten, und deren hundert Mal wiederholter Zuruf, so zu sagen, eine lange Kelle von Tönen in der Finstcrniß bildet. Ohne da« vmniin no-rn, ohne die Wechselfieber und die MuSki« to« wiirde Veracruz eine der blühendsten Städte der Welt seyn. Seine Lage, vielleicht einzig in ihrer Art, die e« für Europa zum unentbehr lichen Kanal macht, um Mexiko mit seinen Natur- und Kunst-Prodnk- lcn zu versehen, und die Reichthümer de« Boden« jene« Staate«, dessen Hauptstadt e« ist, verleihen ihm eine Hobe Bedeutsamkeit. So lange noch in der Well der Durst nach Gold herrscht, wird c« auch nicht an Abenteurern fehlen, die in seinen Mauern dem schauerlichen gelben Fieber trotzen und die abnehmende Bevölkerung, die durch die Epidemir mil jedem Zshre verringert wird, neu ersetzen werden. (Id. ch ?.) Mannigfaltiges. — Chinesen und Orang-Utang« auf der Insel Borneo- Der Distrikt an der Westküste von Borneo, den diese Kolonisten bewoh nen, ist bcsondcr« reich an Diamanten und Goldgruben. Zhre Haupt stadt Sinkawan besteht au« einer langen und engen Straße, deren hölzerne Hänser mit Schilf gedeckt sind. Da« Gebäude, in welchem der Chinesische Magistrat wohnt, ist von der Stadt abgesondert und mit einer niedrigen Torf-Mauer umgeben. Der Malavische Fürst dieser Gegend, welcher den Titel Sultan führt, bat das Monopol de« Opium- Handels ; die Goldminen aber gehören ganz den Chinesen, die den Ma- laven an Zahl weit überlegen sind. Scho» vor einigen Zabre» hatten die Chinesen ein so großes Uebergewicht erlangt, daß der Sultan dir Holländer einlud, sich hier niederzulaffen und ibn zu beschützen. Da« Opium-Rauchen ist ei» allgemein verbreitete« Laster; c« scheint aber dieser Genuß den Malayen noch schlechter zu bekommen, al« den Chine sen. — Die Insel Borneo ist schon lange wegen ihrer Orang-Utang« berühmt. Lie Eingedoriien versichern, daß viele dieser merkwürdigen Affen über sieben Fuß hoch werden, daß e« aber beinahe unmöglich sev, einen erwachsenen Orang-Ueang lebendig zu fangen. Der Hollän dische Wundarzt in dem Fort haue ein junge« Thier dieser Ar«, da« man, wenn es in gewisser Entfernung am Boden lag, nur mit Mühe von einem Negerkinde unterscheiden tonnte. E« «ar so hülslo« wie ei» Kind. (F. I.) Herausgegeben von ter Redaclivn der Allg. Preuß. Staat«-Leitung. Gedruckt bei A. W. Hayn.