Volltext Seite (XML)
452 -HÄnüchc» Gebilden vermischt, das Christus-Zeichen aus dem Obelisk r«s Rhamscs, die Tiara zur Sciie Neptun'». Za, so mußte die Piazza Vei Popolo Rom eröffnen. Jetzt wollen wir cintrctc». Glücklich sind -Derjenigen, die es nicht wieder zu verlassen brauchen! denn, von dieser Slade scheidet man nur mit Seufzern nnd Thränc», wie alle Reisenden «nzestehc». Wie gern möchten liier vorzüglich der Künstler, der Dichter »»d der Gefühlsmensch ibrcn Wo du sitz ausschlagcn; als Raphael die Verklärung malle, schwebte ihn, das ruhige und heilere Glück vor, das Ar» allein gewähren kann; Michel Angelo führte in architetlonischen Merken die Lehre von Tabor aus: er baute zu Rom drei Hütte», Santa Maria degli Angeli, das Kapitol und den Dom des Vatikans; eiche für sich, eine für Virgil und eine für Gott, Spanien. Estremadura und seine Bewohner. Zch mußte Spanien verlassen — Spanien, das Land, welches mich z^oren, das Laud meiner Kindheit, meiner frohen jugendlichen Träume! Ze näher ich der Portugiesischen Gräuzc kam, desto öfter schaute ich rückwärts; es war mir zu Mulde, wie einem liebenden Jüngling, der srrner Geliebten, mit der er manche selige Stunde verlebt, das letzte Lebewohl sagt. Einer der Punkte, welche, bevor ich von Estremadura schied, meine Blicke auf sich zogen, war Alange, ein kleiner Ort am Abhang eines Hügels, in einer außerordentlich malerischen Gegend. Dieses Städtchen, das nur wenige Leguas von Merida entfernt liegt, ist besonders merk würdig wegen seines unterirdischen Bades aus den Römerzeilcn, dessen Wasser au derselben Stelle entspringt, und das sich vermullstich bis auf den heutigen Tag so erhalten hat, wie eS unter den Prokonsul» war. Lies Bad ist zirkelruud gebaut und empfängt sein Licht von oben. Die Bewohner nenne» es auch das Maurische Bad (ol dun» sie los rvoros). , Lie warmen Quellen von Alange werden noch jetzt sehr auempfoh- ten. Bor wenigen Zähren bat man in der Mitte eines sehr dichten Drangen-Wäldchens am Eingang der Stadt ein Badchaus errichtet, wo die Kranken, oder diejenige», die sich zu ihrem Vergnügen baden, so lange die Badezeit dauert, anständige Wohnung und Pflege finden. Das Wasser sprudelt warm au» dem Boden, unterscheidet sich aber in Geruch und Geschmack nur wenig von gemeinem Wasser. Die Ein- wohucr nannten mir eine seiner vornehmsten populaircn Eigenschasttn. Die Bäche und Pfützen, welche das Rcgenwaffcr in dieser Gegend bil- -det, erzeugen eine unendliche Menge Blutegel, die den Pferden und Eseln in's Maul kriechen und ihnen Blut abzapfen; führt inan nun das von Blutegeln gemarterte Thier an die warme Quelle und laßt es von dem Wasser trinke», so lassen die kleine» Vampyre gleich ihre Beuke los. Zn einem Lande wie Spanien, wo es so viele Blutegel vw Einem nicht eher Ruhe gönnen, bis sie, wie der des Horaz, z>l<n x> orunris sind, scheint Lie Bekanntmachung einer so fimpekn Mc- whodc, ihrer quitt zu werden, gar nicht unnütz. Dieses vo» den Maure» gegründete Städtchen bat auch aus einer 'bedeutenden Anhöhe die Trümmer eines Maurischen Kastells aufzuwri- srn, und im Tbalgrunde strömt der Matachel, dessen Ufer mit Lorbeer- Rosen in üppiger Fülle bekränzt sind. Betrachtet man Estremadura überhaupt von der historischen Seite, so ist es reich an bedeutsamen Erinnerungen. Die meisten unserer bcl- cheomülhigen Eroberer in der Nene» Welt haben hier zum ersten Male das Licht erblickt: Hernan Eorlez ist in Medellin geboren und Pi zarro in Truxillo. Der letztere Ort bewahrt einen echt antiken Cba- rakter, der die Aufmerksamkeit jedes Reisenden fesselt; die Reste seiner Mauern und eine Menge Privat-Gebäude sind für den Künstler und 'Archäologen heilige Reliquien. Von seiner modernen Seite betrachtet ist aber Estremadura ein stkaub, das in der Kultur weiter zurückstcht, als vielleicht jede andere Provinz unseres Spaniens. Lebt also ein Wanderer nur ui der Gc- ^vwckrt, so findet er hier vergleichungsweise nur wenig, das ihn lcb- Haft interessiren könnte. Nclnnen wir la Vera de Plasencia und einige andere One, wie z. D. Billafrauca, aus, in deren Umgegend die Rebe und Olive zur Genüge angedäut werden, so hat Estremadma beinahe gar keinen Land- das. - Den ökonomischen Neichlhum dieser Provinz bilden unermeßliche Haiden, Wicsengründe und Eichenwälder sür zabmc und wilde Hcerden jeder Art. Vor dem Befreiungs-Kriege und dem Verfall der Spani schen Hütte waren die Weideplätze eine Quelle große» Reichlhums für Estremadura; und noch jetzt trägt de- Weide-Boden viel mehr ei >, als das eingebaute Land, woraus nia» leicht abuchmc» kann, wie sehr ge ring Li« Bevölkerung sevn müsse.") Der gemeine Mann ist in Estremadura faul und indolent, aber "sehr mäßig, offenherzig und bieder, dienstfertig und uninleresstrt. Die Industrie ist/ben so wenig vorgeschritten al» der Landbau: einige Fa briken von Seilen, Band, grobem Tuche, Wollenzeug, Hüten und ge gerbten Fellen sind die einzige» Ausmbmeu von der Regel; in Leu elend wöblirtcn Häusern sinket man keine Spur von Luxus, und die Hanze Wohnung eines Estrrmeno's erinnert ihn täglich daran, daß auf Erden seines Bleibens nicht seh. Kennt mau erst den Zustand de Ackerbaues und der Industrie, so kann man leicht daraus abnebmen, von wie wenig Bedeutung der Handel sev» müsse. Estremadura ist ein Land ohne schiffbare Flüsse, ") Man vergleiche den Artikel- «Tie Jazden in Estremadura." (Nr. s» »G Magazins) ebne Kanäle, ohne Landstraßen (die nothweudigsteii ausgenommen), ebne Fuhrwerke und Transportmittel: wer möchte einer solchen Pro vinz seine Produkte aubicteu, die sie nur gegen etwas Wolle (denn die meisten Schafheerden in Estremadura sind aus andere» Provinzen), gegen Ocl, Hans, Honig und Wachs enttäuschen könnte? Die Einfuhr ist vcinahe Null, und die Ausfuhr beschränkt sich fast lediglich auf da« Vieh, welches nach dem berühmten Markte von Truxillo getrieben wird, und auf Lie bekannten Eervrlal-Würste, die man zu Meßzeiten in Madrid absetzt. Selbst in Badajoz kann der Reisende öfter von dem, was er bedarf, nichts bekomme». Die Melonen und Apfelsinen von Estremadura sind vortrefflich; allein es gicbt nur eben so viel, als zur Consumtion im Lande ausreichen. Die Straße von Madrid nach Badajoz — Lie bedeutendste in Estremadura — ist eine der unsichersten und schlechtesten Landstraßen in ganz Spanien. Fuhrwerke giebt es so gut als gar nicht, man müßte denn die zuloras (eine Art bedeckter Wagen) dahin rechnen, welche in fünf Tagen sechszig Leguas fahren — wer schneller ankommen will, Ler gehe zu Fuß —, oder eine Art von Rumpelkasten, mit dem Ehren titel Diligence, der alle Z4 Täge einmal abrumpelt. Dazu denke man sich halbwilde und erzgrobe Kutscher, Lie aus Oekonomie oder an deren schweb zu enträthselndcn Ursachen alle Mal nur in der schlechtesten Kneipe Station machen. Zu de» unvergeßlichen Merkwürdigkeiten Lieser kostbaren LanLstraße geboren zwei kleine Thälcr oder Hohlgründe vor Merida, Lie rings von Dickicht umzogen sind und den originellen Namen ConfesouarioL (Beichtstühle) führen. Dieser Name ist echt poetisch, furchtbar und ironisch zugleich; denn hier muß der Reisende dem Gebirgs-Räuber seine Sunden bekennen (oonl'osur); die Sünden sind Geld und Leben, und ein Dolch schafft Absolution. Sage mir Einer, Laß unser Volk der Phantasie entbehre! Zn anderen Ländern giebt cs Poeten; in Spanien ist die ganze Nation poetisch. Nabe dem Ufer des Guadiana und ungefähr eine Legua vor Ler Granze Portugals liegt Badajoz, die alte Hauptstadt Estremadura'» und die Residenz seiner kleinen Maurischen Könige. Dieser feste Ort, dessen Befestigungen ein seltsames Gcmengscl verschiedener Svstcme der Forli- fication sind, bietet Leni Wanderer noch ehrwürdige Ucbcrrcste aus der Mauren-Zeit; Mauern, Gaffen, Häuser, und selbst Thürme erinnern lebhaft au die muselmännische Periode. Sonst aber Hal Badajoz nichts Merkwürdiges aufzuweiscn: kein Theater, kein Gymnasium, keine Bibliothek, keine schenswürdige Kirche, kein Gemälde von Werth in den Kirchen, keine Promenade, oder statt einer Promenade nur ein Plätzchen mitten in der Stadt, das mit eini gen Bäume» u»d Bänken geziert ist. Die Stelle des Theaters vertritt dann und wann ein öffentlicher Saal, in dem eine Gesellschaft Lieb haber occr eine wandernde Truppe ihre originellen Vorstellungen zum Besten geben. Die Alameda de Palmas wird seit der Cholera-Zeil nicht mehr besucht, weil sie für ungesund erklärt worden. Exkursionen aufs Land, niilitairische llebungen der Bürger-Garde ((,> bünn») auf dem Platze Sa» Roque, der Zapfenstreich und zwei oder drei Kaffce- l äuser sind die Ergötzlichkcittu ter Bewohner. Badajoz hat einen Gast hof, der, wem, ich mich recht erinnere, „Zu den vier Nationen" betitelt ist. Wer La logirt hat, kam, wohl sagen: „Lieber weniger Nationen und bessere Bewirlhung!" Die feine Sitte und das liebenswürdige Benehmen der gebildeten Einwohner von Badajoz ballen uns jedoch sür die Mängel des Ortes schadlos, nnd wer auch nur kurze Zeil mit dortige» Familien in Ver bindung gestanden, wird diese Stadt nicht ohne inniges Dankgesühl verlassen. Z» ganz Estremadura wird die Außenseite Ler Häuser säst täglich frisch angclüuchl, so daß sic immer ein Ansehen von Neuheit haben und sehr blank erscheinen; baufällige Häuser dürfen nur als geschminkte Greise zusammenstürzen. Um aus die Portugiesische Gränze zu kommen, geht man durch das Thor de Palmas aus Badajoz und dam, auf einer prächtige» Brücke über den Guadiana. Al» ich ans Leni Thore lral, grüßte ich die Spa nische Flagge, die zur Feier des Tage» von dem Thurme de Palmas webte. Eine halbe Stunde darauf sah ich mich um; noch wehte die Flagge: der Cava, ein Bach, welcher Spanien von Portugal trennt, floß ruhig zu meinen Füßen; ich warf die letzten Scheideblicke auf das Spanische Estremadura; tausend persönliche Ecinncrnngcn bestürmten mich; ein Lächeln des Unwillens und der Verachtung zuckte auf meincn Lippen; allein ich fühlte, wie mein Herz beklommen wurde, und wie mir Tbräncn in's Auge traten. Noch eine Minute, und — das Vaterland war verschwunden, und der Verbannte, der Heimathlosc wurde dahingelragen über die Ebenen vo» Portugal. Damals konnte Figaro nur fühlen, nicht beobachten. (kcovistu kßspunolu. — b'i-zarv.) Mannigfaltiges. — Wie die Kaffer» Ochsen schlachten. Der Ochse wird ans den Rücken geworsen und mit lederne» Riemen gebunden, sodann wird in die Haut unlerhalb des Brustbeins ein Einschnitt gemacht, worauf man mit der Hand hinemsährt und die Lebensihcilc des ringen den ThiercS mit einer solchen brutalen Gewalt herausrcißt, die Schauder erregt. Dabei ist ost die ganze Menge, Hunde und Menschen, versam melt, und anstatt irgendwie etwas für die Zukunft auszubewahren, wird jeder Bissen innerhalb weniger Stunden, nachdem das Tbicr gelobtet, worden, auf der Stelle verzehrt, ja manches Stück Fleisch wird schon mst dem Assaga» abgebaukn, bevor noch das Leben völlig vtrschvunden ist. (8keestinaifl« VVunckorinA« in 8autlr ^sr.ca.) Herausgegeben »on der Rebaction der . l . Preuß. Staals-Zeiuiu Gedruckt bei A. W. Hay».