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Wöchentlich erscheinen drei Nunnnern. PränumerationS- M-iS 22^ Sgr. lf Th!r> vierteljährlich, Z Wr. für das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man pränumerirt auf dieser Bcil'latt der Ällg. Pr. Staais- Zcitung in Berlin in der Expedition tMohrcn-Straß» No. 34>; in der Provinz so- wie in> Auslande bei tr» Wohllöbl. Post- Aemtern. Literatur des Auslandes. 97. Berlin, Freitag den 1ä. August 183S. Mexiko. In Mexiko vor dem Jahre 1571 gedruckte Bücher. Mexiko, die auf den Trümmern von Tenochtitlan °) durch Corte; gegründete Stadt und deshalb in den ersten Jahren daraus häufiger noch Tenochtitlan genannt, gilt mit Recht für den Ort, wohin zuerst von allen Ländern Amerikas die Buchdruckerkunst von Europa aus ver pflanzt wurde. Das in Mexiko gedruckte erste Buch würde demnach allerdings auch das erste gedruckte Buch Amerikas scyn. Man hat bekanntlich eine eigene Geschichte dicfcr Kunst in Amerika von dem thäligen Nord-Amerikanischen Buchdrucker Isaiah Thomas, die im I. 1810 unter dem Tielt: Ilistnr)' nkpiinliiiA in America, zu Worcester im Staate Massachusetts bei ihm selbst in 2 stärket, Oktav- Bänden erschien. Vergebens aber sucht man darin etwas Ausführliches über die Einführung der.Buchdruckerkunst in Mexiko und deren erste Produkte; Thomas, so berichtet Cotton (stehe unten), gicbt nur an, daß vor dem I. 1860 eine Buchdrucker-Presse in Mexiko bestanden, und der erste ihm b ckannte Mexikanische Druck ist das Vocalmlario des Molina vom I. 1571. — Da wissen wir, in Europa, ja mehr als ter Amerikaner; „ns-vorliegende, lange vor Tbomas erschienene literari sche Werke geben, nicht nur bestimmte Nachricht von der Einführung der Buchdruckerkunst in Mexiko, sondern sichren auch zahlreiche Mexika nische Drucke aus einer früheren Zeit auf. Dennoch ließen sich durch Thomas namhafte Europäische Biblio graphen verleiten, — und daran war nächst ihrer Unkunde des Besseren auch die ihnen imponirende Autorität des Amerikanischen Schriftstellers Schuld, den von Europa aus belehren zu können, sie für unmöglich halten mochten, und eine gewisse, als solche zu tadelnde und der Biblio graphie als Wissenschaft iiachthcilige Vorliebe unserer Bibliographen für dergleichen typographische Bestimmungen — jenes Werk des Molina bald sür das erste bekannte, bald ohne Einschränkung für das erste ge druckte Buch Amerikas überhaupt zu erklären. Von Engländern Horne iu seiner: Inkrocluetiou tc> 1üe stufig ok bihiinZrujst.)'; von Franzosen Brunet, Aanucl <ln lihraire; von Deutschen endlich Eberl, im allgemeinen bibliographischen Lexicon, wo es Th. 2. Nr. 14,210. Ao- Una, Vocalmlario :c. heißt: ,^Hochstsellcn und erstes in Amerika ge drucktes Buch?' Ebert erklärt cs als» definitiv für das erste daselbst gedruckte Buch. Die Werke nun, die hier in Betracht kommen, sind, anderer weni ger zuverlässiger nicht zu gedenken, die gedruckten Kataloge der Bod- ieyschcn Bibliothek (z. B. der von Hjvde hcrausgegebcue, Oxnnii, 1674. fol.), des Spaniers Antonio Libliocheoa liiszmna Aova (Lstit. anct. I. 2. Antritt, 1733. 38. fol.) und als das wichtigste des Mexikaners Egniara in Mexiko selbst erschienene Uibliotlieca Nexi- ona, in Europa nicht unbekannt, aber nicht häufig, die für unser Thema eine reiche Ausbeute liefert und eine noch reichere liefern würde, wenn sic vollendet worden wäre. Den genauen Titel geben wir später. Ei» Engländer, H. Cotton, Verfasser eines ijsstozrazilsical Oa- Lvttoor. 2. 'liAit. Oxlurü, 1831. 8., hat das Verdienst, in demselben zuerst hierauf aufmerksam gemacht zu haben; wenn wir auch übrigens -jenes Werk, als Ganzes betrachtet, für durchaus verfehlt in der Anlage und mangelhaft in der Ausführung erklären müssen. Längere Zeit an der Bodlcvschcn Bibliothek eingestellt, kennt er die auf ihr sich findenden Mexikanischen Drucke, er kennt den Antonio und konnte endlich Eguiara benutzen. Im Artik. Mexiko, vielleicht dem besten des Buches, gicbt er als Ergänzung dcs Thomäs eine kable Reihe von Mexikanischen Drucken vor und mit dem I. 1571, geschöpft aus den genannten Quellen, zu denen er nicht noch Marsden s Oatalague vl clictionaxics, vocalm- larms, Arainmars a»ü aPh.ahcls (London, 1796. 4.) hätte fügen sollen. — Marsden's Angaben find o h n eAusna h m e ungenau und unzu verlässig, und verdienen keine Berücksichtigung. Auch Antonio und Eguiara sind von Cotton nicht mit der nLlhigcn Aufmerksamkeit benutzt. Außerdem können wir Herrn Cotton ein neueres, j» Mexiko erschienenes literarisches Werk Nachweisen, nämlich: üasö Aaxi„,,o lleristuin <lc 80112a, Aiblioto.cn lliszmnn-^morieana 8czstcntriunal. Pom. I. (wahrschein lich einziger, nach den Zunamen der Schriftsteller geordnet.) A>'A>oo, ->816. bst. Wir kennen cs nicht aus eigener Ansicht, dürfen cs aber hier nicht unerwähnt lassen, da eS, so viel später als Eguiara erschienen und abweichend in der Behandlung, wohl neue Data zur ältesten Mexi- °) Andere von obiger abweichende Schreibarten dieses Namens, deren "gabt nicht unbedeutend, sind fehlerbast. ri--- <lo tlumKolUt, li^ai p»U- nguo -ar le rvvaume Ne la Kom.-L-paxae. 2, ILM. (Eari--, 1827.1 Pom. 2. P. ZZ Kot. kanischc» Bücherkunde, nm die es hier zu thun, enthalten könnte- Scheint in Europa überhaupt ziemlich unbekannt geblieben zu scyn. Bis jetzt möchte das Werk des Eguiara noch immer das Boll- ständigstc scyn, was man über Mexiko in bibliographischer Hinsicht hat. Es liegt uns in einem Exemplare der reichen hiesigen König!. Biblio- lhek°) vor und hat salzenden Titel: lob an», äoscziln stc bi Aniar» et pzurvn, Aiblietbeca Aexicana s. ernüitorum lnsturia viro- rum, gni in America Loresli null, ve1 ulibi Feniti, in Psam <lo- nstcilin aut sluiliis asciti, iznavis linAua scrPtu »liguiil trailiilc- runt. I oin. 1 (exbibens I-itt II 6.) Aexici, 1783. Klein Fol. Wcitläuftigcr spricht sich der Verfasser über dcn Plan dcs Buches in 20 Anteloquicn aus. Dieser erste und einzige Theil enthält- mit Ausnahme einiger anonymen Artikel, diejenigen Mexikanischem Schriftsteller, deren Vornamcn fick mit ABC ansangen, mit oft sehr ausführlichen biographischen Naclmchtcn, und, so genau es dem" Verfasser möglich, bibliographischer Verzeichnung ihrer gedruckten und handschriftlichen Werke. Eguiara bcnutzlc außer seiner eigenen bedeu tenden Büchersammlung manche andere Privat- und öffentliche Biblio thek. SS ist übrigens in einem sehr schlechten Latein geschrieben und» entspricht natürlich' nicht dcn Ansordcrungcn unserer Zeit an ein solches Werk. Wir geben im Nachfolgenden das Rcsultar einer genauen, selbst ständigen Durchsicht desselben in der angegcbcncn Beschränkung. Hier findet sich auch die schon erwähnte bestimmte Nachricht über Ein führung derBuchdruckerkunst in Mexiko. Antonio deMendoza, be kanntlich der erste Vice-König von Neu,Spanien und ein um das Land viel fach verdienter Mann (auch das erste Geld ließ er in Mexiko schlagen), heißt cs in dem ihn betreffenden Artikel, brachte bei dem Kaiser Karl V. die Er richtung einer Universität in Meriko in Antrag. Früher aber schon sorgte er dafür, daß die Buchdruckerkunst aus der Alten nach der Neus» Welt verpflanzt wurde, und berief nach Mexiko den ersten Buchdrucker. „Prius vero iliserkissiinus Immo curavcrat t^ziNZrazfluam in no- vnm Ininc orbenr ex anticjuo stkiorri, zirimumgue lvzmArazsimm Asxici iuslikuit, cujus turnst« innlti stalim Iil>ri excusti coo- jierunt." Paz. 221.°°) — Sein Name war, wie wir aus den von ihm gedruckten Büchern erfahren, Lateinisch: sioanncs Paulus I.omi>arflus oder Hrissousis, also ohne Zweifel aus Brescia (La teinisch Drixis) in Italien gebürtig. Demnach wäre denn die ungefähre Zeit der Einführung der Buch druckerkunst in Mexiko und der Name des ersten Buchdruckers gefun den; — aber welches war das erste von ihm gedruckte Buch und somit auch Amerikas? Cotton erklärt dafür die Orclmaliones lexumguo cnllccti» zwo cnnvvntu juriüico Aexicauo. Acxici, 1549. lol. Ein solches Werk wird freilich von Eguiara im Artikel Mendoza ans- geführt, aber nicht nach eigener Ansicht, sondern nach Pinclo (st. »tun. sto I-von pinclo, pziitomc sie I» hilstiotheca nrient. x oeciclontat iiautica zc ^cnFralica, cn guo se coutionen los oscritores stc la» Inüias nriont. occistcnt. Aaür. 1737. Fol. 4 Th. in 2 Bdcn. Wir bedauern, es nicht einsehcn zu können) und hauptsächlich ohne alle und jede Bemerkung, wodurch cs Eguiara für das erste gedruckte Buch Mexikos erklärte. Vielmehr wird an einer Stelle des Eguiara, die Herr Colton gänzlich übersehen hat, beiläufig eines Mexikanischem Druckes aus dem I. 1540 erwähnt. Auf Seite 528 nämlich ist voll dem anliguum Animale llomannm (ast minislranüa Sacramento) die Rede, und wird dann hinzugefügt: „czuocl zmskea anno 1540 ro- cussum est stoann. stc ^umarraKa pzstscozii et strelstozstscozst Ac- xicane (wohl Druckfehler statt Aexieani) jussione." Das heißt doch wohl: von diesem anti^uum Aanualo pomanum veranstal tete der Erzbischof Iumarraga im Jahre 1540 eine Mexikanische Ausgabe. Wir möchten deshalb dieses AanuAe, zum Unterschiede von einem vorkommcndcn zweiten, Aanualo Komano - Acxicanum nen nen. Dieses Aanualo ist der früheste von Eguiara erwähn.e Mexika nische Druck. Wir sind aber weit entfernt, cs deshalb für das erste gedruckte Buch Amerikas zu erklären, meinen überhaupt, bei dem der- maligen Zustande der Amerikanischen Bibliographie lasse sich ein solches — abgesehen davon, ob das erste Produkt der Presse daselbst überhaupt ») Auch einen der bald zu nennenden Mexikanischen Drucke Vor 1571, und zwar einen der wcrthvollcren, belint seit kurzem die hiesige Konigl. Bib liothek unter dcn ihr von dem verstorbenen Minister Wilh von Hum boldt vermachten Büchern. Wir haben unsere Grunde, ihn hier nicht naher zu bezeichnen, denken aber besonders daraus zurück zu kommen. , ") Eguiara berichtigt an dieser Stelle außerdem den Gonzalez Da vila, der im Pbeatro eoleaiaatieo 0- la- iKlexia« No las Iniliaa berichte, die Buchdruckerkunst se» Von Mendoza schon im I. 1SZ2 nach Mexiko gebracht, das heißt zu einer Zeit, wo jener noch gar nicht in Mexiko angekommen. Mendoza kam erst im J. 1535 dort an und wurde im I. 1551 nach Pern ver setzt, wo er zwei Jahre daraus starb.