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360 tz'haraklere zu einander finden wir Larin wieder. Master Trueworth ist Kord Orville, Lacv LUellast» ganz und gar Madame Duval n. s. s. Gegen die Mitte des achizchmen Jahrhunderts wuchs die Anzahl der Englischen Rvmane in kurzer Zeil'bedeutend, und, was das In teressantere ist, auch das Verdienst und der Wend derselben nahm zu. Die großen Schrisistcller traten nun aus, die de» Roman zu Ehren ge bracht und ein wahres Studium sür die Menschheit daraus gemacht haben. Diese zu analhstren, sind wir übcrhoben; man hat diese un sterblichen Werke genugsam gelesen und wird sic immer wieder lesen, von Richardson bis aus Walter Scott, diese Werke, dir wahrlich nicht der kleinste Ruhm Großbrilauicne sind. Mephistopheles über das Englische Zeitungswesen. Am Morgen nach unserer Ankunft in London (so erzählt der neue Englische Faust)") war unsere Unterhaltung noch beschrankt und unbc- dculend, uns wir nahmen daher Beide, nachdem wir unseren Appttil gestillt, zu den Morgen-Zeitungen unsere Zuflucht. Ich durchflog die Mode- und Standes-Nachrichicn in der Morning-Pvst, dem Orakel der eleganten Well, und hatte das Glück, unsere Ankunft mit allen Details darin «»gezeigt zu finden. Mephistopheles ergötzte sich am Herald. „Es ist doch merkwürdig", sagte ich, als das Frühstücks - Geschirr binweggcnommc» wa^, „welchen Einflui; die öffentliche» Blätter in die sem Lande haben." „„Ganz und gar nicht auffallend"", cewiederlc mein Gefährte, „„einige Länder werde» von Priester» beherrscht, andere von Soldaten, und England läßt sich von den Zeitungen beherrschen. Wer lesen kann, der liest hier eine Zeitung; die Ungebildeten lassen sic sich vorlescn; und da sich wenige Menschen die Mühr geben, selbst zu denken, so übt die öffentliche Presse eine politische Macht aus, die Ihr sür außerordentlich ballet, die mir aber ganz natürlich scheint. In London gilbt es 88 Zeitungen, wovon II! täglich und 42 rin oder mehrere Mal itt der Woche erscheinen; in den Provinzen erscheinen INI. Schottland Hal 46 anfznweisen, und Irland 73; dies mach! zusammen Zvll, wovon eine jede im Durchschnitt 1000 Ercmplarc absctzt. Angenommen, daß der Inhalt jedes EremplarS nur 10 Personen bekannt würde, welches eine sehr niedrige Veranschlagung ist, denn in de» vielen .Kaffeehäusern und Tavernen sind die Leser säst gar »ich! zu zählen; daun werden auch Ercmplarc von den Zei längs - Hennmrägcrn zu so und so viel aus die Stunde an Diese» und Jenen geliehen, und fast jedes Blatt geht unter Privat-Abonnenten und .Käufern so lange von Hand zu Hand, dis es ganz zerrissen ist: so bekommen wir eine Summe von ungefähr 3,600,000 Zeitungs-Lesern. Aber Las ist noch nicht Alles; die Maga zine und Reviews sind ebenfalls politische Journale; sic habe» eine» eben so zahlreichen Zirkel von Lesern, wie ihre täglichen oder wöchent lichen Kollegen. Dann find auch noch die Broschüren und die zur po litischen Belehrung Ler Armen erscheinende» wohlfeilen Blätter mit in Rechnung zu bringen. Kurz, cs sind wenigstcns 3 Millionen Menschcu, die unter dem Einflüsse der öffentlichen Presse stehen. Sie ist ein mächtiges Werkzeug, wird aber oft mit wenig Einsicht gehandhabt. Würde sie geschickt geleitet, so könnte ihr Nichts Widerstand leisten. Doch zum Glück für die Regierung steht immer ein großer Theil der Presse unter ihrer Kontrolle; Lie übrigen politischen Blatter hält man, da sie sich meist nulcr sich selbst zanken, sür nicht so gefährlich, als sie es werden tonnten. Oft freilich sind die Minister in großer Verlegenheit, was sic lhuu sollen; die höchste Zügellosigkeit ist erlaubt, lind im Besitz dieses Privilegiums fallen dic Oppositions-Zeitungen in Ausdrücke», die in jedem anderen Lande eine Rebellion hervorrüscu würden, über Lie Regierung und ihre Maaßrcgeln her. Jeder ausgezeichnete Staatsmann wird von denjeni gen Zeitungen, von dercu politischen Ansichten er abwcicht, ohne Barm- herzigkeil verunglimpft. Das ganze öffentliche Leben eines Ministers ist fortwährenden Kritteleien und Angriffen ausgesetzt; seilen entgeht sein Privatleben einer ähnlichen Behandlung; seine Person wird lächer lich gemacht, er selbst verschwär;!, und seine Familie und Freunde drm öffentlichen Spott und Gelächter preis-gegeben. Wenn das Indivi duum oder die Regierung eincn Prozeß gegen die Pasquillanten ein- Icilct, so wird ein surchibarcs Zetergeschrei erhoben. Jedes Blatt im ganzen Königreich stimmt in diesen übertriebenen Lärm mit ein und erklärt, das heilige Bollwerk der Englischen Freiheit, die Unabhängigkeit der Presse, sev in Gesahr. Die Gcschworncn wissen sehr wobl, daß sie, wenn durch ihre Veranlassung die Beleidiger eine schwere Züchtigung träfe, der Gegenstand allgemeiner Schmähung«, scvn würden; sie sind daher so nachsichtig als möglich, und in neun Fällen unter zehn lauten ihre Verdikte zu Gunsten "der Beklagten Dic Folge davon ist, daß säst bei jedem gerichtlichen Einschreiten der Pasquillant frei auSgchl, die Presse an Einfluß gewinnt und die Gcschworncn als rechtliche, furchtlose und unparlciischc Engländer bis zum Himmel erhobcn werden, was dcii» natürlich andere Iuries ermuntert, in künftigen Fällen ihrem Bcispicl zu folge»."" „Ich kann Deinc Darstellung nicht als wahr gelten lassen", sagte ich, indem ich dic Zeitung weglegte und nach mcincm Meerschaumkops sah, Leun eine Pscisc war mir "durch Gewohnheit saft unentbehrlich worden. ,,D» Last die Sache mit Vorurtbril betrachtet. Die öffent liche Presse in England hat eben so sehr einen hohen moralischen als einen mächtigen politischen Einfluß." „„Ungeheuer moralisch!"" sagte mein Freund, mit Lcm ihm cigc- ') In dem so eben erfckicnemnl u, »r ein- <»»- seHüio»» os - I'-Uü- i -'N (Man rcrgl den Ari Mannigfaltiges in Nr. 87 des Magazins.) ne» Lächeln. „„Leset nur ihre Schilderungen von Verbrechen nnd Gräuel», ihre Berichte über Prozesse, wo es sich um Schändung, Ehe bruch oder Vcrsühruug handelt, welche Genauigkeit, welche Gluch, welche Aufregung! Empfinden nicht Jugend und Alter eine» sinnliche» Genuß, weil» sie solche Geschichte» lesens Aber srcilich, dieser Kitzel hat seine Quelle in der Tugendliebc! und dan» seht Euch »ur dc» Inhalt an, mit dem einige der Blätter gestillt sind, die zur ausschließlichen'Erbauung der Sonutagsltser erscheinen und vor oder nach der .Kirche gelesen werden sollen. Wie labend für den gebeugten Frommen sind ihre grel le» Gemälde von dem Laster in de» hohen, von dem Verbreche» in dc» niedrigen Ständen! Wie muß die Sittlichkeit eines jungen Mädchens befestigt werden, wen» ihrer Phantasie die Geschichte von dem Verhütt- niß der Lady der und der zu ihrem Bedienten in den saftigsten Far ben ausgcmalt wird! Welche Stärkung für eine junge Tugend, wenn sie sorlwäbrcnd reizende Schilderungen von den erfolgreichen Galanlcrieen geckenhafter Schurken zu lesen bekommt! Wie muß die Achtung und Verehrung der niederen Stände sür ihre Oberen wachsen, wen» sie sehen, welch einen sittlichen und sür dic Well ersprießlichen Lebenswaiidel diese Letzteren führen! Nnd die höheren Klaffen müsse» natürlich immer mehr an Tugend zuuchmcn, wenn sic das gute Beispiel betrachte», das ihnen immerfort gegeben wird!"" „Aber von dieser Art erscheinen ja nur höchstens cin paar Blätter, und ich kann nicht umhin, sie sür nützlich und heilsam zu halten", sagte ich, indem ich mir die Pfeife stopfte. ,,„Sie nützen ihren Eigenthümern"", erwiederte Mephistopheles, „„denn diese moralischen Blätter ersrcum sich eines weit größere» Ab satzes, als andere von minder prunkendem Ebarattcr. Doch glaubt nicht, daß ich den Nutzen dieser Schrisieii gering schätze; mir muffe» sic stets nützlich, schätzcnswcrlh und erfreulich scheinen; und an meiner Ausmun- icrung soll cs ihnen nicht schien."" Bibliographie. 8Lcou<l ooziurt <>n kho oa»nnoren>I ralakinn« l>ot,vven brunov uufl Orant Urit>iu. (Zweitcr Bericht über die Handels-Vcrhält- »iffe zwischen Frankreich und Großbritanieu.) Von I)r. Bowring ILeidcnwaarm und Wcinc.j 12 Sh. Poeutmc an llruiniug. mnlnuchin:; oto. (Neber Trockenlegung, Ein dämmung re. von Ländereien.) Vo» Johustone. 4. 23 Platttn. 2l Sh. IH»i<>,)- al Urighlaa. (Gcichichle von Brighton bis auf dic ueuestc» Verschönerungen.) Vo» John Bruce. 4 Sb. Pha tuun-G aumznininn ala. (Reise von Leeds nach Hull, auf der Eisenbahn uud aus Dampsböten.) Von E. Parsons. 4 Sb bälunlv. — Erzählung ans dem late» Jahrhundert. Z Bde. 27 Sh. ftaviaou ptiaou-l, >tl>i»>», ul> klauria» l.UU'M — Orford. M a n n l g f a l l i g e e. — Ei» noch un gedruckter Bries brr Frau von Stakl a» Herrn dc LacrelcUc den Jüngeren. Gens, 7. Dezember 1810.. Daß Sie, mein Herr, von allen Klaffet, der.Gesellschaft mii unwiderstehli chem Intereffc gelesen werden, ist eine ganz natürliche Folge Ihrer Art und Weise, Geschichte zu schreiben, und ich wenigstcns wüßte kein Buch über die Revolution, so viel auch deren bisher an s Licht getreten sind, das sich an Wahrheit mit dem Ibrigcn vergleichen ließe. — Obgleich ich nicht in Allem Ihre Ansicht tbeile, so wird mir doch die Art, wie Sic die Mcuschen charaliciistrcn, stets als des höchsten Lobes würdig erscheinen. Diese Meinung, die ich von Ihrem Taleine und dem aner kannten Erfolge desselben hege, besiimml "mich, Sie zu ersuchen, »ach Ihrer besten Erkenntnis; und vollsten Gerechtigkeit zu Werke zu geben, wenn Sie auf meinen Vater zu sprechen kommen; kein Mensch ist tugendhafter gewesen, er ist der Fönalon ter Republik, und scinr wah re» Richter sind die, denen cs vergönnt gewesen, ibn in dem innere» .kreise sei c es Privatlebens zu bclauschc». Sprcchcn Sie darüber mit Herrn Suard; lese» Sie, was ich in den Manuskripten, dic ich her- ausgegebcn, darüber gesagt hal-c; sragcn Sie sich selber, ob ein Man», der von Allem, was ihn umgab, «»gebetet wurde, nicht eine reine Seele gewesen sev» muß. Seine Schriften sind Ihnen ein Zcugniß seincS Geistes. Was seine Ansichten uud Meinungen betrifft innerhalb des großen Labprinthes, das Politik heißt, und wo das Glück allein der lci- icnde Faden ist, so müsse» wir dic Entscheidung, was da hätte gesche hen sollen, der beliebigen Einsicht eines Jede» änheimstcllcn; aber den ken Sie daran, daß mein Vater fünfzehn Jahre lang der Abgott Frank reichs war. Die Sachen an und sür sich selber sind cs, an die wir uns zii halte» haben, wen» wir nrthcilcn wollen, und eine» Geschicht schreiber vor Allem darf dieser oder jener zufällige Umstand nicht be stimmen. Ich für meinen Theil werde das Leden meines Baiers schrei ben und, da es außer meiner Absicht liegt, es drucken zu lasse». Alles, was ich denke und empfinde, darin niederlegen; cS würde mir unendlich wohttbmi, wenn ich in einem-Werke, das, wie ich hoffe, der Nachwelt etwas geilen soll, an Sie eine Schuld der Dankbarkeit dürfte abzulra- gcn haben. Sie möge» es wissen, daß ich schon einmal j» meinem Buche, welches ciu Raub der Flammen geworden, damit umging, von Ihnen zu sprechen; welch' ein süßes Gesübl würde es mir scvn, dm leb- baslestm seurigsicn Dank meiner Seele einem Manne anszusprcchen, der gegen meine» Vater gerecht wäre und die Sprache d>r Zukunft rcdcte. — Lebe» Sic wohl; nickt alle Erimicrungc» mag ich Ihnen aussrischm. »och Sie mik leere» Hoffnungen läuscheu; — ich weiß nicht, ob ich Sie diesseits des Grabes Wiedersehen werde; aber denken Sie daran, daß Ihre Stimme jenseits desselben gehört wird, und gehen Sie behut sam uni mit Freunden, dic dort smd (Kovuo tiötrnr-zioetivv.)