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312 ten, zählten unter den noch erhaltenen Gebäuden, außer vielen großen Palästen und kleineren Kirchen, an 40 gewölbte, aus Marmor aufge- führle Kirchen. Viele Thore zeigen sich noch hier und da mit marmor nen Pfosten und Tburmen. Unter dem einen derselben befindet sich ein unterirdischer Gang, eine Art Tunnel, welcher bis an das jenseitige Ufer Les Achurcan fuhrt. Außerhalb der Mauer ist eine schone Kirche, von einem reichen Hirten erbaut, welcher auch zugleich die Einkünfte der Priester bestimmt haben soll. Alles dies wird durch Säulen-Inschriften bestätigt, welche zwei gelehrte Priester von Etschmiadsin eigenhändig abgeschrieben haben. Wiewohl nun in der Nähe von Ani weder Haus noch Dorf ist, so giebt es doch etwas weiter entfernt einzelne Flecken, und an vielen Orten schöne Kirchen und große Klöster. In demselben Distrikte liegt das Kloster Choschawankh, stark be festigt und groß. Die Kirche trägt den Namen Grigor's des Erleuch- ters und ist nach Einigen von dem Beherrscher Armeniens, Johannes Schahanschah, erbaut; auf einer Säule steht die Jahreszahl 1OZO. Es zeigt sich daselbst ein bewundernswürdiges Rathhaus, groß, steinern, mit Skulpturen. Dieses hat drei Kuppeln und ist nach innen zu in drei Theile gelheilt. Der letzte Theil war der Ort des Schwurs; denn dort versammelten sich zu den Zeiten der Bagratiden die Großen, nm sich gemeinschaftlich zu berathcn. Nur wenig davon entfernt ist ein Glocken- thurm, von wo aus mit der Glocke das Zeichen gegeben wurde, wenn sich die RLthe versammeln sollten. — Man findet dort auch die wie- aenähnlichen Gräber der Könige, gebaut aus röthlichen Steinen mit Wölbungen. Das Johannawankb sd. b. Kloster des Johannes) ist in dem Dorse Karbi und soll von Grigor Photistes und dem Könige Teodat d. Gr. gemeinschaftlich erbaut worden seyn. Es liegen darin die Reliquien von Johannes dem Täufer; daher auch der Name des Klosters, welches zum So-mmer-Aufenthalt gedient haben soll. Die Kirche hat vier Portale, an deren westlichem ein Krenz errichtet ist, „das Kreuz des Erleuchters" genannt, von dem man behauptet, daß es die Größe der Statur Gri gor's habe. — Dies Kloster ward zu den Zeiten der Bagratiden sehr verschönert. Schahanschab und nach ihm Andere der bedcmendstcn Fürsten und Patriarchen ließen viele Bauten auffnbrcn und vermehr ten die Einkünfte desselben, wie dies ans den vielen Inschriften deutlich hervorgcht. Nicht weit davon, an der Ostseite, ist Besch Kilissa, d. h. Fünf- tirchen, ganz von Steinen erbaut und groß, an dem Paffe eines ab schüssigen Berges, von allen Seiten uneinnehmbar. Die Kuppel davon reicht bis an die Spitze desselben. Dort ist ein verborgener Weg, wel cher auf einen von allen Seiten uncrsteiglichen Berg führt. Hier nun war das große Kloster aus den Trümmern von Ani erbaut. — Gleich diesem zeigen sich in jenen Gegenden noch bis aus den heutigen Tag unzählige Ruinen großer Gebäude mit Säulen-Inschriften, welche jene beiden Priester topirt haben. Diese, Namens Chatschatur und Johann, erzählen, daß sie im Jahr 1814 den 17. Mai die Stadl Ani betraten und daselbst zuerst eine Kirche gewahrten, welche von außen, gleich einer großen Kathedrale, aus drei Erhöhungen gestellt und von innen mit zwölf Fenstern und eben so vielen Altäre» geschmückt ist. Sie wurde, einer Inschrift zufolge, von dem Marzpan sd. h. Statthalter, eigentlich Gränzwächter) Abulghorib, dem Sohne des Fürsten Grigor, im 1.1036 zu Ehren des Erlösers gebaut. Nicht weit von dem Königlichen Palaste steht eine große Kathe drale, auf deren Rückseite die Denkschrift der Erbauung sehr hoch an gebracht ist; an verschiedenen Stellen waren auch Griechische Inschrif ten, welche aber die beide» Priester wegen des heftigen Windes nicht lesen kounten. Die Marmorkirche , welche noch in der Provinz Schirak am Ufer des Flusses von Kars (Kars-su) steht, hat an allen vier Seilen außer halb Inschriften, welche sich auf ihre Erbauung, Verschönerung und Wiederherstellung beziehen. Nach einer Inschrift über dem Portale der Südseite hat ihr Bau im Jahre 988 auf Kosten des Fürsten Vahrum begonnen. Eine kurze Inschrift vom Jahre 991 an der Kirche des heiligen Kreuzes zu Halbat, welche all der nördlichen Mauer nahe dem Dache angebracht ist, zeigt an, daß Cembat und Gurgen, Könige von Arme nien, dieselbe haben erbauen lassen. Außerdem hat dieselbe aber noch an den verschiedenen Seilen, so wie auch an dem Glockenthurme auf der Ostseite der Kirche, verschiedene Inschriften. Nördlich von dieser steht eine große prächtige Kirche, Hamazasp genannt, weil sie, einer In schrift zufolge, im Jahre 1287 von einem gewissen Hamazasp erbaut worden ist. Vor dem Glockenthurme der Kirche des heil. Kreuzes sieht man Gräber mit und ohne Inschriften. Unter denselben ist auch ein marmornes aber unbeschriebenes Grabmal, von dem man sagt, daß es die Gebeine des Vardapel Johannes Pluz oder Erzinkensis (berühmter Schriftsteller aus dem Anfang des I4ten Jahrhunderts, starb 1326) enthalte In der westlichen großen Säulenhalle sind alte Gräber von Kaiserlichen Bardapets, Königen, Königinnen und Fürsten, auf welche bloß die Namen ebne Jahreszahl eingegraben sind, wie: Königin Tho mas, Rusudau, König Kyrike, König Abas, Emir Grigor ic. :c. Auch andere Graber finden sich hier tbeils ohne alle Inschriften, theils mit verwitterten Inschriften; viele aber auch sind unter den Gebäuden ver steckt. So sind auch in andern Ortschaften der Provinz Schirak. noch prächtige Kirchen erhalten, welche von dem ehemaligen Reichlhume der Armenier wie von dem Adel ihrer Gesinnung zeugen und jetzt, nach dem sie durch die Uneinigkeit der Bewohner "verändert sind, gleich den .andern großartigen Gebäuden, Räubern und wilde» Thieren zu Schlupf- .winkeln dienen. Mannigfaltiges. — Lamartine in Malta und die Engländer. Die Brite» sind in moralischer und politischer Hinsicht eine große Nation; aber sie sind im Allgemeinen nicht gesellig. Treten sie ans dem Schooße stiller und süßer Vertraulichkeit der Familie heraus, so ist cs nicht der Genuß, nicht das Bedürfniß nach Mütbcilung, was sie dabei leitet; es ist nur die Gewohnheit, nur die Eitelkeit. Die Eitelkeit ist die Seele aller Englischen Gesellschaften; sie bewirkt jene steife Kälte im äußern Um gänge; sic ist es gewesen, die alle jene Unterschiede nach Rang, Titel, Würden und Reichthümern herbcigeführt hat, wodurch die Menschen sich auszeichnen, und in deren Folge man gänzlich von dem Reinmensch- lichen absiehl, weil Alles nur auf "den Namen, das Kleid, die gesell schaftliche Form ankommt. — Ist dies Alles in den Kolonieen anders? Ich möchte es glauben, »ach dem, was ich selbst in Malta erfahren habe. Kaum waren wir (Lamartine machte seine Reise nach dem Oriente mit seiner Gattin und Tochter) aus der Insel angelangt, so empfingen wir die uneigennützigsten und herzlichsten Beweise von Auf merksamkeit und Wohlwollen, und unser ganzer Ausenthalt daselbst war sür uns eine beständige Gastfreundschaft. Der Gouverneur Frederik Ponsonby und seine Gatlin, Emilie, sind würdig, überall, Er die tu gendhafte edle Einfachheit Englischer Großen, — Sie die sanfte und anmuthige Bescheidenheit der hochgestellten Frauen ihres Landes zu re- präsenlircii. Auch andere ausgezeichnete Englische Familien in Malta empfingen uns nicht als Reisende, sondern als Freunde. Wir sahen sie acht Tage hindurch, und vielleicht sehen wir sie nie wieder; aber ihre herzliche Freundlichkeit hat auf uns einen Eindruck gemacht, der unser Inneres durchdringt. Malta wurde für uns die Kolonie der Gastfreundschaft; man stoßt in diesen Palästen, die jetzt einer Nation angehören, welche würdig ist, einen hohen Rang in der Civilisatio» einzunchmen, auf einen gewissen Anstrich von Ritterlichkeit und Gast freundschaft, der an die früheren Besitzer erinnert. Mag man auch die Engländer nicht lieben, so ist cs doch unmöglich, sie nicht zu achten. (üminartino, Vo^aZe en Orient.) — Alte Astronomie. Herr Paravev sucht darzuchun, daß die Trabanten des Jupiter de» Chinesen schon vor längerer Zeit bekannt waren und auf ihren Himmels-Karten abgebildct wurde», und daß die Bewohner Chinas sich seit den ältesten Zeilen der Fernröhre bedient, hätten. - — Verschiedenheit des Geruchs-Sinnes. Turner legte die Blume der Iris ziecsioa 84 Personen vor, von denen 41 sie für angenehm riechend, 4 für wenig riechend, 8 für geruchlos und I für stinkend erklärten. Unter 30 Personen sanden 23 die Anemone nemo- ras« angenehm riechend und 7 ohne allen Geruch. Die Geruchs-Or gane dieser Letzteren waren gewiß nicht zu beneide». — Die Wespen-Schildwache. Ma» hat es hi» und wie der bezweifeln wollen, daß die Wespen, wenn sie sich am Abend in ihrem Neste zur Ruhe begeben, an den Eingang desselben eine Wache aufstellcn. Ich kann indeß ans das Bestimmteste versichern, daß ich in de» Sommer-Monaten nach 9 Uhr Abends nicmals das Nest irgend einer Speckes ohne eine solche Wache gesehen habe, und es ist merk würdig zu beobachten, mit welcher Schnelligkeit der Alarm den im In nern befindlichen Wespen niilgetheilt wird, sobald man sie anzugreiscn sucht. Ich habe zuweilen noch eine zweite Wache in einiger Entfernung Himer dec äußeren zu sehen geglaubt, und nach der gewöhnlichen Ent fernung des Einganges von dem Innern des Nestes (ost 2 — 3 Fuß) und der Schnelligkeit der Verbindung mit demselben zu urtheilcn, mögen wohl noch mehrere ausgestellt seyn. Nähert man der wachehaltenden Wespe eine Laterne, so scheint sie dadurch nicht beunruhigt zu werden, stößt man indeß neben ihr ans den Boden, so verschwindet sie augen blicklich auf einige Minuten, und, die Bewohner machen sogleich einen Ausfall. Ich bemächtigte mich immer erst der, stets geschlechtslosen Wache, ehe ich das Nest zu nehmen versuche. Eine beträchtliche Anzahl Wespen bleibt bei warmem Wetter in dcr Nacht aus der Außenseite des Baum-Nestes, allein die Wache steht dennoch immer am Eingänge desselben. Die in der Erde befindliche» Nester haben zwei Oeffnungen, einen Eingang und einen Ausganz. Das Baum-Nest Hal gewöhnlich nur eine Oeffnung und zwar nahe am Boden, bei großen Kolonieen wird indeß ost noch eine zweite hinzugefägt, in welchem Falle dann an jede eine Wache gestellt wird. Ein merkwürdiger Umstand ist, daß, wenn am Tage der Eingang verstopft wird, die Hunderte von Wespen, welche beständig heimkehren, nicht den Angreifcnden zu stechen suchen, sobald indeß eine aus dem Neste hcrvorkommt, fällt sie sogleich über ihn her, jedoch nicht mit der Wuth der gemeinen Biene. Ich habe ost am Tage die Wespen in einem Neste mit einer Mischung von Schwefel und Pulver erstickt und sie sogleich ausgegrabe», wahrend Hunderte um mich her schwärmten, ohne daß ich von ihnen gestochen worden. Wenn man eine gewöhnliche Quart-Flasche, die kalb mit Wasser angefüllt ist, an die Stelle des Nestes in die Erde stellt, und den Boden wieder gerade macht, so daß die Mündung der Flasche so genau als möglich die Stelle des früheren Eingangs einnimmt, so wer den alle Wespen, welche zu der Zeit, als das Nest berausgenommen wurde, abwesend waren, während des TageS in die Flasche hinein krie chen, und so habe ich am folgenden Morgen 800 —,1800 Wespe» aus diese Weise gefangen. Es ist interessant, zu seben, wie die jungen Wes pen, wenn ihre Verwandlung vollbracht ist, sich ihren Weg durch die Bedeckung der Zellen bahnen. Sie setzen dies mehrere Tage fort, nach dem das Nest berausgenommen ist, namentlich, wenn man es an einen warmen Ort stellt. (I-. ?.) Heraus,egeben von der Nedaction der Mg. Preuß. StaatS-Zeitung. , Gedruckt bei A. W. Hayn.