Volltext Seite (XML)
46 wurde, erwicdcrle aus gleiche Frage: „Weil ich esse, bevor mich hun- gcri und trinke, bevor mich dürstet!" Zn Betreff der Kleidungsstücke empfiehlt Hippokratcs für den Win ter reine und saubere, für den Sommer aber schmutzige und in Oel getränkte. Heutzutage bietet man Gesundheits-Flanell aus und macht Nacht-Zacken zur Verlängerung des Ledens. Maffcjus erzählt in feiner berühmte» „Geschichte von Indien" von einem gewissen Numas de Cugna, der in Bengalen geboren war und dort 1866 im dreihundertundeinuudsiebzigsten Jahre seines Lebens starb. Zu einem Wunder gesellen sich natürlich immer mehrere, und so sagt Maffcjus, der Mann habe 700 Frauen gehabt, sein Gedächtnis scv so stark geblieben, daß er sich aller Ereignisse seines langen Lebens mit vieler Geläufigkeit erinnert habe, sein Haar hätte fich aus Schwarz in Grau und aus Grau nachmals in Schwarz verwandelt, im Munde habe er vier Reiben Zähne gehabt. So absurd dies auch klinge, so würde diese Lbatsache, wie der Autor sagt, doch vollkommen von Ferdinand Lopez de Castogucba, dem Königlichen Historiographen von Portugal, bestätigt. Man kann sich hierbei an das Lcbeus-Elirir des Paracelsus erinnern, das mindestens aus 400 Jähre eine Lebensdauer sicherte. Paracelsus war im Besitze dieses Mittels; warum er cs aber nicht selbst gebraucht, weiß Niemand zu sagen, denn der gute Mann starb, bevor er 40 I. alt war. Huseland berechnet, daß von je hundert Menschen, die geboren wer den, nur neun das sechzigste Jahr erreichen und nur sechs dasselbe über schreiten. Haller, der eine große Autorität hat, macht in seinem Kalkül einen anderen Schluß. Ec meint, es gäbe IGM unbesircilbarc Fälle, daß Menschen 100 bis litt Jahre alt geworden scven, 60 zwischen llo und 120, 20 zwischen 120 und 130, 18 zwischen I30 und 140, 6 zwi schen 140 und 130, und ein Fall sch vorgekommen von einem Lebens- Alter von 169 Jahren. In einem Werke, das 1712 Fälle von ungc- wöhnlicher Lebensdauer in dein Zeiträume vom I. 66 bis 1799 n. Ehr. annimmt, finden wir 3 Personen angegeben von einem Alter zwischen 130 und 160, 2 zwischen 169 und 170, und 3 von 170 bis 183 Jah ren. Laßt uns sehen, wer diese drei alten Menschen gewesen sind, und wir werden erkennen, auf welche unhaltbare Angaben sich dieser ganze Kalkül stützt. DaS höchste Alter von 183 Jahren wird erstens einem Manne, Namens Kenligcrn, zugeschricben, den Spotswood auch er wähnt, in dessen Leben sich aber so viel Mirakel häufen, wie sie sein Zeitalter, das sechste Jahrhundert, mit Vorliebe erdichtete. Das zweite Beispiel von dieser Lebenslange bietet angeblich Peter Torten, ein Un garischer Bauer aus der Gegend von Temcswar, welcher 1724, in einem Älter von 183 Jahren, gestorben scy» soll. Der dritte Fall soll eben falls in Temcswar zu suche» sehn. Johann Rovin soll im I. 1741, in einem Alter von 172 Jahren, eine" 164 Jahr alte Ehefrau hinter lassen haben. Sie waren 148 Jahr verheirathct, und hatten zwei Täch ter und zwei Söhne, von denen der jüngere 116 Jahr alt war, als der Alte starb. Heller macht außerdem noch zwei Engländer namhaft, Hcnrv Icnkins ans Uorkshire und Thomas Parr aus Shropshire. Jener soll 1670, in einem Alter von 169, dieser 1633, 182 Jahr all, gestor ben scvn. Es ist am zweckmäßigsten, die Ungarn hier ganz aus dem Spiele zu lassen, da sich die Angabe über die Zahl ihrer Jahre bloß aus Hö rensagen stützt, und das Landvolk bekanntlich überall ein Gerücht dieser Art vergrößert, um dem angeborenen Hange zu abenteuerlichen Dingen zu sröhncn. Was die beiden von Hailer angeführten Engländer betrifft, so diene Folgendes zu kurzer Beleuchtung der Sache. Ukber Jenkins findet sich in den „lOnlnsttpbicu! 'UrunsnotinniU' eine cigcne'Abhandlnng, aus der klar genug hervorgebt, daß der in Rede stehende Mann einige Jahre vor seinem Tode vor Gericht als Zeuge vernommen wurde und hier ein Alter von 140 Jahren angab. In den ParochiK-Bezirken wurden damals die Geburten noch nicht regisirirt, von einem Nachschlagcn im Kirchen-Buche konnte also nicht die Rede scvn. Man war, konnte man des Mannes Angabe nicht wi derlegen, genöthigt, seine Aussage gellen zu lassen. Damit ist jedoch keineswegcs ihre Richtigkeit zugegeben. Der Mann konnte sich leicht irren, wie dies bei Bauern häufig in Angabe ihres Alters wohl vor- konnnt. Und wenn cs ferner heißt, vier Männer seines Ortes, jeder 100 Jahr alt, hätten geäußert, sie könnten sich als Kinder des Jenkins nur als eines alten Diannes erinnern, so wird die Sache dadurch nur erst recht unsicher, weil in einem kleinen Dorfe schwerlich so viel prak tische Makrobiolen bcisammcn gewesen sind. UebrigenS behauptete Jen kins, sich der Schlacht bei Flodden Field (9. Sept. 1313) recht gut erinnern zu können; er setz damals 12 Jahr alt gewesen und habe den Englischen Bogen-Schützen Pfeife zugctragcn. Danach wäre freilich die Rechnung in Ordnung, daß er 1670, als er starb, ein Alter von 169 Jahren erreicht habe. Der Glaubwürdigkeit giebt dies indessen noch keinen Vorschub. ES ist ein Irrlhum oder eine absichtliche Verfälschung immer ebcr annehmbar, als daß die Natur jemals ihre Gesetze so weit überschritten haben sollte. Jenkins war eine Zeitlang Auswärler beim Lord Convcrs, später ein wilder hernmschwcifcudcr Fischer gewesen. Wäre sein Alter konstatirt, so hätte er viel erlebt. Vier Königinnen und ein König wurde» zu seinen Lebzeiten enthauptet; er hätte den Sieg des RcpublikaniSmus über die Monarchie, die Restauration der letzteren, den Sieg und den Fall des PapstthumS in England und die Vernichtung der Armada crlcbt. In Betreff des TbomaS Parr muß nicht minder die Leichtgläubig keit der Erzähler belächelt werden. Der bekannte Graf von Arundel, heißt cS, habe ihn an den Hof Karl's I. gebracht und ihn dem Könige als ein Wunder des Landes gezeigt. Zugleich soll die Gräfin Arundel der Königin die Frau des Parr, die 129 Jahr alt gewesen, vorgcstcllt haben. Parr hatte bis dahin bei einfacher Kost gelebt, bei Hose habe inan ibn mit Wein und allerlei Leckerbissen todt gefüttert; er soll an Scitenücchen gestorben sepn. I)r Harvcb öffnete die Leiche und fand, daß seine Constitution berufen war, ein Alter von 200 Jahren zu er reichen, wenn nicht das Hof-Lcben seinen Verbauungs-Prozeß gestört hätte. Dies sind die Fälle, auf welche am meisten Gewicht gelegt zu wer den pflegt, obwohl man nicht sieht, mit welchem Rechte. Andere Bei spiele von mehr als hundertjähriger Lebensdauer gehören barbarischen Zeiten oder solchen Ländern an, wo der Mensch in den Tag, und also in das Jahr und in die Jahre hincinlebt, ohne sich um das Zählen zu bekümmern. Aufrichtiger in Angaben dieser Art sind die Chinesen; denn als im I. 1784 Kien-Long eine Schätzung seiner Untcrihanen machen ließ, und die Bevölkerung aus 200 Millionen angegeben wurde, fanden sich nur vier Individuen, welche ein mehr als hundertjähriges Alter erlangt hatten. Im Allgemeinen läßt fich kein Klima angebcn, das eine lange Lebcnsdaucr vorzugsweise begünstigte. Wir finden abnorme Fälle in Jamaika, den Inseln Barbadocs, dem heißem Aclbiopicn und Indien, wie in dem strcngcn Norwegen, Rußland und Schottland, in dem trvcknem Madeira und dem gemäßigten Frankreich, wie in den immer nebelfeuchten. Inseln an dcr Schottischen Küste, mitten in Binnenländern wie am Meere, in tiefen Thälern wie aus Berg-Höhen, in freier Landluft wie in den schmutzigen engen Gassen Londons. Alles, was man über Be schaffenheit des Klimas, über Einwirkung der tcUurischen Verhältnisse und über Lebensart der Bewohner theorclisirt hat, fällt als nichtig zu sammen. Auch in Hinsicht der Temperamente läßt sich Nichts mit Be stimmtheit angebcn. Wir finden unter Reichen und Armen, Schwel gern und Mäßigen, Phlegmatikern und Sanguinikern, Weißen und Schwarzen, Kultur-Menschen und Kindern der Natur, gleich viele AuS- nahmSfällc von langer Lebensdauer. Die Enthaltung alles Alkohols, aller hitzigen Getränke, mag ohne Zweifel der Organisation förderlich sepn, allein was die ancmpfoblcne Reinlichkeit betrifft, welche zur Ver längerung des Lebens dienlich scv, so weiß man nur allzu gut, daß mancher Lappländer gerade in seinem Schmutz und Fett recht alt ge worden ist, und unter Irländern und Russen, zwei Nationen, deren Unreinlichkcit wcltbckannt ist, häufig ein abnormer Fall sich findet. Man hat finden wollen, daß gewisse Beschäftigungen ein langes Leben eher möglich machen, als andere. So haben besonders Maler ein Hobes Alttr erreicht; man nennt Leonardo da Vinci, Michel An gelo, Titian, Gucrcini, Guido, Marattt u. A. ü Auch unter den Mufi- kcrn kennt man viele, die noch als Greise des Lebens sich srcuten, und was mau auch sonst gegen die sitzende Lebensweise einiger Klaffen sage» mag, so crgicbt sich doch im Durchschnitt, daß Männer, welche geistig tbalig sind, und bei denen das Nerven-Svstcm mehr in Aktivität sich befindet, als das Muskel-Evstcm, vorausgesetzt, daß sic nicht übermäßi gen Anstrengungen unterworfen sind und sich leiblich nichts abgeheu lassen, in Betreff einer langen Lebensdauer die arbeitenden Klaffen bei weitem übertreffen. (V .41. R) Frankreich. Cornille Bart und der Sccfuchs. (Fortsetzung.) Als fich Meister Cornille nun zurecht gesetzt hatte in seinem Lehn stuhl, wandte er mit sehnsüchtigem Schmerz seine erloschenen Augen auf seine Frau, die ihn still anblicktc mit einem unaussprechlichen Ausdruck von Zärtlichkeit und Schmerz und dabei das Haupt ihres Sohnes an ihre Brust drückte. „Gott ist gerecht, meine gute Katharine", sagte Cornille Bart; „ich hoffe zu ihm, er wird Dir Deine Liebe und Sorge um mich vergelten, dadurch, daß er uns noch nicht trennt, und mich leben läßt, um unsern kleinen Jean zu erziehen, daß ein braver und tüchtiger See-Kriegsmann aus ihm wird; denn von unsern Kindern bestimme ich ibn für diesen Stand . . . Die anderen Jungen können Kaufsabrer werden ... Er aber, so Gott will, soll das Kriegs-Handwerk treiben, wie mein Baler und ich cs getrieben haben." Katharine erhob ibre in Thrauen schwimmenden Augen gen Him mel, als wollte sie ibn anflcbcn, die Bitte ihres Mannes zu erhören, und Jean zog wieder die Augenbrauen zusammen . .. „Aber", begann Cornille Bart, „mir bäucht, mein alter Säuret, das Feuer ist heilt nicht sehr lebhaft gewesen?" „Nein, Herr... aber cs beißt, der Marschall von Hocguinconrt scv diesen Morgen bei einem Ausfälle geblieben gegen das Angriffs- Corps Turenne'S." r „Gerechtes Ende für ihn, der gegen sei» Vaterland kämpfte. .. und doch war er ein Anführer, wie sich's gehört! Ich habe die Pro ben feines Mntbes und seiner Tapferkeit gesehen ... Doch, zu was nützt die Tapferkeit, wenn man eine schlechte Sache vcrthcidigt! Ach! ach! wann wird Dünkirchen endlich einmal und für immer an Frank reich kommcn und auf ewig von diesen Engländern und Spaniern be freit werden?... Großer Gott! ich werde wohl diesen Frcudcntag nicht erleben." „Warum denn nicht, mein Freund?" sagte Katharine. „Warum zweiselst Du denn daran? Und daun, kommandirt Mvlord Lockard nicht eben so gut für den Lord Protektor, wie dcr Marschall Turcnne für dcn König von Frankreich? Du hast mir selbst gesagt, baß unsere Stabt, trotz der Tapferkeit des Herm Marquis von Lede, nicht mehr lauge wi derstehe» kann, weil die Einwobncr gegen den Ausgang dcr Belagerung gleichgültig sind und nur eine cbrcnvollc und vorthcilhaflc Capiuckation wünschen; und, lieber Gott! gebe der Himmel, daß bas recht bald ge schieht, daß ich meine armen Kinder wieder zu sehen kriege, die mit meiner Schwester glücklich in Bergen wohnen!" „Wir werden sie bald Wiedersehen, Katharine; denn d-c Stadt kann sich in dcr Tbat nicht mehr lange halten. Aber was das an Frankreich Kommen betrifft, das ist freilich ein Anderes... So lange dcr Krieg dauert, werden Lie Engländer ohne Zwczfcl die Stadt bchal-