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kenmg in de» Manufaktur - Distrikte» so bcdeu!e»d vcrnündcrt hat, weiche Behauptung jedoch, wie es scheint, ein wenig übertrieben ist. Den» wen» gleich erwiese» ist, daß der Genuß der scharfen Getränke die Gesundheit der Aeltern ost zerstört, so ist cs doch nicht so ausge- macht, daß er auch aus die Erzeugung der Kinder Einfluß habe, wie wohl diese die Sünden ihrer Aeltern oft büßen müssen, indem sie gleich mit schwächlichen Constitutionen ans die Welt kommen. Aber leider hat jenes Laster „och andere fürchterliche Folgen. Der Arbeiter eilt nicht sowohl zur Schnapsflasche, um sich einen ersehnten Genuß zu verschaffen; nein! er ist den ganzen Tag mit Arbeit überhäuft, er hat eine schlechte Kost und nicht einmal zur Genüge, und hat ihn die un bedachtsame Engend zum Hcirathc» verleitet, so sicht er eine leidende Familie um sich her, deren Zammcr er nicht zu stille» vermag. Seme Einnahme sinkt immer tiefer, und der Preis der Lebensmittel steigt durch die Taren immer höher. Er schickt seine Kinder in die Werksteine einer Spinnerei; aber sic bringen bei ihrer Nachhauscklwst kaum so viel mit, daß er sie davon ernähren kann; und die armen Kleinen haben zwölf tödtliche Stunden in einem staubigen und übelriechenden Zimmer zu- gebracht, und schen blaß und abgezehrt aus. Da erfaßt ihn bisweilen die Verzweiflung; sein Kops dröhnt; er kann den quälenden herz- crdrückcudcn Grdankc» nicht länger widerstehen; er geht hin, um in dem Wahnsinn der Trunkenheit Zerstreuung zu finden. Die Trunken heit ist das einzige seinen Verhältnissen angemessene Rettungs-Mittel, das einzige Heil-Mittel für seine körperlichen Schmerzen, und das ein zige Linderungs-Mittel für seine Seelen-Leiden. Wenn er dann in die Werkstatt zunickkehrt, wo cs im Wintcr so scucht ist, daß drr Frost ihm bis in die Eingeweide dringt, so kann er den, Meister nicht zu Willc» arbeiten, wenn er sich nicht durch ein erkünsteltes Feuer zu be leben sucht. Seine Arme sinken erniaitct nieder, und würden ein schlechtes Machwerk liefern, wenn er nicht ci» Mittel besäße, sic zu galvanisircn — und cr galvanisirt sic, und schreckt vor der Bösartig keit des Mittels nicht zurück. Er wciß cs wohl, denn man sagt cs ihn, oft genug, daß scinc Uumäßigkcit entweder seinen Körper oder seine Seele lödlcu wird; cr wciß cs, daß cr in dicscm Spiele Gesundheit, Ebre, guten Ruf, ja das Heil seiner ganten Zukunft verlieren kann; allein ihm liegt daran gar nichts. Die zukünftigen Ucbcl cristircu doch in der Gegenwart nicht, und er will nur die gegenwärtigen Uebel zum Schweigen bringe»! Bis vor einigen Zahlen hat das Laster der Trunkrnhcil auf eine schreckliche Weise immer mehr zugenommen, und cs scheint, daß auch das Rcstchcn guter Sillen bei den Arme» eine Beule dieses Fluches geworden scp. Wenn Ihr an einem Schnapsladcn vorüber geht, so werdet Ihr ihn zuweilen sogar von Fraucn bis an die Thür gedrückt voll sehen. Zu gewissen Stadtviertel» Londons gewahrt man fast keine an dere Gefchästsbctriebc als die der Branntwein-Händler und der Psand- lcihcr. Diese beiden Verkehre werfen cmcn so großen Nutze» ab, daß er die Augen ihrer Unternehmer ganz verblendet, und sie nicht im Stande sind, das Schändliche ihres Erwerbes einzusche». Aber die Ausartung ist so schreiend geworden, daß sic die Aufmerksamkeit der Mcnschlichfühlcnden auf sich gezogen hat; sie haben die Erccsse der Trunkenheit bemerkt, und das Projekt, diese Ausschweifungen, wo nicht ganz zu beseitigen, doch wtttigflens zu vcrmiudcru, hat das Entstehen der Mäßigkeits-Vereine zur Folge gehabt. Um einen genauen Begriff von der Art und dcm Zwecke dieser Vereine zu geben, können wir nichts Besseres lbun, als hier die Ver fügungen ansührcn, welche von dcm Londoner Mäßigkeits-Verein, zum Mustcr für alle Vereine, welche sich außerhalb bilden werden, publicirt und wirklich von allen allgemein angenommc» worden sind. ES sind darin sowohl die Erklärungen kcr Prinzipien dieser nützlichen Vereine, als auch die Darstellung der Pflichte», deren sich die Lhcilnchmer untcr- zichcn müsse», der Reihe »ach enthalte». Beschlüsse n»d Regeln des Mäßigkcits-Vereins innerhalb und außerhalb Englands. „Die Societät kommt darin übcrcin: I) Daß der unmäßige Gebrauch der starken Getränke eine Haupt- Ursache der Armulh, der Krankheiten und des Lasters in dem Bereinigten Königreiche ist. 2) Daß die bisher angewandten Mittel, diese Unordnung aufzuhcbcn oder cinzuschränkcn, ohne genügenden Erfolg geblieben sind. ll) Daß, da das Lasier der Trunkenheit von einer Beschaffenheit ist, die allen Anstrengungen und allen Gegenmitteln Trotz bietet, die erste Maßregel zur Bewahrung der Mäßigkeit und der Litten darin besteht, die der Nüchternheit trcublcibcndcn Personen gegen jenes Laster auch scrncr in Schutz zu nehmen. «) Daß die Societät nur diejenigen zu Mitglieder» ausnchmc» wird, welche folgende Erklärung unterzeichnen: Wir übernehmen die Verbindlichkeit, »ns aller geistigen Getränke zu enthalten, außer in dcm Falle, daß uns ihr Gebrauch medicinisch verordnet wird; fer ner wolle» wir aus allen Kräften auch bei Anderen die Ursachen und die Ausübung der Unmäßigkeit i,u bekämpft» suchen. ü) Daß die Mitglieder der Societät sich damit beschäftigen sollen, alle von dcm Comils ausgehcude Publicationcn zur Aufklärung des Volkes über den Nachtbcil der starken Getränke, und zur Empfehlung der gäiizlichcn Verbannung derselben, außer in Krank heits-Fällen, überall zu verbreiten und zu nntcrstützen. f>) Daß man, indem man ein Mitglied dieses Vereins wird, darum nicht auch verpflichtet ist, zu dcn Fonds odcr zu den andere» Ausgabe» der Gesellschaft bcizutragen. Wir lassen hier einige Artikel aus, welche nur für die neuen Ver eine bestimmt sind, die mit dcr Londoner Societät in Verbindung tre ten wollen. Die erste öffentliche Sitzung des Londoner Vereins fand im Mo nat Juni ifiSI statt; und im Juni idäi zählte man schon sieben- zig neue Vereine durch ganz England verbreitet, und diese zählten mchck weniger al« dreinndsechzig Tausend Mitglieder; diese Gesellschaften ha ben sich dadurch große» Einfluß verschafft, daß sie auch Frauen i» ihre Mitte aufnahmen. Die Arme» und die Reiche» schreiben ihre Namcw ein ohne Unterscheidung, und in dcn Sitzungen nähern sie sich einander, um sich gemeinschaftlich mit dcr nölhigcn Arbeit zu beschäftigen. Wcnn die Hülfs-Vereine sorlfahrcii, sich so zu vermehren, wie es bisher geschehen ist, und sie von dcmselbcn Geiste belebt bleibt», so ist es gar nicht zu bezweifeln, daß sie binnen wenigen Zähren Wunder be wirken werde». Eine ähttliche Reform dcr Sitten ist auch beinahe in- ganz Nord-Amerika vorbrcilct; noch vor wenigen Jahren waren die Ame rikaner gemeinhin dem Trünke sehr ergeben und machten den unmäßig sten Gebrauch von geistigen Getränke», aber seil kurzen, wurde dies« Republik von Mäßigkeits-Vereine» bedeckt. Der Verbrauch dcr starken Getränke hat sich in Neu-England uni die Hälfte, und im ganzen Um fange dcr Bereinigten Staaten wenigstens um ein Drillheil vermindert. Ma» führt, in Bezug auf die auffallende Wirksamkeit dcr Mäßigkeit«-- Vercinc, einige Lhalsachen a», die wirklich in Verwunderung setzen. Die letzte General-Versammlung dcr Presbhieriancr in Amerika, aus IfiOO Geistliche» gebildet, welche a» 2NG> Congrcgaiioncn vertraten, hat einstimmig die folgenden Beschlüsse angenommen: „Die Gesellschaft bil- ligt gern und freudig die Vereine zur Verminderung des Verbrauche« geistiger Getränke; die gegenwärtige Geistlichkeit empfiehlt für jetzt und künftig den Gemeinden, deren Seelsorger sie find, die Bildung ebcn solcher Vercinc; die besagten Geistlichen gehen endlich hiermit feierlich die Verbindlichkeit ein, sich selbst de» Gebrauch dcr gcistigcn Getränke zu versagen." Ein Amerikaner reiste vor sechs bis siebe» Zähren auf einem der großen Flüsse seines Lande«; die sechzig Passagiere am Bork des Schiffes setzten sich, dcm allgemeinen Gebrauche gemäß, ei» jeder mil einer Flafche Branntwein zu Tische, und regalirlcn sich daraus mit reichlichen Portionen. Drei Zahrc später befand sich eben derselbe auf einer solchen Reise, auf eben demselben Boole, unter eben so viel Passa gieren; aber dieses Mal erschien nicht eine einzige Flasche bei Tische. Allgemeiner Gebrauch ist cs jctzt in Amerika, den Arbeitern, welche Mitglieder des Mäßigkeits-Vereins sind, vor den Anderen den Vorzug, zu geben und diejenigen, welche keine Mitglieder sind, von dcr Arbrib auszuschlicßcn. Zm vorigen Zahrc erschien ein, von der Mäßigkeit«-- Societät zu NewsLjork an die srcmdcn Ausgewanderten gerichtetes Circular, worin diese ausgcfordcrt werden, sich um die Ausnahme in irgend einen solchen Verein zu bewerben, falls sie Arbeit'oder Unterstützung suchten,, da sie, wenn sie dies zu ihun verabsäumten, kein« von Beiden erhalten würden. Wir haben uns übcr die Mäßigkeits-Vercinc etwas weitläufig ans gelassen, aber da diese Vereine sich so sehr verbreiten und von so außer-, ordentlichen, Nutzen sind, so hielten wir es für unsere Pflicht, der Eng lischen Nation, als der Urheberin derselben, die Ehre in vollem Maße zn Theil werden zu lassen, welche ihr, als einer jedem Schöne» und Großern huldigenden Nation, von aller Well gebührt. (älou. lHverseI.)r Rußland. Russische Skizzen. Auch in Moskau kennt man sich nicht wieder. Ich war lfi Zabr alt, als ich meinen Kursus in der Pensions- Anstall der Universilät Moskau beendigt Halle. Endlich war sie da^, die glückliche Zeil, die so lange schon meine Phantasie beschäftigt hat», die ich nie erwarten konnte. Das verhängnißvollc Pergament lag vor: mir: ich war srci, wie eine Lerche! Aber ci» unwillkürliches, unerklärliches Gefühl durchschaue!» mick, als drr erste Frcudcrausch vorüber war, als ich zum ersten Mal ohne: Erlaubniß und ohne Billet über die Schwelle unseres eisern,»: Gittcrtbors auf die Straße trat. Mein Herz war wie erstarrt; schwur: und drückend war mir meine Freiheit. — Da bin ich nun i» dcr let- haslen und geräuschvollen Twerskaja"); ich kann mich rechts und lin!« kinwende». Es ist aber nicht mehr die vielversprechende, fast secnhaste Twerskaja, an dcr ich mich aus dcn Fenstern unseres physikalischen Ka- dincts, aus dez, Zimmern des Direktors niemals satt sehen konnte!k Die Bezauberung ist verschwunden! Bei meinem erste» Erscheine» i» dcr Welt war cs mir so sonder bar, so »»heimlich zu Muthc: ich fühlte mich beklemmt; ich spielte die Rolle einer Amphibie. Leute, die sich meiner Kmderjahrc erinuerte», hielten mich für einen Schüler; Unbekannte ginge» mit mir um, wie mit ciucm erwachsenen Mensche»; das machte mich am Ende selbst zweifelhaft, zu welcher Klaffe ich mich rechne» sollte. Ich war einem Aischlei» gleich, das ein Knabe gefangen und in's Gras geworfen Hai».. Am meisten aber fürchtete ich dic Fraucn; bei ihnen war ich v»- zagt, wie einst in unserem Privat-Eramcn; ich fürchtete sic mcbr, «IL unseren Professor der Mathematik P .., mehr al« unsere» Inspektor. Ei» junges Frauenzimmer glich i» meine» Auge» dcm gchcimmßvollen Schloß in den Radcliff scheu Romanen, die ich in der Pension gcle- sen hatte. Dic ersten Monate meiner Entlassung brachte ich bei Verwandte», in der Nachbarschaft von Moskau, zu. Dic Gc>clhchaft in Prijutowa und in den benachbarten Familien war zahlreich und ausgewählt. Bow allen Damen aber, dic unsere» ländliche» Kreis bildete», qcpel mir unsere nächste Nachbarin, dic Gräfin, Julie B ..., ihrer Liebenswürdig-, leit, ihres Verstandes und ihrer Schönheit wegen, am meiste»; beg ihr fühlte ich mich weniger verzagt, freier und dreister. Zulie war eine verhciraihcic Frau von ungefähr list Zahrc». Zbrrr Blickt, alle ihre Bcwtglmgc» waren unbefangen und lieblich; ein ms - .') Eine der Hauptstraßen von Mockau