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Aus allen Erdtheilen. 77 Tiefe des Strombetts, bisher im Mittel 4 bis 20 Fuß, be trägt von nun an 6 bis 27 Fuß, die Geschwindigkeit des Laufes und das Gefälle ermäßigen sich ganz bedeutend, die Breite des Flusses Übersteigt oft 2000 Fuß. Der wichtigste Punkt in der gesammten Stromentwicke lung ist auch in militärischer Hinsicht zweckentsprechend ver- werthet worden und dadurch wie für die Geschichte Polens so aller Voraussicht nach für den russischen Besitzstand in seiner Richtung gegen Mitteleuropa von hoher Bedeutung. Nicht allein bietet diese Weichsel-Narew-Festung Nowo-Geor- giewsk ganz ungewöhnlich weite Räume für Besatzung und befestigtes Lager — 40,000 Mann können hier allein in unterirdischem Lager untergebracht werden —: die Deckung der Front und der Flanken für eine große Feldarmee ist eine so vollkommene, daß der größte Feldherr des Jahrhunderts die Lage von Modlin in dieser Hinsicht für die günstigste in Europa bezeichnet haben soll. Der Vollständigkeit wegen ist dabei noch zu erwähnen, daß die Scitendeckung einer von Osten her gedachten, von Westen bedrohten Aufstellung durch die vom Norden der Rarem unmittelbar oberhalb Modlins zuströmende Wkra unterstützt wird, und daß die Fortisications- kunst natürlich nicht versäumt hat, der Festung gegenüber sowohl auf dem linken Weichselufer bei Kazun, als auf der von Narcw und Weichsel gebildeten Landzunge bei Nowy- dwor die geeigneten Brückenköpfe anzulegen. Für Schifffahrt und deutsche Bevölkerung gehören die letztgenannten Orte zu den meistgenannten in Polen; Nowydwor wird sogar als so wichtiges Standquartier der Flußschiffer betrachtet, daß sie es in „Neuhos" umzutaufen und diesem Namen Geltung zu verschaffen vermochten. Von Nowo-Gevrgiewsk abwärts spielen an der Weichsel noch Wyszogrod vis-L-vis der Mündung der Bzura, Plotzk (?took), die ansehnliche, cmporstrebende Bezirkshauptstadt, namentlich aber Wlotzlawek (^Vlocl nrvoü), das Hauptempo rium despolnischen Getreidehandels, die wichtigste Rolle. Der Umsatz des letztem Platzes wird auf mehr als 6 Mill. Thlr. geschätzt, wovon vier Fünftel auf den Getreidehandel fallen dürften. Auch hier wird der Verkehr vorzüglich durch Deutsche vermittelt. Die Grenzexpedition von Getreide und Waaren, bis in die fünfziger Jahre in Thorn, ist seitdem auf Nies- Aus allen E. Giles' fünfte Reise in Australien. Der berühmte Australienreisende Ernest Giles hat nun auch seine fünfte große Reise glücklich ansgeführt und ist am 29. September nach Adelaide zurückgekehrt. Es handelte sich wieder um die Bereisung des großen unbekannten Westens Australiens und zwar von Westaustralicn aus, zwischen dem 24. und 25. südlichen Breitengrade entlang, bis zum llebcr- landtclegraphcn, der durch Ccntralaustralicn nach der Nord küste läuft. Den großen Strapazen und Entbehrungen, wel chen Giles mit seinen vier Gefährten ausgesetzt war, ent sprach der Erfolg nicht. Die Reisenden verließen die fernste Ansiedelung in Westaustralicn am 10. April. Das Resul tat der Reise läßt sich in zwei Momenten zusammcnfassen: 1) Giles erforschte vom Ashburtonflussc aus, wo er ein De pot errichtete, die Quellen desselben und die Wasserscheide der nach Westen zu laufenden Flüsse. Letztere ergab sich als niedriges Hügelland, und nach Osten zu fand sich kein einzi ger Wasserlauf. Das Terrain bis zur Wasserscheide war steinig- so daß die Kameele ihre Noth hatten, darüber hin- zawa übergegangen, mit welchem Orte wir die Auszählung der am Wcichselverkehr in Polen betheiligtcn Orte schließen können. Von den Zuflüssen der Weichsel innerhalb Polens haben wir noch den bei Iwangorod mündenden Wicprz und die bei Mniszew einfließende Pilitza (Pilica) als schiffbare und für den Getreide- und Holzhandel vielbenutzte Wasserstraßen zu nennen. Andererseits ist auch darauf Gewicht zu legen, daß der Bug durch den Muchawiec-Canal »ach Osten zu mit der Pina, dem Pripet und Dnjepr, die Narcw durch die Bobrza und den Augustowcr Canal mit dem Njemcn Ver bindungen hat, die für die Schifffahrt den Rayon des Weichselgebietcs erweitern. Seit 1848 ist auf der Weichsel von Warschau aus eiue regelmäßige Dampfschifffahrt im Betriebe, die durch den rühmlich bekannten polnischen Patrioten Grafen Andreas Za moyski eingerichtet wurde und von einer Actiengescllschaft fortgesetzt worden ist. Abwärts bis zur preußischen Grenze konnte die Gelegenheit zur Personen- und Waarenbeförde- rung bei dem vielseitigen Bedarf der Landeshauptstadt und verkehrsreicher Plätze wie Nowo-Georgicwsk, Plotzk, Wlotz lawek nur willkommen sein; aber auch aufwärts nach Iwan gorod und Nowa-Alexandria, bei hohem Wasserstaude bis Zawichost erweisen sich die Dampfer nützlich. Eine Haupt- thätigkeit der Dampfschifffahrt besteht in dem Rcmorqueur- dienste, der bei den Wasserverhältnissen der Weichsel von besonderm Vortheil ist. Die Schifffahrt dauert gewöhnlich vom April bis zum October. Außer dem großen Hochwasser beim Eisgang, der gewöhnlich gegen das erste Drittel des März eintritt, hat die Weichsel noch zwei regelmäßige Hoch wasser an Johannis und Jacobi, die sogenannte Janöwka und Jakoböwka, die durch das Schmelzen des Schnees auf den Karpaten verursacht werden. Die Eisdecke des Flusses pflegt vor Weihnachten hergestcllt zu sein und wenigstens zwei Monate auszuhalten; einmal blieb sie 124 Tage liegen. In dein gegenwärtigen Jahrhundert trat aber doch auch vier mal der Fall ein, daß der raschfließende Strom nicht zufror. Nicht jeder Winter zeigt den osteuropäisch - continentalen Charakter, der es hier zuweilen bis zu 26" R. unter dem Gefrierpunkte bringt. E r d t h e i l e n. wegzukommen. 2) Von dieser Wasserscheide ab in 120" 20' Lstl. Länge Gr. betrat man eine ungeheure Sandwüste, in welcher auf 400 Miles kein ständiges Wasser existirte. Die Wüste war zwar offen, aber mit dem gefürchteten Spiuifex oder Stachelschweingras (b'sstnes, irritaus) bestanden. Vom Thicrleben bemerkte man nur einige erbärmliche Wallabies lklalmaturas), und Eingeborenen begegnete man bis zum Petermann Range nirgends. Es war ein Glück für die Reisenden, daß es nicht lange zuvor in der Wüste geregnet hatte. Dadurch ward es möglich, sich gelegentlich aus Pfützen, welche sich in Lehmvcrtiefungen gebildet hatten, schlechtes Wasser zu verschaffen; einmal fand man indessen in zehn Tagen nicht einen Tropfen davon. Erst vom 127. östlichen Längengrade an, als man in gebirgigere Gegend einfiel, welche schon früher bereist waren, trat Erleichterung für die Reisen den ein. Sie erreichten am 23. August die Peake-Station am Ueberlandtelegraphen, 636 Miles nordnordwestlich von Adelaide, und zogen dann in langsamen Märschen der Süd küste zu. Das Facit der Reisen von Oberst Warburton, John Forrest und Ernest Giles unter verschiedenen Breiten-