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Die Unruhen in Südafrika. Olifant-Flusses beherrschen, haben sich gegen ihn verbündet, ebenso wie mehrere kleine Häuptlinge anderer Gegenden. Die Kaffern sind mit Vorräthen aller Art wohl versehen und haben einige Berge dergestalt befestigt, daß ihre Bela gerung längere Zeit erfordern dürfte. Sollten jedoch auch die Zulus und andere aufsteheu, so brächten sie wohl 100,000 Mann mit ebensoviel Gewehren zusammen, und bekanntlich sind die Kaffern geübte Schützen, so daß die Bl acht der Boers ihnen keinesfalls widerstehen könnte. Die Expedition der Boers im Vereine mit den verbünde ten Amaswazis bestand den ersten Schlachttag am 31. Juli, an welchem Tage sie einen Angriff gegen die unter dem Häuptling Johannes auf einem Berg verschanzten Kaffern unternahm. Die Amaswazis stürmten mit großer Tapfer keit über die Verschanzungen hinweg; die Boers aber be schränkten sich darauf von außen zuzusehen und ihnen ermuthigende Zurufe zu spenden, ohne sich jedoch dcmFeuer aus zusetzen, so daß die ersteren sich wieder zurückziehen mußten und nachher erklärten, sie wollten mit den Boers, die Lüg ner und Feiglinge wären, nichts mehr zu thnn haben. Nach der Schlacht verhinderten die Boers die grausamen Abschlach tungen nicht, welche die Amaswazis an den gefangenen Frauen und Kindern verübten. Die sämmtlichen Offiziere der einen Armeeabtheilung wurden von; Kriegsgerichte wegen Feigheit zu — Geldstrafen von 2 Pf. St. 10 Sch.bis 5 Pf. St. verurthcilt; der Commandant zu 500 Pf. St. Als es nun an ein Auswetzen dieser Scharte gehen sollte, verweigerten die edlen Krieger den Gehorsam und die meisten kehrten nach Hause zurück, so daß der Präsident sich mit den Resten seiner Mannschaft in einige feste Plätze zurückziehen mußte, die in der Eile hergestellt wurden. In Leydenburg fand ein Meeting statt, worin beschlossen wurde, die englische Regierung um Annexion des Landes zu ersuchen; auch an anderen Orten machte sich eine derartige Bewegung bemerklich; allein es ist zu berücksichtigen, daß hauptsächlich das englische und deutsche Element diese Richtung vertrat und ein solcher Antrag im Volksrath wohl nur unter viel schwierigeren Umständen als den gegenwärtigen wirklich angenommen würde. Trotzdem Präsident Burghers auf diese Nachricht hin erklärte, daß die Engländer als Rebellen behandelt werden würden, wenn sie kamen, sah er sich doch kurz darauf ver anlaßt, die Engländer zu ersuchen, „ihre Unterthancn im Transvaal zu beschützen" und gab Auftrag zur Anwerbung von Engländern als Soldaten. Die englische Regierung hätte nur einen Grund, für die Holländer einzutreten, und dieser ist, um der auch ihr gefährlichen zu großen Ausdehnung des Krieges und den Erfolgen der Kaffern Schranken zu setzen. Am besten wäre freilich eine Annexion, weil es wirklich absolut nothwendig ist, daß die bewährte englische Politik den Eingeborenen gegen über auf alle Staaten Südafrikas ausgedehnt werde, um zu verhindern, daß durch die Fehler eines Gebietstheils Ereig nisse herbeigeführt werden, welche sämmtlichc übrigen Staa ten ins Schwanken bringen können. Die letzten Nachrichten aus Transvaal lauten auf Ebbe im Staatsschätze, Vorschlag einer bedeutenden Kricgssteuer von 10 Pf. St. von jedem Besitzer einer Farm, Desorga nisation und Verwirrung der Boers und Flucht der Farmer. Zum Ueberslusse rüstet noch Cetewayo. Die Aussichten aus einen Sieg der Boers sind somit nicht günstig. Die Bewegung hat jedoch nicht nur das Transvaal, son dern auch die Nachbarländer mächtig ergriffen, so daß auch in den angrenzenden englischen Colonien, z. B. in Britisch- Kaffraria, eine Panik entstand und dort ansässige Farmer veranlaßte, ihre Farmen zu verlassen und Lager zu beziehen. Der Handel mit den Kafsern gerieth ebenfalls in vollstän digen Stillstand, da die großen Lager den Händlern nichts mehr creditiren wollten; kurz es entstand eine große Verwir rung, die sich noch nicht gelegt hat, trotzdem Waffen vertheilt und Polizei an die Grenze gezogen wurde. Der Schaden, welchen Handel und Entwickelung der Colonie durch diese Stockung leiden, ist so beträchtlich, daß von der Regierung mit Recht Alles versucht wurde, um der Panik ein Ende zu machen; allein bis jetzt noch mit geringem Erfolge. Inwie fern eine Gefahr auch für die englischen Colonien vorhanden ist, kann aus der nachstehenden Darlegung der bezüglichen Verhältnisse ersehen werden. Es kann nicht geleugnet werden, daß einige der Kaffern- stlimme mit ihrer gegenwärtigen Lage unzufrieden sind; so wohl die englischen Residenten sind ihnen ein Dorn im Auge, als auch möchten sie die ihnen von den Engländern genom menen Ländereien zurückerhalten. Außerdem fühlen die Häuptlinge, daß sie unter den europäischen Verwaltungs beamten und unter deren Jurisdiction zu Schattenkönigen werden; denn nicht immer sind die Beamten weise genug, durch die Häuptlinge zu regieren, statt sie zu umgehen. Die Maßregeln, welche in dieser Beziehung gegenwärtig von den Engländern durchgeführt werden, sind für die Kaffern sehr drückend. In einigen streitigen Fällen der neuesten Zeit haben sich die Engländer nachgiebig gezeigt, was ein Fehler war, da den Kaffern dadurch natürlich der Kamm schwoll. Der am meisten zu fürchtende Nachbar ist Kreli, der nicht nur einen bedeutenden Stamm beherrscht, sondern eigent lich der Häuptling der ganzen Kaffernnation ist. Nun hat dieser Stamm, die Gcalekas, durch die Engländer ein großes Stück sehr guten Landes im letzten Kriege verloren, das den Tambukis zufiel; die letzteren sind natürlich nicht gesonnen, diesen Länderstrich herzugeben, und so hielten sich diese beiden einander feindseligen Stämme, die den Engländern gefährlich werden könnten, gegenseitig in Schach, da jeder glaubt, daß ihm der andere in den Rücken fällt, wenn er mit den Eng ländern anbindet. Nun sind zwischen den beiden Häupt lingen dieser Stämme, Kreli und Gangölizwe, kürzlich Freundschaftsbezeugungen gewechselt worden, die aber noch nicht über das erste Stadium hinausgekommen sind und auf die man nicht viel hält, weil die zwischen den Stämmen vor kommenden Herdendiebstähle nicht abgenommen haben. Ein weiteres Ferment ist der Haß dieser beiden Stämme gegen die den Engländern ergebenen und unter ihrem Schutze stehenden FingoS, und die depossedirten Häuptlinge, welche nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen haben, sind gleich falls ein fortwährend beunruhigendes Element. Von Wichtigkeit zur Erkennung der Sachlage ist der Bericht eines regierungsfreundlichen Eingeborenen, der sagt, daß ein gewisser einflußreicher Häuptling (der Name ist zwar nicht genannt, wohl aber Kreli gemeint) die gegenwärtige Aufregung benutzte, um die Ansichten anderer Häuptlinge über eine allgemeine Erhebung zu sammeln. Er erhielt ab schlägige Antworten, welche wir ihrer charakteristischen Fas sung halber anführcn. 1. Ich liebe den Schnaps und bin an Wirthshäuser ge wöhnt. Hast Du welche? Und kannst Du mich mit Schnaps versorgen, wenn ich zu Dir komme? 2. Ich bin Niemand. Ich bin todt; schicke nicht zu mir. 3. Ich kann noch nicht sprechen. 4. Ich muß meine eigenen Uebelstände ansehen; spreche mir nicht Von den Deinigen. 5. Mein Vater sagte mir, ich solle die Weißen nie be kämpfen, weil er sie mit magischer Medicin angriff und sie unverwundbar fand, während er fiel. Du kannst es elf Tage lang versuchen und dann werde ich sehen, wie Du fortkommst. 8*