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32 Aus allen Erdtheilen. Krischen Lager gebrauchen, was doch kaum der Fall gewesen sein dürfte, wären die Cimbern Deutsche gewesen, 5. Was uns von Sitten und Gebräuchen der Cimbern überliefert wurde, deutet weit mehr auf Kelteu als Germanen. Selbst Mommsen gäbe zu, daß die Art und Weise ihrer Kriegfüh rung im Wesentlichen jene der Kelten gewesen sei; der Ge brauch der Wagen war keltisch, ebenso die Theilnahme der Weiber an der Schlacht, die grausame Behandlung der Ge fangenen und das Opfern derselben. „Im Ganzen waren die Cimbern roher und wilder als die Germanen, und man kann nnr darüber erstaunt sein, daß moderne Deutsche mit ihnen verwandt sein wollen. Hier stand Niebuhr über den Vorurthcilen seiner Landsleute, indem er das Uebergcwicht der geschichtlichen Beweise der Ansicht zugestand, daß die Cimbern Kelten gewesen seien." Gold in Guayana. Die Goldproduction in Französisch-Guayana ist in stetem Zunehmen begriffen; denn im Jahre 1875 übertraf der Werth des gefundenen Metalles um 64,300 Pf. St. denjeni gen vom Jahre vorher. Natürlich machte sich in gleichem Verhältniß ein allgemeiner Verfall des Ackerbaues geltend, und es repräsentirten in der That von dem Gcsammtaus- fuhrwerth von 1875 (252,925 Pf. St.) die 113,118 exportirten Unzen Gold nicht weniger als 227,568 Pf. St. Der englische Consulatsbcricht aus Cayenne meldet hierüber wörtlich: „Viele Eingeborene der Colonic, meistens Farbige, manche ganz schwarz, haben sich ungeheuere Vermögen bei den Gold wäschereien erworben; vor wenigen Jahren gehörten sie zu der Arbeitcrclasse, aber jetzt zählen sie (ohne zu übertreiben) ihre Francs nach Millionen und halten sich Equipagen." Sehr störend ist aber der Wcgemangel in der Colonic, denn noch immer vermitteln allein die Flüsse die Verbindung mit dem Innern, und selbst von den Ufern dieser nach den Gold feldern führen nur die schmalen, von den ersten Erforschern mit Säbel und Beil geschlagenen Pfade. Vor Kurzem hat sich jedoch eine Gesellschaft gebildet, welche in den Flüssen selbst Gold suchen will, da man annimmt, daß die Betten derselben viel goldhaltiger sein müssen, als die bisher allein bearbeiteten Ufer und Ebenen, indem die durch Regen fort- geschwemmten schweren Theile sich im Flußbette festsetzen, während die leichteren und der Staub sich über die Ebenen verbreiten. Diese Flüsse sind jedoch tief und reißend und mit Baumwurzeln und Felsen versperrt, so daß die Gold sucher auf große Schwierigkeiten stoßen müssen. Obgleich in manchen Fällen das Wasser abgeleitet werden soll, wird die Verfahrungswcise im Allgemeinen die folgende sein. Zuerst sollen die Flüsse Oyac, Orapa und Comte in der Nähe von Cayenne, welche nach den reichen Fnnden an ihren Ufern zu urtheilcn sehr goldhaltig sind, untersucht werden. Ein kleiner 40 Fuß langer Dampfer mit nur zwei Fuß Tief gang, damit er überall passiren kann, ist bestellt worden. Er soll mit starken Winden versehen werden, um ihn gegen die stärkste Strömung aufwärts ziehen zu können. Am Hintertheil des Schiffes wird sich eine gezähnte Dampf maschine, ein sogenannter Pcrforatenr, befinden, welcher das Flußbett auf zweifache Weise bearbeitet, in senkrechter Rich tung, nm den Quarz und die Felsen zn zertrümmern, und in horizontaler, um die weiche Erde und die Kiesel zu lockern. Zugleich wird dieselbe eine aufsaugende Kraft, wie eine Pumpe, haben, um das Erz an die Oberfläche zu bringen, worauf es in das Lastschiff geladen wird, welches der Dampfer nachschleppt. Auch eine Dampfwinde soll vermittelst Schlepp- nctzen das abgclöste Erz aus dem Flußbette heben. Zugleich soll ein Taucher mit vollständigem Apparat die Expedition begleiten, um zuerst die Hindernisse in dem Flußbette zu untersuchen, damit dieselben, ob Felsen oder Baumwurzcln, aus dem Wege geräumt werden können, worauf der Dampfer in Zickzackrichtung den Fluß entlang fährt, und seine Ma schinen das Erz aus dem jungfräulichen Boden heraufholen und in das Lastschiff werfen. Sollte dieses Unternehmen in den Cayenne benachbarten Flüssen Erfolg haben, so sollen auch die größeren Ströme Sinnamary und Appronague in gleicher Weise ausgebeutet werden. * * * — Im Laufe des Herbstes 1876 wurde im Auftrage des österreichischen Unterrichtsministeriums mit der Frei legung des Domes vou Spalato (vergl. „Globus" XXX, Nro. 7, S. 97 ff. nebst Abbildungen) von den ihn umgeben den und zum Theile in seinen Säulenumgang vermauerten Häusern begonnen. Bis jetzt sind das Kaffeehaus am Haupt platze, welches zwischen die denselben cinfassenden Arkaden hinein gebaut war (s. a. a. O. S. 98) sowie zwei Häuser an der Südseite des Domes beseitigt worden, wobei das römische Pflaster des Diocletians-Palastes in unversehrtem Zustande zum Vorschein kam, so daß der Dom nun wenigstens nach der einen Seite hin in seiner ganzen ursprünglichen Höhe dastcht. — In der australischen Colonie Victoria mit einer Bevölkerung von 825,000 Seelen wuchsen nach parlamenta rischen Angaben im Juli 1876 zur Zeit 25,681 Kinder ohne allen Schulunterricht auf. In Folge dessen beschloß das Parlament den Schulzwang in sehr gelinder Weise, d. i. jedes schulpflichtige Kind solle in jedem Halbjahre die Schule wenigstens sechszig Tage besuchen. — Die Modoc-Jndiancr sind in raschemAussterbcn begriffen. Nach dem Kriege im Jahre 1873 und der Hin richtung ihres Führers, Captain Jack, und mehrerer anderer Häuptlinge wurde der schwache Rest des Stammes, im Gan zen 153 Köpfe, nach dem Indian Territory, in die Nähe der Missourigrcnze, versetzt. Die dortigen klimatischen Einflüße zeigten sich jedoch für sie höchst nachtheilig, und da kein Arzt ans der Reservation bei ihnen lebte, verliefen leichte Krank heiten, wie z. B. Keuchhusten, gewöhnlich tödtlich, so day in den drei Jahren seit ihrer Versetzung nicht weniger als 58, also über ein Drittel, gestorben sind, und nur die so fortige Anweisung eines passenden Aufenthaltsorts den einst mächtigen Stamm vor einem schnellen Verschwinden ret ten kann. — Dem Maharadscha vonKaschmir ist neuerdings der ihm zustehcnde Salut von neun auf einundzwanzig Ka- nonenfchüsse erhöht worden. Außer ihm erfreuen sich dieser königlichen Ehrenbezeugung von einheimischen Fürsten In diens nur noch der Nizam, der Gcikowar von Baroda und der Maharadscha von Mysore. — Dr. Hayden, der Chef Ider geologischen Aufnahme der Vereinigten Staaten, wird ein Werk über die großen Gebirgszüge von Colorado, Nevada, Utah und Idaho ver öffentlichen, welches gleichzeitig in englischer, deutscher und französischer Sprache erscheinen soll. Inhalt: Die Wunder des Uoscmitethals in Californien. Von Theodor Kirchhoff in San Francisco. II. (Mit vier Abbildungen.) (Schluß.) — Die Anfänge der Kartographie. Von Richard Andree. I. (Mit zwei Karten.) — Die Erforschung Hissars durch die russische Expedition von 1875. Nach dem Russischen von N. Majew in Taschkend. II. (Schluß.) — Aus allen Erdtheilen: Die russische Expedition nach Alai 1876. — Quillimane. — Ethnographische Stellung der Cimbern. — Gold in Guyana. — Verschiedenes. — (Schluß der Redaction 17. Decembcr 1876.) Nedatteur: Dr. R. Kiepert in Berlin, S. W. Lindenstraßc 13, III Tr. Truck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig.