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370 Cameron's Reise quer durch Afrika (1873 bis 1876). Volk ganz nackt gehen; aber durch unausgesetzte Manipula tionen, während die Kinder noch jung sind, sollen sie es da hin bringen, daß die fette Haut des Unterleibes wie eine Schürze bis auf die halben Schenkel herabhängt. Eine ähn liche Sitte findet sich auch unter den Stämmen bei Mozam bique, wie Admiral Andrads, der Generalgouverneur von Angola, unserm Reisenden mittheilte. Am westlichen Ende von Uhiya überschritten sie den Lu- wika, der in den Lukuga fließt, und lagerten dann in einem Dorfe, welches die Einwohner nach einer dort weit verbrei teten Sitte beim Tode des Häuptlings verlassen hatten, um sich unweit davon ein neues zu bauen. Dann durchkreuzte der Weg eine Ebene und führte jenseit derselben so steil bergan, daß die Leute mehr mit Händen und Knien, als mit den Füßen hinaufklettern mußten, und auf der andern Seite wieder ebenso steil bergab in das fruchtbare, mit Dör fern erfüllte Thal des Lulumbidsche, Uvinza mit Namen, welches aber nicht mit jener andern gleichnamigen Landschaft östlich vom Tanganyika und am Unterlaufe des Malagarazi- Flusses zu verwechseln ist. Außerhalb mancher Dörfer be fanden sich große thönerne Idole in verschiedenen Haltungen, stehend, sitzend und liegend, jedes von einem kleinen Schup pen überdeckt und neben sich Töpfe voll Bier und Kornähren. Die dortigen Eingeborenen entfalten mehr Kunst im Schnitzen, als alle früher besuchten Stämme; viele von ihren Spazier stöcken sind wahre Meisterwerke. Am folgenden Tage wurde der Lulumbidsche, ein Zufluß des Luwika, der in den Lukuga fällt '), und mehrere seiner Nebenflüsse überschritten und das Dorf Kolomamba auf dem Gipfel einer hohen Bergkette erreicht, von wo Rohombo Dorf in Manyuöma. mit seinen Oelpalmen, das erste Dorf in Manyuöma, sich in der Ferne zeigte. Während die Leute von Uhiya leichte Speere, große Bogen und schwere Pfeile führen, besteht die Bewaffnung der Manyuäma aus schweren Spießen und großen hölzernen Schilden. Da letztere für sehr grausam und verrätherisch gelten, so wurden nun alle Träger ernstlich ermahnt, bei der Karawane zu bleiben und nicht hinterdrein zu schlendern; sonst wären sie sicher, den Kochtöpfen der Wilden anheim zu fallen. Cameron selbst freilich tröstete sich mit dem Gedanken, daß er damals so dünn und mager war, daß kaum ein Cannibale ihn des Verspeisens für werth erachten würde. — Ein mehrstündiger schlimmer Weg brachte die Karawane am nächsten Tage bis Rohombo, dessen rohe und schmutzige Bewohner in Masse herzuströmten, um die Fremden anzustauneu. Lebensmittel — Bananen, Hüh ner, Eier, Mehl und Palmwein — waren in Menge vor handen, so daß dort ein zweitägiger Halt gemacht wurde. Dann war ein breites, wasserreiches Thal zu passiren, welches zum Laudschi-See hin entwässert wird, und der Anstieg zu den Gebirgen Bambarrs begann (vergl. Bd. XXIX, S. 178). Stunde auf Stunde verrann, und fortwährend stiegen sic mühsam an den steilen Berglehnen hinauf und mußten oft, um nur einen Stützpunkt für den Fuß zu finden, erst mit den Händen nach den Bäumen und Schlingpflanzen greifen. Livingstone dagegen rühmte seiner Zeit die geschickte Anlage der bequemen Pfade in jenem Gebiete. Auch noch am näch sten Tage mußten sie eine Stunde lang bergan steigen, ehe der Abstieg begann. Der nördliche Abfall des Gebirges unterscheidet sich dadurch von dem südlichen, daß es keine ein fache Berglehne ist, sondern daß ihn enorme Klüfte und Schluchten durchziehen. Bald führte der Weg unten in den selben hin, bald oben auf den Kämmen derselben, bald wic- Nach der Karte Cameron's mündet er vielmehr in den See Landschi, den der Lualaba durchfließt.