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ein ungefähres Bild der darzustellenden Gegend wiedergeben, finden wir bei vielen Völkern; statt dcs Papieres dient ihnen der fügsame Sand, und ein Stab ist ihr Bleistift. ItHino visllss to üs vsr^ sxxlivib, partioutar^ iu n AsoAra- xüioal visv, snoll ns sxplaininK büs oourss ob rr strsaiu or tüs Situation ob a latrs, los talres )pou to a sott ^atoü obgeouuä ou tüs sanck aucl xvitll a stiele or dis kuZors llravs tiis iäsas b). Und so machen es genau viele nord- amerikanische Indianer, die auch den Sand als Där- stellungsfläche gebrauchen. Ein Kio-wum-mi-Jndianer am Canadian River zeichnete dem Lieutenant Whipple eine Karte in den Sand, auf welcher er die Wanderungen seines Stam mes darstellte "). Gute Beispiele solcher in den Sand ge zeichneter Karten, die von einem Auma- und einem Pai-Ute- Jndianer herrühren und beide Bilder des Colorado mit sei nen Nebenflüssen geben, bildet Möllhauscn ab 1). Nach Capitün Eustace Jacob verstehen es die Haida-Indianer auf Vancouver allgemein, eine rohe Karte des von ihnen durch reisten Landes zu entwerfen o), und de Smet erzählt, daß die columbischen Indianer Karten auf Rinde oder Häute zeichnen, nach denen sie sich auf weiten Ausflügen richten"). Eine vortreffliche Ortskenntniß besitzen die Komanchen, denen bei ihren Wanderungen der Polarstern als Führer dient. Taba Quina, der dicke Adler, einer ihrer Häuptlinge, schien mit der ganzen Grenze Mexicos von Santa Fs bis Chihuahua und selbst mit dem Meerbusen und den gesamm- ten Prärien sehr gut bekannt zu sein. Man veranlaßte ihn, erzählt Gregg, in Chouteaus Fort (in der Nähe des Ca nadian) eine Landkarte mit Bleistift auf einen Bogen Pa pier zu entwerfen: „Er war damit sehr schnell fertig, und wiewohl die Zeichnung ein wenig roh war, so hatte sie doch zu unserm Erstaunen ein ganz landkartenartiges Ansehen und eine weit genauere Zeichnung aller Hauptflüsse in den Ebenen, der Straße vom Missouri nach Santa Fs und der verschiedenen mexicanischen Ansiedelungen, als man auf vielen gestochenen Karten jener Gegenden findet" io). Diese Beispiele dürfen uns aber kaum überraschen, wenn wir den außerordentlichen Orientirungssinn gerade der In dianer in Betracht ziehen. Carver erzählt von ihnen, daß sie einen Wald oder eine bäum- und hügellose Ebene in einer Linie von zweihundert englischen Meilen so sicher durchschnei den, daß sie genau an einer bestimmten Stelle eintreffen. Selbst an dunkeln Tagen vermögen sie den Stand der Sonne richtig anzugeben n). Weit höher ausgebildet als bei den Rothhäuten finden wir aber die Kartographie bei den alten Mexikanern, wo sic in der That, als die Spanier zerstörend eingriffcn, einen Standpunkt erreicht hatte, der zu einer schönen Ent wickelung Hoffnung gab. Die Kunftdenkmäler, welche die alten Mexicaner hinter ließen , nicht minder der hohe Culturzustand, welchen die Spanier bei der Eroberung des Landes antrafen, lassen schon darauf schließen, daß sic auch Karten zeichneten. Noch heute lebt in ihren Nachkommen ein entschiedenes Talent zum Zeichnen; ohne Mühe copiren die Indianer Mexicos mit großer Treue und Genauigkeit alle Gegenstände, die ihnen vorgelegt werden, und ihre Wachsfiguren sind „wahre Künst ¬ el donrn. ob tÜ6 ^ntbropol. Instlluw It, 252 (1872). 6) Hull. cts I» svo. d'antlu-oxol. V, 440 (1864). ?) Reisen in den Felsengebirgcn Nordamerikas. Leipzig 1861, I, 434. ch dourn. ot tbe ^ntliropol. 8oe. Vol. II, p. XII (1864). Dauorokt, 'pbo Native Haves ot t-Ue kaoiüo Lindes I, 274. 10) Waitz, Anthropologie IV, 216. 11) Carver, Reise durch das Innere von Nordamerika. Ham burg 1780. S. 209. Globus XXXI. Nr. 2. werke" 12). der That haben denn auch die alten Schrift steller uns zahlreiche Nachrichten von mexicanischen Land karten hinterlassen. Wie heute ein Generalstab beim Aus bruche eines Krieges mit guten Karten vom Lande des Feindes versehen ist, so waren es auch die Führer der mexicanischen Armee. Besondere Spione (Quimichtin) waren vorher in Feindesland geschickt worden, das sie, um unsern Ausdruck zu gebrauchen, croquirten, um die erlangten Kartenskizzen, welche Berge, Ebenen, Flüsse, Pässe zeigten, den Generälen bringen zu können, welche ihre Märsche danach einrichte ten ns. Die Kaufleute im alten Mexico, welche einen besonder» sehr einflußreichen Stand ausmachten, unternahmen zu Handelszwecken weite Reisen, die das Bcdürfniß nach Karten in ihnen erweckten. So brachten sie über die von ihnen er forschten Gegenden ausführliche Berichte und Landkarten heim, welche im königlichen Archive hinterlegt wurden. Auf denselben waren Gebirge, Wälder, Ströme, Städte nebst den Entfernungen, Straßen und Grenzen der verschiedenen Staa ten verzeichnet und am Rande überdies statistische Bemer kungen eingetragen. Als Cortez den König Montezuma fragte, ob in seinem Küstengebiete Häfen mit sicherm Anker grunde vorhanden seien, überreichte man ihm eine auf Baum wollenzeug gemalte Karte, auf welcher er alle Rheden fand, die zwischen den Mündungen des Panuco und Tabasco lie gen. Bevor Cortez nach Honduras aufbrach, erhielt er von den Kaufleuten aus Xicalanco eine Karte, die mit sehr großer Genauigkeit die Reisewege zeigte, welchen die Händler auf ihren Karawanenzügen folgten, und die Städte, deren Märkte sie besuchten. Einige dieser aztekischen Landkarten sind wohl erhalten bis auf unsere Tage gekommen "). Auch das, was wir jetzt etwa Katastralkartcn nennen, kannten die alten Mexicaner schon. Das ganze Landcigen- thum war bei ihnen mappirt worden, und besondere Beamte hielten diese Karten auf dem Laufenden und trugen vorkom mende Veränderungen nach. Kronländcrcicn waren auf den Karten in Purpur, jene des Adels in Scharlach, die Calpulli (Dorfgüter) in Hellgelb colorirt. Mappirt waren die steuer pflichtigen Städte, und bei jeder war die Größe des Tributs, sowie die Zeit, wann derselbe fällig sei, genau bemerkt. Der Codex Mendoza hat uns 36 solcher Gemälde aufbewahrt, die in den königlichen Schatzkammern lagen. Entstand Streit über das Landeigenthum, daun wnrdcn die Katastralkarten als authentische Documente vor den Richter gebracht, der nach ihnen entschied 10). Die altmexicanischen Karten waren oft von.bedeutender Größe und konnten sich mit unseren ausgedehnten Wand karten messen, wie denn Petrus Martyr eine solche von 30 Fuß Länge beschreibt, die auf weißes Baumwollenzeug gemalt war 1°). Nicht so weit wie die Mexicaner hatten es die Jnca- Peruancr gebracht; ihre geographischen Kenntnisse reichten nicht über ihr allerdings großes Land hinaus. Eroberten sie neue Besitzungen, so ließen sie cs sich jedoch angelegen sein, dieselben genau kennen zu lernen und Volkszählungen in denselben vorzunehmen. Von ihren Karten ist nns we nig berichtet worden; sie waren mit erhöhten Linien dar gestellt, um die Grenzen und Oertlichkeiten anzugeben n). 12) Mühlcnpfordt, Mejico I, 242, 13) Itanorost, Native Naoes ot' tlw Uaviiiv Liftes II, 424. 11) Nouv. Xoo. dos vov. 1858. II, 309. ib) Bancroft a. a. O. II, 224. 236. „Der Obcrsteuercinnchmer war mit einer Landkarte des ganzen Reiches nebst genauer Aufzäh lung der auf jedem Theile desselben haftenden Abgaben versehen." jPrescott, Geschichte der Eroberung von Mexico. Leipzig 1845. 1,33.) 10) Bancroft a. a. O. II, 488. Anmerkung. ii) Prescott, Eroberung von Peru. Leipzig 1848. I, 59. 96, 4