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354 Cameron's Reise quer durch Afrika (1873 bis 1876). drucke bezeichnete bekanntlich Livingstone auch das Becken des Bangweolo-Sees). Wo Erdschlipfe stattgefunden hatten, brach überall Wasser zwischen den Steinen hervor und tröp felte in den See, der außerdem wohl auch durch Quellen auf seinem Grunde gespeist wird. Längs der Ufer waren auf volle 15 deutsche Meilen hin keine Dörfer zu sehen; alle Bewohner leben jenseits der nur 500 bis 600 Fuß ho hen Uferberge. Am 24. April, jenseit des Ras Runangwa, steigen die bis oben hinauf bewaldeten Berge (Granit und Sandstein) höher an; einige Gorillas (Sokos), welche auch Livingstone im Manyuema-Gebiete sah, zeigten sich auf den Bäumen, verschwanden aber, ehe der Reisende schußfertig war. In 7° 35' südl. Br. beginnt sich das steile Ufer wie der mit Dörfern und terrassenartig angelegten Feldern zu bedecken, ein Beweis, daß das vom Sklavenhandel bedrängte und entvölkerte Gebiet hinter ihnen lag. Zum ersten Male auf seiner Reise sah er hier wilde Weintrauben. Jenseit des Ras Tembws wurde das Land niedriger; er näherte sich dem Lande Uguha, der Stelle, wo nach An nen Leuten gut bekannt sei; dieselben reisten öfters über einen Monat an seinem Ufer hin, bis er in einen großen Fluß, den Lualaba, falle. Unterwegs nehme er den Lulumbidschi und viele kleine Zuflüsse auf. Kein Araber aber sei den Fluß hinabgekvmmen, und kein Händler besuche den Ort. Am folgenden Morgen regnete es stark; aber Cameron fuhr mit dem Häuptling 4 bis 5 engl. Meilen den Strom hinab, bis eine Masse schwimmender Vegetation der weitern Fahrt Halt gebot. Dort betrug die Tiefe 3 Faden, die Breite 500 Hards, die Strömung 1^2 Knoten. Vier bis fünf Meilen weiterhin sollte wieder eben so weit offenes Wasser existiren und auf eine große Strecke Pflanzenwuchs und offene Partien mit einander abwechseln. Die Mündungen mehre rer kleiner Zuflüsse waren, wie er bemerkte, deutlich vom See abgekehrt (während Stanley's Karte ss. oben S. 728) das gerade Gegentheil zeigt), und auch die Wasserpflanzen trieben in derselben Richtung dahin. Am nächsten Tage setzte er seine Untersuchungen fort; allein sie hatten nur geringen Erfolg. Einen Canal durch gäbe seiner Führer sich der Aus die Pflanzendecke, welche offen- Köpfe von Waguha und anderen Uferstämmcn. und Beschreibung des Ausflusses durch Stanley scheint, so schwer es auch fällt, dem Zeitungsreporter vor dem wissen putz; sie theilen ihr Haar in vier Theile, legen es über Pol ster und flechten die Enden in Zöpfe, wobei sie nöthigen bar durch herbeitreibende Höl zer und sonstige Vegetation ste tig vermehrt wurde, zu graben, erschien als zu thcuer, und in Udschidschi, welches er am 9. Mai wieder erreichte, wollte sich kein Führer und kein Dolmetscher finden, um ihn zu Lande längs des Lukuga zu begleiten. Er glaubt fest dar an, daß der Strom zu groß ist, um sich in Sümpfen zu verlieren oder nur ein Stau wasser zu sein; zudem hörte er am Orte selbst, wie auch späterhin zu wiederholten Ma len die Versicherung ausspre- chcn, daß der Lukuga in den Lualaba fließe. Allerdings sind, wie er selbst öfters be merkt, solche Angaben der Afri kaner durchaus unglaubwürdig, und die neueste Untersuchung fluß des Sees befinden sollte. Kein Araber in Udschidschi scheint darum gewußt zu haben, obwohl eine ihrer Handels straßen nördlich, eine zweite südlich von dem Ausflusse, dem Lukuga, über den See hin überführt. Wie wenig aber auf Aussagen von Schwarzen zu geben ist, zeigt der Um stand, daß die beiden Führer, als ihnen die Eingeborenen je ner Gegend sagten, bei den Kasengs-Jnseln flösse der Lu kuga in den See, sofort das selbe behaupteten, obwohl sie kurz zuvor das Gegentheil an gegeben hatten. Doch der Häuptling versicherte ihm zu seiner Freude, daß der Fluß Hinausströme. Die Waguha verwenden viel Mühe auf ihren Kopf Falles noch falsches Haar zu Hülfe nehmen. Diese Zöpfe werden zu einem Kreuze angeordnet, sodann eine Menge Nadeln von polirtem Eisen hineingesteckt und das Ganze zu weilen mit einer doppelten Reihe von Kaurimuscheln ver ziert. Andere tragen die zum Tättowiren gebrauchten Mes ser oder sonstige verschieden gestaltete Zierrathe und Nadeln von Eisen und Elfenbein im Haar oder geben ihren vier Zöpfen die Form von Widdcrhörnern und so fort (s. die erste Abbildung). Hier, südlich des Lukuga, stieß Cameron auch zum ersten Male auf eine Art von Götzenbildern; verschie dene Männer trugen dort an ihrem Halse eine kleine Figur von kegelförmiger Gestalt, mit zwei oder drei Beinen und einem geschnitzten Kopfe. Am Mittage des 3. Mai 1874 erreichte Cameron die Einfahrt in den Lukuga (s. die Abbildung oben S. 278): sie war über eine engl. Meile breit, aber von einer mit Gras bewachsenen Sandbank geschlossen, welche nur einen Canal von 300 bis 400 Uards Breite offen ließ. Derselbe war an seiner flachsten Stelle zwar über einen Faden tief; trotz dem steht zeitweilig eine schwere Brandung darüber. Der dortige Häuptling erzählte dem Reisenden, daß der Fluß sei schaftlich gebildeten Marineoffizier den Vorrang einzuräumen, einstweilen den Vorzug zu verdienen. In Udschidschi fand er Briefe aus der Heimath, die fast ein ganzes Jahr alt waren, ihn aber herzlich erfreuten. Unangenehmer berührte es ihn, daß in der Zwischenzeit die Zahl seiner Esel auf vier zusammengeschmolzen war und auch sein eigenes Reitthier unter den gestorbenen sich be fand. — Mit den Arabern unterhielt er sich häufig über die Geographie des innern Afrika und versuchte, nach ihren An gaben und in ihrem Beisein eine Karte herzustellen; aber nach wenigen Minuten Gesprächs war Nord und Süd, Ost und West und jede Entfernung unwiederbringlich verloren. Jegliches weitere Fragen erzeugte nur noch verwirrtere Ant worten. Cameron sagt selbst, daß das Gerede dieser Leute selbst den klarsten Kopf in Verwirrung hätte bringen müssen. Da sie außerdem absichtlich ihn zu täuschen und irrezufüh ren suchten, so haben ihre Angaben über den Lauf des Lua laba nicht den geringsten Werth. Der Aufenthalt in Kawele war diesmal nur kurz: nach wenigen Vorbereitungen brach er schon am 22. Mai wieder nach Westen auf. Seinen bisherigen Diener Mohammed