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Mit bcsonäerer Yer-ücksicktigung Üer Antln-oxotoZie unä Ätknologle. Begründet vvn Karl Andree. In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von Or. Richard Kiepert. Nvr. 1, ns " jährlich 2 Bände ä 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten g 1 uullsüjlvbtls zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen. Cameron's Reise quer durch Afrika (1873 bis 1876). m. Der Sindi wurde am 2. Februar 1874 auf einer Decke schwimmender Vegetation, eine der Eigenthümlichkeiten des zwischen den Wendekreisen gelegenen Afrika, überschritten. Viele dortige Flüsse sind auf weite Strecken ihres Laufes mit solchen Inseln bedeckt, welche oft von Menschen und Thieren als natürliche schwimmende Brücken benutzt werden. An der Uebcrgangsstelle war auf beiden Seiten nur je ein circa 2 Fuß breiter Canal offenen Wassers vorhanden; die übrigen hundert Mrds waren auf etwa ^4 engl. Meilen weit stromab mit Vegetation völlig überwachsen. Beim Ueberschreiten hat man ein ähnliches Gefühl, als wenn man über einen fchwankenden, mit Binsen und Riedgras bewach senen Morast geht; bohrt man mit einem Stocke etwa drei Fuß tief durch die dicht verschlungene und mit Erde unter mischte Pflanzenmasse, so kommt man auf das Wasser des Flusses, in welchem die Nilpferde herumschwimmen. All jährlich wechseln diese Massen an Dicke und Festigkeit; sie entstehen durch die im Flußbett wachsenden Binsen, welche den hinabgcführten Detritus festhalten. Darauf siedeln sich Pflanzen an, blühen, verschlingen ihre Wurzeln in einander und bilden schließlich eine einzige, feste Masse. So geht das ungefähr sechs Jahre fort, worauf die Insel abzunehmen be ginnt und in circa vier Jahren verschwunden ist. Mitunter versuchen Karawanen noch in dem letztem Stadium den Uebcrgang und büßen dabei eine Anzahl Leute ein. Solche Befürchtungen hegten auch Cameron's Träger; aber der Uebergang verlief ohne Unfall, und Uber wohlbebautes Land war bald das Dorf Jtambara, der Wohnsitz des Häuptlings von Uvinza, eines achtjährigen Knaben, erreicht. Als Cameron von dort auf das eben durchzogene Berg- GlvbuS XXXI. Nr. 22. land zurückschaute, siel ihm die Achnlichkcit desselben mit einem Archipel auf, dessen Inseln durch die zahlreichen, von einander durch tiefe Schluchten getrennten Berge dargestellt wurden. Steilufer, Vorgebirge und Klippen fehlten nicht, und manche Berge hatten so schroffe Abhänge, daß sie aus der Entfernung unersteiglich aussahen. Aus den Thälern aber wirbelte feiner, bläucr Rauch auf; das Ganze ein An blick von merkwürdiger Schönheit. Uvinza ist reich an allerlei Früchten und Gemüsen, Mais, süßen Kartoffeln, Bohnen, Taback, und der Dorfschulze von Jtambara sandte dem Reisenden auch sofort mit dem Bemer ken, daß er hungerig sein müsse, eine Ziege, Hühner und Mehl. Dafür ließ er sich aber nur die Erlaubniß, den Malagarazi passiren zu dürfen, mit einem schweren Tribute bezahlen; während einige Tage später der Mutwals oder Ortsvorsteher von Ugaga, wo sich die Fähre befindet, für die Benutzung derselben gleichfalls einen hohen Zoll ver langte. Der Mutwals war ein junger Mann und sehr höf lich, aber bestand fest auf seiner Forderung und war nicht zu einer raschen Erledigung der Angelegenheit zu bcwegeu. Eine weitere Verzögerung entstand dadurch, daß plötzlich ein Flüchtling aus einem nahen Dorfe eintraf, welches soeben von Mirambo zerstört worden war. Rauchsäulen stiegen im Osten und Südosten auf, die Flüchtlinge mehrten sich, und Alles rüstete sich zum Widerstand. Allein es erfolgte kein Angriff; denn Mirambo war bei einem frühem Uebersalle von Ugaga mit großem Verluste zurückgcschlagen worden und hatte, dadurch gewitzigt, in der Nacht die Gegend verlassen, nachdem er sieben bis acht Dörfer ausgcplündert und ver brannt hatte. So konnten denn die dornigen Unterhandlnn- 43