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324 Cameron's Reise quer durch Afrika (1873 bis 1876). folgenden Abend wurde der Mabunguru, der westlichste Zu fluß des Ruaha oder vbern Lufidschi, erreicht, der noch auf große Strecken ausgedehnte Wasserlachen enthielt; Wild spuren waren in Menge vorhanden, namentlich auch von Nas hörnern, die in jener Gegend häufig Vorkommen. Auch Fährten von Antilopen und Büffel, später von Gnus und Zebras zeigten sich; aber Dillon's und Cameron's Jagd versuche waren noch stets erfolglos geblieben, weil sie zu wenig Zeit darauf verwenden konnten. Auf dem Marsche nach Dschiwä-la-Singa wurde die Wasserscheide zwischen dem Gebiete des Atlantischen Oceans und dem des Tan- ganyika-Sees überschritten, während unmittelbar nordwärts die Gewässer zum Victoria-Nyanza und zum Nile abfließen. Die Gegend hat viel Einförmiges: große Felsblöcke ringsum zerstreut, der Boden sandig oder ein schwarzer Lehm, der auf dem Granite liegt, lichtes Ge hölz mit kleinen „mlzuZas" oder Ebenen dazwischen. Biel Fährten, aber kein Wild; weit und breit das Gras ver brannt, so daß bei jedem Schritte der Kohlenstaub auf- wirbelte, den Reisenden Mund und Nase anfüllte und die Qualen des Durstes tausend fach vermehrte. Wasser ist zwar überall unter der Erd oberfläche vorhanden; aber erst ein Nachgrabcn bis zu 3 und 4 Fuß Tiefe ließ es erreichen. Am 30. Juli wurde das erste Dorf der Land schaft Urguru erreicht, deren Häuptling, ein vortrefflich in indische Stoffe gekleideter Mann von lichterer Hautfarbe als seine Unterthanen, ein gut ver- pallisadirtes Dorf in der Nähe bewohnte. Denn die Gegend ist stets den Einfällen des Watnta- Stammes und der Ruga-ruga (d. h. Räuber von beliebiger Nationalität) ausgesetzt; Came ron selbst stieß am 1. August, als er sich auf der Suche nach Wild von der Karawane entfernt hatte, im Walde auf eine von solchen Räubern errichtete und erst kürz lich verlassene Verpallisadirung, so daß er scheunsgst sein Schießen einstellte und zu seinen Leuten zurückkehrte. An jenem Tage lagerten sie zu Marwa inmitten einer Gruppe enormer Felsen; Wasser ist nur durch Nachgrabcn zu erlangen und zwar am Fuße des größten von ihnen, der auf ein früheres Dorf gestürzt sein und dessen Einwohner, die nun als Geister dort spuken, er schlagen haben soll. Wird die Quelle dort einfach als „maäsolli" (d.i. Wasser) bezeichnet statt als „marva" (das Wort für Pomba, Palmwein und andere derartige Getränke), oder betritt jemand mit Schuhen den Platz, oder schießt in un mittelbarer Nähe eine Flinte los, so schneiden jene Geister nach dem Glauben der Eingeborenen den Wasserzufluß ab, und kein Kundiger versäumt, beim Schöpfen einige Perlen oder ein Stückchen Zeug als Sühnopfer für die Wasser geister hineinzuwerfen. Als Cameron sich dessen weigerte, führte es Bombay auf seine eigenen Kosten aus. Zwei Tage später erreichten sie das Gebiet und die ersten wohlbefestigten Dörfer von Unyanyembe und sandten Bo ten nach Kwikuruh an den dortigen arabischen Gouverneur Said-ibn-Salim, um ihn der Etiquette gemäß von ihrem Nahen zu unterrichten. Derselbe empfing die Fremden sehr gastlich, setzte ihnen ein treffliches Frühstück vor, dem sie die ungetheilteste Aufmerksamkeit widmeten, und räumte ihnen in dem nahen Dorfe Kwiharah das schon von Livingstone und Stanley bewohnte, große, aus Luftstcinen erbaute Haus oder besser Gehöft ein. Ihre erste Sorge war, die nur bis dorthin gcmietheten Träger auszulohnen und zu entlassen; als dies geschehen, blieben ihnen nur noch 13 Ballen Zeug übrig. Said-ibn-Salim, der Begleiter von Burton und Speke nach dem Tanganyika und dem Victoria Nyanza, wie später Speke's und Grant's, war darum auch gegen Cameron von großer Freundlichkeit und sandte ihnen täglich Lebens mittel aller Art. Gleich am zweiten Tage ließ er sie die Runde bei allen dortigen an gesehenen Arabern machen, ein schweres Stück Arbeit, denn bei jedem derselben wurde ihnen Speise und Trank vorgesetzt, und ihre Leistungsfähigkeit blieb weit hinter den Anforderungen ihrer Wirthe zurück. Die selben leben dort sehr behaglich in großen, schönen Häusern mit Gärten und Feldern, wo sie Weizen, Zwiebeln, Gurken und allerlei acclimatisirte Früchte ziehen. In Friedenszeiten unterhalten sie eine stän dige Verbindung mit Zanzibar und beziehen von dort Kaffee, Thee, Zucker, Seife, Lichte, Pulverisirten Curry und an dere Luxusgegenstände. Damals freilich machte ihnen der schon erwähnte, infolge einer Unred lichkeit eines der Ihrigen ausge brochene Krieg mit Mirambo viele Noth und hatte ihnen schon viel Verluste und Elend zugezogcn. In Unyanyembe lagen damals 1000 Balutschen des Sultans von Zanzibar, zu welchen noch wäh rend Cameron's Aufenthalt wei tere 2000 Mann von der Küste stießen. Diese Macht hätte ge nügt, um den feindlichen Haupt, ling zu Paaren zu treiben, wenn nur unter den Arabern Einigkeit geherrscht Hütte und ein bestimm ter Kriegsplan verfolgt worden wäre. Sv aber sind die Araber stets in Parteien gesondert, welche in dem mit großer Grau samkeit und Hinterlist geführten Kriege nur ihren eigenen Vor theil verfolgen *). Die kleineren unter ihnen legten auch Came ron's Vordringen allerlei Hindernisse in den Weg, während die angeseheneren sich durchaus freundlich benahmen und ihn unterstützten. So kam es vor, daß, da die drei Engländer fast während ihres ganzen Aufenthaltes in Unyanyembe am Fieber darniederlagen, 50 bis 60 ihrer Träger desertirten, zum Theil durch jene veranlaßt, ja selbst fortgeschleppt. Während jener Zeit langte auch eine Karawane von König ft Der Kampf dauert jetzt auch noch weiter, wie Lieutenant Smith berichtet ff. S. 320). Mirambo hat jetzt einen Franzo sen bei sich, der ihm englische Briefe übersetzt. Trommeln in Uuyamwesi. Ameisenhaufen.