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Aus allen Erdtheilen. 319 nach Hagar zu gelangen und später die Guincaküste zu er reichen. Einstweilen befindet er sich noch in Biskra. (I^'blxploratiou II, Ur. 4, XonvsIIes p. 38.) — Rabbi Mardochai, welchen der verstorbeneConsul Beaumier zum afrikanischen Eutdeckungsreiscnden ausbildete (s. oben S. 156), beabsichtigt nach Timbuktu zu gehen und zwar über Tenduf und Akka. Er nimmt Waaren mit, die ihm genügenden Gewinn versprechen, wenn sie ihm nicht wiederum, wie früher, abgenommcu werden. In der Sitzung vom 7. Februar 1877 hat er die Pariser Geographische Ge sellschaft um eine pecuniäre Unterstützung gebeten, namentlich um 12 Revolver nebst Munition, um sie als Geschenke zu ver theilen, um eine gute Uhr und ein Fernrohr für sich und um 12 Steinsägen, um vorkommenden Falls Inschriften ab sägen zu können. — John D. A. Dnmaresq, über dessen Entdeckung des Whemi-Flusses in Dahome wir in Nro. i dieses Bandes berichteten, hat unlängst dasselbe Gewässer nochmals in einem offenen Boote 28 Seemeilen aufwärts befahren, nur seine Tiefe in der trockenen Jahreszeit festzustellcn. Wiederum kamen ihm die Eingeborenen freundlich entgegen und erbaten den Schutz der Weißen gegen den König von Dahome, welcher sie mit grausamer Rache für ihre Freund lichkeit gegen Dumaresq bedroht hatte. Der König hatte in der zu seinem Reiche gehörenden Stadt Dugbah zwei Leute vom Whcmi ergreifen und den einen in Abome tödten lassen: man schlug dem Unglücklichen einen Nagel in den Kopf; der Andere entkam. Inzwischen dauert die Blockade der Küste von Dahome durch die Engländer fort; doch mehren sich die Anzeichen, daß der König von Dahome zur Nachgiebig keit neigt. Vom Ogowe. Nachdem Dr. Oscar Lenz seine fast dreijährigen Reisen am Ogowe abgeschlossen hat und nach Europa zurückgekehrt ist (s. das Resumö derselben in den Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 1877, Nro. 2 und 3), befindet sich nur noch eine Expedition an diesem großen westafrikauischcn Flusse, bestehend aus dem Schiffsfühnrich Savorgnau deBrazza, dem Naturforscher Marche und dem Doctor Ballay (vergl. „Globus" XXX, S. 31 und 224). Mitte Februar 1876 hatte dieselbe mit vieler Mühe Lope, circa 300 Kilometer von der Mündung des Ogowe aufwärts im Lande der Okande, erreicht, aber unterwegs nicht weniger als fünf ihrer Boote mit allen dar auf bcfindlichcu Instrumenten und Tauschwaarcn durch Schiffbruch cingebüßt. Nachdem die Lücken in der Aus rüstung ergänzt und cs gelungen war, mit den den Euro päern bisher feindlich gesinnten Oscheba oder Fan Frieden und Freundschaft zu schließen, setzte es Savorgnan durch, im Juni auf dem Landwege das südöstlich gelegene Gebiet der Aduma zu erreichen, wohin gleichzeitig mit ihm auch Dr. Lenz vordrang. Damit war der fernste Punkt des Marquis de Compiögne und Mr. Marche überschritten worden. Dr. Lenz wurde von dem Fan-Könige Mbia durch den Urwald auf wärts geführt, aber nicht am Ogowe entlang, sondern auf einem Umwege von zwei bis drei Wochen in südlicher und dann wieder in nördlicher Richtung, worauf er ziemlich weit oberhalb der Mündung des Lolo ein neues Volk, die Osaka, erreichte. Es ist das ein kleiner Stamm, aber von großer Wichtigkeit in jenen Gegenden, da sie die eigentlichen Schmiede sind. Sie fabricircn ganz vorzügliche Messer, bereiten sich ihr Eisen selbst aus dem dort massenhaft verkommenden Thon eisenstein, und von allen Seiten werden sie von den umwoh nenden Stämmen besucht, die ihre Eiscnwaaren bei ihnen kaufen. — Nachdem Dr. Lenz so den Ogowe wieder erreicht hatte, stieß er bei den Oscheba und Aduma auf heftigen Widerstand gegen weiteres Vordringen. Unter keinen Um ständen wollten sie leiden, daß die weiterhin wohnenden Stämme ihren Bedarf, besonders an dem kostbarsten Artikel, an Salz, bekämen. Durch Bestechung eines Häuptlings, der ihm selbst zu Gewaltmitteln gegen seine eigenen Aduma-Leute rieth, setzte es aber Lenz durch, den Strom noch weiter zu erforschen. Er erreichte das kleine Gebiet der Bakota und kam dann zu den Mbamba, Awansi und Banjaka. Eine Tagereise oberhalb des letzten Banjaka-Dorfes mündet der große Fluß Schebe (Brazza schreibt Sibö), direct aus Osten kommend. An dieser Stelle (t°3' südl. Br. und 1"29' östlich von Lope, d. h. in gerader Richtung 26 deutsche Meilen südöstlich davon und über 4 Längengrade östlich der Küste) verließen ihn die Aduma; er stand allein, hatte weder Canoe noch sonst etwas und mußte umkehren. Mit großer Mühe nur kam er bis Aduma znrück und, als er das Gebiet der Oscheba passirte, wurde er von denselben angegriffen und mußte schließlich von den Waffen Gebrauch machen. Am 11. August trat er die Heimkehr nach Europa an, wo er zu Anfang dieses Jahres eintraf. Inzwischen waren Mr. Marche und Dr. Ballay mit dem Gepäck Ende Juli von Lope aufgebrochen (Lull, clo la 8ov. äs Csoxr. 1877, llauvisr, x. 55), erreichten mit ihren Booten am 14. August die Mündung des Ivindo, am 16. die des Lolo und hatten damit schon Compisgne's fernsten Punkt hinter sich. Einige Tage später drang Marche allein noch bis zu dem kleinen Flusse Kailet im Gebiete dcr Alzaua (1° 16'südl. Br., I"48' östlich von Lope oder 51/2 deutsche Mei len jenseit des fernsten Punktes des Dr. Lenz) vor. Am 4. Octobcr war er im Aduma-Dorfe Nghemi zurück. Brazza empfand damals (sein Brief ist vom 23. Novem ber 1876) anfs Schwerste die große Zersplitterung der Stämme, deren jeder die Weißen möglichst lange bei sich zurückzuhalten strebt, sowie die Vielsprachigkeit, und beabsichtigte darum, Skla ven aus dem Innern zu kaufen, mit ihnen ein Boot zu be mannen und damit vorzudringen; denn in deren Interesse müßte es liegen, wieder stromauswärts zu kommen. Vor läufig befand er sich in Lope, welches er erst Ende März wieder zu verlassen gedachte. Seine zoologischen Sammlun gen ebenso wie neun astronomische Bestimmungen sind schon in Paris eingctroffen. — In den portugiesischen Cortes wurde folgender Gesetz entwurf ohne Debatte genehmigt: „Art. I. Die Regierung wird eine wissenschaftliche Expedition zur Erforschung der Gebiete zwischen den Provinzen Angola und Mozambique sowie zum Studium der Verbindungen zwischen den Strom- systemcn des Zaire (Congo) und Zambeze organisiren. Art. 2. Die Regierung ist bevollmächtigt, für diesen Zweck Ausgaben bis zur Höhe von 30 Contos (— 136,000 Mark) zu machen." — Burgers, der Präsident von Transvaal, hat an den König von Portugal ein Schreiben gerichtet, worin er die Wiederherstellung des Friedens anzeigt und um Fortsetzung der durch den Kaffernkrieg gestörten Vorarbeiten für die Eisen bahn von Prätoria nach Lourcn?o Marquez bittet. Dieser Brief wie andere Symptome lassen darauf schließen, daß die Boers noch nicht auf jeden Gedanken an Erhaltung ihrer Autonomie verzichtet haben, wie man glauben sollte, wenn man die Vorgänge in Transvaal durch die stark gefärbte englische Brille ansicht. (A. A. Z.) — Seit dem Jahre 1866 ist der Portugiese Jose Anchieta ohne jede staatliche oder sonstige Unterstützung im Küstengebiete von Angola mit Forschungen beschäftigt und hat die Lissaboner Museen mit werthvollen Sammlungen zur westafrikanischen Fauna bereichert. Während der ersten Jahre war der Forscher von seiner Gemahlin begleitet, die später durch Krankheit zur Rückkehr nach Lissabon genöthigt wurde. Die Dame schildert jetzt in einem rührenden Schrei ben, wie sie alle Gefahren und Beschwerden mit ihrem Ge mahl getheilt habe und seit ihrer Rückkehr ein Leben voll Sorge um den in der Ferne Weilenden führe. Dr. Bocage, Präsident der Lissaboner Geographischen Gesellschaft, hat den verdienstvollen Mann der Vergessenheit entrissen und eine Nationalsubscription zu Gunsten desselben angeregt. (A- Z.)