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Band XXXI Mit besonllerer Berücksichtigung äer Anthropologie uncl Ethnologie. Begründet von Karl Andree. In Verbindung mit Fachmännern hcrausgegebcn von vr. Richard Kiepert. Nl-N UN s<<1Wt>i n Irlich 2 Bände L 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten 1 O 7 7 oruu. t, wctu zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen. IO»,. Cameron's Reise quer durch Afrika (1873 bis 1876). iy. Lust zu Reisen und Entdeckungen einerseits, andererseits das Verlangen, den Sklavenhandel im Innern Afrikas kennen zu lernen und dort an seiner Wurzel anzugreifen, veranlaßten den Schiffslieutcnant Cameron, sich im Jahre 1872 der Londoner Geographischen Gesellschaft zur Verfügung zu stel len, als diese eine öffentliche Subscription zur Aufsuchung und Unterstützung Livingstone's veranstaltete. Statt seiner aber fiel die Wahl auf Lieutenant Dawson, welcher jedoch sein Commando noch an der Küste in Bagamoyo nieder legte, als Stanley seine Auffindung des Missionars meldete. Dawson's Nachfolger, Lieutenant Henn und Oswell Living stone , des großen Reisenden Sohn, verloren gleichfalls den Muth und gaben die Sache auf: die erste vortrefflich aus gerüstete Expedition war vollständig verunglückt. Cameron aber hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, son dern suchte sich durch Erlernung der Suaheli-Sprache auf seine künftige Aufgabe vorzubereiten, für welche er sich auch körperlich geeignet erachtete, da er während des abessinischen Krieges acht Monate im Rothen Meere und nachher fast drei Jahre an der OstkUste Afrikas zugebracht hatte, und U Weitaus die meisten der in diesen Aufsätzen abgedruckten Abbildungen verdanken wir der Güte des Herrn F. A. Brock haus in Leipzig, in dessen Verlage die deutsche Ausgabe von Camcron's Xoross Llrios, (2 Bde., London 1877) demnächst er scheint. In unseren Spalten vermögen wir natürlich nur einen kurzen Auszug aus diesem bedeutendsten Reisewerke des letzten Lahres zu geben; um so mehr sind wir verpflichtet, unsere Leser bei dem allseitigen Interesse, Las Asrika augenblicklich er regt, behufs weiterer Studien auf das mit allen Originalabbil- dungen ausgestattete Werk des Brockhaus'schen Verlages hinzu weisen. Globus XXXI. Nr. 20. zwar vielfach in offenen Booten. Wie nun Dawson um kehrte , stellte er sich wiederum jener Gesellschaft zur Ver fügung, doch mit keinem bessern Erfolge als das erste Mal. Für einen andern Plan, über die Berge Kilimandscharo und Kenia zum Victoria Nyanza und Albert Nyanza vorzudrin gen, fand er zwar warme Fürsprecher in Loudon, aber keine Geldmittel in der Cassc der Gesellschaft. Endlich aber be schloß man, den Rest des für Livingstone's Aufsuchung ge sammelten Geldes sür eine zweite „IJvinAstono Lemroll Lxpsäition" zu verwenden, und Cameron hatte das Glück, an die Spitze derselben gestellt zu werden. Sein alter Freund und Camerad, Dr. W. E. Dillon, sollte ihn begleiten. Am 30. November 1872 verließen beide England, am sel ben Tage, wo die beiden Grandy's von Liverpool nach der afrikanischen Westküste abreiften (s. „Globus" XX.VII, S. 46 und 108), fuhren über Brindisi, Cairo, wo ihnen der Chedive einen Empfehlungsbrief an alle seine Beamten und Offiziere ausstcllte, und Suez nach Aden. Hier erhiel ten sie nicht nur von einem Santon (mohammedanischen Heiligen) Namens Alowy ibn Zain el Aidüs einen Empfeh lungsbrief an alle guten Moslim in Afrika, welcher sich später als ihr werthvollstcs Papier erwies, sondern auch in der Person des Lieutenant Cecil Murphy einen Reise gefährten, welcher bald nach ihnen in Zanzibar eintraf. Ca meron hatte dort zunächst einen kurzen Ficberanfall zn be stehen; dann machte er sich sofort daran, nach Leuten und Eseln sich nmzuthun, und sicherte sich die Dienste Bombay's (Mbarak Mombs), der unter Speke's Getreuen einst die Hauptrolle gespielt hatte, aber die auf seine Tüchtigkeit und Energie gesetzten Hoffnungen wenig erfüllte. 39