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284 Konrad Zacher: Kampf des Sommers und Winters. die Zone des Pinon (Uinus sänlis), von 5700 bis 6800 Fuß Scchöhe; die Zone der Weißeiche (H. alda) und Föhre, 6800 bis 9000 Fuß; die Zone der Tanne und Fichte, 9000 bis 11,500 Fuß. Merkwürdig ist die scharfe Begrenzung der Gebiete man cher Pflanzen; so überschreitet die Imrroa Nsxioana, die eigentlichste aller Wüstenpflanzen, weder den San-Gorgonio- noch den Cajon-Paß, beide im San-Bernardino-Gebirge, welches den südlichen Theil der Mohave-Wüste vom kalifor nischen Küstenstrich trennt. Bei einer Betrachtung der Thierwelt bemerken wir unter den größeren Säugethieren der Gebirge: Bär, Bergschaf, Hirsch und Panther. Von besonderm Interesse sür den Zoologen wie den Chemiker, wenngleich der Schrecken des Ansiedlers, ist das Stinkthier, welches in Gestalt einem Eich hörnchen einigermaßen ähnelt und sich nächtlicherweile in die Häuser und Hühnerhöfe der Einsiedeleien einschleicht, um zu naschen und zu rauben. In eigenen Drüsen sondert dies Thier ein gelbliches Oel ab, eine schwefelhaltige, ätherartige Verbindung von intensivem, lange haftendem Geruch; es ist Ekel erregend und ein sehr wirksames Vertheidigungsmittel des Thieres gegen alle seine Feinde. Charakteristisch sind die Prairiewölfe oder Coyotes, welche oft zur Ueberraschung des Reisenden in unmittelbarer Nähe seines Lagers ein nächtliches Heul- uud Klagcroncert an- stimmcn, das in allen Tonarten durch die Luft schallt. West lich vom Rio Grande trifft man Büffel nie, Prairiehunde nur selten, beide Thierarten haben spcciell die weiten östlich der Rocky Mountains gelegenen Ebenen zur Heimath. Von dem in den Thälern des bewaldeten Gebirges sich findenden Colibri bis zum die Wüsten durchstreifenden Adler ist die Vogelwelt zwar durch zahlreiche Arten vertreten, allein Singvögel nach unseren Begriffen mangeln. Die Reptilienwelt ist nächst den Insecten in den dürren Gegenden noch am besten vertreten. Bemerkenswerth ist eine große Landschildkröte (Testudo ^Kussim), das Gila monster (Holockerma llorrickum), eine armsdicke Eidechse mit breitem Kopf und kurzem Schwanz, die gehörnte Eidechse (Ubr^nosomu) mit einem Stachclkranze auf dem Kopfe, ein Batrachyer (8ireäon) uud die Klapperschlange. Das im Hochland beträchtliche Jnsectenleben reducirt sich mit der fallenden Seehöhe, d. h. mit der Zunahme des wüstenartigen Charakters. Ameisen scheinen die unterste Sprosse der ani malischen Leiter zu sein, bevor die Wüste das thierische Leben unmöglich macht. Ihnen ani nächsten stehen Heuschrecken und Fliegen, dann folgen einige Käferarten. Unter den wirbellosen giftigen Thicren ragen Taranteln, Krebsspinnen (Tsloxllonium), Tausendfuße und Scorpione hervor. Kampf des Sommers und Winters. Geschichtliche Entwickelung und geographische Verbreitung der Sitte. Von Dr. Konrad Zacher in Halle. Bei allen Völkern, die eine wirkliche Volksreligion ge habt haben, find zu allen Zeiten die Volksbräuchc mit der Religion, mit der Mythologie innig verbunden gewesen. Namentlich repräsentiren mimische Vorstellungen meist das, was man als von einer Gottheit gethan sich vorstellte. Da her haben neuere Forscher auch in dieser Darstellung des Kampfes zwischen Winter und Sommer nur eine abgeblaßte Form für einen ältern Götterkampf sehen wollen. An den Kampf Thor's mit den Riesen, den Dämonen des Sturms und Winters, dachte Uhland, an Wodan Grimm. Und dies hat an sich mehr Wahrscheinlichkeit, da in den zwölf Nächten der Weihnachtszeit sowohl als der Fasnacht Wodan an der Spitze des wilden wüthenden Heeres einherfährt, seinen Um zug hält, da Wodan auch sonst als der Gott der Fruchtbar keit, des Jahressegens und andererseits als Siegesgott er scheint. Daß in der That der siegende Sommer nicht nur dem Wesen nach mit Wodan identisch ist, sondern daß ehe mals in ähnlichen Spielen Wodan selbst als Kämpfer und Sieger auftrat, das haben durch Ver gleichung verwandter Bräuche erwiesen Kuhn in einem Auf satz in Haupt's Zeitschrift, Bd. V, und Weinhold in dem Buche „Weihnachtsspiele und Lieder". In manchen Gegenden Deutschlands ist es nämlich üblich, daß zu Weihnachten, mitunter auch zu Fasnacht, der soge nannte Schimmelreiter seinen Umzug hält. Einem jun gen Burschen werden Siebe vor die Brust und auf den Rücken gebunden, an dem vorder« eine kurze Stange be festigt, an deren Spitze ein stets dazu bewahrter Pferdekopf gesteckt wird; Uber die Siebe werden weiße Betttücher gebrei- II. tet, so daß das Ganze einen Reiter auf weißem Pferde dar stellt. Auf dem Kopf trägt der Reiter einen alten breit- krämpigcn Filzhut. In Schlesien wird das Pferd durch drei oder vier Burschen gebildet, von denen jeder dem Vorder mann die Arme über die Schultern legt, in Schwaben durch einen von zwei Burschen getragenen Sack, auf dem der Rei ter sitzt. Begleitet wird der Schimmelreiter unter anderen vermummten Gestalten meist auch von dem sogenannten Bär, einer ganz in Erbsstroh eingehüllten Gestalt, in Sach sen auch Haferbräutigam genannt. Erkennen wir in dieser sofort den Winter wieder, so erinnert der Schimmel reiter mit dem breitkrämpigen Hut unverkennbar an die jetzt wohl mindestens aus Wagner's Nibelungen allgemein be kannte Erscheinung Wodans. Größere Gewähr geben eng lische Bräuche. Denn auch dort findet sich der Schimmel- reiter wieder, und zwar entweder bodb^ llorss, oder boocks «, llooäaninx, voocks« Korso genannt. Hier ist also auch der Name des Gottes noch erhalten. Und in anderer Form zeigt sich derselbe als Robin Hood (Robin Kose form für unser Ruprecht; dies aber ist ein in Deutschland viel verbreiteter Name für eine gleichfalls zu Weihnachten, auch im Frühjahr herumziehende, theils dem Schimmelreiter selbst, theils dem Bär entsprechende Gestalt), jener mythischen Figur, die nach alter Sage mit Lady May oder Lady Ma rian im grünen Walde ihr Wesen trieb, die noch jetzt in Weihnachts- und Frühlingsbräuchen eine Rolle spielt, der der erste Mai, als Rodin Ilooä's heilig ist. In christlichem Kleide nun tritt Wodan auf in Deutsch land als St. Martin, der Ritter auf weißem Rosie, in