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citin ti'knnnjcr Jährlich 2 Bände s 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postansialien 1 8 I l OrllllIIs tlj wb llj zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen. Mit besonäerer Berücksichtigung ffcr Anthropologie unll L'tknolog Begründet von Karl Andree. In Verbindung mit Fachmännern her aus gegeben von vr. Richard Kiepert. Die Wunder des Nosemitethales in Californien. Von Theodor Kirchhoff in San Francisco. II. Unsere Reisegesellschaft hatte sich von den drei gegen die Mitte des Nosemitethales in ländlichem Stil erbaueten Gast häusern daS des Herrn Leidig, eines pennsylvanischen Deut schen, als Absteigequartier gewählt. Von der Veranda halten wir dort den großen Nosemitefall gerade vor uns, und hinter dem Hotel baucte der gewaltige Loya seinen schmalen Granitgipfel jäh enipor. Im Gasthause fanden wir eine ganz vortreffliche Aufnahme, und es war Überhaupt fllr den Comfort der etwa 3000 jetzt jährlich das Nosemite- thal besuchenden Reisenden weit besser, als ich es erwartet hatte, gesorgt. Die Kosmopolitan-Badeanstalt z. B. war ein Muster von Eleganz und Bequemlichkeit, und könnte dieselbe ähnlichen in der Schweiz und in Deutschland als nachahmenswerthes Vorbild dienen. Mit Freude betrat man diese geräumigen und sauberen Badegemächer, wo der ermüdete Reisende außer dem nöthigen überaus eleganten Badezubehör ein ganzes Regiment von Krystallflaschen mit Arnica, Bay-Rum, Oelen, stärkenden Essenzen u. s. w. zum beliebigen Gebrauch antraf, und sogar Nadeln, Zwirn u. s. w. zum Annähen der auf den Bergritten abhanden gekomme nen Knöpfe. Unser Landsmann Adolph Simming aus Hamburg hatte der Badeanstalt gegenüber ein Atelier von selbstverfertigten Arbeiten der feinern Tischlerkunst aus Manzanita-. Lorbeer- und anderen in der Sierra Nevada vorkommenden Hölzern eingerichtet, das an ähnliche in Inter laken erinnerte, und wo die reizendsten eingelegten Toiletten- küstchen, mit Decken ans der Rinde von Mammnthbüumcn, Spazierstöcke und dergleichen mehr von den Kauslustigen als Erinnerung an Nosemite für überflüssige Dollars erstanden werden konnten. Als guter Deutscher hielt sich unser Lands mann auch die „Gartenlaube", die ihren Weg überall hin findet, wo in der Fremde unser kosmopolitisches Volk, das doch die Hcimath stets in treuer Eriuneruug behält, sich eingebürgert hat. Interessant war es, die Touristencavalcadcn von Herren und Damen zu sehen, welche das Thal durch ihre Reiter- Übungen lebendig machten und alle Augenblick im Galopp vorüberjagten, bald nach diesem, bald nach jenem Aussichts punkte hinziehcnd, oder von einem solchen heinikehrend. Im Nosemitcthale reitet eben alle Welt, und selten fällt cs Je mandem ein, dort, wie es in der Schweiz üblich ist, zu Fuß eine Bergpartie zu unternehmen. Wurde zu gleicher Zeit, wenn eine solche Touristencavalcade vorübersprengte, ein langer Zug von Packthieren mit Schellengeklingel das Thal entlang getrieben, so gab das dann ein außerordentlich fes selndes, lebendiges Bild. Die scheidenden Stunden des Tages benutzten wir zu Spaziergängen im Thal und besuchten unter anderen schönen Punkten auch dcu Fuß des nur eine halbe Wegstunde vom Gasthause cntfernteu untern Yosemitefalls Durch einen idyllischen grünen Thalgrund, mit herrlicher Aussicht auf den großen Katarakt, den Nord- und Süddom und die Globus XXXI. Nr. 2. 3