Volltext Seite (XML)
zeugung, daß ihm nur von der Seeseite Gefahr drohe, mit seiner ganzen Macht an der Küste. Wohl schon die nächste Zukunft wird uns darüber beleh ren, ob alle Voraussetzungen dieses nicht übel ersonnenen Planes sich als zutreffend erweisen. Dr. W. Erman. Aus allen Erdtheilen. Zum afrikanischen Sklavenhandel. Wir haben schon auf S. 14 von Bd. XXX des „Glo bus" über den Schlag berichtet, welcher durch den Sultan von Zanzibar gegen den Sklavenhandel geführt worden war, sowie daß sich die Händler hierauf einen Landweg zum Ab sätze der Sklaven suchten, ebenso daß der Sultan, als er dies erfuhr, verschärfte Verordnungen erließ. Zum Zwecke der Beaufsichtigung ihrer Anwendung begab sich der englische Generalconsul, Dr. Kirk in Zanzibar, nach Kilwa, wo er den Sklavenhandel in vollster Blüthe fand. Schaaren ein gefangener Sklaven, welche meist von zwei mächtigen Häupt lingen der Waiyan gesandt worden waren, die am Ostnfer des Sees Nyassa wohnen (s. „Globus" XXIX, S. 165), stan den in der Nähe bereit, nach Norden weitertransportirt zu werden. Um einen Begriff von der Ausdehnung des dorti gen Menschenhandels zu geben, sei erwähnt, daß Makandschila, der eine der erwähnten Häuptlinge, im Mai 300 Sklaven und im Juni 2000 gesandt hatte, während Mataka 500 lie ferte; jedoch zum Schrecken der Ucberbringer konnten die Händler von Kilwa dieselben nicht mehr übernehmen; viel mehr mußten die Sklavcnzüge, um der Confiscation zu ent gehen, in das Innere zurückgebracht werden. Später lief die Nachricht ein, daß die Händler, auf eine kurze Dauer der Verbote hoffend, alle ihre aus Elfenbein und Taback beste henden Waaren verkauft hatten, um Nahrung für ihre Skla ven zu beschaffen, und daß sie diese nicht einmal für 2 Doll, per Kopf verkaufen konnten. Auf diese Weise wurden mehrere Transporte zurückgetrieben, und im Sklavenhandel ist ein vollständiger Stillstand eingetreten. Die Verluste der Händler sind sehr groß; ein Unternehmen verschlang 40,000 Pf. St., die darin angelegt waren, ein zweites über 6000 Doll. Die Capitalisten Zanzibars, welche Geld zu solchen Expeditionen vorschossen, sind natürlich wüthend, und der Sultan könnte nach neueren Berichten recht gut in die Lage kommen, eng lischen Schutz beanspruchen zu müssen, da große Aufregung im Lande herrscht. Die englischen Philanthropen machen mit Recht darauf aufmerksam, daß jetzt der Moment sei, nm dem darniederliegenden Sklavenhandel den Todesstoß zn ver setzen, und zwar durch Einfuhr von Waaren, welche zu den Lebensbedürfnissen der mit Sklaven handelnden Stämme ge hören, und diese gegen die dortigen Rohprodukte einzutau schen, um zu verhindern, daß der Sklavenhandel sich andere Auswege suche; denn die Häuptlinge treiben denselben nur, da die Sklaven bis jetzt das einzige Werthobject sind, das sie für Anschaffung von Calico rc. anbringen können. Götzenbilder der Ostjaken. Die zur Gruppe der ugrischen Finnen gehörigen Ostjaken bewohnen die sibirischen Gouvernements Tobolsk, Jenisseisk und Tomsk. Ihre Anzahl beläuft sich auf etwa 25,000 Köpfe und sind sie theils Nomaden, theils Ackerbauer; viele sind getauft, verehren aber im Stillen noch ihre Götzen. Ueber diese sowie über diejenigen der stammverwandten Wogulen hielt Herr Sobruk, selbst ein Ostjake, Vortrag vor dem letzten Orientalisten-Congreß in St. Petersburg. Biele Götzen wurden bei der Annahme des Christenthnms zerstört, aber die meisten verschwanden, als Jcrmak Sibirien bis znm Ob eroberte. Die noch vorhandenen sind in den Hütten der Gläubigen, werden aber nur im Geheimen oder doch nur sehr selten öffentlich verehrt. Vor der -Eroberung gab es acht Hauptgötzen, welche Sobruk wie folgt schildert: 1. „Die Göttin der Jagd", bei dem Dorfe Bjelo- gorskoje, in der Nähe der Mündnng des Irtysch in den Ob. Das Götzenbild hatte die Gestalt einer Fran, welche mit ihrem Sohne auf einem hölzernen Stuhle saß. Die Wo gulen und Ostjaken glaubten, daß diese Göttin denjenigen, welche ihr reiche Opfer spendeten, Wohlgclingen bei der Jagd, im Fischfang nnd häusliches Glück gewahrte; diejenigen aber, welche das Opfer nicht aufrichtigen Herzens darbrachtcn oder die versprochene Spende zurückhieltcn, wurden von der Göttin mit grausamem Tode bestraft. 2. „Der Alte vom Ob", der Fischgott, bei dem heutigen Dorfe Samarowo am Zu sammenflüsse derselben Ströme. Er hatte ein häßliches Ge sicht, Hörner, eine Nase aus Eisenblech und Glasangen; auch trug er viele Kleider über einander, deren oberstes ein rother Tuchkaftan war. Rings nm ihn her lagen Pfeile, ein Köcher, eine Lanze und ein Harnisch. Nach den Volkssagen stürzte sich dieser Gott in den Abgrund der Gewässer und kämpfte dort mit den Wcllengötlern. Sein Fest wurde mit Frühlings anfang gefeiert, und brachten die Ostjaken ihm nach dem ersten Fischfänge ein Opfer dar, indem sie sein Gesicht mit dem Fette des besten Fisches bestrichen, wie sie auch nach erfolg reicher Jagd der Göttin der Jagd opferten. 3. „Das kupferne Ei", der Gott der Vögel, in den Jurten bei Bjelgorod. Der Sitz dieses Götzen hatte die Form eines Nestes, nnd glanb- ten die Ostjaken, daß derselbe den Fing der Vögel nach ihren Jagdgründen leite. 4. „Der Hauptgott der Ostjaken und Wogulen", welcher sich in demselben Tempel wie der vorhergehende befand. Als sie im Jahre 1712 die Taufe erhielten, wurde dieses Götzenbild in den Wäldern am Musse Konda versteckt. Nähere Angaben über dasselbe fehlen. 5. „Ortik", dessen Tempel in Scharkan stand. Sein Gesicht war von Silber, der beinlose Körper bestand aus einem mit Fellen gefüllten Sacke und die Arme waren aus Tuch. 6. „Masterko", in der Nähe des jetzigen Dorfes Troitskoja. Am Ehrenplätze in seinem Tempel war ein oben fest geschlos sener Sack, welcher mit anderen Säcken gefüllt war und in dessen Mitte eine silberne Platte befestigt war. Masterko war Ortik's Bundesgenosse und Verkünder des Willens der Göt ter, zugleich auch Gott der Gesundheit. Kranke brachten ihm Säcke mit Geld oder sonstigen Werthsachen als Opfer dar. 7. „Eliane" war der Merkur der Ostjaken, der Diener und Bote der Götter. Sein Götzenbild bestand aus Holz und war mit Tuch bekleidet; auf dem Kopfe trug er eine Mütze aus Hunde fell. 8. „Meiko", der letzte, war der Gott der Bösen; sein hölzernes Abbild war in Biberfelle gekleidet, und die Ver irrten beteten zu ihm, daß er sie wieder auf den richtigen Weg führe. — Professor Ahlgnist's ethnographisch - lin guistische Expedition zu den Ostjaken und Wogu len. Während wir in den letzten Jahren ein reges Streben zur Durchforschung des sibirischen Nordens rücksichtlich seiner Naturverhältnifse und Naturerzeugnisse erlebt haben, lag die