Volltext Seite (XML)
CH. Ari arte's Wanderungen in Dalmatien. 213 welcher den vor den türkischen Bedrückungen entflohenen morlakkischcn Uskoken Ausnahme gewährte und mit deren Hülfe die Türken so lange durch Streifzüge und Ucberfälle belästigte, bis diese nach mehr als zwölfmonatlicher Belage rung 1538 die Feste einnahmeu. Erst 110 Jahre später gelang es den Venetianern unter Foscolo, sich wieder in ihren Besitz zu setzen und denselben dauernd zu behaupten. Seit dem 28. October 1813, wo der dortige französische Commandant die Waffen streckte, gehört Elissa zu Oestcr- reich, welches den jetzt unwichtigen Platz zuletzt ganz ver nachlässigte und erst im Frühjahr 1875 anläßlich des bos nischen Aufstandes von Neuem mit einer Besatzung belegte. Hinter Elissa beginnt wieder in gewohnter Einförmigkeit und Oede die Steinwüste, wie wir sie zwischen Zara und Knin nnd zwischen Knin und Sebenico kennen gelernt. Nur wo sich die wenigen ärmlichen Dörfer zeigen, trifft man auch auf einige Quadratmeter fruchtbaren Landes, wo Weinstöcke, Sorghum und Weizen gedeihen. Doch mag in Felsschluch ten und Senkungen, welche dem auf der Landstraße Reisen den verborgen bleiben, noch mehr Getreide und Gemüse wach sen, da das Wenige in unmittelbarer Nähe der Dörfer zum Unterhalte der Bewohner unmöglich ausreichen würde. Nachdem die Straße mehrere von schroffen Wänden eingefaßte Thäler durchschnitten, zeigt sich unten, wenn auch noch nicht Sinj, das hinter einem Bergvorsprunge zur Lin ken versteckt ist, doch die weite sumpfige Ebene von Sinj (Ravnica Sinj), die größeste in ganz Dalmatien. Dichtes Grün bedeckt den Boden des weiten, im Hintergründe von Bergfeste Elissa sKlis) oberhalb Salona. (Nach einer Photographie.) hohen Bergen begrenzten und von der Cctina durchflossenen Kessels, der so scharf von der umliegenden Steinwüste sich unterscheidet. Freilich nicht nur zu seinem Bortheile: denn die nächstgelegcnen Dörfer sollen arg vom Fieber heimgesucht werden, und erst näher der Stadt wird der Boden fester und ist reich an Weide und Ackerland. Zum ersten Male sieht man in diesem Lande der Felsen und der Meevcsgewässer Scheuern, Meiereien, Mühlen und andere Anzeichen eines geregelten, größern Ackerbaues. Sinj selbst, am Fuße eines zerstörten Venetianischen Felsenschlosses gelegen, ist nicht son derlich malerisch. Die von Pappeln beschatteten weitläufig gebauten Häuser gleichen den modernen Bauten an der Küste, so daß man ohne die Kirchen und Klöster keine Spur vene- tianischcn Einflusses entdecken würde. Die türkische Grenze ist nur sechs Stunden entfernt; neben dem Ackerbau ist es der Handel mit Bosnien, welcher die 1780 Bewohner von Sinj nährt. Zahlreiche Karawanen durchziehen die Stadt fortwährend und schaffen Holz, Kaffee und allerlei Kauf- mannswaaren von der Küste in das Innere. Die aus schließlich katholischen Kirchen der Stadt rühren aus dem siebenzehnten und achtzehnten Jahrhundert her und sind sehr geräumig und prächtig ausgcschmückt; wie in ganz Bosnien, der Hertzcgowina, Bulgarien und sonst auf der Balkanhalb insel sind es auch hier Franciscanermönchc, welche den Gottes dienst leiten. Ebenso war cs ein Mönch desselben Ordens, welcher im Jahre 1715 den Muth der venetianischeu Ver- theidiger von Sinj entflammte und sie zum Standhalten antrieb, bis unter den belagernden Türken die Pest ausbrach