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210 CH. Uriarte'» Wanderungen in Dalmatien. lonac, als im Jahr 117 v. Chr. die ältere Hauptstadt Del- minium im Innern des Landes durch die Römer zerstört worden war. Seit 39 v. Chr. war es römische Colo nie, dann Sitz des Gerichtes für einen der drei Sprengel (oou- vonkus), in welche Dalmatien zerfiel. Die ersten Kaiser und namentlich Diocletian schmückten dieses Hauptbollwerk römischer Macht an jenen Küsten mit manchen Bauwerken. Mit dem Jahre 481, wo Odoaker die Stadt eroberte, be ginnt der Verfall, wenn sie auch noch im folgenden Jahr hundert wichtig genug war, daß 544 Bclisar, 552 Narses von dort ihre Kriegszllge antraten, um Italien den Gothen wieder zu entreißen. 639 traf sie durch die Avaren der tödtliche Streich, der sie endgültig aus der Geschichte strich. Im nahen Palaste des Diocletian fanden die Einwohner, als sich der Sturm verzogen hatte, Schutz und Unterkunft. Die ersten Ausgrabungen auf dem Boden der alten Stadt wurden unter Leitung eines Dr. Lanza in den Jah ren 1821 bis 1828 angestellt und in den Jahren 1846 bis 1850 unter Dr. Carrara (seit 1842 Director des Mu seums in Spalalo) wieder ausgenommen. Diese Arbeiten kosteten eine Summe von 10,000 Gulden und hatten die Aufdeckung eines großen Theiles der Mauern, eines Amphi theaters und Theaters, einer Wasserleitung und eines Bades, das in eine christliche Kirche verwandelt worden.war, zur Folge. Auch lieferten sie eine Anzahl von Sarkophagen, Büsten, Grab- und anderen Inschriften, bleierner Wasfer- leitungsröhrcn, Urnen, Metallspiegeln, Geräthen, Münzen, Edelsteinen u. s. w., welche in Spalato zu einem Alterthümer museum vereinigt wurden, aber nichts besonders Werthvolles, wenn auch immerhin Interessantes, unter sich aufzuweisen haben. Fortdauernd lieferte aber der Boden des alten Sa- lonae neue Funde von Münzen, Karneolen und Inschriften, so daß im Jahre 1874, als Uriarte die Stelle besuchte, neue Ausgrabungen unter Leitung des Prof. Glavinich, Directors des Spalatiner Museums, vorgenommcn wurden, zu welchen das österreichische Parlament die Mittel bewilligt hatte. Etwa vierzig Arbeiter waren mit Erdarbeiten be schäftigt, und die Frauen des Dorfes Salona trugen emsig Vragnizza (Vrajnica) im Canale dei Castelli, von Süden gesehen. (Nach einer Photographie.) Körbe voll Schutt auf ihren Köpfen zur Seite. Die Ar beiten, welche erst siebeuzehn Tage dauerten, waren schon erfolgreich gewesen; denn man war in einer Tiefe von 7 bis 8 Meter unter der angebauten Erdoberfläche auf einen klei nen Tempel und einen mit zahlreichen allerdings sehr ein fachen Sarkophagen besetzten Friedhof gestoßen. Letztere trugen fast alle als Zeichen, daß ihre Besitzer Christen ge wesen, das griechische Kreuz und gehörten dem vierten, fünf ten Jahrhundert an, waren aber insgesammt schon in alten Zeiten gewaltsam erbrochen und ihres Inhalts beraubt wor den. Nur ein einziger, der Aufschrift zufolge aus dem Jahre 437 stammend, enthielt noch das Skelet und einige zer brochene Thongefäße. Ob die Arbeiten später noch werth- vollere Funde lieferten, ist uns leider nicht bekannt. Am lebhaftesten geht es in dem lieblichen Giadro-Thale mit seinen frischgrünen Wiesen und schlanken Pappeln in der ersten Hälfte des September zu, wann die im ganzen Lande berühmte Messe von Salona abgehalten wird, deren Haupttag auf Mariä Geburt (8. September, Liaäonnu xioooln) fällt. Nicht nur die Bewohner Spalatos strömen alsdann dorthin, um ihrem einförmigen Leben eine erwünschte Unterbrechung zu verleihen, sondern der Fremde begegnet dort Trachten aus ganz Süddalmatien, aus dem ganzen Strich Landes von Sebenico im Norden an und von der Küste der Adria bis an die türkische Grenze und darüber hinaus. Da ist eine so unglaubliche Mannigfaltigkeit und ein Reichthum von Gewändern, daß der Künstler, welcher das Glück hat, zu jener Jahreszeit in Salona zu sein, den tiefsten Eindruck davon mit sich nimmt. In Menge sieht man tür kische Unterthanen aus der Hertzegowina, welche noch keine Tagereise entfernt liegt; vor Allem aber sind es die dalma tinischen Trachten und darunter wieder die der Frauen, welche dem Durcheinander so viel Anziehungskraft verleihen: so viel Dörfer, so viel verschiedene Nuancen, Farben, Schnitte. Am meisten zeichnen sich die Frauen aus den Castelli aus. So heißen sieben Dörfer an der Nordseitc des Canale der Castelli zwischen Spalato und Trau, welche (von ersterm Orte aus gerechnet) folgende Namen führen: Suschuraz (Susurac), Abbadessa, Cambio, Vitturi, Castell Vecchio und Nuovo und Staffileo; letztere drei, zum Districte von Tran gehörig, liegen so nahe bei einander, daß sie eine einzige Häuserreihe bilden. Das älteste derselben (C. Vecchio) wurde