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völkerungen von mehreren Hunderten als Besitzer von eigenen Berkaufsläden, Bäckereien, Theehäusern u. s. w. oder als Agenten für Geschäfte ihrer Landsleute in der Hauptstadt finden. Auf dem Lande selbst trifft man dann noch auf allen Inseln einzelne Chinesen an, welche als umherziehende Hausner ihre Waaren gegen die Landesproducte der Ein geborenen eintauschen. Der Einfluß, den die chinesische Einwanderung auf die Kanakas ausllbt, muß unbedingt als sehr verderblich bezeichnet werden und bildet ohne Zweifel eine der vielen Ursachen, welche das schnelle Aussterben dieses Volkes be wirken. Vor Allem ist ihnen die Einführung der schreck lichen Krankheit des unheilbaren Aussatzes (deshalb auf Ha waiisch „mai xalrs", d. h. chinesische Krankheit, genannt) zuzuschreiben, welcher bereits Tausende der Eingeborenen zum Opfer gefallen, während heute noch gegen 800 derselben (darunter etwa ein Dutzend Chinesen) in der Verbannung auf der Insel Molokai der Erlösung von ihren Leiden durch den Tod entgegensetzen *). Auch die verderbliche Sitte des Opinmrauchens haben die Eingeborenen nur zu rasch von den Einwanderern an genommen, doch verhindert zum Glück der hohe Preis des schwer besteuerten Reizmittels eine allgemeine Verbreitung seines Gebrauchs. Der Opiumhandel ist Monopol der Re gierung und wird alljährlich für eine sehr hohe Pacht, ge wöhnlich au eines der beiden großen chinesischen Handels häuser, versteigert; daß darum die ankommenden Chinesen, wie auch in San Francisco, auf die verschiedenartigsten Wei sen eine Einschmuggelung versuchen, ist selbstverständlich. — Aber auch sonst haben die Einwanderer, besonders in mo ralischer Beziehung, höchst schädlich auf die Hawaiier cin- gewirkt, wie dieses bei einem an und für sich schon wenig sittenstrengen Volke nicht anders zu erwarten ist, um so mehr aber als bei einer eingeborenen Bevölkerung von 49,000 die Zahl der Männer um 3200 Köpfe diejenige der Frauen übersteigt, während das Verhältniß der Geschlechter unter den eingewanderten Chinesen schon vor fünf Jahren, wie wir gesehen haben, gleich 1 zu 17 war und jedenfalls heu tigen Tages sich noch viel ungleicher gestaltet hat. Wie schon erwähnt, verhcirathet sich der chinesische Ein wanderer gewöhnlich bald nach seiner Ankunft mit einer Eingeborenen, die ihn des arbeitslosen, bequemen Lebens wegen, das er ihr verschafft, gern nimmt. Die Mischlinge dieser Verbindung, »haxa-pukos", d. h. Halbchinesen, ge nannt, zeigen die väterliche Abstammung durch hellere, gelb liche Farbe, hohe Backenknochen und geschlitzte Augen, so daß sie sich im Ganzen mehr der chinesischen als der mütterlichen st Vergl. hierüber: „Der Aussatz auf den Saudwichinseln", „Globus" XXVIIl, S. 141. Race zu nähern scheinen. Nach den Geschlechtern dagegen verändert sich die spätere Lebensweise, denn indem die Mäd chen ausnahmslos diejenige der Mutter annehmen, wird der Knabe soweit als möglich vom Vater als wirklicher Chinese erzogen und geht auch mit glattrasirtem Kopf und langem Zopfe als solcher umher, dabei aber doch an der Mutter sprache festhaltend, bis, wie es gewöhnlich vorkommt, der heim kehrende Vater ihn nach China mitnimmt, während Frau und Töchter regelmäßig zurückgelassen werden. Denn obgleich ein hawaiisches Gesetz dem Manne einer Eingeborenen das Verlassen des Landes ohne Hinterlassung einer genügenden Bürgschaft zum Unterhalt der Frau verbietet, so umgingen doch früher die Chinesen dasselbe durch Vorschützung einer frühern Heirath in China, wodurch nach christlicher An schauung die neue auf Hawaii ungültig wurde, bis neue Gesetze ihnen jetzt auch diese Ausflucht genommen haben. (Pplitisch spielen die Chinesen auf Hawaii gar keine Rolle; sie haben weder je ein öffentliches Amt bekleidet noch besitzen sie irgend welchen politischen Einfluß.) Was dieZukunft der chinesischen Einwanderung auf Hawaii betrifft, so dürfte letztere in nächster Zeit noch bedeutend zunehmen, denn durch das Hinschwinden der Ein geborenen und den dadurch verursachten Arbeitermangel be wogen, welcher auf den Plantagen allein sich auf 1200 Mann beläuft, hat das hawaiische Parlament im vergan genen Jahre die Summe von 60,000 Doll, zur Unter stützung einer Einwanderung bewilligt, welche die Regierung augenscheinlich aus China beziehen will, da den letzten Nach richten der mir vorliegenden „Honolulu Gazette" zur Folge der Chinese Asiu als Bevollmächtigter zu diesem Zwecke dort hin abgesandt worden ist. Nachschrift. Am 16. December vergangenen Jahres langte das Segelschiff „Anglo-Saxon" von Hongkong nach fünfzigtägiger Fahrt in Honolulu an; dasselbe hatte den hawaiischen Agenten Asiu mit 272 chinesischen Feldarbeitern (darunter nur 13 Frauen) an Bord. Die hawaiische Re gierung bezahlt dem Agenten für dieselben eine Subsidie von 25 Doll, für jeden Mann und 30 für jede Frau. Interessant ist der Umstand, daß sich unter diesen Einwan derern auch 28 von den Missionen in Kanton und Hongkong bekehrte christliche Chinesen befanden, darunter auch 5 Wei ber. Hiermit hat aber die von der hawaiischen Regierung subsidirte Einwanderung aus China ein Ende genommen, da das neue Ministerium (seit December ist Herr Carter, ein auf Hawaii geborener Sohn amerikanischer Eltern, Premier) derselben entschieden feindselig ist, dagegen ein Wiederaufleben des hawaiischen Volkes durch eine mehr stammverwandte Einwanderung von anderen Polynesiern, Malayen oder Indiern befürwortet (nach dem „Advcrtiser", Honolulu, 23. December 1876). Aus allen Der DariemCanal. Am 29. November vorigen Jahres landeten in Colon (Aspinwall) die Mitglieder einer Commifsion, welche im Auf trage der „Internationalen Gesellschaft des interoceanischen Darien-Canals" die beste Route für denselben ausfindig machen soll (vergl. „Globus" XXX, S. 2S8). Leiter dersel ben ist der französische Seeoffizier Lucien Napoleon Bona parte Wyse, welcher schon 1864 bis 1865 in Westindien stationirt war, 1867 bis 1868 die Magelhaens-Straße auf- E r d t h e i l e n. nahm und auf dem Isthmus von Panama eine Landreisc ausführte und 1874 astronomische Bestimmungen in der al gerischen Sahara machte. Leiter der technischen Operationen ist V. Celler, ein französischer Ingenieur: Geologe W. A. Brooks, ein Engländer. Die astronomischen und hydrogra phischen Arbeiten hat Schiffslieutenant A. Reclus, der Bru der des berühmten französischen Geographen, unter sich; Berlan Gerster, ein Oesterreicher, wird die Aufnahmen aus führen, Genty die Bohrungen (bis 60 Uards Tiefe). V. Bar- biez aus Savoyen, früher bei Hafen- und Eisenbahnbauten