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192 Aus allen Erdtheilen. Russen unterließen nicht, der im November 1875 abgehenden Getreidekarawane in der Person des Hauptmanns im General stabe Pewtsow einen Begleiter mitzugeben, welcher das Unternehmen durch seine Arbeiten zu einem für die Wissen schaft fruchtbaren gemacht hat. Auch für politische Zwecke Rußlands mögen seine Erfahrungen wie die der anderen Offiziere, welche in stets wachsender Menge China und die Mongolei in neuester Zeit durchreisen, von Werth sein. Pewtsow hat auf dem Wege vom Zaisan-Posten über Bu- luntochoi nach Gutschen (in der chinesischen Provinz Thian- schan-pe-lu zwischen Urumtsi und Barkul) sieben Punkte astronomisch festgelegt, an drei Orten magnetische Beobach tungen gemacht und fünfzehn Höhen sowie die Schneelinie im Thian-schon bestimmt. Außer seiner Marschroute von 845 Werst Länge und Plänen von Buluntochoi und Gutschen nebst Umgebung hat er ein Herbarium von circa 1000 Pflan zen, 123 Vogelbälge und 34 Säugethiere mit heimgebracht und diese Sammlungen der Russischen Geographischen Ge sellschaft geschenkt. — Major Majew, der Leiter der russischen Expedition nach Hissar (s. „Globus" XXXI, Nro. 1 und 2), beabsichtigt, sich zu Wasser nach einem der chinesischen Häfen und von da nach den Theepflanzungen im centralen China zu begeben und dann auf dem geraden Wege längs des Südrandes der Wüste Gobi durch chinesisches und kaschgarisches Gebiet Taschkent» zu erreichen. Er hat sich an die Russische Geo graphische Gesellschaft gewandt, um von ihr die nöthigen Anweisungen zu erhalten und etwaige Wünsche zu erfahren. Dieselbe will den Kriegsminister um seine Erlaubniß und Beihülfe angehen (Isvsst. 1876, Heft 5, Theil 1, S. 157 und 190). — Die indische Regierung beabsichtigt, mit Einwilligung der chinesischen Behörden eine Ueberland-Expedition von Pe king nach Lhassa zu senden, welche die Hauptaufgabe hat, Handelsverbindungen zwischen Indien und Tibet anzuknüpfen. — Am 13. Januar 1877 hat sich die Sumatra-Ex pedition der Holländischen Geographischen Gesell schaft in Nieuwediep eingeschifft. Dieselbe wird einen großen Theil ihrer Zeit auf die Erforschung der noch unbesuchten Landschaft Korintji am Oberlaufe des Djambi-Flusses ver wenden, welche nach Angabe der Eingeborenen an nutzbaren Hölzern und Mineralien sehr reich sein soll. Bestätigt sich dies, so beabsichtigt man das Gebiet zu colonisiren. Die holländische Regierung beweist dem Unternehmen ein lebhaf tes Interesse und hat der Expedition einen für eine zwei jährige Fahrt vollständig ausgerüsteten Dampfer zur Ver fügung gestellt. Auch eine franzö fische Gesellschaft, die der „volous sxxloratsurs", welche Colonisation und Erforschungsreisen verbinden will und von Mr. Brau de Saint-Pol Lias gestiftet worden ist ss. „Globus" XXX, S. 111), hat sich Sumatra als Operationsfeld erwählt. Eine erste Abtheilung, deren jede sowohl praktische (Arzt, Kaufmann, Landwirth, Ingenieur) als wissenschaftliche Mitglieder umfassen soll, hat sich an der Ostküste in Deli, wo ihr vom dortigen Sultan Land angewiesen worden ist, niedergelassen. Der Anfang ist keiner der besten: einheimische Räuberbanden, welche einen grimmigen Haß auf europäische Colonisten geworfen zu ha ben scheinen, haben mehrere benachbarte Pflanzungen über fallen, geplündert, verbrannt und die Bewohner mit ihren axtförmigen Schwerten gräßlich zugerichtet. Es ist nur ein schwacher Trost, diese Blutthaten lediglich als Ansflüsse per sönlicher Rache hinzustellen. — Achille Raffray, ein französischer Reisender und Entomologe, welcher 1873 bis 1875 Abessinien und Ostafrika bereiste und seine Erlebnisse in einem 1876 in Paris erschie nenen Buche beschrieb, befindet sich jetzt auf dem Wege nach Neu-Guinea und hat unlängst das Innere von Java durchwandert. Von dort will er Celebes besuchen, auf Am- boina die malayischen Diener Beccari's in seinen Sold neh men und dann nach Neu-Guinea fahren, um dort zoologischen und geographischen Forschungen nachzugehen. — Ein deutscher Attachs im japanischen Ministerium des Innern, Herr Knipping, hat (nach IVblxxloration, Xou- vsllss, Bogen 1, S. 11) nach zweijähriger Arbeit eine Karte von Japan im Maßstabe vou 1:1,110,000 vollendet. Die Küsten sind nach den allerdings noch sehr unvollkommenen englischen Admiralitätsaufnahmen niedergelegt, und das Innere ist eine Combination der besten und genauesten einheimischen Karten, deren nicht weniger als 110 zu Rathe gezogen wor den sind. Die alte historisch und geographisch begründete Eintheilung des Landes nach Clans (Kori) ist bekanntlich neuerdings einer administrativen in Fu und Ken gewichen, und letztere allein ist angegeben. Höhen, denen Herr Knip ping selbst großes Studium und viel Beobachtung gewidmet hat, sind in Meter eingetragen. Hoffentlich übernimmt die japanische Regierung die Veröffentlichung dieser Arbeit, welche übrigens in ähnlichen gleichfalls noch unpublicirten Karten des Mr. Brunton und des Prof, von Richthofen (s. „Glo bus" XXXI, Nro. 3, S. 42) Vorläufer oder Concurrenten besitzt. — Reallehrer K. Merk, der Entdecker der Thayinger Thierzeichnungen (s. vorigen Band S. 191), veröffentlicht im Archiv für Anthropologie (IX, Heft 4, S. 269) eine Erwi derung an Dr. Lindenschmit, woraus hervorgeht, daß ein ge wisser Stamm aus Thayingen mit Hülfe eines Schülers aus Schaffhausen die bekannte Fälschung der Bären- und Fuchszeichnung ausgeführt hat. Die Echtheit der Renthier- und Pferdedarstellungen (vergl. „Globus" XXIX, S. 182 und 183) wird dagegen aufrecht erhalten. — Eduard Mohr's Tod, den wir noch auf S. 159 bezweifelten, hat sich nur allzu rasch bestätigt. Der Reisende war nach den Zeitungen von Loanda am 16. November 1876 in Malange eingetroffen und hatte bei Custodia Joss de Sousa Machada, dem Wirthe des Lieutenant Lux und Dr. Pogge, Obdach gefunden; mit dessen Bruder Saturnino, wohl der selben Persönlichkeit, welcher Dr. Pogge die Erreichung der Residenz des Matiamwo zu verdanken hat, gedachte er in das Innere einzudringen. Allein die Schwermuth, welche ihn schon in den letzten Jahren in Europa mitunter überfiel, überkam ihn von Neuem; zwei Diener bestahlen ihn oben drein, was seine Erregtheit nur noch vermehrte. Der Un glückliche nahm Morphium, vielleicht in zu starken Dofen; es folgte ein Zustand völliger Betäubung und am 26. De- cember machte der Tod seinen Leiden ein Ende. Die Deutsche Afrikanische Gesellschaft hat in ihm ihren letzten Reisenden, der sich Centralafrika zum Forschungsgebiete gewählt, verlo ren. Doch ist Aussicht vorhanden, wie Prof. A. Bastian am 3. März in der Berliner Gesellschaft für Erdkunde mit- theilte, daß kein Geringerer, alsDr.Gustav Nachtigal das Werk des verstorbenen Mohr aufnehmen wird. Druckfehler. InNro. 9, S. 136, Sp. I, Z. 29 v. o. muß es statt „von Türkis (arabischer Race) bewohnt" heißen: „von Türkis (arischer Race) bewohnt". — Gerade dieses Auffinden von Ariern mit turanischer Sprache, die man bis dahin, ungesehen, für Turanier oder Mongolen auch der Race nach gehalten hatte, war ein unerwartetes und inter essantes Ergebniß der Schlagintweit'schen Reisen. Red. In Nr. I, S. 3, Sp. 2, Z. 2 v. u. lies statt 527 Fuß —275. Inhalt: Peking und Umgebung IV. (Mit zwei Abbildungen.) — Paul Ibis: Auf Formosa. III. (Mit vier Ab bildungen.) — Nekrolog II. (Schlnß). — Uebersicht der 1875 im asiatischen Rußland ausgeführten geodätischen und topo graphischen Arbeiten. — Aus allen Erdtheilen: Geographische Nachrichten aus Asien. — Vermischtes. — (Schluß der Redaction 4. März 1877.) Rcdaeteur: Dr. R. Kiepert in Berlin, S. W. Lindenstraße 13, III Tr. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sobn in Braunschweig.