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144 Aus allen Erdtheilen. wickelt; Backen- und Schnurrbart sind so stark, daß dieselben sich mehrere Mal in der Woche rasiren müssen. Der Schnurr bart zeigt sich schon mit 12 oder 14 Jahren. Die Leute sind plump, mittelgroß, und haben unter sich viel Kropfige, Vcr- verwachsenc und Cretins. Sie sind wenig intelligent, dem Fortschritte abhold, von abstoßender Unsauberkeit. Wie die Eskimos lassen sie in ihren Wohnungen sich alle möglichen organischen Abfälle anhäufcn; sie machen sich nichts aus Un geziefer und man sieht sogar, daß Männer wie Frauen, wenn kein Wasser da ist, in die Hände uriniren, um sich zu waschen. Was Bäder sind, wissen sie nicht; der Schmutz setzt sich auf Armen und Beinen bei ihnen in dicken Krusten an. Diese seit langer Zeit degradirenden Einflüssen unter worfene Bevölkerung verschwindet übrigens im arischen Typus durch Vermischung mit diesem. Im Mittelalter war sie noch zahlreich; in hundert Jahren werden wohl nur noch geringe Spuren von ihr da sein. In den Gebirgsschluchten und den hochgelegenen Weilern ist sie noch am zahlreichsten; Spuren derselben finden sich in ganz Frankreich. So weit Dr. Roujou. Wir lassen dahingestellt, ob es sich wirklich um Reste einer vorarischen Bevölkerung handelt. Die starke Behaarung der Weiber widerspricht jedenfalls dem txpo monMloiäo, von dem er redet. Es kann sich hier auch nm eine degradirte Bevölkerung handeln, wie sie ähnlich in anderen Gebirgsgegenden angetroffen wird. Die Cagots in Spanien, die Bewohner einiger Alpenthäler bieten verwandte Erscheinungen. Am auffallendsten ist aber der tiefe Civili- sationsstand dieser Bevölkerung inmitten eines europäischen Culturvolkes. * * a- 8. In Mexico erscheint seit 1. August unter der Redac tion von Otto Freiherrn von Brackel-Welda, einem frühern österreichischen Offizier, der mit Kaiser Maximilian nach Mexico ging, in spanischer Sprache dreimal die Woche die politische Zeitnng „El Correo Germanica", mit einer wöchentlichen belletristischen Beilage „Deutsches Sonntags blatt" in deutscher Sprache. Die früheren deutschen Wochen blätter „Vorwärts" und „Deutsche Wacht" haben in der Landespreffe einen Platz nicht behaupten können, weil sie zu selten erschienen; selbst den deutschen Colonisten boten sie zn wenige Neuigkeiten. Nach dem Prospcct über das neue Blatt kann ein deutsches Blatt nur in einem äußerst engen Kreise auf Leser rechnen; die geistige wie finanzielle Macht der deutschen Colonie erfordert aber, daß sie ihr moralisches Ge wicht nachdrücklicher geltend machen könne, als dies bis jetzt geschah. Es entstand das traurige Verhältniß, daß die große deutsche Nation mit ihren an Mitteln reichen Colonisten in Mexico unbeachtet blieb und „mit ihren wissenschaftlichen Forschungen, ihrem Denken und Wirken in den Schat ten treten mußte gegen die spanische Colonie, die über zwei große Zeitungen in der Landessprache gebietet; gegen die französische, die über ein viel gelesenes Tagesblatt verfügt, und selbst gegen die englisch-nordamerikanische Colonie, deren Wochenblatt der leichtern Sprache wegen den Mexicanern zugänglicher ist." Der mexicanischen Ausgabe ist eine inter essante Liste von deutschen Geschäftsfirmen, ein Directorio Aleman, vorgedruckt, den die Redaction sich bestreben wird jederzeit auf dem Laufenden zu erhalten; in seinen letzten Nummern verzeichnet der „Correo" an deutschen Geschäfts häusern unter Angabe ihrer Geschäftszweige und Hauswoh- nnng 43 in der Hauptstadt Mexico, 11 in Guanajuato, 6 in Guadalajara, je zwei in Veracruz und Zacatecas, 1 in Leon. — Neue geographische Gesellschaften sind in Belgien und Dänemark (22. December) gegründet worden. Ersterer prä- sidirt Mr. Liagre, letzterer der dänische Kronprinz. Beide beabsichtigen, geographische Zeitschriften herauszugeben, die dänische außerdem Vorlesungen zu veranstalten. Ferner wird die Stiftung neuer geographischer Gesellschaften aus Peru, Marseille und Antwerpen gemeldet, sowie die Umwandlung des Bremer Vereins für die deutsche Nordpolarfahrt in eine geographische Gesellschaft, deren man jetzt circa 40 auf der Erde zählt. — Die Einfuhr amerikanischen Fleisches nach Europa, von welcher in Bd. XXX, S. 63 und 192 die Rede war, macht Fortschritte. Nach Telegrammen aus Bahia iu Brasilien hat der „Frigorifique" von Rouen, welcher aus den La-Plata-Staaten Fleisch nach Frankreich bringen soll, den Atlantischen Ocean und den Aequator gekreuzt, ohne daß der Methyläther-Kühlapparat die auf ihn gesetzten Hoff nungen getäuscht hätte. Aus Frankreich mitgenommenes Fleisch erwies sich in Bahia noch als vollkommen gut. — Canada exportirt ferner seit Kurzem mit bestem Erfolge lebende Schafe nach England. Im November und Decem ber 1876 sind davon schon 2250 Stück im Muttcrlande aus geschifft worden. — Die Verbreitung der Wölfe nimmt in den dichter bevölkerten Regionen des russischen Reiches all- mälig ab. Im russischen Polen, wo für jeden erschossenen Wolf früher eine Prämie von den Stadtbehörden gezahlt wurde, ist das gefürchtete Raubthier schon zur Seltenheit geworden. Anders ist es noch in den schwachbevölkerten nördlichen Gouvernements des Zarenreiches. Das Amts blatt von Wjatka enthielt kürzlich eine statistische Zusammen stellung, nach welcher in dem Gouvernement Wjatka in den Jahren 1874 und 1875 von Wölfen zerrissen worden sind: 2935 Pferde, 7187 Kühe, 6937 Füllen, 12,142 Kälber, 64,637 Schafe, 9483 Schweine, 6260 Gänse, 2621 Enten und 3602 Hoshunde. Der Schaden, der auf solche Weise angerichtet worden, wird von dem officiellen Blatt, offenbar ziemlich mäßig, aus 364,000 Rubel angeschlagen. Das Schlimmste ist, daß auch 17 Menschenleben den Bestien zum Opfer fielen. — Diese Zahlen geben einen Begriff von der ent setzlichen Gefährdung, der Leben und Eigenthum in weiten Bezirken Rußlands durch das in Deutschland glücklich aus gerottete Raubthier noch unterliegen. — Im Auftrage des „Smithsonian Institution" bereist Frederick A. Ober gegenwärtig die westindischen Inseln, mit Martinique anfangend, um Vertebraten zu sammeln und gleichzeitig Landschaften und Bewohner photographisch auf zunehmen. Man erwartet von diesem Unternehmen, welches mehrere Jahre dauern wird, die Lösung mancher interessanter Probleme der physikalischen und zoologischen Geographie. — In Chile sind jetzt folgende Eisenbahnen in Betrieb: Valparaiso-Santiago (115 engl. Meilen), Santiago-Enrico (116 M.), Curico-Chillan (135 M.), Chillan-Talcahuano (118 M.), um Copiachä 121 M., um Coquimbo herum 118 M.; um Carripal 62, San Fernando-Palmilla (25 M.), Llaillai-Andes (28 M.), zusammen 838 Meilen, wozu noch Pferdebahnen in Valparaiso und Santiago und Bergwerks bahnen (zusammen circa 200 engl. Meilen) kommen. In Bau befinden sich die Arauoania- und die Angeles-Linie, zusammen 0 60 engl. Meilen. Inhalt: Peking und Umgebung ll. (Mit vier Abbildungen). — Hermann v. Schlagintweit-Sakünlünski: Topographische Skizze der Vegetationsgebiete Hochasiens, nebst Bericht über Anlage des Herbariums. II. — Die englische Nordpolexpedition, der Smith-Snnd und die Nordpolarfrage. I. (Mit einer Karte.) — Aus allen Erdtheilcn: Lebende Borarier in Frankreich? — Vermischtes. — (Schluß der Rcdaction 11. Februar 1877.) Redacteur: Dr. R. Kiepert in Berlin, S. W. Lindenstraßc 13, III Tr. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. Hierzu drei Beilagen: 1. Prospekt, betr. Bibliothek für Wissenschaft und Literatur. Berlin, Verlag von Theobald Grieben. — 2. Ankündigung, betr. Geographisches Jahrbuch, herausgegeben von E. Behm. Gotha, bei Justus Perthes. — 3. Ankündigung, betr. Thierleben von A. E. Brehm. Bibliographisches Institut in Leipzig.