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Die englische Nordpolexpedition, der Smith-Sund und die Nordpolarfrage. 1) Himalaja-Kette: In der Breite von Bhutan bis Kashmir, von 271/2" bis 341/2° N. Südliche oder indische Seite . . 16,200 F. Nördliche oder tibetische Seite . . 18,600 F. Bedingt ist die große Höhe auf der Nordseite durch die ungleich geringere Menge des Niederschlags, der dort zum Schmelzen sich bietet. In Hazora, nordwestlich von Kash mir, tritt, mit Ausdehnung größern Schneefalls auch auf die Nordseite, die der Breite entsprechende Senkung der Schneelinie wieder ein. Schneegrenze in Hazora, Mittel . 15,600 F. 2) Karakorum-Kette. Breite von 28" nördl. im östlichen Tibet bis über 36" nördl. in (Ost-) Türkistan. Mittel beider Seiten ... . 19,000 F. Der Unterschied zwischen den beiden Seiten ist bei der vorherrschend nordwestlichen Richtung der Kammlinie und bei den im obcrn Ost-Turkistan, sowie im Tibet nur ge ringen Niederschlagsmengen nirgends bedeutend. Die Exposition aber an den einzelnen Lagen zeigte großen Einfluß. In Tibet, meist auch in Türkistan, ist Mittel für Nordexposition . . . 18,600 F. Mittel für Südexposition . . . 19,600 F. In einiger Entfernung vom Kamme gegen Norden macht sich in Türkistan Depression durch etwas vermehrten Schneefall bemerkbar. 3) KünlUn-Kette. Die Strecke zwischen 36" und 861/2" nördl., bei vor herrschend westöstlicher Richtung. Südseite, gegenüber der Karakorum-Kette 15,800 F?) Nordseite, gegen die Turkistan-Senkung gewendet 15,100 F. In diesem Theil des Künlün, wo von uns auch für das Herbarium gesammelt wurde, liegt die Schneegrenze im 1) Hier würde demnach selbst der Gipfel des Montblanc unserer Al pen zur Schneegrenze noch nicht ganz hinanreichen. (Die Höhe desselben ist bekanntlich nach dem allgemein von Delcros berechneten Mittel 15,784 engl. Fuß — 14,809 Par. F. — 4811 M.) 137 Mittel bei etwas wärmerer Temperatur als im Karakorum, ist aber noch immer für diese Breite ausnahmsweise hoch; an einzelnen durch Exposition begünstigten Stellen nnd, all gemein, weiter gegen Osten coincidirt die Schneegrenze sogar mit Höhenisothermcn kühler noch als jene an der Schnee grenze im Karakorum. Im Hindukush wird die Schneegrenze — gegen Westen rasch sich ändernd — bedeutend niederer, und läßt deutlich auf vermehrte Niederschlagsmenge schließen, ebenso wie der bis jetzt bekannte Begetationscharakter jener Gebiete. Wie die Zusammenstellung mit den entsprechenden Höhenisothermen mir ergab, ist nicht die Schneegrenze auf der Himalaja-Südseite für diese Breiten das Exceptionelle, sondern ihre bedeutende Höhe in den centralen Lagen, wo die Trockenheit eine ungewöhnlich große ist 1). Die hohe Lage der Schneegrenze ändert dort sogar die Formen der Landschaft sehr bedeutend; sie bedingt, daß auch die Ausdeh nung der mit Schnee und Firn bedeckten Flächen, welche die Schneeregion bilden, dort im Vergleich zn anderen Hoch gebirgen als eine — verhältnißmäßig — unerwartet kleine sich geboten hat. — Die Alpen. Für die Alpen hatte ich mit meinem Bruder Adolph bei unseren Untersuchungen vor unserer indischen Reise die fol genden Höhen erhalten2); die Werthe derselben gelten sowohl für die Centralalpen speciell als auch für das ganze Gebiet schneebedeckter Alpenflächen, im Mittel dann auf die ent sprechende Breite von 46V2" nördl. sich beziehend. (1 engl. Fnß 0,9383 Par. Fuß 0,3048 M.) Es ergab sich als mittlere Höhe der Schneegrenze für die Südseite der Alpen 9200 engl. F. — 8600 Par. F. — 2790 M.; für die Nordseite 8900 engl. F. — 8300 Par. F. — 2700 M.; für das ganze Gebiet 9000 engl. F. — 8400 Par. F. — 2730 M. 1) Erläutert in unseren „Uesnlts ob a 8eienti6o blission tv India and KiZb ^sia"; Vol. IV, x. 566 — 572. 2) „Physikalische Geographie der Alpen", Band I, 1850, S. 506; Band II, 1854, S. 596 bis 597 (dort für neun Gebiete ge trennt gegeben). Die englische Nordpolexpedition, der Smith-Sund nnd die Nordpolarfrage. 1. X. Durch das schnelle Erscheinen von Capitän Na res' officiellem Bericht Uber den Verlauf der von ihm ge leiteten Expedition sowie durch seinen und seiner Begleiter, Markham und Step Henson, Vorträge in der Londoner geographischen Gesellschaft sind wir in den Stand gesetzt, in Folgendem unsern vorläufigen Bericht („Globus" XXX, Nro. 21, S. 333) mit interessanten Einzelheiten zu berei chern und zugleich mit Rücksicht auf den gegenwärtigen Stand der Nordpolarfrage unsere am Schlüsse ausgesprochene Befürwortung der Vorschläge der deutschen Reichscommission näher zu begründen. In jeder Beziehung vortrefflich waren die beiden Schraubendampfer „Alert" und „Discovery" für ihre Zwecke ausgerüstet, und ihre im Ganzen 121 Mann starke Besatzung, ausgesuchte Leute aus der englischen Ma rine, blickten mit Vertrauen auf ihre Führer, als sie am 22. Juli 1875 Upernivik, die letzte dänische Niederlassung auf der westgrönländischen Küste, verließen, und nun der schwierige Theil der Fahrt begann. Sofort begannen auch Globus XXXI. Nr. 9. die Gefahren. Bekanntlich ist die Westküste Grönlands in säculärer Senkung begriffen, und da sic in jener Gegend stark zerklüftet ist, so entstehen zahllose Inselchen inmitten enger Canäle, die durch viele gesunkene nur eben vom Was ser bedeckte Riffe überaus gefahrvoll werden. Zuverlässige Karten, welche die Fahrt erleichtern würden, giebt es leider noch nicht, und so hatte die „Discovery" trotz eines mitge nommenen Eskimo-Lotsen das Unglück, bei nebligem Wetter in einem der Canäle auf den Grund zu gerathen; glücklicher weise ohne ernstlichen Schaden zu nehmen. Mit der näch sten Fluth wurde sie wieder flott und beide Schiffe konnten ihre Fahrt nach der Insel Kangitok, der nördlichsten die ses Labyrinthes, fortsetzen. Von hier führt der gewöhnliche Cours der Nordfahrer an der Küste der Melville - Bay im Bogen nach Cap York weiter; Nares steuerte jedoch mitten durch das gefürchtete Treibeis der Bassins-Bay direct auf jenes zu. Das klare windstille Wetter und der Umstand, daß nur wenige zerstreute Eisberge in Sicht waren, ermn- thigten ihn, diesen gefährlichern aber Zeit sparenden Weg zu 18