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nach fünf Säulenweitcn. Weiße Marmorgeländer umgeben die große Terrasse, welche vor dem Audienzsaalc liegt. Hin auf führen fünf Treppen, jede in drei doppelten Absätzen, auf denen achtzehn Dreifüße, zwei große Schildkrötcnschalen und zwei Ibis, alles von Bronze und zum Verbrennen von Weihrauch bestimmt, sowie zwei Quadranten stehen, die auf bronzenen Drachen ruhen. Dort ist auch der Platz, wo die Militär- und Civilbeamten die Ceremonie des Kniebeugens verrichten, zu welchem Behufe eine Art bronzener Piedestale in Form von kleinen Hügeln reihenweise angebracht ist, auf welchem man den Rang des Betreffenden (es sind im Ganzen neun Rangstufen) eingegraben hat. Oestlich von dem kaiser lichen Pfade in der Mitte ist der Platz für die Civilbeamten, westlich davon für die Kriegsmandarinen, und jede solche Reihe hat Raum für zehn Personen. Dort empfing im achtzehnten Jahrhunderte Kaiser Kang-Hi die Gesandtschaften des Westens. Dort ließ auch in neuerer Zeit Kaiser Tao- kwang einen mohammedanischen Fürsten, welcher Dsungarien vom chinesischen Joche zu befreien versucht hatte, martervoll hinrichten. Milder und menschlicher hatte sich im achtzehn ten Jahrhundert Kaiser Kien-long bei der Eroberung dessel ben Landes benommen. Denn er wies der gefangenen Herrscherfamilie nebst ihrem zahlreichen Gefolge ein eigens erbautes Quartier westlich vom Palaste an und ließ ihr so gar auf die Bitte einer der mohammedanischen Prinzessinnen, die er zu seiner Favoritin erhoben hatte, eine sehr schöne Moschee errichten, welche noch heute vorhanden ist, aber schon längst nicht mehr benutzt wird. Auf einer Marmorsäule ist dort in chinesischen, tatarischen und türkischen (dschaga- taischen) Schriftzeichen ein von Kien-long verfaßtes Lob des Verkäufer von Süßigkeiten. (Nach einer Photographie.) Spielwaarenhäudler. (Nach einer Photographie.) Islam eingegrabcn, und auf den marmornen Thürbogen stehen Koranverse. Dieser sogenannten „Moschee der roth- mützigen Mohammedaner" gegenüber erhebt sich auf der Umfassungsmauer des Palastes ein reizender Kiosk, von wo jene Prinzessin den in der Moschee gesprochenen Gebeten anwohncn konnte. Weiter gegen Norden liegt der Palast der Mittlern Ein tracht, wo die genealogischen Tafeln der kaiserlichen Familie aufbewahrt werden, und wo der Kaiser mitunter die geschrie benen Opfergebetc, das Getreide und die Geräthe für die von ihm zu vollbringende Ceremonie des Pflügens inspicirt. Dann folgt der Palast der schützenden Eintracht, dann ein geräumiger Hof, aus welchem eine Treppe von 25 Marmor stufen auf eine Platform führt. Darauf stehen drei Ge bäude, deren mittelstes, ein viereckiger Pavillon, auf dem Dache eine vergoldete Kugel trägt. Darin steht auf einer sechs Fuß hohen Bühne der kaiserliche Thron. Die Bühne bedeckt ein tibetischer Teppich, der mit Silber besetzt ist und auf Goldgrund Muster in persischem Stile zeigt; rings um die Bühne herum läuft ein geschnitztes und vergoldetes Ge länder. Hinter dem Throne hängt eine gelbseidcne Tapete herab und zur Seite stehen Blumenvascn und Räucherbcckcn von ömuil oloisouuo. Ebendaselbst werden auch die um fangreichen Instrumente des „Orchesters der Thronterrasse" aufbewahrt, welches nur im Palais selbst spielt, während ein zweites Orchester, das „der Symphonien des Kaisers Schun", den Kaiser begleitet, wenn er den Palast verläßt. Letzteres spielt Stücke, welche unter Kaiser Schun 2227