Volltext Seite (XML)
Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeranons- PreiS 22j Sgr. Tdlr.s oienelsähriich, 3 Tbalcr für da« ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen her Preußischen Monarchie. für die Man vränumeelrt auf diese« Beiblatt der Mg.Pr. Llaate- Zsitung in Berlin in der Exvedirion sMohren - Crraßi Nr. 34); in der Prorinz so wie im Auslände bei der Wodllötl. Post-Aemtcrn. Literatur des Auslandes. 129. Berlin, Montag den 28. Oktober 1833. Morgenlandisches. Alt-Arabische Literatur. Antar. Die enlsernlcren Zeiten, in weichen die Geschichte der Arader vdn undurchdringlicher Finsterniß umdülll ist, sind von dem Zeitalter Les auslreiendcn Islam durch ein Jahrhundert getrennt, das zwischen Mythus und Geschichte gewissermaßen den Uebergang bildet, und in weichem die berühmten Dichter lebten, deren Werke, Moaltalal ge nannt, noch jetzt zu den schönen Ueberblcibsci» Ler Alt-Arabischen Li teratur gezählt werden. Antar oder Antara den Schcddad, der nicht lange vor Muhamed blühte, ist der Held jener UcbcrgangS-Epoche. Dichter und Krieger zugleich, hat er seine Thalen und sein Leben selbst besungen; mehrere seiner Werte haben sich noch erhalten, und in der großen Liedersammlung Knab el Agaui finden sich verschiedene Dichtungen AnlarS, von denen die bekannteste seine Moallakat ist. Aber auch Mehrere«, das der Verfasser des Romans Amar seinen Helden in den Mund legt, und das einen alterlhumlichcu Stil beur kundet, ist wahrscheinlich dem von Hadsji Kalfa ciurlcn Diwan An tara entnommen. Muhamed soll gesagt haben: der einzige Beduine, den er hatte kennen mögen, sev Antara. Der geschichtliche Roman Sira! Antar, (Antar'S Begebenhei ten) in Prosa mit Versen untermischt, ist im Morgcnlandc, insbeson dere in Syrien, so berühmt als die Tausend und eine Nacht, über trifft diese aber an Wichtigkeit, da er eine getreue Schilderung von den Sitten und der Lebensweise der Araber der Wüste liefert. Ho merische Darstellung von ihren Kriege» und den Thalen ihrer Helden, in einem angenehmen, abwechselnden, oft erhabenen Stile, mit einer krastigen kunstreichen Zeichnung der Charaktere, macht diese« Werk fast zu der Ilia« der Araber. Der Verfasser, einer Handschrift zu folge, Said Zussus den Ismail genannt, schöpfte großentheil« aus äl- lcren Autoren, die in der Einleitung genannt werden, als Abdulma lik ibn Jlam, Alkahin Alesaui u. A., vornehmlich aus de» Schriften de« El ASmai, eine« Zeitgenossen de« Kalifen Harun Alraschid; aber er wußte den Stoff so auszuschlniicken und m» eigenen Episo den dermaßen zu bereichern, daß die Dichtung unter seiner Feder eine ganz neue Schöpfung wurde. Das Wert besteht gegenwärtig aus mehr als 30 Oltavbänden; die schwächeren Partieen darin schei nen einer späteren Hand zu gehören. Die Zeil, in weicher dieser Roman versaßt worden, läßt sich nicht mehr mit Sicherheit angeben. Hadsji Kalfa, der gegen die Mitte des 17. Jahrhundert« in Kon stantinopel schrieb, erwähnt dessen in seinem Verzeichnisse nicht. Man darf hieraus nur so viel folgern, daß jener Roman keilt Werk des hohen Altcrthums scy, keincsweges aber, daß er zur Zeit des Türkischen Litcrators noch nicht vorhanden gewesen. Bei den Mü- selmännertt, wo wenig gelesen und nichts gedruckt wird, dringt ein Buch langsam von einem Lande nach einem anderen. Es mochte eines Jahrhundert« bedurft haben, bevor ein so bändereiche« Gedicht, da« in Irak oder Hedscba« seinen Ursprung hat, in der Europäischen Türkei Publizität erlangen konnle. Derselbe Hadsji Kalfa scheint selbst vvn der Tausend und einen Nacht keine oder doch nur eine mangelhafte Kemttttiß gehabt zu haben; denn es ist sehr zu bezweifeln, ob ec sic unter der dem Massudi entlehnten Benennung der tausend Nächte bezeichnet habe, und doch zählt diese Mährchcnsammlung schon ein Alter von 400 Jahren. Auch umer den Lebensbeschreibungen berühmter Männer de« Ebn Kallikan vermißt man den Verfasser der Abenteuer Antar «, denn seinem Freunde Abulwahazcn Jussusben Ismail au« Aleppo (gestorben im Jahre 4237) legt er nur einige Gedichte bei. Diese Frage ist also nur vermuthungsweise zu lösen. Mail Hal diese« Werk bald für eine Nachbildung, bald für bas Muster der mittelalterlichen Ritlerrvmane gehalten; 'es scheint jedoch, daß dasselbe eine eigentbumlicke von jenen Gattungen ganz unabhängige Dichtung sey. Der Geist, von welchem die Hauptpersonen und namentlich Antar beseelt sind, seine begeisterte Tapferkeit, seine beharrliche Liebe zu Abla und die Erge bung, mit welcher er sich den harten Bedingungen de« Vaters seiner Geliebten unterwirft, finden sich sämmtlich in der Moallakat wieder. Die Sitte» und die Handlungen der verschiedenen Personen entspre chen vollkommen dem Bilde, das wir uns von den Gewohnheiten und der LebeiiSweise eines kriegerischen Hirtenvolkes machen können. Dennoch trifft man binzclnhcitcn, die un« abendländischer Art schei nen, vcrmuthlich an« Mangel einer hinreichende» Bekanntschaft mit den Sitten Arabiens, oder sie sind eine Wirkung der durch die Kreuz züge zwischen Asten und Europa vermiitelltlt Verbindung. Sine auf merksame Prüfung des Stil« verwandelt die Hypothese, daß der Au tor nach der Epoche der Kreuzzuge geschrieben habe, fast in Gewiß heil. Denn abgerechnet einige Formen der gemeinen Sprechart, welche vvn Abschreibern, die für deu Gebrauch öffentlicher Mährchen- Erzählcr schrieben, eingetragen wurden, um hier und da den unun- tcrrichieic» Zuhörern das Verstänbniß zu erleichtern, ist der Stil zwar elegant und gelehrt abgerundet, aber nicht klassisch nach dem Muster der unter den Kalifen blühenden Schriftsteller; er erscheint mehr modern und gleicht den besseren Werken aus der Periode des Verfalls der Arabischen Literatur, wie z. B. der Geschichte Timurs von Ebn Arabscha (gest. 1430), so daß man nicht sehr seblt, wenn man dem Noma» des Antar cm vierhunderljähriges Alter zuschreibt. Die Exemplare sind in Aegypten selten, häufiger in Syrien. Die in den Europäischen Bibliotheken befindlichen Handschriften oder die jenigen, aus denen die Abschriften für den Baron Jtalinski und den Französischen Dolmetscher Cardin in Konstantinopel genommen wur den, stammen fast alle aus Aleppo, Damaskus oder benachbarten Or ten. Indessen ist Syrien wahrscheinlich nicht da« Vaterland diese« Buches. Eine durch da« Zeugniß einiger Manuskripte bestätigte Volkssage unterscheidet zwei etwa« abweichende Ausgaben, die von Irak und die von Hcdschas; letztere gilt für besser. Vcrmuthlich stammt daher der Roman aus einem dieser Länder. Der erste, wel cher die Aufmerksamkeit der Orientalisten aus diese« große Werk lenkte, ist Will. Ione«; er zählt dasselbe zu den vollkommensten Dich tungen, obwohl er nur eine» emsigen Band in Besitz Halle. Mit gleicher Achtung spricht Herr v. Hammer von demselben. Von Iones und Kosegarlen (in der Arabischen Chrestomathie) sind Proben de« Werks in der Lnginalsprache herausgeg.br» worden; Tcrric Hamil- lo» gab- eure Englische Ucbcrsctzung de« ersten Drittels, der Anfang derselben erschien auch Französisch (Paris 1849), und einige Aus züge la« man in der lisvu^ li-anssi«« von 4830. Da« Exemplar de« Herrn Cardin i» zehn Foliobänden befindet sich gegenwärtig aus der Königlichen Bibliothek zu Pari«. Antar erscheint m diesem Buche als vvn der Vorsehung gesandt, um den wilden Stolz der Arabischen Krieger zu demüthigen und Muhamed die Wege zu ebnen. Er ist der Sohn eine« schwarzen Sklaven, schwingt sich aber durch die dem Stamme der Beim-Ab« geleisteten Dienste, durch Tapferkeit und Dichtcrgenie von einem gemeinen Hirten zu einem Edclmannc empor, und trotz der Hindernisse, die der Neid ihm vielfach bereitet, heiralbel er seine Geliebte, Abla, ein junges Mädchen von vorneh mer Geburt. Wir geben hier eine Uebersctzung oder vielmehr eine Nachahmung de« Stils und Inhalt« jene« Romans in einem Stücke, betitelt: Antar'S Lod. Wezar, Sohn Dsjaber« (welchem Anlar bei dem drillen Versuch auf sein Leben die Augen haue ausstechen lassen), brütete insgeheim auf Rache. Obgleich seine Augen des LichtS beraubt waren, batte er die Gewandtheit, Pfeile abzuschießc», nicht verloren. Sein Ohr, geübt Lurch vicljährigc Gewöhnung, der Spur der wilde» Tbiere auf das Geräusch ihrer Tritte zu folgen, reichte hin, seine Hand zu lenke», und ihr Schuß verfehlte nie da« Ziel. Stel« aufmerksam, hörte sein Haß begierig die Nachrichten, welche der Ruf ihm von seinem Feinde zuftihrte. Antar, vernimmt er, scy nach cincr gcsabr vollen fernen Unternehmung ruhmbedeckt zuriickgekommcn mit gewal tiger Beute und Schätzen, reich wie die de« KoSroe«, belade». Bei dieser Erzählung weint Wezar vor Neid und Wuth. Er ruft seinen treuen Sklaven Ncdjim. „Allzulang", spricht er, „hat da« Glück den geschützt, dessen Erfolge mich zur Verzweiflung bringen.. Seil jenem Tage, an welchem ein glühende« Eisen meinen Augen da« Licht ge raubt, sind zehn Jahre verstriche», und ich bin noch nicht gerächt! Aber endlich ist die Zeit gekommen, wo ich meine Schmach abwaschen und in seinem Blute da« Feuer löschen will, da« an meinem Herzen zehrt. Antar lagert am User de« Eufrath; dort will ick, ibn aus suchen. Zcb werde in den Gesträuchen, im Schils versteckt bleiben, bi« der Himmel sein Leben meinen Händen ausliefert." Sr befiehlt den, Sklaven, sein Kameel berbeijufühie», das an Schnelligkeit dem bebenden Strauße gleicht. Er bewaffnet sich mit seinem Bogen und dem Köcher voll vergifteter Pfeile. Nedjim läßt da« Kameel niedcr. knieen, hilft dem Herrn aufsteigen und ergreift die Zügel des geleh rigen ThiercS, seinen Schritt zu leiten. Als sie tief in der weiten Ebene der Wüste waren, lieb Wezar seinem Rachedurst folgende Worte: „Meine verstümmelte» Augenlieder könne» sich nicht mehr zu süßem Schlafe schließen; mich umfängt eine ewige Nacht. Drer»