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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Präniimeraüons- Kreis 22j Sgr. (z Tb>r.> vierteljährlich, 3 TbK-r für dnS ganze Jahr, ohne Er höhung, in ollen Theilen der Preußischen Monorchie. für die Mon prönumerirt aufdiesc- Beiblott der Allg.Pr. StaatS- Aeitung in Berlin in der Expedition lMohren - Strohe Nr. 34); in der Provinz so wie im ÄuSlonde bei den Wohllöbl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. 116 Berlin, Freitag den 27. September 1833. England. Narrative ok voz-szzes t» oxplore Ilie slrores ol Akrica etc. (Reise zur Untersuchung der Küsten von Afrika :c.) Von Lapitain N. F. W. Owen. 2 Bdc. London, 1833. Im Januar 1822 verließen der„Leven" und dir „Barraconta" England nnlrr drm Kommando des Capitain Owen, nm die Küsten von Afrika näher zu „nlcrsiichrn. Sie hallen die Instruction, dis ostwärts vom Kap vorzudringen, von da, der Jahreszeit gemäß, sich südwestlich zn wenden und nach vollständiger Untersuchung der da zwischen liegenden Käste ihre Fahrt nordwärts zu richten, an den Küsten von Sosala und Mozambique entlang, um den Laus der ver schiedenen Ströme, die in das Meer und den Mozambique-Kanal flie ßen, so wie die Bucht und die Inseln zu erforschen, und von da nach Madagaskar zu gehen. Diese Expedition des Capitain Owen ist, ihren Resultaten nach, silS ein folgerciches Ereigniß für die Wissenschaft zu betrachten; durch stc sind viele geographische Irribümcr beseitigt, deren Obwalten allerdings in Erstaunen setzen muß. So ist j. B. das Kap der gute» Hoffnung, das aus der Charle einen viel be- .trächtlichcren Raum einnimml, als irgend ein anderes Borgebirge, noch nie in seiner wahren Ausdehnung angegeben. — Bevor das Chronometer so vervollkommnet war, wie es durch die Bemühungen der jüngsten Zähre geschehen, waren die Irrungen kaum vermeidlich, und auch noch jetzt, trotz der Vervollkommnung dieses Instrumentes, bat Capilain Owen an 9 Chronometern, die er mitgenommen hatte, Abweichungen bemerkt, die wohl durch Wechsel dör Witterung, des Klimas und der Lage verursacht wurden. Waren auch diese Diffe renzen im Einzelnen unbedeutend, so konnten sie im Ganzen und Großen anschnlichc Irrungen hrrvorbringen, waren sic nicht durch genaue Beobachtungen modifizirl worden. Was zuerst den Leser überrascht, ist die ungemein große Slcrb lichkeit, die das Schiffsvolk bei seinem Eindringen in das Innere ocr Gegenden erfuhr. Viele kräftige junge Männer, so wie einige Offi ziere, wurden ein Opfer des ungesunden Klimas und des schleichen Pen Fiebers. Wie vorlheilbast in kommerzieller Hinsicht unsere Be sitzungen an der Afrikanischen Küste auch sind, so kann doch nicht geleugnet werden, daß sie durch ihre nachthcilige Einwirkung auf Gc- sundheil und Leben uns lheuer zu sichen kommen. Wer der wdtli- vhen Influenz des Klimas entgeht, kchrt an Körper und Geist gc brochcn Heini. Es wäre unmöglich, die unmittelbaren Ursachen die ser Krankheiten näher zn bestimmen; doch scheint cS, daß je nach der verschiedenen Körper - Constitution die Affcction und dcr Grad derselben verschieden ist. In vielen Fällen bat cs sich als höchst nach- theilig bewahrt, unter freiem Himmel zu schlafen, während es in an deren durchaus ohne Folgen blieb. So viel steht fest, daß gerade die schwächsten Naturen verschont blieben, während kräftige und offen bar starke von Krankheit heimgesucbl worden. Einig« dcr interessantesten Partteen des Buches sind die Nach richten von den Hollcutonlcn, cinrm Volke südlich von Mapula, dessen Name vcrmuthlich nur eine Corrupiion aus dem der Hvttcu- lottcn ist. Sie leben von Räuberei. Wir lassen hier eine Skizzc folgen, die ihren jungen Anführer Chinchinganp in seinem Krieger- Kostüm darstcllt: „Rings um das Haupt, gerade über den Augen, schlang sich ein stiel,streif, j» Farbe und Form einem Fuchsschwänze ähnlich, zier lich ausgtputzi und gestrichen, worunter sich sein schwarzes wolliges Haar barg; über dcü,selben war cs frei, in seiner natürlichen Länge, bis zum Scheitel, wo cs ringsbcrum abgeschoren war, wie bei den Mönchen. Um diese Tonsur zog sich ein dicker lederner Ring, der in den darunter befindlichen Haareskräuscln befestigt war. Die Dicke des Haares war beträchtlich genug, um einem tüchtigen Stoße weh ren zu können." „Ans dcr einen Seite des Kopscs befand sich eine einzelne große Feder, als Abzeichen seines Standes, und unmittelbar über den Augenbrauen cinc Schnur kleiner wcißcr Perlen und eben so eine andere unter dcr Nasc. Unter dem Kinn trug er cinc beträchtliche Quantität struppiger Haare, ähnlich dem Barte eines ehrwürdigen Patriarchen^ bis aus die Brust hcrabbängend. Die Ohrläppchen waren weit ausgcschlitzl und hingen 4 — 5 Zoll herunter, waren jedoch ohne alle Verzierung. UebrigenS dienen diese Löcher in den Ohrläppchen vst genug znm Transport von kostbaren Dingen. — Zeder Arm war ebenfalls von einer Masse Haaren umgeben, ähnlich den unter dem Kinn befestigten, deren Enden bis an die Ellenbogen reichten. — Um den Leib waren 2 Stricke befestigt, daneben geflochtene Lcder- streifcn, den Affcnschwänzen ähnlich; der obere war dicht unter seinen Armen angebracht und hing ctwa 12 Zoll herab; die Enden der Le der waren sorgfältig beschnitten; dcr untere war dem oberen ähnlich und schloß sich genau da an, wo dieser anfhörtc, nud hing auf die Knicen herab. An den Hand- und Fußknöcheln trug er kupferne Ringe. — Sein Schild bestand in dem Felle eines jungcn Ochsen, etwa 5 Fuß lang und 3, Faß breit." Wir können es füglich dcr Phantasie des LcscrS überlassen, sich aus diesen einzelnen Andeutungen das unangcnchme Bild zu er gänzen, und er wird uns vielleicht Dank wissen, wenn wir ihn mit den Dimensionen des Spießes, den strategischen Unterscheidungen der verschiedenen Arlen von Speeren, so wie anderen Details über das Kostüm dcr Holle,itonien, verschonen. Uebcr de» Charakter dieser Völker gicbt uns folgendes Ereigniß Ausschluß, das die Engländer Nachts in ihrem Lager überraschte; glücklicher Weise war Emer von ihnen wach. „Lieutenant Vidal beobachtete die Sterne und war eben im Be griff, seine Instrumcuie zusammcnzulkgen, um zurückzukchrcn, als er plötzlich ein Geschrei von den Schildwacheu hört. Er fährt zusam men, und siebt in demselben Augenblick auch schon cinc Schaar Hol- lentontcn mit ihren Schilden und Speeren aus die Zelle u»tcr schreck lichem Geschrei losstürzcn. Die furchtbare Idee, daß sie im Schlafe würden niedergcmctzctt werden, batte sie ausgcjagt, und sie eilten nun nach unserem Lager hin, mit drm lauten Ruse: „Zu den Was sen' zu den Waffen!" — DaS war genug. Der Lärm schallte von allen Seile» wieder, Alles erhob sich augenblicklich, und die mörde rische Baude ward mit einer Salve von Kugeln und Bajonctspitzen empfangen. DaS Mnskclenfruer, der Knall dcr Kugcln sammt dem Geschrei dcr Angreifcr, das Lurch die Finsterniß dcr Nacht erscholl, gaben cinc furchtbare Scene Bald wurden jedoch die Barbaren cingeschüchiert, als sic das Aechzcn Einiger von den Kugeln Getrof fenen hörten, und nach einem kurzen verzweifelten Handgemenge ver wandelte sich das Kampsgcschrci in Angstrnf, und es erfolgte ein plötzlicher Rückzug; sic vergaßen dennoch ihre Verwundeten nicht, sondern trugen sie mit fort. Sie zu verfolgen, schien unräthlich, da ihre Zabl unbekannt war; aber das Gcwcbrscuer wurde nicht einge stellt, so lange man sic noch durch die Büsche hörte. Ihre Anzahl belief sich auf 2 —,M); dcr Anführer war Cbinchinganv, dessen Speer und Schild (jetzssdcm Lord Melville geschenkt) am nächsten Mor gen unweit des Lagers gefunden ward." — Wir werfen noch einen Blick auf diese treulosen Horden, um dann von ihnen Abschied zu »eh men: „Zwei wohlbcwaffnctc Abthcilungen unscrer Soldaten wurden anSgcschickt, um Wasser zu suchen, was ihnen auch endlich zu finden gelang. Ihr Weg führte sic durch mehrere Felder, die mit MaiS, Zwiebeln und Reis bepflanzt waren, und sic fanden unter Anderem einen mcnschli.hen Schädel, an dem Spuren von Feuer sichtbar waren. Dies führte sie aus die Vermuthung, daß die Hollentonten Kannibalen setzen; bei näherer Nachforschung ergab sich jedoch dieser Verdacht als nichtig, da sogar die bittersten Feinde der Hollentonmi ihn abwicsen. Aus ibrcm Wege zum Flusse, den Morgen nach jenem Angriff, sahen sie eine zahlreiche Schaar Hollcnionten'aus dem linke» User in guter miliiairischer Ordnung marschiren. Sic hatten eben bei» Fluß durchschwommen und waren im Begriff, in das Land von einer anderen Seile einzusallcn, um es zu plündern. Ihre Erscheinung bot einen kriegerischen Anblick dar, und es war überraschend, zu sehen, wie sic in einer lang gezogenen Reibe sich durch die Windungen der Gegend binbcweglcn. Da das Gras feucht war, so bemerkte man, daß sie mit großer Sorgfalt ihre Schilde über dasselbe bin- ausbielten, damit diese nicht durch die Näße litten; ihre Sperre sah man von dcr Spitze des Hügels weithin in dem Sonnenschein cr- glänzen." Hippopotami (sogenannte Nilpferde) finden sich im Ueberflusse in den Strömen dieses Theils von Afrika. Einmal fingen die Eng länder ein solches Thier und zähmten cs, doch starb cs zuletzt aus Mangel an ter ibm eigcnthümlichen Nahrung. Indessen ließen sich jene Tbicre nubt immer bcikommcn. Eincs verfolgte ein Boot und hätte cs bcinabc umgcstürzt. Lieutenant Botcler beschreibt eine Gruppe von Hippovolamen, aus dic er bei einer Exkursion aus dcr Insel Refuge gestoßen, fol gendermaßen : „Am nächsten Morgen setzten wir unsere Fahrt aus dem Flusse fort, und indem wir eine sandige seichte Stelle passtrten, sahen wir