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Band Xl.ii Wit besonderer In P 8^rüe!rslcj)trguncl der Anthropologie und Ethnologie, begründet von Karl Andree. "bindung mit Fachmännern hcrausgegebcn von Dr. Richard Kiepert. Braunschweig 2 Bändc ä 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen nnd Postanstalten 1882 zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen. Das heutige Sy rie n. (Nach dem Französischen des M. Lortet.) XX1II. lSämmtliche Abbildungen nach Photographien.) Folgt man von Tiberias aus dem Wcstufcr des Sees nach Lüden, so gelangt man nach etwa einer halben Stunde zu den berühmten warmen Bädern, den HammLm Taba- riye, welche 55 bis 61» C. heiß sind und namentlich wäh rend des Juli gegen rheumatische Leiden viel benutzt wer de». Die beide» der Regierung gehörigen Badehäuser werden von derselben an einen Privatmann vermiethet, sind aber arg verfallen und überaus schmutzig, lieber denselben liegen am Abhange des Berges das Grab des 1204 ge storbenen größten jüdischen Philosophen Maimonides, neben welchem sich eine Schule erhebt, unweit davon diejenigen der Talmudisteu Rab Ami und Rab Ache und höher hin auf das des berühmten Rabi Ben Akiba, welcher, 120 Jahre alt, in den Aufstand des Bar Kochba verwickelt, von den Römern gefangen genommen und lebendig geschunden wurde. Nahe an 9 Km südlich von Tiberias erreicht man die Südspitze des Sees, wo der 30 bis 40 m breite Jor dan ans demselben heraustritt. Dort lag auf einer von drei Seiten von Wasser umgebenen Halbinsel im Alter- thunie die Stadt Sennabris. Nach der vierten Seite schützte sie ein Graben, der gleichfalls mit Wasser gefüllt werden konnte; der Hügel, welcher sie trug, erhebt sich 9 m über den Spiegel des Sees. Etwas östlich davon, nach dem Spe zu, liegt der Hügel Kerak mit prächtiger Aus sicht, auf welchem man Reste eines römischen Lagers gefun den zu haben glaubt. Wenige Minuten später steht man am Jordan, aus welchem die Trümmer einer Römerbrücke Globus XMI. Nr. 21. aus später Zeit, der Dschisr Umm Kanatir oder der Brücke von es-Semak, hcrvorragen. Das gleichnamige elende Dorf liegt jenseits des Flusses; cs besteht nur aus etwa 30 ganz niedrigen, mit Rohr und Binsen bedeckten Hütten. Zahlreiche Störche hatten sich auf den Pfeilerresten häus lich eingerichtet und geriethen beim Nahen der Fremden in lebhafte Aufregung; erst als ihnen nichts zu Leide geschah, drückten sie ihre Befriedigung durch lebhaftes Klappern aus. Klar und durchsichtig, daß man die großen Fische im Wasser schwimmen sieht, fließt der Jordan, hier 4 bis 5 Fuß tief, rasch zwischen den Brückenpfeilern nach Süden, wo sich das Ghor, theils angcbaut, theils sumpfig, in un absehbare Fernen erstreckt. Am folgenden Tage beschloß Lortet eine der zahlreichen Höhlen, welche an der Felswand über seinem Lager sicht bar waren, zu untersuchen. Es ist behauptet worden, daß dieselben früher als Gräber benutzt worden sind; doch ist Lortet anderer Ansicht. Diejenige, welche er schon seit einigen Tagen mit einem Fernrohre beobachtet hatte, besitzt eine sehr niedrige Oeffnung, 50 m über dem Seespiegel. Als er dieselbe betrat, war er sehr enttäuscht auf eine Mauer zu stoßen, welche den engen Durchgang versperrte; die Mukaris mußten herbeigerufen werden und mit Hacken das Hinderniß beseitigen, ehe man durch einen finstern Gang in eine große Höhle Vordringen konnte, welche sich etwa 250 m weit in das Innere des Berges hineinzieht, und von welcher nach rechts und links zahlreiche Scitcngüngc 41