Volltext Seite (XML)
Band Xl.li Mit besonderer erücksichtigung der Anthropologie und Ethnologie. Begründet von Karl Andree. Biaunschtveia Ehrlich 2 Bande ä 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstaltcn 1 Q Qt) zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen. O O^. Verbindung mit Fachmännern herausgegeben van vr. Richard Kiepert. ^amurzakan und Abchasien. (Nach deni Französischen der Madame Carla Serena.) III. lSämmtlichc Abbildungen, wenn nicht anders bezeichnet, nach Photographien der Madame Carla Serena.) Von Eschketi an hatte cm Tschapar (berittener Führer, Postillon) aus dem Dorfe Bedia, welcher russisch sprach, die Reisende begleitet und dieselbe in sein Haus eingeladen. Auf der Schwelle fanden sie die Frau mit ihrer Tochter, einer reizenden kleinen Blondine mit blauen Augen, von welcher die Fremde mit ebenso großem Erstaunen an geblickt wurde, wie von ihrer Mutter mit Furcht. Ein zehn jähriger Knabe begrüßte den Tschapar mit großer Ehrerbie tung ; es war sein Pflegling, Sohn eines seiner Freunde, und ebenso von Adel, wie er selber. Im Austausche hatte dieser Freund den altern Sohn des Tschapar adoptirt, ein im Kaukasus gewöhnliches Borkommniß. Ein solches Band zeigt sich oft stärker als das der Verwandtschaft; die Kna ben bleiben mehrere Jahre lang bei ihren Pflegevätern, die für sie wie für ihre eigenen Kinder sorgen. Bon hier aus unternahm Madame Serena am 16. und 17. Novem ber 1881 Ausflüge zu den oben beschriebenen Ruinen der Kirche und des Klosters, um eine Anzahl von Photogra phien derselben anzufertigcn; die warmen Schwefelquellen 10 Werst von dem Dorfe Tkvartscheli aber, welches von Bedia aus etwa in einem halben Tage zu erreichen ist, blieben diesmal unbesucht, da der Weg dorthin zur Winters zeit nnpassirbar ist. Aber in den heißen Monaten Juni bis August strömen Kranke, besonders Mingrelicr, dorthin, um Heilung zu suchen. Ihre Ansprüche sind nicht groß: zum Obdach dient ein Baum oder eine Felsgrotte, Milch, Käse und Schafflcisch liefern die Hirten der umliegenden Globus Xl.II. Nr. 14. Berge und ein Topf zum Bereiten der Maissnppc vervoll ständigt die Küche. Unweit dieser Thermen entspringt der reißende Galizga, durchfließt einen Theil von Abchasien und mündet zwi schen Otschemtschiri und Jlori in das Schwarze Meer. Sechsmal muß man ihn durchfuhrten, um von Tkvartscheli aus den 12 Werst entfernten großen Ort Pokvcschi zu er reichen. Von da sind es nur wenige Werst bis Beslahuba und weitere -sieben bis Otschemtschiri. Die Straße zwi schen den beiden letzteren Orten führt durch einen natür lichen Park, welcher an Pracht alles übertrifft, was Kunst zu leisten vermag. Herrlichere Alleen, mannigfaltigeres und dichteres Buschwerk kann man sich kaum vorstellen: Eichen, Platanen und Linden breiten ihre mächtigen Aeste über die mit goldgelben Blüthcn bedeckten Azalien aus. Erstaunt und entzückt reitet man dahin, bis man plötzlich aus dem Walde hcrauskommt und das Schwarze Meer vor sich erblickt: Otschemtschiri ist erreicht. Vor etwa einem halben Jahrhundert nahm dichter Wald von Buchsbäumen diese Stelle ein; derselbe gehörte der tscherkessischen Fürstenfamilie der Antschibeia, welche ihn dem letzten Ahn, Michael Scherwachidze, verkaufte. Dieser ließ das Dickicht forträumcn, durch türkische Archi tekten und Handwerker sich einen Palast errichten und gab dem Orte seinen heutigen Namen, welcher „mit Buchsbäu men bewachsene Stelle" bedeutet. Eine weit verbreitete Sage will wissen, daß der Baumeister alsdann getvdtct 27