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WvchcmUch ersäeincn drei Nummern. Pränumcraricns- PreiS 22^ Sgr. (j Thlr.) oicrtelicihrlich, 3 Tb-Ncr kür das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. für dl«- Man prännmeri« auf diese» Lei! lau der Allg. Pr. Stams- Zeitung in Berlin in der Expedition tWcdr-n - Straße §<r. 34); w der Prcrinz so wie im Auslände bei den LolMdl. Post-Aftern. Literatur des Auslandes. 82. Berlin, Mittwoch den 17. Zutt !833. Nord-Amerika. Lieutenant Coke über die Vereinigten Staaten von Nord- Amerika. Lieutenant Coke, der, gleich so vielen Anderen, in Folge der wider sprechenden Schilderungen der Bereinigten Staaten, die seit einiger Zeit erschienen, am Lude nicht mehr wußte, was ec denken zollte, denutzte voriges Jahr einen kurzen Urlaub, um den westlichen Kon tinent zu besuchen und durch sich selbst zu urthcilcu. Das Resultat seiner Beobachtungen ist -in^cinem eben erschienenen Bande zusam- mcngestcllt, °) und er übergicbt denselben dem Publikum, nicht aus Schriftsteller-Eitelkeit, sondern mit dem lobcuSwerlhen Wunsche, zu der beroilS vorhandenen Kennlnisk eines Gegenstandes, an welchem das Intcrcfib mit jedem Tage zunimmt, seinen Theil beizuiragen. Das Werk ist reich an vernünftigen Bemerkungen über die In stitutionen Amerikas, man findet hier nichts von jener milzsüchngcn Laune, welche die Schilderungen dec Mrs. Trollope verunstalten; eben so wcuig sucht er, wie andere Engländer, au» niedriger Eifer sucht oder persönlicher Empfindlichkeit die Dinge hcrabzusctzen; er be schreibt vollständig und niet äUarbcit den gegenwärtigen Charakter der Dinge, von denen cr-Kenntinß erhielt. Der grosse Unterschied zwischen diesem Werke und einem Bliche, wie das der Mrs. Trollope, besteht darin, dal; das eine unbeschranktes Vertrauen cinstößt, während das andere fortwährend unseren Argwohn nährt. Lieutenant Coke schreibt wie ein Weltbürger; MrS. Trollope wie die Schülerin riner bigot ten Sekte. Sic mögen Beide viel Wahres geben, aber die Ari, cs zu geben, ist äußerst verschieden. Mrs. Trollope kann von der ersten bis zur letzten Seite ihren Aeeger darüber, daß Lie Amerikan-e sie ei» „altes Weib" nannten, und daß die Speculation, die sie nach den Bereinigten Staaten führte, wo sie Alles zu bekehren bossle, fchlschlug, nicht verbergen. Eben so augenscheinlich aber beweist das Buch von Lieutenant Coke, das; er mit keinen feindseligen Gesinnun gen kam, das; er das Lächerliche, das Satirische und Uuweisc als ein Manu von gesunder Vernunft aufnahm, und daß er Herr genug über seine Stimmung war, um nicht wegen kleiner Unannehmlichkei ten, denen er in einem Staate von abweichenden Sillen nicht wohl entgehen konnte, die ganze Nation anzuklagen. Seine Kritik der Amerikanischen Sitten gebt von einem höheren Standpunkte aus. Mrs. Trollope findet nichts zu niedrig bder unbedeutend, nm schwere Verleumdungen darauf zu gründen, und wo ihre Feder nicht auS- rcicht, nimmt sic den Pinsel zu Hülse, um das Ahgeschmarklc stärker auszumalen. Beide Bücher stimmen zwar darin überein, daß die Amerikaner ein neugieriges, rohes und unzartes Volk sind, aber die Art, dies zu beweisen, ist so verschieden, daß man MrS. Trollope'S Schilderungen nur persönlicher Rachsucht zuschrcibcn kann, während man die dcS Lieutenant Coke mit Achtung und Aufmerksamkeit aus- mmmt, weil sie frei von jedem verdächtigen Motiv sind. Der erste.Gegenstand, der einen Englischen Reisenden interessier, ist der Gasthof. Läßt es sich hier aus behagliche Weise esse», trin ken, schlafens Hier ist die ciusache Antwort aus diese wichtige Frchft: „Die Schlafzimmer in den (Rasthöfen der Vereinigten Staaten sind im Allgemeinen nicht so groß, so freundlich oder so gut möblirk, wie in England; doch die Häuser selbst in Hinsicht auf Größe und Geräumigkeit, um viele Gäste zu fassen, übertreffen weil die Englischen. In Amerika wird viele Bequemlichkeit ausgeopfen, um eine größere Anzahl Gäste aufnehmen zu können; ein besonderes Gesellschaftszim mer oder besondere Mahlzeiten sind kaum zu haben, und nur zu ftbr hoben Preisen; Pa folglich jeder notbgedrungrn an der Table d Hole speisen muß, so bieler ein großes Hotel eine Scene bunten Wirrwarr's und geräuschvoller Gcschäftigkest dar." Wir staben von vielen Leuten, die in Amerika gereist sind, ge holt, daß die Gasthöfe in deii vcrnebmsien Städten sehr prächtig eingerichtet wären; doch alle bestätigten, wie schwierig cS scv, seine besondere Bequemlichkeit zu erhalten. Mau muß an Tal le P'Hoic speisen, und zwar wenn der Wirth will, oder man riskirt, gar nichts zu essen zu bekommen. Nach den Englischen Begriffen ron Unab hängigkeit ist die persönliche Freiheit da eben nicht besonders groß, wo es einem nicht einmal gestaltet ist, aus seine eigene Weise zu essen. - Der Vers, gesiebt unvcrholcn, daß die Amerikaner eine natür- s knrloaxli: «f 8oeoks t' carlou^ pirrr* m cUo ZknitoN Htate-. Mo. llurtciL tllo ktmmnc-r >:ü „uNin.ä M Lv Ze. 1' tuko. licht Neigung zur Geschwätzigkeit haben, bemerkt aber dabei, daß einige Theile der Union von diesem Fehler frei sind. Philadelphia z. B. ist merkwürdig wegen seiner quäkermaßigen Schweigsamkeit. Die Stadt ,selbst schildert Coke auf sehr rorubeilhafte Weise; sic hielte, meint er, die Vergleichung mit jeder ankeren Stadl aus, die er je gesehen, und ist, nach seiner Meinung, alle» Städten auf dem Kon- ilnent in Nord-Amerika vorzuzichcu. Die Landstraßen sollen sehr schlecht sevn, obgleich in emcm an deren Bucke von Herrn Mackenzie, welches ebenfalls kürzlich erschie nen ist, die verbesserten Landstraßen außerordentlich gelobt werben. Diese ewigen Widersprüche sind es, die es fast unmöglich machen, eine richtige Ansicht übe: Amerika zu erhalten. Las Haus der Repräsentanten zu Washington, eine Stadt, die den Erwartungen unseres Reisenden nicht entsprach, ist seinem Zwecke weil angemessener, als die Stephans-Kapelle, in der sich das Briti sche Unterhaus befindet. Es ist von halbrunder Form, mit einer ge malten Kuppel, wird von 24 Säulen getragen und durch Lampen und einen prächtigen Kronleuchter erhellt. „Der Stuhl des Sprechers nimmt die Mitte der Basis des Halbzirkels ein und steht unter einem Thronhimmel, neun Stufen über den Fußboden erhöht. Die anderen Mitglieder sitzen in Halb kreisen nm den Sprecher her, jeder hat seinen Stuhl, sein Pult, Schreibmaterialien und — was ja nicht zu vergessen — seinen kupfer nen Spucknäps. Hinter ihnen, zwischen den Marmorsäulen, halten, sich diejenigen Personen auf, welche, obgleich keine Mitglieder, doch zu einem Platz im Hause selbst berechtigt sind. Die Fremden-G-lte- i°e Lon Marmor, mit drei Reigen gepolsterter Sitze und einem mir Teppichen belegten Fußboden, ist ungefähr 12 bis 14 Fuß über dem Barren des Hauses erhöbt urrd nimmt den Raum zwischen den Säu len und der Wand ein, so weit der Halbzirkcl reicht. Ucoer dem Sitz des Sprechers befindet sich eine große Bildsäule der Freiheit, und ihr gegenüber, über der EingangSihüre, eine andere (was diese vorstellen sollte, konnte ich mehrere Tage lang nickt hcransfinte»). An der einen Seite des Saales sicht man das Portrait von 8a- fayrüe in Lebensgröße mit der Amerikanischen Fahne und dcr Unab- hängigkeiis- Erklärung in der Hand. Ihm gegenüber soll das von Washington aufgebangt werden. Es waren ungefähr läl) Mitglie der zugegen, als ich eintral, und das Ganze gewährte wirklich einen imposanten und herrlichen Anblick. Ich hatte durchaus nicht erwartet, etwas so Großartiges zu erblicken, Und fand es prachtvoller, als ir gend etwas, das ich ft gesehen." Der erste Anblick des Senatoren-Hauses har schon etwas mehr von der Amerikanischen Art. „Das Haus des Senats ist reu derselben Form wie das Haus der Repräsentanten, aber kleiner, indem es nur 74 Fuß laug und 42 Fuß hoch ist. Als ick die lcichtgebantc Fremden - Gallcric Hinan stieg, welche, von eisernen Säulen getragen, tun dcn runden Theil desselben hinläuft, fiel. Mir folgende Anzeige an dcr Tbiir derselben ins Ange, über die ick lächeln mußte: ,,„Die Herren werden crsncht, ihre Füße nicht auf den Rand der Gallcric zu setzten, indem dcr Schmutz derselben dcn Sencuorcn aus dir Köpfe fällt."" Die schnelle Entstehung und Vergrößerung der Städte in Ame rika, die nnS zeigt, ans welche Weift eine anwa„,ftnde Bevölkerung sich in der Geschwindigkeit mit Wohnungen versiebt, verdient bemerkt zu werden. „Eine Stad! erbebt sich :n Amerika mit fast zaubcrähnlicher Geschwindigkeit. Kaum ist dcr Entwurf zu c.nem neuen Kanal oder ciner Eisenbahn gemacht, oder kaum sängt man au, die'Waldungen au dem User eines schiffbaren Stromes zu lickten, so kömmt eine Schenke zum Vorschein aus einem Flecke, wo sich erwarten läßt, daß der Reisende nach einem Trunk verlangen werde. Bald folgt eine Sage- und Kornmühle, ein oder zwm Kaufmanns.Laten, ein Post amt, eine Druckerei und eine Bank. Die Mühle muß wahrscheinlich bald dem 'Fischteich Platz mnachcn : die Bank stellt äuck wohl ihre Zahlungen ein,, und die E:.'enthüllter macht» sich davon, um ihre Spcculationcn anderwärts von vorn anzusangcn. Wo noch vor sechzig Tagen nichts als eine Wildniß war, herrscht jetzt tie geräusch- vollsie Tbäsiqken; die Stadl wächst beinahe zwischen den Baumen hervor, die Straßen sind abgesteckt, eine Schenke, mehrere Waare»- laden nnb an 5si Häuser sind schon bewohnt." Eine kleine Anekdote gereicht so sehr dem Charakter der Anrrri- kanischen Gasiwirlhe zur Ebre, daß nir »ms dos Vergnügen »ich: ver-'agen könne», sie'hier aufzunebmen. Wir wisse» wohl, daß Ei»e Sckwallc keine» Sommer macht, aber wo Eine Schwalbe ist, lä'' '